SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.10.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz
Heute nur exponiert stürmische Böen, vor allem im Nordwesten einzelne Gewitter
mit Böen Bft 8 nicht ausgeschlossen.

Morgen vorübergehende Wetterberuhigung.

Am Donnerstag von Westen her stürmische Böen und Sturmböen, vereinzelt Gewitter
mit Sturmböen. Auf den Bergen Orkanböen, an der See in der Nacht zum Freitag
Orkanböen möglich. In Nordwestdeutschland auch schwere Sturmböen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Dienstag… Die Okklusion eines hochreichenden Tiefs bei Schottland zieht heute
ostwärts ab. Dahinter folgt in der Höhe und am Boden ein Trog nach, der vom
westlichen Deutschland bis zum Abend zur westlichen Ostsee und nach Westpolen
zieht. Die einströmende Meeresluftmasse ist eher mild, da sie aus dem Raum
Keltische See und Biskaya kommt mit Temperaturen in 850 hPa zwischen 5 und 9
Grad. Zudem ist sie sehr feucht, so dass aktuell schon zahleiche Schauer
unterwegs sind, die von Südwest nach Nordost durchziehen. Bei nur geringen
CapeML-Werten meist unter 100 J/Kg ist die Gewittergefahr gering (am ehesten im
Nordwesten und im Süden vorstellbar). Nur wenig Niederschlag wird von der Pfalz
bis nach Sachsen berechnet, wo die Aufheiterungen auch mal länger dauern können,
am ehesten in der Lausitz.
Bei guter Durchmischung ist es heute recht mild mit Höchstwerten zwischen 14
Grad im mittleren Bergland und 18 Grad im Südwesten sowie im Osten.
Der Südwestwind frischt im Tagesverlauf auf und bringt vor allem dem Westen und
Nordwesten steife, vereinzelt auch stürmische Böen. Auf exponierten Bergen
oberhalb von 1000 m gibt es teils schwere Sturmböen.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt ein weiterer Kurzwellentrog von Frankreich
und Benelux her über den Norden und die Mitte des Landes hinweg ostwärts und
hält die Schauertätigkeit aufrecht, wobei die Schauer mit Durschwenken des
Troges über die Mitte hinweg nun auch nach Süden ausgreifen. Insgesamt fehlt es
aber für kräftigere Entwicklungen an Höhenkaltluft und an Labilität, so dass die
Mengen – außer vielleicht im Nordseeumfeld – nur gering ausfallen.
Die schleifende Front wird vorübergehend über die Alpen hinweg nach Süden
gedrückt, geht dann aber über Westeuropa über in eine Frontalwelle westlich der
Biskaya, deren Warmfront morgens auf Westfrankreich übergreift.
Der Süd- bis Südwestwind nimmt ab, in einigen Kamm- und Gipfellagen gibt es aber
anfangs noch Böen Bft 8 bis 9. Auch über der Nordsee bleibt es bei steifen Böen
aus Südwest. Bei nur wenig Auflockerungen in der erwärmter Meeresluftmasse
bleibt es mit Minima zwischen 12 Grad im Nordwesten und 7 Grad im Südosten
relativ mild.

Mittwoch… stößt von Nordwesten her ein markanter Randtrog ins Seegebiet
westnordwestlich der Britischen Inseln vor und regeneriert den Höhentrogkomplex
über Westeuropa. An der Südflanke des neuen Randtroges entwickelt sich eine
markante Frontalzone mit mehr als 160 kn in 300 hPa im Bereich eines kräftigen
Jetstreaks. Zum Abend hin gerät dann eine Richtung Skilly-Inseln (südwestlich
von Cornwall) ziehende Frontalwelle in den linken Ausgangsbereich des Jets und
kann sich in der Nacht zum Donnerstag zu einer veritablen Sturmzyklone
entwickeln.
So stellt sich tagsüber bei uns mit dem unter Abschwächung durchschwenkenden
Kurzwellentrog eine gewisse Wetterberuhigung ein. Einzelne Schauer gibt es aber
vor allem im Norden und in der Mitte. Von Westen nähert sich sann aber bereits
die Warmfront der Frontalwelle, die im Süden schleift. So kann es ganz im Süden
längere Zeit regnen (mit maximal wenigen l/m², lediglich im Stau des
Südschwarzwaldes und der Alpen mit mehr als 10 l/m²). Lokal bleibt es im Norden
und in der Mitte auch trocken.
Nach Lesart von ICON-EU und UK10 sowie MOS sind im Nordseeküstenbereich noch
steife Windböen möglich, nach GFS vorübergehend auch im ganz Süden, wo eine
kleine Frontalwelle durchgeht. Auf exponierten Gipfeln sind vor allem im Süden
stürmische Böen und Sturmböen aus Südwest möglich.
Der Nachschub der Biskayaluft bleibt erhalten und so bleibt es mild (T850 hPa
meist zwischen 3 und 8 Grad), aber allzu viel Sonnenschein ist nicht zu
erwarten, am ehesten vielleicht noch nach Osten. Die Höchstwerte liegen meist
zwischen 13 Grad im mittleren Bergland und 17 Grad am Rhein, in Südbaden erneut
bis 18 oder gar 19 Grad (Hochrhein).

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der kräftige Randtrog nach
Nordwestfrankreich und Großbritannien, wobei sich in 500 hPa über England ein
Cut-Off-Tief bildet. Am Boden entwickelt sich damit die Sturmzyklone weiter,
zieht bei ICON-EU zur Südostküste Englands und erreicht einen Kerndruck von 971
hPa(GFS: 966 hPa), befindet sich dann fast unter dem Höhentiefzentrum. Die
Warmfront greift auf den Westen über und verlagert sich etwa zum mittleren
Deutschland, seine Kaltfront erreicht Belgien und Zentralfrankreich. So kann
sich der Warmfrontregen bis fast zur Elbe ausbreiten und erfasst auch weite
Teile Bayerns, wo nur der Südosten ausgespart bleibt. Während in der 1.
Nachthälfte der Wind nur auf den Bergen eine Rolle spielt (Sturmböen), so
frischt er nach Warmfrontdurchgang im Westen und Südwesten gegen Morgen auf und
bringt dann in den tiefen Lagen erste 7er Böen und oberhalb 400 bis 600 m auch
stürmische Böen. Auf exponierten Bergen sind dann teils schwere Sturmböen, im
Hochschwarzwald auch Orkanböen möglich. An der See weht präfrontal noch ein zwar
kräftiger werdender Ost- bis Südostwind, jedoch treten wohl zunächst nur auf
Helgoland steife Windböen auf.
Insgesamt bleibt es nachts relativ mild mit Minima zwischen 12 und 7 Grad.

Donnerstag… Das Sturmtief zieht bis zum Abend ins Grenzgebiet von Holland
wobei sich das Tief nur vorübergehend auf 968 hPa vertieft und abends der
Kerndruck wieder auf 970 hPa ansteigt. IFS zeigt das Tief mit 975 hPa dagegen
über der Nordsee im Seegebiet nordwestlich von Helgoland. Die anderen Modelle
legen den Kern irgendwo dazwischen. Wie auch immer, das Sturmfeld mit Böen Bft 8
(exponiert 9) erfasst im Tagesverlauf vor allem mit Durchgang der Kaltfront das
gesamte westliche, südwestliche und mittlere Deutschland. In Ost- und
Südostbayern treten wohl nur auf den Bergen warnwürdige Böen auf. Im Norden und
Osten gibt es zunächst wohl nur im Küstenbereich steife Windböen, exponiert auch
stürmische Böen (Fehmarn).
Nochmal zurück zur Kaltfront: Diese erreicht in den Morgenstunden und am frühen
Vormittag den Westen Deutschlands und erreicht abends bereits die Oder. Mit
Durchgang der Front werden auch einzelne Gewitter simuliert, die dann mit
Sturmböen einhergehen können und durch die frontale Querzirkulation ausgelöst
werden können. Hinter der Front entwickelt sich vorübergehend Cape-ML mit 100
bis 300 J/Kg bei nur geringen PPWs um die 14 mm. Immerhin ist auch höhenkalte
Luft beteiligt: In 500 hPa sinkt die Temperatur bis zum Abend auf -21 bis -25
Grad. So können sich auch hinter der Kaltfront einzelne kurze Kaltluftgewitter
entwickeln, die bei Mittelwinden um 40 kt in 850 hPa auch Sturmböen bringen
können. Bei kräftigen Schauern oder Gewittern ist durchaus Starkregen zwischen
15 und 25 mm in kurzer Zeit möglich! Mit Durchgang der Kaltfront sinkt die
Schneefallgrenze am Abend unter 1500 m.
Mit der einströmenden kühleren Meeresluftmasse mit Temperaturen zwischen 5 und 1
Grad in 850 hPa wird es gebietsweise etwas kühler. Die Höchstwerten liegen
zwischen bei 12 oder 13 Grad bei Regen im Norden und 17 Grad im Südwesten, am
Oberrhein bis 18 Grad.

In der Nacht zum Freitag zieht das Tief ins Seegebiet vor Dänemark und schwächt
sich nur geringfügig ab. Vorübergehend zeigt sich bei ICON-EU noch ein kleines
Randtief im Bereich der ŽherumgehaltenŽ Okklusion, die die Nordhälfte
Deutschlands ostwärts überquert. Dabei kommt es dort zu schauerartigen
Regenfällen und der Wind frischt in der Nordhälfte auf, so dass stürmische Böen
und Sturmböen möglich sind. In der 2. Nachhälfte erfassen auf der Rückseite des
zur westlichen Ostsee ziehenden Randtiefs orkanartige Böen die Nordseeküste (auf
freier See Orkanböen). Auf den Bergen sind ähnlich wie am Tage teils schwere
Sturmböen, exponiert Orkanböen möglich. In Süddeutschland sind in tiefen Lagen
lediglich steife Böen zu erwarten.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 10 Grad im Nordwesten und 5 Grad im mittleren
Bergland. In den Alpen sind in den Lagen ab 1500 m weitere Schneefälle zu
erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Einige Unterschiede bezüglich des Sturmtiefs wurden oben erwähnt.
Eventuell werden 24stg. Im Schwarzwald am Donnerstag auch Dauerregenschwellen
überschritten.
Die EPS-Ergebnisse von ICON-EU und IFS sowie CosmoLEPS zeigen Donnerstagabend
und in der Nacht zum Freitag erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Böen BFT 10 vom
rheinland bis ins westliche Schleswig-Holstein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden