SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 06.11.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Sa (Süd antizyklonal)

Weiterhin antizyklonal geprägtes Novemberwetter mit allerdings zunehmenden
Grauflächen durch zähen Nebel oder Hochnebel.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… setzt sich das träge, fast schon als gemütlich zu bezeichnende
Novemberwetter ohne nennenswerte Ausschläge fort. Eingebettet zwischen einem
scheinbar einbetonierten Potenzialrücken über dem östlichen Mitteleuropa
(Hauptachse nur ganz knapp östlich von uns) und einem schmalen Trog über dem
nahen Atlantik respektive der Iberischen Halbinsel herrscht eine schwache, stark
antizyklonal geprägte südliche Höhenströmung, die keinerlei synoptisch-skalige
Hebungsimpulse zulässt. Im Gegenteil, Absinken ist Trumpf und das wird zunächst
auch erst mal so bleiben. Der Trog macht das, was Tröge immer machen, wenn sie
gegen Blockaden anlaufen und ihre Chancen schwinden sehen. Er verkürzt seine
Wellenlänge und tropft im Süden ab. Das resultierende Höhentief finden wir in
der kommenden Nacht über dem westlichen Mittelmeer, von wo aus es Korsika und
Sardinien ansteuert. Ein weiteres Höhentief, genauer ein Kaltlufttropfen (KLT),
tummelt sich aktuell über Rumänien. Na und, mag mancher an dieser Stelle
einwenden, was juckt uns das. Nun, momentan tatsächlich nix, aber der KLT fährt
einen langsamen Westkurs und wenn das so bleibt, könnte er ab Sonntag durchaus
auch für unseren Raum interessant werden (siehe heute Mittag Synoptische
Übersicht Mittelfrist). Bis dahin vergehen aber noch ein paar Tage, an denen das
Wetter weitgehend „ungestört“ sein Dasein fristet, wobei sich das Wort Störung
auf zyklonale Features wie Fronten (Höhen)Tiefs, Tröge usw. bezieht.

Nicht nur in der Höhe, auch am Boden befindet sich Deutschland zwischen den
Stühlen: das Hoch (VIANELDE) weit im Osten über der Ukraine, das Haupttief
(NIKSALA) knapp nördlich von Irland. Dazwischen schwache bis mäßige, im Süden
teils östliche, sonst meist aber südöstliche ageostrophische Bodenwinde sowie
eine bis auf Bodenniveau heruntergedrückte Absinkinversion, die quasi mit der
nächtlichen Strahlungsinversion zusammenfällt. Macht unter dem Strich eine ganz
dünne abgekoppelte Grundschicht, in der sich vergangene Nacht insbesondere im
Süden, bedingt auch in der Mitte wenig verwunderlich Nebel gebildet hat. Weit
interessanter gestaltete sich die nächtliche Temperaturentwicklung. Während es
in der flachen Grundschicht teilweise bis in den leichten Frostbereich abkühlte,
gab es in einigen Hochlagen (mitten in der kräftigen Inversion), zum frühen
Morgen hin dann auch im Lee einiger Mittelgebirge sowie direkt an der See
zweistellige Nachttemperaturen.

Zweistellige Tages- und Höchsttemperaturen wird es auch am heutigen Donnerstag
wieder zuhauf geben, wenn nämlich die zwar nicht mehr allzu kräftige, aber stets
bemühte Novembersonne den Supermond ablöst und für ein paar Stunden (theoretisch
sind es zwischen 9 und 9,75 Stunden) unseren Vitamin-D-Haushalt aktiviert. In
der Pole-Position dabei eindeutig die Leegebiete NRWs (z.B. hinterm Haarstrang
oder dem Sauerland), wo es auf frühlingshaft anmutende 18 oder 19°C hochgeht.
Hier hilft natürlich der Südostwind durch Überströmen mit, die für November sehr
hohen niedertroposphärischen Temperaturen der abgetrockneten Subtropenluft (xSp;
T850 zwischen 11 und 15°C) nach unten zu mischen. Weniger bzw. gar nicht
gelingen wird das in Teilen Süddeutschlands, lokal auch in der Mitte, wo sich
nämlich Nebel oder Hochnebel bis in den Nachmittag, wenn nicht sogar ganztägig
halten. Prädestiniert dafür vor allem die Donauniederungen inkl. nördliches
Alpenvorland bzw. die Areale zwischen Donau und Main, dazu die Bodenseeregion
und auch das Oberrheintal. Im Dauergrau bleibt es einstellig, vereinzelt wird es
sogar schwer, die 5°C-Marke zu knacken. Wer darauf keinen Bock hat, was
verständlich wäre, und Zeit hat, sollte in die Höhen eines benachbarten
Mittelgebirges flüchten, wo es nicht nur sonniger, sondern auch wärmer ist.

Kurz noch ein Satz zum Wind, der wie gesagt meist nur schwach bis mäßig
unterwegs ist. Lediglich in Ostsachsen kommt bedingt durch die zunehmende
Auskühlung des Böhmischen Beckens der Böhmische Wind soweit in Fahrt, dass die
ein oder andere steife Böe 7 Bft auftritt, vor allem im Osterzgebirge und im
Zittauer Gebirge.

In der Nacht zum Freitag kommt es wie bereits erwähnt zur Abtropfung des
Westeuropa-Trogs. Für uns hat das keine direkten Auswirkungen, hier wird
weiterhin Grenzschichtmeteorologie betrieben. Bedeutet im Klartext insbesondere
in der Südhälfte Neubildung oder Ausbreitung von Nebel. Aber auch in der Mitte
und im Norden kommen die „trüben Einschläge“ näher, während der Westen und
Nordwesten, aber auch die drei östlichsten Bundesländer plus Berlin noch außen
vor bleiben (zu trockene Luft und/oder nicht vollständig einschlummernder Wind).
Frost steht auch wieder auf der Karte, nicht nur im Süden, sondern zunehmend
auch über die Mitte auf den Norden und Osten übergreifend. Das Problem dabei,
der Frost tritt nicht homogen-flächig auf, weil schon wenige Höhenmeter in der
scharfen Inversion einen spürbaren Unterschied ausmachen und z.T. früh
einsetzender Nebel die strahlungsbedingte Abkühlung bremst. Dort, wo es tagsüber
dicht bleibt, sollte man daher auf Frostwarnungen verzichten. Ansonsten wird man
in topografisch unruhigem Gelände eine erhöhte FAR in Kauf nehmen müssen.

Freitag… tut sich zumindest für unseren Raum nicht allzu viel an der
Wetterlage. Bedingt durch den Potenzialverlust im Süden – schuld sind die beiden
o.e. Höhenstiefs, von denen das westliche das Tyrrhenische Meer ansteuert,
während das östliche gen zentralen Balkan unterwegs ist – nimmt der Rücken eine
eher zonale Exposition ein mit einem nach Deutschland gerichteten, sehr stabilen
Keil. Derweil schwächt sich der Druckgradient bei uns weiter ab, was der typisch
novembrigen Vergrauung in Teilen des Landes förderlich ist. So werden es vor
allem die Niederungen Süddeutschlands, aber auch windgeschützte Tal- und
Muldenlagen des zentralen Mittelgebirgsraums schwer haben, sich aus den
Grautönen der Nebel- und Hochnebelfelder herauszuarbeiten. Klar, ausgehend von
den Rändern zu den Mittelgebirgen wird es im Tagesverlauf zumindest teilweise
aufgehen, aber ganz weg ist illusorisch. Zunehmend wolkig bis stark bewölkt gibt
sich auch der äußerste Nordwesten, wo einige Abgesandte des Trogresiduums über
Westeuropa aufschlagen. Ansonsten im Westen, Norden und Osten wieder häufig
Sonnenschein ebenso wie allgemein in Hoch- und Leelagen.

Aufgrund der geringeren Durchmischung bzw. verminderten Strömungseffekte wird es
in den sonnigen Gebieten nicht mehr ganz so mild wie heute. Bei allerdings immer
noch sehr prominenten 16°C dürfte im Westen Schluss sein. Sonst stehen 10 bis
14°C bei Sonne und 3 bis 8°C bei zähem Nebel/Hochnebel auf der Karte.
Windtechnisch geht aufgrund des kränkelnden Gradienten wenig, lediglich der
weitgehend thermisch angetriebene Böhmische Wind in Ostsachen lässt sich nicht
lumpen (Böen 7 Bft, exponiert vielleicht 8 Bft).

In der Nacht zum Samstag feuchtet die Grundschicht weiter durch Zudem wird der
Nordwesten von einer ganz, ganz schwachen Kaltfront mit tiefer Bewölkung, aber
ohne Regen tangiert. Kurzum, weite Teile des Vorhersageraums werden zugemüllt
mit Nebel oder Hochnebel, sei es mit neuer oder durch Ausbreitung bereits
vorhandener Ware. Chancen auf eine offene Nacht sind am ehesten im äußersten
Osten sowie allgemein in höheren Lagen gegeben. In der Südosthälfte muss mit
leichtem Frost gerechnet werden, wobei die MOS-Prognose wahrscheinlich zu
progressiv daherkommt (vor allem in den Gebieten, wo es tagsüber nicht aufgeht,
bleibt die Temperaturkurve sehr flach).

Samstag… wird dem Druckgradienten in Mitteleuropa respektive Deutschland
gänzlich der Stecker gezogen. Selbst der Böhmische Wind wird es wohl nicht mehr
schaffen, substanziell über oder durch die Täler von Osterzgebirge, Zittauer
Gebirge oder Lausitzer Bergland zu fegen. Weit abwechslungsreicher als bei uns
geht es in Teilen Südeuropas zu, wo sich der östliche KLT über dem Balkan
anschickt, einen Dipol zu produzieren. Derweil tropft es über dem westlichen
Mittelmeer ein zweites Mal ab, wodurch das erste Höhentief über dem
Tyrrhenischen Meer geschluckt wird. Alles Nebenkriegsschauplätze, die für uns
noch keinerlei Relevanz haben.

Beim Blick auf die apostrophierte Sonnenscheindauer nach MOS fällt sofort ins
Auge, dass die roten Flächen (gemeinhin die Marker für viel Sonne) deutlich
kleiner ausfallen als an den Vortagen. Kein Wunder angesichts der Windschwäche
sowie der fortschreitenden Alterung der vorhandenen Luftmasse. Mit anderen
Worten, in weiten Landesteilen wird es ein grauer und trüber Bundesligasamstag
mit einstelligen Tagestemperaturen, im Süden gebietsweise sogar unter 5°C, aber
noch im Plus. Die Chancen für Auflockerungen oder gar längeren Sonnenschein
stehen am besten im Westen (dort lokal auch nochmal bis zu 15°C), am Nordrand
der zentralen Mittelgebirge, zwischen Sachsen und Vorpommern, im höheren
Alpenvorland sowie allgemein in höheren Lagen oberhalb etwa 700 bis 900 m (die
Inversion steigt etwas an, weshalb wahrscheinlich nicht alle Topps der
westlichen und zentralen Mittelgebirge aus dem (Hoch)Nebel rausgucken).

In der Nacht zum Sonntag nähert sich das östliche Höhentief respektive der KLT
dem Dreiländereck Slowakei-Tschechien-Polen, während der schwächere Teil des
Dipols Richtung Oberitalien/Alpensüdseite schwenkt. Alles zwar noch ein Stück
weg von uns, trotzdem signalisiert die Numerik einen leichten Potenzialverlust
und geringfügige Hebung, was nicht nur ein weiteres Anheben der Inversion auf
ein Höhenniveau zwischen 900 und 800 hPa zur Folge hat. Es werden zudem schwache
Niederschlagssignale simuliert, besonders im Süden und Westen. Mangels
mittelhoher und hoher Bewölkung und somit fehlender Eisphase muss es sich um
Nieselregen oder leichten Regen aus dem Hochnebel respektive tiefer Bewölkung
handeln. Ob im Osten (Raum Erzgebirge) auch schon etwas „richtiger“ Regen vom
Haupt-KLT ankommt wie z.B. von IFS und GFS gerechnet, bleibt abzuwarten.

Ansonsten bringt die Nacht erneut viel Hochnebel oder tiefe Bewölkung und Nebel,
die Frostgefahr geht deutlich zurück (nur noch vereinzelt im Süden und
Südosten).

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die beschriebene Entwicklung sehr ähnlich. Kleine
Unschärfen in der Behandlung des KLTs liegen im üblichen Rahmen genauso wie die
leicht voneinander abweichende Parametrisierung der Grenzschicht. Die
Frostprognose ist aus den im Text genannten Gründen nicht trivial. Es ist davon
auszugehen, dass MOS den leichten Frost etwas zu progressiv prognostiziert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann