S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.10.2025 um 10.30 UTC

Ruhiges Herbstwetter mit zeitweise stürmischem Wind an den Küsten.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.10.2025

Fazit vorweg: Der „goldene Oktober“ ist in der Mittelfrist nicht recht zu
finden. Nach anfänglicher Milde geht die Temperatur ab Sonntag wieder deutlich
zurück.

Am Freitag, erster Tag der Mittelfrist, setzt sich der zunehmende
Hochdruckeinfluss (>1030 hPa) von Westen her fort. Die Frontenreste des Tiefs
über Nordskandinavien werden ostwärts abgedrängt, die Luft trocknet zunehmend
ab, feiner Niesel ist aber über der Nordhälfte immer noch möglich. In der Höhe
fließt mildere Luft ein: +3 Grad im Osten, + 9 Grad im Südwesten in 850 hPa. Aus
dem Tief über Skandinavien entsteht vor Island ein Randtief, das sich seinen Weg
an der Südflanke nach Südskandinavien bahnt und im Norden und Nordosten
Deutschlands für einen steigenden Druckgradienten sorgt. Daraus resultieren an
den Küsten und im Nordosten etwas frischerer Wind und die ein oder andere steife
Böe, direkt an der Küste auch stürmische Böe, exponiert vielleicht auch eine
Sturmbö. Auch in Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge lassen sich stürmische
Böen nicht ganz ausschließen.

Am Samstag zieht das Randtief über die Ostsee zum Baltikum. Es etabliert sich im
Tagesverlauf eine Tiefdruckzone (sowohl am Boden als auch in der Höhe), die von
Spitzbergen über Skandinavien und das Baltikum bis in den Osten Russlands reich.
Das Bodenhoch zieht sich etwas zu den Britischen Inseln zurück, der
Druckgradient über dem Nordosten Deutschlands fächert auf. Dennoch sind vor
allem an der Küste und im küstennahen Bereich noch steife oder stürmische Böen
möglich. In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Einfluss der Tiefdruckzone auf
den Norden und Osten Deutschlands aus. Der Süden und Westen profitieren noch vom
Hochdruck über Westeuropa.

Am Sonntag verlagert sich das Hoch zunehmend in den Nordwesten Europas und wir
geraten zwischen die „Stühle“. Eine Kaltfront samt mäßiger Niederschläge
erreicht Deutschland von Norden her und zieht bis zum Abend etwa zur Landesmitte
erreicht. Dahinter strömt deutlich kältere Luft polaren Ursprungs ein. Aus der
Tiefdruckzone über dem Nordosten und Osten Europas wird ein abgeschlossenes
Tief. Dabei liegt das Bodentief (ca. 998 hPa) über Russland, während das
Höhentief in der Nacht zum Montag von Südnorwegen bis nach Weißrussland reicht.

Am Montag dreht sich das Höhentief über der Ostsee ein und bildet einen Dipol:
knapp vor Polen sowie über Nordwestrussland. Dabei schwenkt der westliche Teil
südwärts und erreicht den Norden Deutschlands. Auch die Kaltfront schiebt sich
weiter südwärts bis an die Alpen. Zwischen Hoch und Tief fließt aus Osten nur
latent nasse Luft zu uns, dennoch sind unter der höhenkalten Luft schauerartige
Niederschläge zu erwarten. Blitz und Donner sind nicht vollkommen
ausgeschlossen.
Am Dienstag flutet die kalte Luft aus Nordosten das gesamte Land. Kurzwellige
Anteile des Tiefs über Nordosteuropa sorgen immer wieder für Hebung.

In der erweiterten Mittelfrist scheint sich am Boden von Norden her wieder hoher
Luftdruck durchzusetzen, allerdings liegt das Höhentief weiterhin über dem Osten
und Nordosten Europas und sendet immer wieder Ableger zu uns.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS-Lauf ist zu Beginn der Mittelfrist konsistent zu seinen
Vorgängern: Von Westen weitet sich Hochdruckeinfluss am Boden und in der Höhe
aus. Allerdings ist die Lage nicht störungsfrei, denn kleine Höhentiefs sind in
allen Modellläufen enthalten, liegen aber unterschiedlich. Im aktuellen Lauf
setzen sich ab Sonntag zunehmend Tiefdruckeinfluss und deutlich kältere Luft aus
Nordosten durch, die sich bis in die erweiterte Mittelfrist halten sollen. Das
hat sich auch schon im gestrigen 12 UTC Lauf angedeutet, ist also kein
Ausreißer.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich mit den anderen Modellen ergeben sich zwei Lager: IFS und UK10 in
einem und ICON sowie GFS im anderen. GFS und ICON halten deutlich länger an
Hochdruckeinfluss und dem Zustrom milderer Luft fest (ähnlich wie IFS gestern).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse schöpft im ersten Zeitschritt (Freitag und Samstag) aus den
Vollen: sechs Lösungen, davon drei mit Blocking, drei mit atlantischem Rücken.
Für Deutschland sind die Unterschiede marginal, Haupt- und Kontrolllauf liegen
in Cluster eins.
Zeitschritt zwei (Sonntag bis Dienstag) liefert nur zwei Lösungen mit
dominierendem atlantischem Rücken. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster
zwei, der das Höhentief etwas nordöstlicher rechnet, als Cluster eins. So oder
so ist ein direkter Übergriff nicht im Modell, der indirekte Einfluss durch
Randtröge aber sichtbar.
Die erweiterte Mittelfrist geht mit Blocking oder atlantischem Rücken weiter.
Wobei Deutschland immer etwas mehr im Einflussbereich des Tiefs ist als im
Einflussbereich des Hochs.

Die Rauchfahnen helfen leider nicht bei der konkreten Prognose ab Sonntag. Der
Spread der Temperatur liegt um 12 K, der des Geopotentials um 30 dam. Auffällig:
Der Hauptlauf ist am Ensembleminimum zu finden. Deutlich sichtbar: Nach dem
Wochenende nimmt der Hochdruckeinfluss wieder ab. Die Frage ist nur wie schnell
und wie markant.

Auch beim GFS ist der Spread ab dem Wochenende recht hoch. Der Hauptlauf liegt
bei der Temperatur im oberen Drittel, der Kontrolllauf leicht darunter. Beim
Druck ergeben sich ähnliche Muster.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag und Samstag besteht an den Küsten die Gefahr von stürmischen Böen,
exponiert auch Sturmböen. Auch auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge
lassen sich stürmische Böen nicht ausschließen. Am Montag gibt es mit geringer
Wahrscheinlichkeit Blitz und Donner im Nordosten.
Sonst sind in der Mittelfrist keine markanten Wettergefahren sichtbar.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, MOS-EZ, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn