#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 02.10.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.10.2025 um 10.30 UTC
Am Wochenende stürmisch mit viel Regen an der Nordsee, nachfolgend vor allem im
Norden weiterhin windig. Vorübergehend sehr mild, dann wieder Abkühlung. Immer
wieder etwas Regen.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 09.10.2025
Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, soll nach IFS über
Mitteleuropa ein Langwellentrog liegen. Bodennah zeigt IFS den Kern des
Sturmtiefs Detlef (int. Amy) auf einer Zugbahn aus dem Kattegat über Südschweden
hinweg nach Gotland. Ein weiterer, schwächerer Kern desselben Tiefs zieht
dagegen im Nordmeer seine Kreise. Von Südwesten schiebt sich dagegen ein Keil
eines zur Biskaya ziehenden Hochs nach Süddeutschland herein. Daraus resultiert
ein ordentlicher Druckgradient über Deutschland, der zu windigem, im Norden
stürmischem Wetter führt. Zudem soll es in der leicht labilen Luftmasse im
Trogbereich zu einigen Schauern kommen.
Am Montag weitet sich der Hochdruckkeil noch weiter nach Süddeutschland aus.
Gleichzeitig zieht eine Welle ins Seegebiet nördlich von Schottland, deren
Warmfront mit leichten Regenfällen auf Deutschland übergreift. Aufgrund
erheblicher Warmluftadvektion wird der Trog rasch nach Osten abgedrängt und ein
mächtiger Rücken nähert sich von Westen. Der Gradient über Deutschland schwächt
sich mit Abzug von Detlef ab, es bleibt aber windig.
Am Dienstag zieht die Warmfront nach Osten ab, die Kaltfront wird aber
zurückgehalten, da die Welle sich nicht entwickelt und über Mittelskandinavien
hinwegzieht. Damit gelangen wir in einen breiten Warmsektor mit hochreichend
sehr milder Luft. In 850 hPa steigt die Temperatur über 10°C an, in der Höhe
weitet sich der Keil bis nach Mitteleuropa aus. Bodennah herrscht im Süden der
Einfluss des Hochs. Dort lockern die Wolken auf und es wird sonnig. Im Norden
bleibt ein etwas stärker Gradient bestehen, so dass es windig bleibt. Dort
fließt auch noch recht feuchte Luft ein, so dass sich die Wolken nur zögernd
auflösen.
Am Mittwoch verlagert sich der Rücken rasch in Richtung Osteuropa und das
Hochdruckgebiet zieht sich nach Süden zurück. Rückseitig einer weiteren, sich
etwas stärker intensivierenden Welle, die nach Südnorwegen zieht, nähert sich
eine Kaltfront an, die bereits ab dem Vormittag mit etwas Regen auf den
Nordwesten übergreift und bis zum Abend schon Süddeutschland erreicht. Dort gibt
es aber noch recht lange Sonnenschein. Der Gradient nimmt vor allem im Norden
wieder zu, so dass der Wind wieder auffrischt und auf Nordwest dreht. Rückseitig
der Kaltfront zieht in der Nacht ein Höhentrog durch.
Am Donnerstag schwenkt kurzzeitig ein Rücken über uns hinweg, in der Nacht zum
Freitag steht schon der nächste Trog ins Haus. Nach kurzer Wetterberuhigung und
etwas Sonne tagsüber, zieht auf dessen Vorderseite ab dem Abend eine neue
Kaltfront auf und bringt wieder etwas Regen, zudem frischt der Wind erneut auf.
In den Folgetagen bleibt Trogeinfluss bestehen. Zwischen Tiefs über Skandinavien
und einem Hochdruckkeil über dem Südwesten Europas stellt sich eine
westnordwestliche Strömung unter zyklonalem Einfluss ein. Somit bleibt es bei
zumindest tagsüber recht niedrigem Temperaturniveau unbeständig und windig.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die jüngsten Läufe des IFS zeigen einige Inkonsistenzen. So zeigt der jüngste
Lauf des IFS den Kern von Detlef weiter südlich als die beiden Vorläufe, was in
deutlich stärkerem Wind in allen Regionen Deutschlands resultiert und
insbesondere im Norden des Landes stürmische Böen auch im Binnenland zur Folge
haben könnte.
Zudem ließen die älteren Läufe die Kaltfront bereits in der Nacht zum Dienstag
schon wieder in den Norden hereinziehen, während sie im jüngsten Lauf durch die
Welle weit im Norden zurückgehalten wird. Dieser präsentiert sich deutlich
antizyklonaler. Im gestrigen 00-UTC-Lauf schleift dann die Kaltfront im Norden,
im gestrigen 12-UTC Lauf wird sie rasch wieder nach Norden geführt.
Am Mittwoch wird dann die Kaltfront beim gestrigen 00-UTC-Lauf langsam weiter
nach Süden geführt. Die jüngeren beiden Läufe lassen dann recht übereinstimmend
die Kaltfront im Laufe des Tages übergreifen.
Der gestrige 00-UTC-Lauf lässt dann auch den Trog am Donnerstag nur langsam
abziehen, bei den jüngeren zieht er flott ab.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Beim Vergleich der aktuellen deterministischen Läufe fällt schon am Sonntag ein
deutlicher Unterschied auf. Die Zugbahn von Detlef wird noch sehr
unterschiedlich simuliert, wobei der aktuelle IFS-Lauf die mit Abstand
südlichste Zugbahn bietet. Bei ICON, GFS und UKMO liegt die Zugbahn (des
südlichen Kerns) einige hundert Kilometer weiter nördlich, was in Deutschland zu
deutlich weniger Wind führen würde. GEM hat eine Zugbahn in der Mitte und könnte
insbesondere in Schleswig-Holstein auch stürmisches Wetter bereithalten.
Am Montag besteht wieder größere Einigkeit zwischen den Modellen. Am Dienstag
haben ICON, IFS, GFS und GEM das frontale Geschehen nördlich Deutschlands im
Angebot, während bei UKMO die Front über Schleswig-Holstein schleift. Nach allen
Modellen soll diese aber am Mittwoch wieder übergreifen, allerdings bei doch
recht unterschiedlichem Druckfeld, so dass auch die Windentwicklung noch sehr
unsicher ist.
Ab Donnerstag laufen die Prognosen dann weiter auseinander.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag auf
insgesamt 5 Cluster. Dabei zeigen Cluster 1 bis 3 (zusammen 39 Mitglieder,
Haupt- und Kontrolllauf) eine ähnliche Entwicklung, die das oben beschriebene
Szenario des Hauptlaufs widerspiegelt. C4 (6 Mitglieder) zeigt ein Szenario bei
dem sich der Rücken am Dienstag nicht so stark aufwölben kann und als Ergebnis
dann wohl auch die Front über dem Norden Deutschlands schleifen würde. C5
(ebenso 6 Mitglieder) lässt dagegen den sich aufwölbenden Keil sich mit dem
Höhenhoch über der Barentssee verbinden, so dass der nachfolgende Trog über dem
Nordmeer geblockt wird und nicht mehr auf uns übergreifen kann. Dieses Szenario
ist zwar wenig wahrscheinlich, stellt aber doch einen bemerkenswerten Kontrast
zu den übrigen Clustern dar.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen sich noch recht unterschiedliche Cluster,
die aber alle recht hohes Geopotential über dem nahen Atlantik zeigen, so dass
die Höhenströmung tendenziell eine Nordkomponente haben sollte und eher kühle
Luft zu uns gelangt.
Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen einen massiven Berg
von Geopotential und hoher Temperatur am kommenden Dienstag. Dabei ist die
Streuung sehr gering. In der zweiten Wochenhälfte gehen Temperatur und
Geopotential wieder deutlich zurück, wenngleich bei deutlich zunehmender
Streuung. Vor allem Süden gibt es noch zahlreiche warme Lösungen, im Norden sind
diese geringer. Abgesehen vom Dienstag gibt es an allen Tagen leichte
Niederschlagssignale.
Sehr ähnlich sehen die Rauchfahnen des GFS aus.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
EFI zeigt am Sonntag ein deutliches Windsignal in ganz Deutschland. Zudem gibt
im Umfeld der Nordsee ein deutliches Regensignal für die Tage Samstag bis
Dienstag. Dies wird durch ein Signal für einen deutlich überdurchschnittlichen
Wasserdampffluss untermauert, der in der Westströmung südlich von Detlef
simuliert wird.
Regen:
Alle Ensembles deuten am Samstag mit deutlichen Wahrscheinlichkeiten, am Sonntag
noch mit geringeren Wahrscheinlichkeiten warnwürdige Niederschlagssummen über 30
l/m² innert 24 Stunden an der Nordsee an. Dabei handelt es sich nicht um ein
klassisches Dauerregenereignis, vielmehr erscheint wahrscheinlich, dass durch
wiederholte Schauer und Gewitter kleinräumig Warnschwellen überschritten werden,
mitunter auch deutlich. Dies in eine kundenfreundliche Warnung umzusetzen,
dürfte aber schwierig werden.
Sturm:
Am Sonntag zeigt das IFS-EPS erhöhte Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen im
Norden des Landes, an den Küsten werden Sturmböen mit mäßig hoher
Wahrscheinlichkeit erwartet.
Am Montag und Dienstag zeigt das IFS-EPS nur noch im Bereich der Nordsee und
eventuell im Norden Rügens signifikante Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen.
Auch am Mittwoch und Donnerstag beschränken sich stürmische Böen aus aktueller
Sicht auf Gebiete unmittelbar an der Küste.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann