SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.11.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Trog Mitteleuropa (TrM)
Wetter: In arktischer Kaltluft regional Schneefälle. In den Nächten mäßiger,
vereinzelt strenger Frost. Geringe Nebel- und Glättegefahr. An den Küsten und im
Bergland zunehmend stürmisch. In der Nacht zum Montag im Süden Unwettergefahr
durch Glatteis.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Am heutigen Freitag… erstreckt sich ein Langwellentrog von Skandinavien über
Mitteleuropa und das westliche Mittelmeer hinweg weit nach Süden bis nach
Algerien. Seine Achse liegt dabei über dem westlichen Deutschland. Dieser Trog
tropft im Tagesverlauf allmählich ab und bildet ein Höhentief über dem
westlichen Mittelmeer, während über Deutschland das Geopotential allmählich
steigt. Das nördliche Trogresiduum schwenkt dabei langsam über den Norden
Deutschlands hinweg ostwärts. Bodennah zieht das Tief Talat unter Abschwächung
von der Ostsee Richtung Baltikum. Über Deutschland steigt dabei der Bodendruck
deutlich an, da sich ein Keil des Azorenhochs (Zuleika) von Westen nach
Deutschland hereinschiebt. Die Divergenzachse liegt dabei über der nördlichen
Mitte des Landes. Nördlich dieser dreht der Wind langsam von Nordwest auf West,
über Vorpommern schwächt sich der Wind mit Abzug von Talat deutlich ab. Im Süden
frischt dagegen mit Verstärkung des Hochkeils der nördliche bis nordöstliche
Wind etwas auf. Dazu trägt auch ein sich noch etwas verstärkendes Tief über der
Adria bei.

Bei der eingeflossenen Luftmasse handelt es sich um eine maritim-arktische
Luftmasse (mA), die in 850 hPa etwa -6 bis -8°C kalt ist und zunächst mit
Temperaturen in 500 hPa zwischen -31 und -39°C auch noch hochreichend labil
geschichtet ist. Mit dem Abtropfprozess ist aber ein deutlicher
Temperaturanstieg vor allem um 500 hPa verbunden, so dass die Schichtung in der
mittleren Troposphäre deutlich stabiler wird.

In den Vormittagsstunden kommt es heute im Südwesten des Landes noch zu leichten
schauerartigen Schneefällen, bei Temperaturen teils über dem Gefrierpunkt sollte
es aber vor allem zu Schneematsch kommen, im höheren Bergland sind aber auch
wenige Zentimeter Schnee vorstellbar. Diese Schneefälle sollten am Nachmittag
abklingen. Etwas stärkere Niederschläge treten derzeit im Bereich der stärksten
Labilität (warme Nordsee und kälteste Luft in 500 hPa) über der Deutschen Bucht
auf. Diese sollen sich mit der mittel- und niedertroposphärischen Nordströmung
Richtung niedersächsische Küste verlagern und teils von Gewittern begleitet
sein. Während über der See meist Regen fällt, kann der Niederschlag über Land
rasch in Schnee übergehen, dort lagen am Morgen die Temperaturen im leichten
Frostbereich. Dann können sich durchaus einige Zentimeter Neuschnee in wenigen
Stunden akkumulieren, so dass eine Schneefallwarnung erforderlich werden kann.
An den Alpen und im südlichen Vorland sorgt WLA auf der Nordflanke des
Adriatiefs heute bis in den späten Abend für anhaltend leichte Schneefälle. Dort
können teilweise bis zu 10 cm, in Staulagen auch bis zu 20 cm zusammenkommen.

Abseits der genannten Niederschlagsgebiete beginnt heute der Tag oftmals klar,
teils wolkig und stellenweise auch neblig. Tagsüber dürfte sich der Nebel
oftmals lichten, dann bleibt es im Süden unter Aufgleitbewölkung oft bedeckt,
ganz im Norden gibt es teils stärkere Quellbewölkung. In der Mitte und bis in
die Norddeutsche Tiefebene hinein darf dagegen mit längeren sonnigen Abschnitten
gerechnet werden.

Dort wird es dann trotz teils sehr tiefer Frühtemperaturen im mäßigen
Frostbereich tagsüber leichte Plusgrade geben, meist zwischen 0 und 5°C. Über
der Nordsee ist es noch etwas milder. Mit leichtem Dauerfrost muss dagegen
teilweise unter den dichten Wolken des Südens und generell im höheren Bergland
gerechnet werden.

In der Nacht zum Samstag setzt sich der Abtropfprozess fort und über Deutschland
steigt das Geopotential weiter. Auch die Hochdruckzone verstärkt sich weiter,
ihre Divergenzachse verlagert sich aber etwas nach Süden in die Region um Main
und Donau, wobei im Süden der nordöstliche Wind im Nachtverlauf deutlich
abnimmt. Ganz im Norden sorgt dagegen Druckfall schon wieder für einen stärkeren
Gradienten, so dass insbesondere im Nordseebereich der auf Westsüdwest drehende
Wind deutlich auffrischt. Gegen Morgen kann es im Küstenbereich dabei schon zu
ersten steifen Böen kommen.

Da der Süden zunehmend unter Absinken gerät, lassen die Schneefälle an den Alpen
rasch nach, lediglich unmittelbar am Alpenrand krümelt es staubedingt noch
etwas. Im Nachtverlauf kommen dann auch die Wolkenauflockerungen weiter nach
Süden bis ins Alpenvorland voran. Im Nordwesten sorgt dagegen Warmluftadvektion
für immer mehr aufziehende Schichtbewölkung, die auch ins Binnenland vorankommt.
Diese unterdrückt aber die Schauertätigkeit über der Nordsee noch nicht, die
Konvektion wird lediglich flacher und schwächer. Mit in allen Höhenlevels auf
westliche Richtungen drehendem Wind ziehen die Schauer von der Nordsee dann eher
Richtung Nordfriesland und Dithmarschen, wo unmittelbar an der Küste meist Regen
fällt. Im küstennahen Binnenland kann aber bei Temperaturen nahe dem
Gefrierpunkt der Regen rasch in Schnee übergehen, so dass dort erhöhte
Glättegefahr besteht.

Ansonsten bleibt es niederschlagsfrei und unter oftmals klarem Himmel sinken die
Temperaturen verbreitet in den mäßigen Frostbereich. Insbesondere in der
südlichen Mitte kann es vereinzelt sogar strengen Frost geben. Auch in vielen
Weinbaugebieten wird es knackig kalt, so dass vielleicht hier und dort schon der
Eiswein gelesen werden kann. Auch unter den Restwolken an den Alpen kühlt es auf
-5°C ab, milder wird es im Nordwesten unter den Wolken und bei etwas
auffrischendem Wind bei -2 und -5°C. Tiefstwerte um den Gefrierpunkt gibt es an
der See. In der Insgesamt recht trockenen Luft bildet sich nur vereinzelt Nebel.
Dieser sowie örtlicher Reif können aber für lokale Glätte sorgen.

Am Samstag… steigt das Geopotential noch etwas weiter. Die weiterhin kräftige
Hochdruckzone verlagert ihren Schwerpunkt etwas nach Süden bis ins Alpengebiet.
Dabei verbleibt die Südhälfte im Bereich eines schwachen Gradienten.
Geopotentialverlust über den Britischen Inseln hat auch Druckfall im Bereich der
Nordsee zur Folge, so dass der Gradient im Nordwesten weiter zunimmt. Das lässt
den Südwestwind weiter auffrischen. Im Tagesverlauf kommt es an der Nordsee
verbreitet zu steifen Böen, an der Westküste Schleswig-Holsteins auch zu
stürmischen Böen. Auch an der westlichen Ostsee kann es erste steife Böen geben.

Mit einem ersten schwachen Kurzwellentrog, der in die Nordsee zieht, werden
Okklusionsreste herangesteuert, die über dem Nordwesten des Landes zeitweise für
dichtere Wolkenfelder sorgen. Regen fällt daraus aber nicht. Mit weiterer
Warmluftadvektion wird auch die Schauertätigkeit über der Nordsee zunehmend
unterbunden, so dass an der Westküste Schleswig-Holsteins die Glättegefahr rasch
abnimmt (auch tagesgangsbedingt). Ansonsten kann es im Norden generell etwas
wolkiger sein, sonst dominiert vielfach die Sonne. In einzelnen Niederungen kann
es auch länger neblig sein.

Die Temperaturen steigen damit vom frostig-kalten Morgenniveau auf meist 0 bis
5°C. Dauerfrost gibt es in höheren Lagen der Mittelgebirge sowie generell im
Südosten und bei längerem Nebel.

In der Nacht zum Sonntag nähert sich von den Britischen Inseln ein neuer
Kurzwellentrog, dessen Achse bis zum Morgen die westliche Nordsee erreicht.
Damit gerät die oben erwähnte Okklusion unter leichte Hebung und kommt noch
etwas nach Osten voran. Zum Morgen hin könnte es dann über der Nordsee und im
alleräußersten Nordwesten und Westen ersten Niederschlag geben, in Seenähe als
Regen, sonst als Schnee. Weiterhin ziehen hohe und mittelhohe Wolken über den
Norden, richtig dichte Bewölkung beschränkt sich aber auf den äußersten Westen.
Sonst ist der Himmel vielfach klar.

Der Gradient im Nordwesten verstärkt sich mit leichtem Druckfall noch etwas,
weiterhin gibt es an der Nordsee steife bis stürmische Böen aus Südwest, an der
Ostsee steife Böen. Auch im westlichen Bergland kann es etwas windiger werden
mit ersten steifen Böen in der Eifel und stürmischen Böen auf dem Brocken. Im
Südosten ist es unter Hochdruckeinfluss dagegen weiter schwachwindig. Dort kann
sich in den Niederungen teils wieder dichter Nebel bilden, meist sollte es aber
klar bleiben.

In der gesamten Südosthälfte wird wieder mäßiger Frost bis -10°C erwartet,
vereinzelt kann es in Tälern und Senken etwas darunter gehen. In den Alpen steht
nach den Schneefällen die erste klare Nacht an, dort sollten problemlos örtlich
bis -15°C erreicht werden. Hier kann dann auch über eine markante Warnung
nachgedacht werden. Milder bleibt es im etwas windigeren und wolkigeren
Nordwesten mit -1 bis -5°. Frostfrei ist es wiederum nur im Nordseeumfeld.
Glätte sollte kein verbreitetes Phänomen sein, kann aber vereinzelt durch Reif
oder gefrierende Nebelnässe auftreten.

Am Sonntag… kommt der oben erwähnte Kurzwellentrog bis in den Norden
Deutschlands voran. Ein weiterer Kurzwellentrog, diesmal ein stärkerer Geselle,
kommt von den Britischen Inseln her heran und erreicht die Niederlande. Er sorgt
im Nordwesten wieder für stärkeren Geopotentialverlust und im Tagesverlauf
bildet sich über der südwestlichen Nordsee auch ein kleines Höhentief.

Bodennah greift ein immer stärkerer Gradient auch weiter nach Südosten aus, so
dass im ganzen Land der Wind etwas auffrischt. Mit einem zu den Britischen
Inseln ziehenden Bodentief und dem Rückzug des Hochs nach Südosten dreht der
Wind auf Süd bis Südost rück. Steife bis stürmische Böen gibt es weiter im
Nordseeumfeld, aber auch in den nördlichen und westlichen Mittelgebirgen. An der
Ostsee sorgt der Südwind nur in einzelnen exponierten Lagen für steife Böen.

Die erste Okklusion dringt mit leichten Niederschlägen in den Nordwesten ein,
dort kann es im nordwestlichen Binnenland etwas Neuschnee mit Glättegefahr
geben, nennenswerte Neuschneeakkumulation ist nicht zu erwarten. Unmittelbar an
der Küste regnet es. Mit dem nachfolgenden Kurzwellentrog erreicht im
Tagesverlauf eine weitere okkludierte Front den Westen. Diese ist etwas stärker
ausgeprägt und kann am Nachmittag durchaus bis zu 5 l/qm Niederschlag bringen.
Dieser kann im äußersten Westen und Nordwesten als Regen fallen, dort steigt in
850 hPa die Temperatur über 0°C. Etwas nach Osten hin fällt Schnee, dort kann es
einzelne Zentimeter Neuschnee geben. Nach Süden hin wird die bodennahe Kaltluft
nicht so schnell ausgeräumt, dass dort auch die Gefahr gefrierenden Regens am
Spätnachmittag zunimmt.

Abgesehen davon ist es länger sonnig, ganz im Osten bis zum Abend. Die
vereinzelten Nebelfelder sollten sich im Tagesverlauf wieder auflösen. Die
Höchstwerte liegen ähnlich wie am Vortag meist bei 0 bis 4°C, Richtung Südosten
und im höheren Bergland gibt es weiterhin leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Montag wird die Wetterlage dann spannend: Der erwähnte
Kurzwellentrog nebst kleinem Höhentief verlagert sich in den Norden
Deutschlands. Gleichzeitig kommt es im Bereich der Britischen Inseln zu einer
erneuten Austrogung. Das Bodentief erreicht die westfriesische Küste. Insgesamt
nimmt der Gradient aber etwas ab, so dass im Verlauf der Nacht wohl kaum noch
Windwarnungen nötig sein werden. Lediglich in exponierten Lagen des Berglandes
wird es vielfach stürmischer. Im Nordwesten dreht der Wind auf Südwest. Bei der
genauen Lage und Stärke des Tiefs gibt es aber noch Modellunterschiede.

Die frontalen Niederschläge überqueren den Norden recht rasch ostwärts. Hier
okkludiert die Front und rückseitig kommen in 850 hPa Temperaturen um -2°C
herein. Damit geht dort der Schnee allenfalls vorübergehend in gefrierenden
Regen über, rückseitig kann es aber, wo der Frost noch nicht ausgeräumt ist, zu
gefrierendem Sprühregen kommen. Über dem Süden gelangt die Front ins Schleifen,
dort gelangen Temperaturen von 0 bis +2°C in 850 hPa über die Region, während
bodennah die Frostluft wohl nur sehr mühsam, im Osten wohl gar nicht ausgeräumt
wird. Dabei sollen insbesondere in der zweiten Nachthälfte von Südwesten
intensivere Regenfälle aufkommen, 5 bis 10 l/qm innert 6 Stunden erscheinen
regional wahrscheinlich, nach ICON noch mehr. Damit könnte sich in den
Niederungen des Südostens, wo wohl flächendeckend die Kaltluft bodennah nicht
ausgeräumt wird, aber auch teils im Südwesten, wo zumindest regional noch
Kältelöcher sein werden und teils der Boden noch gefroren ist, eine
unwetterartige Glatteislage einstellen. Für eine genaue Prognose ist es aber
noch zu früh, da auch die Niederschlagssummen noch sehr unterschiedlich
simuliert werden.

Die Tiefstwerte liegen meist noch bis 0 bis -5°C, wobei die tieferen
Temperaturen in der ersten Nachthälfte erreicht werden. Im östlichen Bergland
gibt es noch einmal mäßigen Frost. Frostfrei bleibt es an der Nordsee und ganz
im Westen.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis einschließlich Sonntagnachmittag spielen Modellunterschiede kaum eine Rolle.
Für den Sonntagabend und die Nacht zum Montag gibt es noch leichte Unterschiede
bei den Windprognosen, vor allem aber bei den Niederschlagsprognosen. Die
Temperatur wird recht einheitlich simuliert, was im Norden und der Mitte eher
Schnee und allenfalls anschließend gefrierenden Sprühregen wahrscheinlich macht.
Im Süden ist dagegen Glatteis sehr wahrscheinlich, je nach Regensummen und
schwer vorherzusagender bodennaher Temperatur auch im Unwetterbereich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann