S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.09.2025 um 10.30 UTC

Ex-Hurrikane bringen den Herbst: wechselhaft und windig.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 07.10.2025

Das „dynamische Duo“, bestehend aus den Ex-Hurrikanen HUMBERTO und IMELDA,
schüttelt die Mittelfrist durch, heraus kommt eine Vorhersage mit einigem
Überraschungspotenzial. So deutet ICON beispielsweise am Sonntagmorgen eine
Sturmlage in Deutschland an, wobei Ex-HUMBERTO auf sehr südlicher Bahn unterwegs
sein soll mit einem tieferen Druck als bei den meisten anderen Modellen.

Im Detail beginnt die Mittelfrist am kommenden Freitag mit einem sich
abflachenden Rücken, der von der Iberischen Halbinsel in positiver Neigung
Richtung Deutschland gerichtet ist. Ein Höhentief mit Schwerpunkt über dem
Baltikum ist nicht relevant für uns. Ein Langwellentrog, der von Grönland in den
Nordostatlantik reicht, dagegen schon. An seiner Südflanke bildet sich ein
Höhentief, das rasch nach Schottland zieht und Ex-Hurrikan HUMBERTO im
Schlepptau hat. Da Ex-HUMBERTO ab dem Abend achsensenkrecht unter dem Höhentief
liegt, ist seine Entwicklung bei einem minimalen Kerndruck von knapp unter 960
hPa überschritten. Das Frontensystem des Tiefs erreicht in den Abendstunden den
Westen Deutschlands. Im Warmsektor steigt die T850 hPa vorübergehend auf zum
Teil über 10 Grad.

Am Samstag kommen Höhentief und Ex-HUMBERTO nur noch langsam in die
nordwestliche Nordsee voran, die Ausläufer überqueren Deutschland mit viel Wind
und Nass aber nach Südosten hin. Postfrontal wird ein Schwall kühler Meeresluft
mit T850 hPa von 2 bis 4 Grad nach Deutschland geführt.

Am Sonntag machen sich Höhentief und Ex-HUMBERTO auf den Weg in die Deutsche
Bucht, wobei sich der Ex-Hurrikan bereits auf einen Kerndruck von über 985 hPa
auffüllt. Entsprechend ist die Isobarendrängung nicht mehr so scharf und da der
Sturm nördlich von Deutschland bleibt, würde auch kein ausgewachsener Sturm à la
ICON ins Haus stehen. Vor allem nach Norden hin in der Nähe zum Höhentief ist
wechselhaftes und windiges Schauerwetter bei wenig geänderten Temperaturen zu
erwarten.

Am Montag wandert das Höhentief nach Süd-Polen weiter, Ex-HUMBERTO löst sich
dagegen auf dem Weg nach Süddeutschland auf. Das kühle Schauerwetter hält damit
zunächst noch an, am Nachmittag ist im Norden vorübergehend Zwischenhocheinfluss
möglich.

Am Dienstag findet sich Deutschland zwar auf der Vorderseite eines Rückens
wieder, der allerdings von WLA überlaufen wird. So kann das Frontensystem eines
bei Island ansässigen Zentraltiefs nach Deutschland vordringen. In dieses
inbegriffen sind Reste des Ex-Hurrikans IMELDA, dessen Bodenzentrum bereits
nicht mehr erkennbar ist. Mit den Ausläufern ist erneut nicht mit störungsfreiem
Wetter zu rechnen, immerhin steigen die T850 hPa ein wenig an und erreichen 3
bis 7 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab kommender Woche Mittwoch steht trotz eines
über uns hinweg wandernden Höhenrückens weiterhin eher wechselhaftes Wetter ins
Haus. Dabei unterläuft ein weiteres Frontensystem den Rücken und findet so den
Weg zu uns. Die T850 steigen zum Teil auf über 10 Grad.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der jüngsten 3 Läufe des EZMW ist nur bis zum Freitag noch
einigermaßen gut, danach divergieren die Läufe zusehends. Vor allem die
Vorhersage von Ex-Hurrikan HUMBERTO bereitet erwartungsgemäß Probleme. Der
neueste Lauf setzt ab Samstag eine südlichere Zugbahn an als gestern noch
angedacht. Das Wochenende wird damit windiger, zudem kommen früher Niederschläge
auf. Nachfolgend werden die Unterschiede so groß, dass sich eine Diskussion
erübrigt. Grundtenor ist aber weiterhin wechselhaftes Wetter, im neuesten Lauf
mit einem Temperaturanstieg einhergehend. Die im gestrigen 0 UTC-Lauf gezeigten
zeitweise windigen Verhältnisse ab Wochenbeginn wurden dagegen zumindest im
Binnenland kassiert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Modellvergleich scheiden sich die Geister ebenfalls bei Ex-HUMBERTO. UK10
kommt mit der nördlichsten (nur wenig Wind), ICON mit der südlichsten Variante
(stürmisch bis ins Tiefland) daher. GFS zeigt ähnlich wie ICON ein deutliches
Windsignal am Sonntag, allerdings erst zum Abend hin. Ab Montag haben zwar alle
den Rücken westlich von uns im Programm, nach keinem Modell resultiert daraus
aber auch störungsfreies Hochdruckwetter. Die Frage wird zudem sein, wie sich
Ex-Hurrikan IMELDA in die Wetterlage integriert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die EZMW-Rauchfahnen diverser deutscher Städte offenbaren insbesondere im 500
hPa Geopotenzial die Schwierigkeiten mit Ex-HUMBERTO: So reicht die Palette am
Samstag und Sonntag von 540 bis 580 gpdam. Die Mehrheit bevorzugt die tieferen
Werte, was die im Hauptlauf neu gerechnete etwas südlichere Variante
unterstützt. Gleichwohl ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Danach bleibt
der Spread groß, die Mehrheit schlägt sich jedoch auf die
Geopotenzialanstiegsseite. Bei T850 hPa ist der kurze Warmlufteinschub am
Samstag gut abgebildet, nachfolgend flattern die Kurven, was die
Temperaturvorhersage erschwert. Bei den meisten ist zum Ende hin allerdings ein
Anstieg erkennbar. Niederschlagssignale gibt es vor allem am Samstag und in der
Nacht zum Montag. Danach sind zwar auch immer wieder Peaks vorhanden, aber nicht
so klar definiert. Demnach könnte das Wetter in der neuen Woche bei wieder
steigendem Geopotenzial etwas trockener verlaufen, als es der Hauptlauf derzeit
suggeriert.

CLUSTER:
Bereits im ersten Zeitschritt (Freitag 0 UTC bis Samstag 0 UTC) werden in den 2
ausgegebenen Clustern Unterschiede in der Positionierung von Ex-HUMBERTO im
dritten Termin (Sa, 0 UTC) sichtbar: In C1 und C2 mit insgesamt 40 Mitgliedern
etwa an der Nordspitze Schottlands, in C3 mit 11 Mitgliedern aber im Seegebiet
zwischen Island und Schottland gelegen.
Das setzt sich auch im zweiten Zeitschritt (Sonntag 0 UTC bis Dienstag 0 UTC)
mit nur 2 Clustern fort: In C1 (mit Haupt- und Kontrolllauf) bei 26 Mitgliedern
in die Deutsche Bucht wandernd und anschließend Auflösung über Deutschland, in
C2 (25 Mitglieder) ins Nordmeer abdriftend. Die ungefähre Gleichverteilung der
Mitglieder unterstreicht die Vorhersageunsicherheit.

FAZIT:
Der Wetterwechsel hin zu wechselhaftem und windigem Wetter ab Samstag ist
sicher. Die Frage wird jedoch sein, wo Ex-HUMBERTO genau langziehen wird mit
Konsequenzen für die Wind- und Niederschlagsentwicklung am ganzen Wochenende.
Dem neuesten Lauf zufolge sind bei nun etwas südlicherer Zugbahn im Binnenland
zumindest stürmische Böen Bft 8, an den Küsten und im Bergland bis hin zu
schweren Sturmböen Bft 10 zu erwarten, wobei die zeitliche Einordnung ebenfalls
nicht trivial ist. In Staulagen der Gebirge können darüber hinaus markante
Dauerregenmengen fallen. Danach geht es vermutlich wechselhaft weiter, der Wind
beschränkt sich dann aber mehr auf die Küsten und die Berge. Eventuell spuckt
der Einbezug von Ex-IMELDA der dann sowieso schon unsicheren Vorhersage noch
weiter in Suppe.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Samstag zeigt EFI im Westen und Norden Werte bis 0,7 für überdurchschnittlich
starken Wind. Im EZMW-Ensemble sind die Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen
Bft 8 aber nur gering. Im ICON-EU-Ensemble gibt es dagegen erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 und sogar geringe
Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen Bft 10.
Am Sonntag sind bei EFI nur kleine Flächen mit Werten bis 0,6 erkennbar. Während
das EZWM-Ensemble keine Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 parat
hält, sind diese in COSMO-LEPS durchaus vorhanden. Der DMO von ICON bringt sogar
orkanartige Böen Bft 11 im Norden Deutschlands ins Spiel, wobei es mit dieser
Meinung aber (noch?) alleine dasteht.
Ab Montag sind bei fehlendem EFI-Signalen an den Küsten und im Bergland
weiterhin stürmische Böen Bft 8, exponiert bis hin zu schweren Sturmböen Bft 10
zu erwarten.

DAUERREGEN:
Am Samstag weist EFI Signale für überdurchschnittlich viel Regen auf. In den
Ensembles gibt es bisher allerdings nur erhöhte Wahrscheinlichkeiten für mehr
als 30 l/qm in 24 Stunden in einige Staulagen der Gebirge. Das kann am Sonntag
in den Staulagen der südöstlichen Mittelgebirge, am Montag im Alpenstau auch
nicht ausgeschlossen werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX. Am Wochenende als guter Mittelweg bevorzugt EZMW.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler