SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.11.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
HN z

Exponiert im Bergland und über der Nordsee stürmische Böen oder Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… at sich ein Viererdruckfeld über Europa etabliert. Im Norden stehen
sich ein Hoch bei Island und ein großer Trog über Skandinavien gegenüber; im
Süden sind das ein hochreichendes Tief westlich der Biskaya und ein etwas
diffuses Hoch über Südosteuropa. Die frontogenetische Strömung hat zur Bildung
einer Luftmassengrenze geführt, die aktuell auch über Norddeutschland verläuft.
Dort trifft die polare Meereskaltluft vom Nordmeer auf subtropische Warmluft aus
dem westlichen Mittelmeerraum und Nordafrika.

Es haben sich große Temperaturunterschiede aufgebaut. Im Norden sinkt die 850er
Temperatur bis -2°C, im Süden sind es weiter um 15°C. Die Grenzwetterlage
festigt sich vorübergehend und über Norddeutschland formiert sich eine zonale
Tiefdruckrinne, an deren nördlichen Rand die Luftmassengrenze mit Hebung u.a.
durch Aufgleiten liegt. Zwischen Niedersachsen und Vorpommern regnet es
verbreitet 10 bis 15, vereinzelt 20 l/qm in 12 Stunden.

Da sich ausgehend vom Hoch bei Island ein Keil nach Südskandinavien ausweitet,
nimmt der Gradient nördlich der Rinne zu und der Nordostwind frischt von Westen
her auf. Meist weht er aber noch schwach bis mäßig, am Nachmittag und Abend
verschärft sich der Gradient soweit, dass über Ostfriesland und Helgoland erste
Böen 7, vereinzelt 8 aus Ost bis Nordost auftreten können.

In den anderen Regionen hält sich die antizyklonale SW lage. Der Wind weht aus
SW bis S und führt sehr milde Luft heran. Zunächst am Rand des etwas
zurückweichenden Rückens gelegen, zieht aus der WLA resultierende, mal mehr, mal
weniger dichte Bewölkung durch, nachdem die morgendlichen, aber seltenen
Nebelfelder gelichtet haben. Vor allem im Süden kann es länger sonnig sein.
Erst im Tagesverlauf nähert sich über Frankreich ein kurzwelliger Troganteil aus
dem großen Langwellentrog vor SW Europa. Im Südwesten werden die Wolken dichter
es bleibt aber noch trocken.

Bei stabiler Sichtung ist der SW Wind im Bergland lebhafter mit Böen 7 bis 9
Bft. Die Temperatur erreicht in der warmen Luft meist 15 bis 20°C, im Südwesten
und im Alpenvorland knapp drüber, falls Cirrus und Saharastaub mitspielen. Im
Norden bleibt es unter den Regenwolken teilweise einstellig.

In der Nacht zum Samstag weitet sich der vom Hoch bei Island ausgehende Keil
noch weiter nach Nordpolen aus. Die Luftmassengrenze kippt dadurch etwas, weil
sie in den östlichen Teilen nach Süden geschoben wird. Letztlich regnet es aber
im Norden weiter, wobei der Niederschlag wieder leicht südwärts pendelt. Die
Regenmengen reißen bei regional um 10 l/qm in 12 h keine Bäume aus. Es wird aber
akkumuliert über einen längeren Zeitraum von 24 bis 36 h interessant mit
möglichem Dauerregen und Mengen von teilweise an die 40 l/qm in Teilen von
Niedersachsen.
Dazu kommen durch den KW Trog von Frankreich her bei leicht instabiler
Schichtung schauerartige Regenfälle auf, die sich über den Südwesten und Westen
ausbreiten. Die Mengen hier sind nicht warnrelevant.

Nach Südosten hin überwiegt noch schwacher Hochdruckeinfluss mit lokalem Nebel,
ob es noch vereinzelt zu Frost
reicht, ist unsicher. Für ein paar Nebelfelder, z.B. an der Donau reicht es
noch.

Ganz im Norden nimmt der Druckgradient noch etwas zu. Und vor allem im Bereich
über der Nordsee und an der westlichen Ostsee frischt der Ost- bis Nordostwind
weiter auf. Auflandig und auf Inseln sind steife bis stürmische Böen, vereinzelt
über der Nordsee auch Sturmböen 9 Bft möglich.

In der warmen Luft sind es einige exponierte Berglagen, die stärkere Böen
abbekommen können, freilich dann aus S bis SW. Ein Low-level Jet mit 50 bis 60
kt in 1500m, der von Frankreich über den SW bis Hessen und Thüringen reicht,
kann auf einigen Gipfeln auch stärkere Böen auslösen, als Mos vorschlägt. Im
Norden macht sich die einströmende Kaltluft mit niedrigeren Temperaturen um 5°C
bemerkbar, in der milden Luft sind es bei dichten Wolken im Westen um 10°C. Im
Südosten kühlt es bis nahe 0°C ab.

Samstag… liegt ein Sattelpunkt der Höhenströmung im Bereich der Nordsee,
zwischen dem Höhenhoch bei Island und einem Keil über Südosteuropa sowie dem
hochreichenden Tief nordwestlich der Iberischen Halbinsel und dem großen
nordosteuropäischen Trog. Die Hochdruckzone über der Nord- und Ostsee wird nach
Süden hin von tiefem Druck über Mitteleuropa flankiert, in die auch die
Luftmassengrenze (grob: von Südniedersachsen bis Sachsen) eingelagert ist. Sie
verlagert sich geringfügig wieder nordwärts.

Nordöstlich davon fließt noch etwas kältere Luft ein, die in 850 h bis -4°C
bringt, in der milden Luft sind es noch 5 bis 10°C; die extrem milde Luft wird
nach Südosten weggedrängt, sodass sich die Temperaturunterschiede auch im
frontalen Bereich etwas abschwächen und die darüber hinweglaufende WLA schwächer
wird.

Demnach lassen auch die Hebungsvorgänge an der Luftmassengrenze nach und im
Tagesverlauf wird der Regen schwächer, hört aber nicht auf. Vom südlichen
Niedersachsen bis Berlin/Brandenburg sind weitere 10 bis 15 l/qm möglich. Die
Wolkendecke bleibt im Norden meist geschlossen. Lediglich zu den Küsten hin und
in S-H sind Aufheiterungen im Bereich der Hochdruckzone und bei trockener Luft
möglich.
In der milden überwiegt wechselnde bis starke Bewölkung, es gibt aber auch
Wolkenlücken und regionale schauerartige Regenfälle, die durch etwas PVA
ausgelöst werden. In der nach wie vor leicht labilen Luft sind im Südwesten bei

geringen MU Cape Werten nachmittags und abends vor einem nächsten Troganteil
einzelne (elevated) Gewitter nicht ausgeschlossen, die, wenn sie überhaupt
auftreten, schwach/gelb bleiben.

Im Südosten ist davon nicht viel zu sehen. Hier sind die Chancen auf Sonne mit
am größten und die Niederschlagsneigung bleibt gering. Die Temperaturspanne ist
weiter groß, auch wenn die Werte der Vortage nicht mehr erreicht werden. Im
Südwesten sind 16°C möglich, im Regen über dem Nordosten um 6°C.

An der See ist der Gradient relativ hoch, schwächt sich im Tagesverlauf aber ab,
sodass vor allem über der Nordsee und am Morgen und Vormittag steife bis
stürmische Böen und einzelne Sturmböen aus Ost zu erwarten sind. Exponiert an
der westlichen Ostsee 7er Böen. Im Tagesverlauf lässt der Wind dann aber nach.

In der Nacht zum Sonntag liegt die Luftmassengrenze fast stationär über dem
Norden und in der Rinne bilden sich wahrscheinlich kleinere Tiefs, auf deren
Bereich sich die Niederschlagsaktivität fokussieren kann. Gebietsweise fällt
entsprechend noch Regen, im Nordwesten lässt er aber weiter nach.

Auch sonst ist meist wolkig mit etwas Regen oder Schauern. Im äußersten Norden
halten sich Auflockerungen, was in der
kälteren Luftmasse Richtung Dänemark die Option von Temperaturen nahe 0°C mit
sich bringt. Sonst ist es frostfrei mit lokalem Nebel, falls es doch mal stärker
auflockert.

Sonntag… deutet sich das Ende der Grenzwetterlage an, weil auch das
Viererdruckfeld, besonders die Konstellation im Süden, in die Knie geht. Dabei
schwächelt das Tief im Südwesten und zieht – in mehrere kleine Zentren
zerfallend – nach Südfrankreich und zu den Pyrenäen. Derweil setzt vom Nordmeer
ein neuer Kaltluftvorstoß mit einem Randtrog an und zieht südwärts. Der Gewinn
der Kaltluft zeichnet sich ab.

Die schmale Hochdruckzone über Südskandinavien gibt es schon nicht mehr,
entsprechend tritt auch die Rinne weniger deutlich in Erscheinung und was davon
übrig ist, die kleinen Tiefs, der Windsprung, beginnt sich im Tagesverlauf
südwärts zu orientieren. Auch weil der Langwellentrog sich insgesamt südwärts
ausbreitet und die Höhenströmung auf Nordwest dreht.

An der sich südwärts verlagernden Kaltfront fällt gebietswiese Regen, der keine
größeren Intensitäten bringt. Abseits davon lockert die Wolkendecke zeitweise
auf und die Regenneigung ist gering, auch weil keine nennenswerten dynamischen
Hebungsantriebe vorliegen. In der postfrontal einströmenden erwärmten
Meereskaltluft liegen die Temperaturen bei 5 bis 9°C, sonst werden in milderen
Luftmassen 10 bis 15°C erwartet.

Die Lage ist vorübergehend ziemlich schwachgradientig. Im Süden kommt der Wind
aus unterschiedlichen Richtungen, sonst dreht er vermehrt auf West bis Nordwest.

In der Nacht zum Montag wird der Randtrog stärker, übernimmt die Hauptrolle und
schwenkt mit seiner Achse nach Dänemark und Benelux. Die Kaltfront gelangt auf
dessen Vorderseite, zieht nach Süddeutschland und wird aktiviert, sodass wieder
häufiger Regen fällt. Oberhalb 500 bis 800 m geht der Niederschlag zum Ende und
bei Abkunft der Kaltluft in Schnee über, er hört dann aber auch auf, sodass sich
nicht viel akkumuliert.
Auch unmittelbar vor dem Trog kann sich PVA-bedingt ein Regensteifen bilden, der
auf den Nordwesten übergreift. Er gehört zu einer (sich bildenden) zweiten
Kaltfront eines nach Gotland ziehenden Bodentiefdruckgebietes. In der dahinter
einfließenden labilen, höhenkälteren Luft unter der Trogachse, sind morgens über
der Nordsee Schauer und kurze Gewitter, teils mit Graupel und stürmischen Böen
nicht ausgeschlossen.
Postfrontal der südlichen Kaltfront lockert die Bewölkung vorübergehend stärker
auf. An der See frischt der Wind bei zunehmendem Druckgradienten auf. An der
Ostsee mit einzelnen 7er Böen aus West bis Nordwest; an der Nordsee mit
stürmischen Böen 8 Bft aus Nordwest.
In mehreren Schüben wird dabei Kaltluft herangeführt, in der die 850er
Temperaturen bis -4°C sinken. In den nördlichen Mittelgebirgen ist in höheren
Lagen leichter Frost möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren großräumig ähnlich. Wohl nur an einzelnen Stationen
werden Warnschwellen vor Dauerregen an der Luftmassengrenze überschritten,
weshalb auf Warnungen verzichtet werden kann. Die Böen im Bergland werden laut
Mos kaum warnwüdig, erfordern dennoch ein weiteres Monitoring, da der Jet für
Überraschungen gut ist. Im Übergang zur Mittelfrist gewinnt die Kaltluft die
Oberhand und bleibt dann wohl auch ein bisschen bei uns.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner