#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 28.10.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.10.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wz
Unbeständig mit häufigen, aber voraussichtlich kaum warnrelevanten Regenfällen
und mild. Heute lebhafter Südwestwind, außer im Nord- und Südosten steife bis
stürmische Böen, an der Nordsee und auf den Bergen auch Sturmböen.
Am Mittwoch und Donnerstag lediglich in den Gipfellagen noch Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… befindet sich das Vorhersagegebiet an der Südflanke eines
umfangreichen Höhentrogkomplexes über Nordwest- und Nordeuropa, quasi auf der
„warmen Seite der Frontalzone“. Letztere schwenkt im Tagesverlauf in Form eines
ausgeprägten Jetstreams westnordwest-ostsüdostwärts in etwa über die Mitte des
Vorhersagegebietes hinweg. Innerhalb der daraus resultierenden
westnordwestlichen Höhenströmung folgt nach Abzug eines flachen Rückens ein
ebenso flacher kurzwelliger Troganteil, der mittags und nachmittags den
Nordosten des Landes überquert.
Insgesamt dominiert zunächst kräftige WLA, und aktuell greift die Warmfront von
Tief „LOTHAR“ bei Schottland von Westen her auf Deutschland über. Präfrontal
haben im Nordwesten und Westen bereits verbreitete Regenfälle eingesetzt, die
inzwischen die mittleren Landesteile erfasst haben und rasch ostwärts
vorankommen. Bis zum Abend fallen im Norden, Osten und in der Mitte zwölfstündig
etwa 2 bis 10 l/m², in den Weststaulagen einiger Mittelgebirge auch etwas mehr.
Der Südwesten und äußerste Süden befinden sich im Einflussbereich eines von
Frankreich zu den Alpen reichenden flachen Hochkeils; dort kommt von den
Niederschlägen nur wenig an und vor allem an den Alpen lockern die Wolken auch
stärker auf.
Im Warmsektor klingen die Regenfälle auch weiter nördlich später wieder von
Westen her ab. Die mangels dynamischer und thermischer Unterstützung kaum
wetteraktive Kaltfront wird sich sicherlich zunehmend schwer analysieren lassen
und greift bereits um die Mittagszeit auf den Nordwesten bzw. Westen des Landes
über. Sie kommt mangels Schubkomponente kaum mehr nach Südosten voran und gerät
in etwa über den mittleren Landesteilen ins Schleifen.
Gekoppelt an den bereits oben erwähnten kurzwelligen Troganteil entwickelt sich
an der langgestreckten, von Norddeutschland über die mittlere und nordwestliche
Nordsee bis nach Schottland reichenden Okklusion des Tiefs ein kleinräumiges
Teiltief, das im Tagesverlauf von der Nordsee kommend über Schleswig-Holstein
bis in etwa zur Odermündung zieht. In diesem Bereich kann aufgrund von PVA
vorübergehend kräftigere dynamische Hebung generiert werden, zudem stößt etwas
höhenkältere Luft (bis -27 Grad in 500 hPa bei 0 bis +2 Grad in 850 hPa), was zu
einer Labilisierung der Luftmasse führt. Im Nordseeumfeld reicht die
Labilitätsfläche vorübergehend bis nahe 600 hPa und es kann auch etwas Cape
generiert werden. Neben Schauern sind vor allem dort, aber eventuell auch in
Schleswig-Holstein bis nach Westmecklenburg insbesondere vom späten Vormittag
bis zum Nachmittag/frühen Abend kurze Gewitter mit Graupel und stürmischen Böen
durchaus in Betracht zu ziehen.
Apropos Wind: Dieser steht ansonsten heute eindeutig im Fokus der warnrelevanten
Wetterereignisse. Vor allem mit Passage des kleinen Teiltiefs verschärft sich
der Gradient an dessen Südflanke fast landesweit vorübergehend. Lediglich der
Südosten und auch das Binnenland im Nordosten bleiben wohl weitgehend
ausgespart, ansonsten gibt es im Tagesverlauf verbreitet starke bis steife Böen
(Bft 6 bis 7), in freien Lagen vor allem in der Mitte und im Nordwesten auch
einzelne stürmische Böen (Bft 8) aus West bis Südwest. Über dem Südteil der
Deutschen Bucht und an der Westküste Schleswig-Holsteins (etwa ab der
Eidermündung südwärts) kann es vorübergehend auch Sturmböen (Bft 9) geben, nach
Lesart einiger Modelle sind dort sogar einzelne schwere Sturmböen (Bft 10) nicht
ganz ausgeschlossen.
Auch in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es
verbreitet stürmische Böen bzw. Sturmböen, auf exponierten Gipfeln (z.B. Gr.
Arber, Brocken, Feldberg/Schwarzwald) auch schwere Sturmböen. Bereits am späten
Nachmittag und Abend beginnt der Wind von Südwesten her langsam wieder
abzuflauen.
Mit Passage der Warmfront gelangt recht milde Meeresluft ins Vorhersagegebiet,
auch hinter der Kaltfront ändert sich kaum etwas am Charakter der Luftmasse
(T850 hPa abends zwischen 0 Grad auf Rügen und 5 Grad an den Alpen). Die
Höchsttemperaturen erreichen somit Werte zwischen knapp unter 10 Grad bei mehr
oder weniger Dauerregen im Nordosten und 16, vielleicht 17 Grad im südlichen
Oberrheingraben bzw. am Alpenrand.
In der Nacht zum Mittwoch greift von Nordwesten her ein markanter Randtrog auf
Schottland über, wodurch die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet etwas auf
West zurückdreht und durch erneut kräftige WLA in Form eines sich annähernden
flachen Rückens eine leicht antizyklonale Kontur bekommt.
Das kleinräumige Teiltief zieht über die südliche Ostsee hinweg rasch ostwärts
ab, die Kaltfront löst sich über den mittleren Landesteilen des
Vorhersagegebietes bei insgesamt steigendem Bodendruck auf. Vor allem im Norden
sowie knapp südlich der Kaltfront über der südlichen Mitte fällt noch bis in die
Nacht hinein etwas Regen, ansonsten lassen Regen und Schauer bereits abends
rasch nach. In der zweiten Nachthälfte gibt es dann lediglich an den Küsten
einzelne unergiebige Schauer und entlang der sich auflösenden Kaltfront fallen
hier und da noch ein paar Tropfen. Während der Gradient im Süden mit
Durchschwenken eines Bodenhochkeils deutlich auffächert, bleibt er im Norden
recht scharf, da sich das Tief bei Schottland mit Herannahen des Randtroges
erneut verstärken kann. Somit bleibt der Wind an den Küsten warnrelevant mit
Böen Bft 7, an Abschnitten mit auflandigem Wind auch Bft 8 aus West bis Südwest.
Auch in den Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge gibt es noch stürmische
Böen bzw. Sturmböen (Bft 8 bis 9). Ansonsten spielt der Wind aber warntechnisch
keine Rolle mehr.
Vor allem im Süden und Südosten lockern die Wolken stärker auf, dort können sich
Nebelfelder ausbreiten. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 10 und 5 Grad, im
Süden bei teils geringer Bewölkung zwischen 5 und 1 Grad.
Mittwoch… schwenkt der flache Rücken über Deutschland hinweg ostwärts und wir
geraten auf die Vorderseite des sich langsam von Schottland auf die Nordsee
verlagernden Höhentroges, der mit einem weiteren, über die Biskaya bis zum Abend
nach Westfrankreich bzw. zur Iberischen Halbinsel schwenkenden Troges
interagiert.
Die Höhenströmung dreht somit über dem Vorhersagegebiet auf Südwest und bleibt
bei persistenter WLA recht glatt konturiert.
Im Bodenfeld verlagert sich Tief „LOTHAR“ über der nordwestlichen Nordsee nur
langsam ostwärts bzw. nimmt eher die Form einer langgestreckten Rinne an mit
einem weiteren Kern vor der Küste Südwestnorwegens am Abend. Die sich aus der
ehemaligen langgestreckten Okklusion etablierende Warmfront kommt über der
westlichen Ostsee nordostwärts voran, deine weitere Kaltfront überquert die
Nordsee südostwärts und greift nachmittags auf die Deutsche Bucht über, gerät
dort aber mit Passage eines flachen Wellentiefs ins Schleifen. Eine weitere
flache Welle kann sich, gekoppelt an den oben erwähnten Trog, über der Biskaya
und Frankreich entwickeln. Kaltfront und Frontalwelle dürften in der Nacht zum
und am Donnerstag miteinander interagieren, wobei es diesbezüglich im Detail
noch Unsicherheiten gibt.
Tagsüber gelangt das Vorhersagegebiet aber zunächst einmal in den Warmsektor des
Systems. Lediglich ganz im Nordwesten fällt entlang der schleifenden Front
zeitweise Regen, der sich am Nachmittag und Abend noch etwas intensiviert, aber
nicht warnrelevant wird. Ansonsten bleibt es trocken und an den Alpen kommt Föhn
auf. Vor allem im Lee der Berge lockern die Wolken somit auch stärker auf,
längere sonnige Abschnitte gibt es im Süden sowie vom Erzgebirgsnordrand bis zur
Lausitz.
Im Nordseeumfeld bleibt der Wind warnrelevant mit Böen Bft 7, über der Deutschen
Bucht Bft 8 aus Südwest, auch auf exponierten Gipfeln kann es einzelne
stürmische Böen Bft 8 geben. Auf den Alpengipfeln kommen zunehmend Sturmböen Bft
9 aus Süd auf, ob es in anfälligen Föhntälern für Böen Bft 7 bis 8 reicht, ist
noch unklar.
Die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte um 4 Grad im Bereich der schleifenden
Front an der Nordsee und bis über 10 Grad föhngetriggert über dem Alpenvorland.
Entsprechend wird es etwas milder als am Vortag mit Höchstwerten zwischen 13 und
17 Grad, am Alpenrand mit Föhn eventuell sogar nahe 20 Grad; an der Donau und im
nördlichen Alpenvorland dauert es eventuell länger, bis der Nebel aufgeht, dann
bleibt es entsprechend kühler.
Ausgangs der Nacht zum Donnerstag greift der Höhentrog von der Nordsee her auf
Nordwestdeutschland über. Der Südteil des Troges schwenkt über Südfrankreich und
Spanien hinweg Richtung westliches Mittelmeer.
Die flache Frontalwelle über Frankreich zieht nach Südwestdeutschland und
interagiert mit der schleifenden Kaltfront weiter nördlich, die somit6 über
Nordwestdeutschland nur langsam südostwärts vorankommt. Mit Übergreifen beider
Frontensysteme setzen von Westen her verbreitet Regenfälle ein, die sich bis
Donnerstagfrüh fast landesweit ausweiten. Lediglich im Südosten Bayerns und
eventuell auch in der Oberlausitz bleibt es noch trocken. Im Nordwesten kann es
mit Passage einer flachen Frontalwelle auch mal kräftiger regnen, Signale für
warnrelevante Mengen tauschen in den Modellen aber so gut wie keine auf,
meistens werden etwa 10 bis knapp über 20 l/m² in sechs bis zwölf Stunden
simuliert. Ansonsten sind es meist 1 bis 10 l/m². lediglich in den
Südweststaulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge sowie im Schwarzwald
etwas mehr.
Der Gradient verschärft sich zwar insgesamt wieder etwas, bei stabiler
Schichtung wirkt sich das aber nur auf den Bergen aus, wo es stürmische Böen
bzw. Sturmböen (Brocken eventuell kurzzeitig auch schwere Sturmböen) aus Südwest
geben kann. An den Alpen dürfte der Föhn noch bis weit in die Nacht hinein mit
Sturmböen in den Gipfellagen anhalten und erst morgens zusammenbrechen.
Die Nacht verläuft mit Minima zwischen 11 und 6 Grad relativ mild, lediglich im
Südosten Bayerns kann es bei aufgelockerter Bewölkung etwas frischer werden.
Donnerstag… schwenkt der Höhentrog rasch über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts, während der südliche Teil abends über dem Ligurischen Meer abtropft.
Rückseitig wölbt sich durch kräftige WLA vorderseitig eines sich über dem
Ostatlantik etablierenden zentralsteuernden Sturmtiefs ein markanter Höhenrücken
über der westlichen Nordsee nordwärts auf, so dass die Höhenströmung auf
Westnordwest dreht.
Unser Tief „LOTHAR“ ist inzwischen in Südskandinavien angekommen, weist anfangs
noch mehrere Kerne auf, kann nun aber besser mit dem Trog interagieren und
entsprechend intensivieren. Bis zum Abend zieht es zur mittleren Ostsee und
schlägt dort mit einem Kerndruck von knapp über 990 hPa auf. Die Kaltfront nimmt
nun deutlich an Fahrt auf und schwenkt rasch über Deutschland hinweg
südostwärts, wobei sie über Süddeutschland eingebremst wird und sich dort in
weiterer Folge auflöst. Rückseitig setzt kräftiger Druckanstieg über
Ostfrankreich und Südwestdeutschland ein, so dass sich vor allem über dem Norden
und Osten des Landes ein veritabler Druckanstieg etabliert. Der Wind frischt
dort entsprechend mit Frontpassage aus West auf und es gibt auch im Binnenland
einzelne steife Böen, wobei das IFS eine offensivere Variante als das ICON-EU
fährt und warnrelevante Böen noch bis in die mittleren Landesteile simuliert. Im
Nordseeumfeld sind auch einzelne stürmische Böen nicht ausgeschlossen, auch in
den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge kann es
stürmische Böen bzw. Sturmböen geben.
Mit Passage der Kaltfront verlagern sich die schauerartigen Regenfälle rasch
ostwärts und klingen postfrontal ab. Nachmittags bleibt es in weiten Teilen des
Landes trocken, lediglich der Norden und Nordosten bekommen noch ein
Streifschuss der Höhenkaltluft ab, so dass es dort noch einzelne Schauer gibt,
selbst kurze Gewitter sind nicht ganz ausgeschlossen.
Ansonsten lockern die Wolken auch mal stärker auf; in etwa 800 hPa etabliert
sich vor allem im Westen und Süden eine recht markante Absinkinversion, unter
der sich flache Quellwolken ausbreiten. Die Temperatur in 850 hPa sinkt
postfrontal auf nahe 0 Grad im Norden und in der Mitte und etwa 5 bis 6 Grad im
Bereich der sich auflösenden Kaltfront über Süddeutschland. Somit bleibt es bei
recht guter Durchmischung relativ mild mit Maxima zwischen 12 und 17 Grad.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhenrücken ostwärts und greift auch auf
das Vorhersagegebiet über. Entsprechend steht eine wettertechnisch ruhige Nacht
ins Haus. Der korrespondierende Hochkeil verstärkt sich noch etwas und verlagert
seinen Schwerpunkt über Süddeutschland hinweg langsam ostwärts. Somit flaut der
Wind auch auf den Bergen und im Nordosten rasch ab und ist nicht mehr
warnrelevant. Vielerorts lockern die Wolken weiter auf, teilweise klart es auf,
lediglich im Westen und Norden macht sich die WLA vorderseitig des Zentraltiefs
westlich von Schottland in Form hoher und mittelhoher Bewölkung bemerkbar. Vor
allem im Süden und in der Mitte können sich Nebelfelder ausbreiten. Mit
Tiefstwerten zwischen 9 und 2 Grad – in einigen Senken und Mittelgebirgstälern
auch darunter inklusive Frost in Bodennähe – fällt die Nacht frischer aus als
die Vornächte.
Modellvergleich und -einschätzung
Abgesehen von Details, die wellende Front in der Nacht zum Donnerstag
betreffend, was aber keine Warnrelevanz haben sollte, simulieren die Modelle
relativ einheitlich.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff