S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.10.2025 um 10.30 UTC

Wechselhaft und windig, zeitweise stürmisch. Etwas kühler. Zögerliche
Wetterberuhigung in Richtung Mitte der kommenden Woche.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 29.10.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag (25. Oktober) hat sich unsere
Sturm- und Shapiro-Keyser-Zyklone JOSHUA (int. BENJAMIN) zu einem
hochreichenden, steuernden Zentraltief umgewandelt. Da an seiner Westflanke
wiederholt mit Kaltluft angefüllte Randstörungen eingebunden werden, handelt es
sich um ein komplexes, sich stetig regenerierendes System mit wahrscheinlich
mehreren Kernen, sowohl in der mittleren und oberen Troposphäre als auch im
bodennahen Luftdruckfeld. Das primäre, gedachte Drehzentrum finden sich aber
wahrscheinlich über dem südlichen Skandinavien und verlagert sich von der
Südspitze Norwegens (Samstag) langsam ostwärts über den Skagerrak nach
Südschweden (Montag). Deutschland liegt an der Südflanke in einer strammen
Westströmung. Die angesprochenen mal mehr, mal weniger ausgeprägten
Kurzwellentröge sorgen für einen sehr zyklonalen Wettercharakter, indem sie die
einfließende, maritim erwärmte Polarluft zeitweise labilisiert und hebt.
Folglich kommt es wiederholt zu schauerartigen Niederschlägen, mal in Form von
einzelnen Schauerzellen, mal als etwas kompaktere Niederschlagsgebiete, wenn
etwas PVA und WLA ins Spiel kommt. Im 24- bis 48-Zeitraum können die
Warnschwellen für Dauerregen im Westanstau der Mittelgebirge und im Bereich der
Nordseeküste möglicherweise knapp gerissen werden (>30 bzw. 40 l/m²). Die
Temperaturen im 850-hPa-Niveau gehen vorübergehend auf +1 bis -3 °C zurück,
sodass die Schneefallgrenze zeitweise knapp unter 1000 m, zum Montag eventuell
auch bis rund 800 m sinkt. Damit kann es in Kammlagen der Mittelgebirge geringen
Schnee oder Schneematsch geben, nennenswerte Akkumulationen stehen wohl eher nur
für den Alpenraum an. Die Randtröge sorgen auch dafür, dass der Gradient
aufrechterhalten wird, obwohl sich das steuernde Tief abschwächt. Damit bleibt
der Wind weiter Thema, in Böen sind zeit- und gebietsweise stürmische Böen bis
ins Tiefland zu erwarten, im höheren Bergland ist es durchweg stürmisch, dort
sowie auch an der See können schwere Sturmböen, exponiert auch orkanartige Böen
auftreten.

Am Dienstag und Mittwoch verliert der Richtung Baltikum abziehende und sich
weiter abschwächende Tiefdruckkomplex JOSHUA seinen Einfluss auf Mitteleuropa.
Zwischen dem korrespondierenden Trog über Osteuropa und einem breiten Rücken,
der vom Nordatlantik her auf Westeuropa übergreift, stellt sich über Deutschland
eine Nordwestströmung ein. Die genaue Position und Kontur dieses
Trog-Rücken-Musters, insbesondere deren Wellenlänge und Progression sind
allerdings noch fraglich und wird von den Modellen noch recht unterschiedlich
simuliert. Wahrscheinlich bleibt das Wettergeschehen durch eine südostwärts
ablaufende, neuerliche Randstörung nebst flacher Frontalwelle weiter unbeständig
und sehr windig (Sturmgefahr vor allem an der See und im Bergland), allerdings
wird es in einfließender nordatlantischer Mischluft eher wieder etwas milder.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich mit weiterer Annäherung des Rückens
und ansteigendem Luftdruck eine Wetterberuhigung an, was aber noch nicht ganz in
trockenen Tüchern ist.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großräumigen Strukturen werden vom IFS ziemlich konsistent berechnet. Dass
es gewisse Unschärfen bei der Prognose kleinräumiger Systeme (Randtröge) gibt,
liegt in der Natur des mittelfristigen Prognosezeitraumes. Deswegen sollte man
den genauen zeitlichen Ablauf der Niederschlags- und Windentwicklung und deren
Schwerpunkte in den Berechnungen nicht auf die Goldwaage legen. Entsprechend
vage müssen die Formulierungen in den Vorhersage- und Warntexten bleiben.

Etwas unsicherer wird die generelle Entwicklung zur Wochenmitte. Die beiden
gestrigen IFS-Läufe von 00 und 12Z simulierten noch einen sich über Westeuropa
weit nach Norden aufwölbenden Rücken. Deutschland wäre demnach zwischen diesem
Rücken und dem Osteuropatrog in eine Nordwestströmung gekommen, wobei sich im
Verlauf von Westen Hochdruck und eine Wetterberuhigung bemerkbar gemacht hätte.
Im heutigen IFS-Lauf von 00Z ist der Rücken deutlich flacher und progressiver,
schwenkt folglich recht zügig über Mitteleuropa ostwärts. Auch dabei käme es
zwar zu einer vorübergehenden Wetterberuhigung, allerdings würde sich durch
rasche Zonalisierung und die übergreifende Frontalzone zumindest im Norden zügig
wieder unbeständigeres und windiges Wetter durchsetzen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen an dieser Stelle beschriebenen Globalmodelle haben so ihre
Probleme mit den Randtrögen. Ohne unnötig tief ins Detail zu gehen: Insbesondere
die Windfelder sehen in den Prognosen mitunter recht verschieden aus. Eine
überregionale schwere Sturmlage hat aber kein Modell mehr auf dem Plan.

Gröbere Diskrepanzen tun sich – wie schon IFS-intern – zur Mitte der nächsten
Woche auf. Der neuste IFS-Lauf nimmt mit seiner progressiven Variante (flacher,
zügig ostwärts schwenkender Rücken und nachfolgende Zonalisierung) eher eine
Außenseiterposition ein. ICON und GFS tun es der gestrigen IFS-Version gleich
und rechnen einen markanteren, nur zögerlich von West- auf Mitteleuropa
übergreifenden Rücken.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

IFS-EPS:
Die Rauchfahnen sind bis zu Beginn der nächsten Woche erstaunlich eng gebündelt
und der deterministische Lauf gut eingebettet. Sowohl bei der Temperatur als
auch beim Geopotenzial bewegen wir uns auf gleichmäßigem verhältnismäßig
niedrigem Niveau. Ab Wochenmitte nimmt der Spread dann deutlich zu. Der
deterministische Lauf bewegt sich am oberen Rand der Memberschar, indem er einen
vergleichsweise zügigen Temperatur- und Geopotenzialanstieg vollzieht
(progressiver Rücken->Zonalisierung). Bei den meisten anderen Member geschieht
das deutlich langsamer, einige wenige lassen eine Erwärmung bzw. ein
Geopotenzialzunahme sogar komplett vermissen (zögerlich Übergreifender Rücken
oder gar persistenter Trog-/Trograndlage). Letzteres scheint aber eher
unwahrscheinlich.

CLUSTER:
Im Zeitraum +72-96 h (Samstag/Sonntag) werden vier Cluster gebildet, die alle
den Übergang von negativer Nordatlantischer Oszillation (NAO-) zu Atlantischem
Rücken (ATR) vollziehen. Nennenswerte Unterschiede mit Fokus auf Mitteleuropa
lassen sich nicht ausmachen.
Im Zeitraum +120-168 h (Montag-Mittwoch) stehen drei Cluster zur Auswahl, die
alle dem Regime ATR treu bleiben. In C1 (21/51 Member) wird der Trog nach Osten
verdrängt und der westeuropäische Rücken erreicht zügig Mitteleuropa (Variante
des det. Laufes: zügige, aber nur kurzzeitige Wetterberuhigung/Erwärmung). In C2
(16/51 Member) wird der Trog über Mitteleuropa regeneriert (persistente, kühle
Troglage). In C3 (14/51 Member) verbleibt Deutschland zwischen dem zögerlich
nach Osten abziehenden und dem sich nur langsam von Westen nähernden Rücken in
einer nordwestlichen, aber zunehmend antizyklonalen Strömung (langsame
Wetterberuhigung).

FAZIT:
Der grobe Fahrplan steht: Auch mittelfristig setzt sich das wechselhafte
Wettergeschehen zunächst fort. Vor allem am Wochenende und zu Beginn der
nächsten Woche ist mit reichlich Niederschlag und zeitweise stürmischem Wind zu
rechnen. Es wird zwar etwas kühler, winterliche Erscheinungen (Schnee, Glätte
etc.) bleiben aber eher den Mittelgebirgskammlagen und dem Alpenraum
vorbehalten.
Eine zögerliche Wetterberuhigung deutet sich in Richtung Mitte der nächsten
Woche an. Wie genau die aussieht und wie nachhaltig die sein wird, bleibt aber
abzuwarten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STURM:
Im Zeitraum zwischen Samstag und Montag frischt der westliche bis nordwestliche
Wind zeit- und gebietsweise stark auf mit stürmischen Böen (Bft 8), vor allem in
anfälligen und höheren Lagen auch Sturmböen (Bft 9). Auf Berggipfeln und an der
Küste (vornehmlich an der Nordsee) sind schwere Sturmböen (Bft 10) möglich,
exponiert orkanartige Böen (Bft 11) nicht ausgeschlossen.
Im weiteren Verlauf bis Wochenmitte bleibt an der Küste noch ein gewisses
Sturmpotenzial erhalten, ansonsten nimmt der Wind aber deutlich ab.

DAUERREGEN:
Von Samstag bis Dienstag regnet es in West- und Nordwestlaulagen des Berglandes
und im Nordseeumfeld wiederholt, teils auch länger anhaltend. Dabei können im
24- und 48-stündigen Zeitraum örtlich Warnschwellen (>30 bzw. >40 l/m²) knapp
überschritten werden.

SCHNEE:
Insbesondere am Montag und Dienstag stellt sich an den Alpen mit der flachen
Frontalwelle und nordwestlicher Anströmung eine Stausituation ein. Oberhalb von
1000-1500 m (die Schneefallgrenze steigt tendenziell an) sind markante
Neuschneemengen zwischen 15 und 30 cm möglich, lokal mehr.

Auch der EFI signalisiert eine Phase mit ungewöhnlich viel Niederschlag in
einigen Mittelgebirgen und später auch an den Alpen sowie verbreitet
ungewöhnlich starken Wind, sogar bis einschließlich Dienstag. Signale für
unterdurchschnittliche Temperaturen beschränken sich eher auf Westeuropa.

Basis für Mittelfristvorhersage
Det. Modell-Mix (von IFS eher die gestrige Variante) + EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Leyser Sturm