#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 30.09.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.09.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Hoch Fennoskandien antizyklonal (HFa)
Heute in der Südwesthälfte noch einzelne Schauer oder Gewitter, sonst ruhiges
Herbstwetter. In den Nächten gebietsweise Nebel und vor allem im Osten und Süden
örtlich leichter Frost mit Höhepunkt Do/Fr.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… steuern wir in der Kurzfrist auf einen sehr ruhigen
Witterungsabschnitt zu. Nachdem gestern ein weiteres kleines Höhentief von der
Nordsee südostwärts abgetropft ist und nun mit dem Cut-Off über den Karpaten ein
dipolartiges Höhentief bildet, ist der Weg für eine Hochdruckbrücke frei, die
sich von den Azoren über die Nordsee bis nach Russland erstreckt.
Zu monitoren ist dabei heute noch ein flacher Randtrog an der Westflanke des
Höhentiefs, der vor allem in 500 hPa sowie in der IPV 320 K gut zu erkennen ist
und derzeit vom Vogtland bis nach Ostwestfalen reicht. An dessen unmittelbarer
Südflanke finden sich auch immer wieder Bereich mit schauerartigen Regenfällen,
die zwar bis dato ungewittrig sind, aber dennoch Stundensummen um die 10 l/qm
produzieren. Er schwenkt bis zum Abend unter Abschwächung südwärts und erreicht
den Alpenrand. In dessen Vorfeld wird eine ausreichend feuchte und in der
unteren Troposphäre noch leidlich labil geschichtete Luftmasse gehoben, so dass
bei Cloud Tops zwischen -5°C und -10°C weitere Schauer entstehen. Gewitter sind
dabei nicht gänzlich ausgeschlossen, im Vergleich zum Vortag aber nochmal
unwahrscheinlicher geworden. Bevorzugt ausgelöst wird die Konvektion innerhalb
einer im Bodendruckfeld zurückgebliebenen flachen Rinne mit leicht konvergenter
Windströmung, die sich vom Rothaargebirge über Taunus und Odenwald bis nach
Oberschwaben erstreckt. Das Niederschlagsmaximum dürfte sich auf der feuchten
(West)-Flanke in der nordwestlichen Strömung größtenteils mittels orographischer
Unterstützung über den Bergen abspielen. Das ist dann mutmaßlich auch der
entscheidende Faktor heute, um lokal über die magische Grenze von -10°C zu
springen, um doch eine Ladungstrennung zu erreichen. Bei nur langsamer
Verlagerung, geringer bis moderater Scherung und PPW’s um 20 mm dürfte erneut
der Starkregen im Fokus möglicher markanter Begleiterscheinungen stehen. Im
ICON-D2 EPS gibt es schwache Signale dafür über dem Westerwald, Schwarzwald
sowie am Alpenrand. Oftmals sind es aber auch „nur“ Schauer mit kurzzeitigem
Platzregen von 5 bis 10 l/qm binnen und „gut is“.
Nordöstlich dieser Rinne gelangt am Rande des Hochs mit einer östlichen Strömung
sehr trockene Luft nach Deutschland, was sich entsprechend schon in äußerst
kühlen Nachttemperaturen niedergeschlagen hat (vielfach erneut unweit der
0°C-Marke in Teilen Ostdeutschlands). So gibt es in der Nordhälfte sowie an der
Grenze zu Benelux auch den meisten Sonnenschein. Die spezifische Feuchte liegt
in der Nordosthälfte des Landes nur bei rund 4 g/kg, im Südwesten mit bis zu 8
g/kg bei etwa doppelt so viel. Zwar wird die Schichtung ganz im Osten mit
Annäherung höhenkalter Luft aus dem westlichen Dipol über Polen von unter -26°C
in 500 hPa potentiell labiler. Eine Sperrschicht bei rund 750 hPa (rund -7°C)
und die trockene Luftmasse verhindern aber „Schlimmeres“. Gleichwohl sind zum
späten Nachmittag auch an Oder und Neiße sowie im Erzgebirge einzelne schlappe
Schauer möglich.
Dazu werden 13 bis 18°C erreicht mit den höchsten Werten entlang des Rheins. Den
Wind bewegt sich hinsichtlich der Spitzenböen weit unterhalb jedweder
Warnschwellen.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Kurwellentrog über die Alpen südwärts
hinweg. Ihm folgt am Rande des Höhentiefs über Osteuropa ein weiterer Randtrog
später von Vorpommern her nach, der mit größeren Höhen östlich zurückhängt. Die
nördliche Höhenströmung bleibt also insgesamt eher leicht zyklonal konturiert.
Das hat aber im antizyklonalen Bodenumfeld wenig Wetterrelevanz, da zum einen
der Tagesgang nun im Oktober arg dagegenwirkt und zum anderen die Abtrocknung
der Luftmasse auch in der Südwesthälfte weitere Fortschritte macht. Lediglich an
den Alpen fällt staubedingt noch längere Zeit gebietsweise Niederschlag, wobei
die Schneefallgrenze von anfänglich über 2000 auf 1600 bis 1800 m absinkt. Klart
es längere Zeit auf, bildet sich vor allem im Westen und Süden gebietsweise
Nebel. Aber auch von Vorpommern bis zur Lausitz kann es bei leichter Anfeuchtung
aus Osten für ausgedehntere Nebel und Hochnebelfelder im Laufe der Nacht
reichen.
Die Tiefstwerte liegen bei 8 bis 5°C an den Küsten und ganz im Süden, sonst bei
frischen 6 bis 0°C mit Frostgefahr in höher gelegenen Tallagen sowie der
Lüneburger Heide.
Mittwoch… verbleibt der östliche Dipol des Höhentiefs über der Ukraine,
während der Westteil mit Südschwenken des Troges auch ein Stück weiter nach
Süden vorankommt und das Böhmische Becken erreicht. Die nördliche Höhenströmung
sowie die Tiefrandlage bleibt uns somit erhalten.
Schwache PVA bedingte Hebung durch den Randtrog kann im Osten und Südosten des
Landes generiert werden, was sich trotz leichter Ausweitung der höhenkalten Luft
(die -25°C in 500 hPa reicht aus Osten nun bis knapp an die Saale heran) aber
kaum in konvektiver Niederschlagstätigkeit wiederspiegelt. Grund dafür ist neben
dem kräftigen Bodenhochkeil des Karelienhochs PETRALILLY mit 1030 hPa über der
Mitte Deutschlands die limitierte Feuchte der beteiligten Luftmasse, die stark
gealtert daherkommt (xP). So reicht es allenfalls noch über dem ost- und
süddeutschen Bergland für vereinzelte Schauer.
Sonst scheint nach Auflösung örtlicher Nebel- und Hochnebelfelder aus den
Frühstunden beziehungsweise deren Umwandlung in aufgelockerte flache
Quellbewölkung längere Zeit die Sonne. In der vergleichsweise kühlen Luftmasse
mit T850 um oder nur wenig über 0°C sind kaum mehr als 12 bis 17°C zu erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt ein weiterer, durchaus markanter Randtrog
von Südschweden südwärts über die Osthälfte Deutschlands hinweg und weitet den
dipolartigen Trog nun zunehmend nach Süden aus, wodurch ein kräftiges Tief über
dem Ionischen Meer entsteht.
Hierzulande kann der Trog mit der Luftmasse und Tageszeit kaum etwas anfangen,
so dass allenfalls an der vorpommerschen Küste und im östlichen Bergland
einzelne Schauer auftreten. Die Tendenz geht aber zur Bildung ausgedehnterer
Hochnebelfelder über Mecklenburg-Vorpommern über Sachsen und Thüringen hinweg
bis zur unteren Donau. Von deren Ausmaß hängt nun entscheidend die nächtliche
Abkühlung ab, denn die Bedingungen scheinen sonst ideal. So fließt mit der
schwachen nordöstlichen Strömung aus Polen noch etwas kältere Luft ein und die
Flächen mit „echtem“ Luftfrost im MOS nehmen weiter zu, so dass sich tatsächlich
erste Frostwarnungen anbieten würden – vor allem von der Lüneburger Heide bis in
die Lausitz sowie generell die Tallagen der Mittelgebirge. Kleiner Schwenk in
die Historie: An der Station Berlin-Dahlem, wo die Freie Universität Berlin
beheimatet ist, liegt der Rekord für das Temperaturminimum der letzten
Septemberdekade bei -1,5°C aus dem Jahr 1886 und für die erste Oktoberdekade bei
-3,6°C aus dem Jahr 1912. Von derartigen Größenordnungen sind wir zwar noch ein
gutes Stück entfernt, ganz so viel fehlt aber wohl nicht.
Landesweit bewegen sich die Tiefstwerte meist zwischen +5 und -1°C, direkt an
der See wärmt das Wasser bei teils zweistelligen Tiefstwerten.
Donnerstag… ändert sich am allgemeinen Zirkulationsmuster wenig. Atlantische
Tiefausläufer nehmen von den Britischen Inseln her erste Anläufe, prallen aber
vorerst am Blocking ab. Ohnehin wird die Progression durch das weiterhin
quasistationäre Höhentief dicht östlich von uns eingebremst und das Absinken
sowohl durch vorderseitige WLA Richtung Skandinavien als auch kompensatorisch
sehr stabil.
So ist der einzige Schönheitsfehler auf der Karte der Randbereich zum Höhentief
im Osten, wo es mitunter dauern kann, bis kompakte Hochnebelfelder angeknabbert
werden und sich in lockere Quellbewölkung umwandeln. In weiten Landesteilen –
insbesondere im Mordwesten und Westen steht aber erneut ein vielfach sonniger
Herbsttag ins Haus.
Am Temperaturniveau ändert sich wenig.
In der Nacht zum Freitag reißt die südwärts gerichtete KLA über dem Balkan ab
und das dipolartige Höhentief wird aufgespalten. So tropft der Südteil über
Peloponnes ab und beschert Griechenland, der Westtürkei bis rauf nach Rumänien
und Bulgarien eine teils unruhige Nacht mit heftigen gewittrigen Regenfällen.
Unterdessen nutzt ein zur Nordsee vorstoßender Randtrog aus Westen die Gunst der
Stunde und macht deutlich Raum nach Osten gut, bevor er nordwärts eindreht.
Dadurch wird nun über dem Westen des Landes allmählicher Druckfall eingeleitet
und ein erster Tiefausläufer kommt zumindest gefährlich nah an die Landesgrenze,
bevor es ausgebremst wird.
Während unter Hochdruckeinfluss für den Osten, die Mitte und den Süden nach wie
vor Grenzschichtprozesse ganz oben auf der Tages-(oder besser Nacht-)Ordnung
stehen, kommen im Westen zunehmend hohe und mittelhohe Wolkenfelder auf, die die
Nebelneigung erheblich reduzieren. Zumal auch der Südostwind etwas auflebt und
somit die nächtlichen Minima in den klassischen Leelagen NRW’s erheblich
entschärft. Über der offenen Nordsee können erste Böen der Stärke 7 auftreten.
Von der Altmark und dem Baruther Urstromtal über das Vogtland und Franken bis zu
den Alpen muss (erneut) gebietsweise mit leichtem Frost gerechnet werden. Sonst
werden 6 bis 1°C erreicht, in Teilen NRW’s und auf den Nordseeinseln teils um
10°C.
Modellvergleich und -einschätzung
So richtig spannend wird es erst in der Mittelfrist. Im Kurzfristzeitraum sind
die Modellunterschiede (abgesehen von Nebel-/Hochnebelschwerpunkten) marginal.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen