S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.11.2025 um 10.30 UTC

Zeitweise unbeständig und etwas milder als zuvor. In Kombination mit einem
Vb-artigen Tief zur Wochenmitte noch große Unsicherheiten.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.11.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Montag befindet sich Mitteleuropa im
Einflussbereich eines Langwellentrogs, in dem sich ein hochreichendes Tief
befindet, das in den Morgenstunden über der südlichen Nordsee liegt. Dessen
Front hat bereits am Montagvormittag weite Teile Deutschlands überquert und
gegenüber den Vortagen eine Milderung eingeleitet. Das Tief zieht allmählich
südostwärts und liegt dann in der Nacht zum Montag etwa über der westlichen
Mitte Deutschlands. Derweil stößt der Trog immer weiter nach Süden Richtung
Mittelmeer vor. Vorstoßende polare Kaltluft in den warmen Mittelmeerraum bietet
nahezu ideale Bedingungen für eine Zyklogenese im Golf von Genua und so ist es
wenig verwunderlich, dass in der Nacht zum Dienstag dort auch tatsächlich ein
Tief geboren werden soll. In Deutschland gibt es sowohl im Süden als auch im
Norden Niederschläge, wobei v.a. im Süden die Schneefallgrenze bis in die
Hochlagen der Mittelgebirge steigt, während sich im Nordosten noch die Kaltluft
zäher halten kann und der Niederschlag dort teils noch bis in die Abendstunden
als nasser Schnee fallen kann. Dort ist es mit nur um 1 Grad auch am kältesten,
während die Temperaturen im Westen und Südwesten auf bis zu 8 Grad steigen
sollen. In der Nacht zum Dienstag sinkt dann auch im Süden die Schneefallgrenze
wieder bis in tiefere Lagen.

Am Dienstag stößt der Trog weiter nach Süden vor und flutet große Teile des
zentralen Mittelmeerraums mit Kaltluft. Dadurch kann sich an dessen Vorderseite
auch das Bodentief verstärken, welches zur Adria zieht und in der Nacht zum
Mittwoch einen zweiten Tiefkern über Ungarn erhält. Über Deutschland kann wieder
etwas kältere Luft einfließen, sodass die Temperaturen in 850 hPa auf -5 Grad
zurückgehen. In Deutschland erwartet uns ein nasskalter Tag mit gelegentlichem
Regen oder Schneeregen, in höheren Lagen Schnee. Das Tief südlich der Alpen
bringt bereits zu diesem Zeitpunkt größere Unsicherheiten in die Prognose, auf
die im Detail im Modellvergleich eingegangen wird.

Im Laufe des Mittwochs kann laut IFS die Kaltluft bis nach Algerien vorstoßen.
Das angesprochene Tief zieht auf einer Vb-artigen Zugbahn nordwärts und liegt am
Abend an der Grenze zwischen Polen und Belarus. Westlich des Trogs befindet sich
ein Rücken, welcher mit einer Hochdruckzone am Boden korrespondiert, die sich
vom Atlantik westlich der Iberischen Halbinsel über die Biskaya und Frankreich
allmählich bis nach Mitteleuropa vorschiebt. Dies würde bei dieser Lösung in
Deutschland für eine Wetterberuhigung sorgen, bei der zwar die Wolken weiter
dominieren, die Niederschläge aber allmählich abklingen. An dieser Stelle sei
aber bereits erwähnt, dass die einzelnen Globalmodelle deutlich divergieren und
scheinbar größere Probleme mit der Entwicklung und Zugbahn des Vb-Tiefs haben,
was auch mit der jeweiligen Ausprägung des Trogs zusammenhängt.

Am Donnerstag kommt der Rücken bis nach Mitteleuropa voran und erstreckt sich am
Abend mit seiner Achse von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und
Norddeutschland bis zur nördlichen Ostsee. Die Bodenhochdruckzone verlagert sich
ins südöstliche Mitteleuropa. Gleichzeitig wird der Rücken aber von Westen her
schon wieder abgebaut, denn ein neuer Trog stößt nach Süden vor und erreicht am
Abend Schottland. Auch im Bodendruckfeld ist ein umfangreiches Tief zu finden,
dass mit seinem Kern am Abend südöstlich von Island liegt. Dessen Warmfront
erfasst bereits Deutschland mit Niederschlägen und im Nordwesten nimmt auch der
Gradient etwas zu.

Am Freitag wird der Rücken durch den neuen Trog weiter abgebaut und das
steuernde umfangreiche Bodentief zieht zur Norwegischen See. Über dem zentralen
Mittelmeerraum liegen noch die Reste des ursprünglichen Trogs, welches auch ein
Bodentief zur Folge hat. Die Front des über der Norwegischen See befindlichen
Tiefs kommt durch diese Druckkonstellation ins Schleifen, sodass es in der
Nordwesthälfte zeitweise nass werden soll, während sich in der Südosthälfte
Deutschlands weiterhin ruhiges Hochdruckwetter mit teils viel Sonnenschein
halten soll.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bereits zu Beginn der Mittelfrist kann die Konsistenz nur als mäßig eingestuft
werden, da schon die Zugbahn des Tiefs unterschiedlich simuliert wird. Sollte es
im gestrigen 00UTC-Lauf noch von der Nordsee nach Westfrankreich ziehen, zieht
es ab dem 12UTC-Lauf nach Deutschland. Auch die Zugbahn und -geschwindigkeit des
Vb-Tiefs wird von den letzten drei Hauptläufen noch sehr unterschiedlich
simuliert. Dies hat natürlich große Auswirkungen auf die simulierten
Niederschläge über Mitteleuropa, sodass hier aus heutiger Sicht noch keine
zuverlässige Prognose möglich ist. Die Unsicherheiten hängen mit dem simulierten
Trog zusammen, der nicht konsistent simuliert wird. Sollte er gestern noch am
Mittwoch abtropfen, so ist dies heute in den Simulationen nicht mehr der Fall.
Durch den fehlenden Abtropfvorgang kann auch der Rücken nicht so schnell/weit
nach Osten übergreifen und auch die Tiefdrucktätigkeit über dem Atlantik zum
Ende der Mittelfrist wird noch sehr unterschiedlich simuliert. Wie es scheint,
muss man noch ein paar Modellläufe abwarten, bis die Modelle bezüglich des
Wetterablaufs in der kommenden Woche konvergieren.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die soeben beschriebenen Unsicherheiten lassen sich auch auf die anderen
Globalmodelle übertragen. Nicht nur der Vergleich der Modelle untereinander,
sondern auch der Vergleich der einzelnen Modellläufe desselben Modells zeigen
bei der Zugbahn des Vb-artigen Tiefs noch sehr unterschiedliche Lösungen. So
besteht bei solchen Lagen generell das Potential für kräftige Niederschläge
respektive Schneefälle im Süden und Osten Bayerns, möglicherweise aber auch im
Osten Deutschlands, insbesondere Sachsen. Manchmal gehen solche Entwicklungen
aber auch völlig unspektakulär über die Bühne. Ein detaillierter Modellvergleich
würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen und auch wenig bringen. Beispielhaft
werden die Unterschiede des 00UTC- und 06UTC-Laufs des ICONs beschrieben, die
die Unsicherheiten recht gut widerspiegeln. So wurde im 00UTC-Lauf in den Alpen
und dem südlichen Vorland noch Dauerschneefall simuliert, der von Montagabend
bis in die Nacht zum Mittwoch anhalten soll und zumindest in den Alpen markante,
teils auch unwetterartige Schneemengen von über einem halben Meter in höheren
Lagen bringen sollte. Aber auch im südlichen Alpenvorland hätte es demnach teils
kräftig geschneit. Im weiteren Verlauf sollten sich am Mittwoch die Schneefälle
über die Osthälfte Bayerns bis nach Sachsen verlagern und dann auch in
Ostsachsen markante Schneefälle bis in tiefe Lagen auslösen. Im nachfolgenden
06UTC-Lauf sieht die Sache ganz anders aus. Zwar sollen hier ebenfalls in den
Alpen ähnliche Mengen fallen, die aber weniger weit und weniger intensiv ins
Alpenvorland ausgreifen. Die teils kräftigen Schneefälle in Ostbayern und
besonders in Ostsachsen am Mittwoch wurden komplett herausgerechnet und es soll
stattdessen nur noch zeitweise leichten Schneefall geben.

FAZIT:
Mit einem Tief bzw. einer überquerenden Front wird ab dem Beginn der Mittelfrist
wieder ein etwas milderer Witterungsabschnitt eingeleitet. Im weiteren Verlauf
wird die Prognose aber rasch sehr unsicher, was mit einem Vb-Tief zusammenhängt,
dessen Zugbahn- und -geschwindigkeit noch sehr unterschiedlich simuliert wird.
Vor allem in den Alpen wird es richtig winterlich mit markanten Schneefällen bis
in die Täler und teils unwetterartige Mengen in höheren Lagen. Inwiefern diese
Schneefälle auch ins südliche Alpenvorland ausgreifen und ob am Mittwoch auch
Teile Sachsens betroffen sind, bleibt abzuwarten. Da kann es noch viele
Überraschungen geben, in die eine wie in die andere Richtung. In den übrigen
Landesteilen gestaltet sich das Wetter eher unspektakulär mit zeitweiligen
Niederschlägen und für die Jahreszeit durchschnittlichen Temperaturen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen beim Geopotential nach einem Tal am Montag bis Donnerstag
einen Aufwärtstrend, wobei der Spread erstaunlich gering ist. Ab Donnerstag
nimmt der Spread deutlich zu. Bei der Temperatur ist interessant, dass der
Spread bereits ab Donnerstag sehr stark auffächert (-8 bis +6 Grad am Beispiel
Offenbach). Dies ist v.a. deshalb bemerkenswert, weil am gestrigen Donnerstag
der Spread erst am Freitag zunahm und weniger stark ausgeprägt als dies heute
der Fall ist. Die Niederschlagssignale sind v.a. von Sonntagabend bis Dienstag
erhöht, aber auch danach zeigt sich keine Rückkehr zu ruhigem und
niederschlagsfreiem Wetter. Für München sind die Signale bis Mittwoch erhöht
(Vb-Niederschläge), für Dresden hingegen deutlich abgeschwächt, sodass dort
markante Schneefälle weniger wahrscheinlich sind als im Alpenvorland.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h nur zwei Cluster
angeboten, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf im kleineren Cluster 2 (21 Member)
eingliedern. Bei beiden Clustern geht das Atlantic-Ridge-Regime in eine positive
NAO über.

In der erweiterten Mittelfrist werden dann drei Cluster angeboten, wobei sich
interessanterweise Haupt- und Kontrolllauf im Cluster 3 (16 Member) befinden.
Cluster 1 und 3 bleiben dabei bei der positiven NAO, während Cluster 2 in ein
Blocking übergeht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GLATTEIS:
Bis in die Morgen- und Vormittagsstunden des Montags hinein besteht insbesondere
in Teilen Bayerns noch erhöhte Glatteisgefahr, die vor allem anfangs auch noch
unwetterartig ausfallen kann. Mit der anschließenden Milderung sollte sich die
Glättegefahr tagsüber dann aber wieder entspannen. Ob es morgens/vormittags
stellenweise auch im Osten zu gefrierendem Regen mit Glatteis kommt, ist aus
heutiger Sicht noch unsicher.

SCHNEE:
Vor allem am Montagabend und bis Mittwochfrüh fällt in den Alpen anhaltender
Schneefall, der bis in die Niederungen zu markanten Neuschneemengen (> 15 cm
Neuschnee) führen kann. In höheren Lagen kann stellenweise bis über ein halber
Meter Neuschnee zusammenkommen. Inwiefern die kräftigen Schneefälle auch bis ins
südliche Alpenvorland ausgreifen und auch dort für markante Schneefälle sorgen,
ist noch nicht abschließend beantwortet. Noch unsicherer ist die Lage in den
übrigen Teilen Bayerns und Sachsens, wo die Modelle noch sehr unterschiedliche
Lösungen anbieten. Vor allem für Ostsachsen und das Erzgebirge besteht aber
durchaus ein gewisses Potential für markante Schneefälle, teils auch bis in
tiefe Lagen.

WIND:
Wind spielt in der Mittelfrist keine größere Rolle. Erst am Donnerstag sind vor
allem an der Nordsee wieder stürmische Böen möglich, die dort aber niemanden von
den Deichen oder Dünen wehen sollten.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel