#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 29.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.09.2025 um 10.30 UTC
Zunächst noch ruhiges Herbstwetter mit frischen Nächten, ab dem Wochenende
wechselhaft und windig.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 06.10.2025
Der Einbezug zweier ehemaliger Hurrikane in die allgemeine Zirkulation, die
derzeit östlich von Florida auch ungewöhnlich nah beieinander sind, mehr muss
man bezüglich der Prognosesicherheit im Mittelfristzeitraum eigentlich gar nicht
erwähnen. Was dennoch unstrittig sein dürfte, dass der ruhige und gerade in den
Nächten ausgesprochen kühle Witterungsabschnitt mit Beginn des kommenden
Wochenendes ein Ende finden dürfte.
Beginnen wir aber mit dem Donnerstag, an dem mehr oder weniger noch eine
Pattsituation vorhanden sein dürfte. So hält eine Hochdruckbrücke, die von der
Iberischen Halbinsel über die Nordsee bis nach Skandinavien und weiter
südostwärts abknickend bis nach Südrussland reicht, sowohl atlantische
Frontensysteme als auch Störungen aus Osten weitgehend von uns fern. Zwar
befindet sich ein umfangreiches Cut-Off über Osteuropa, dessen Aufgleitprozesse
reichen aber vorrangig „nur“ bis nach Polen, Tschechien und Österreich. Der
südliche Dipol induziert derweil ein stattliches Tief über Griechenland mit
unter 1005 hPa mitsamt heftigen, teils gewittrigen Regenfällen auf der
Vorderseite und kalter Bora über der Adria an dessen Nordflanke. Inmitten der
Keilachse bleibt das Wettergeschehen bei uns ruhig bei insgesamt nur geringer
Nebelneigung und allenfalls ein paar Spritzern aus dichter Bewölkung im
äußersten Osten und Südosten. Sonst scheint längere Zeit die Sonne bei 12 bis
17°C. Die Nacht zum Freitag wird bei nur geringer Bewölkung und schwacher
Luftbewegung erneut sehr kühl bei weit einstelligen Tiefstwerten und lokaler
Frostgefahr in einigen Mittelgebirgstälern und im Südosten.
Am Freitag, dem Tag der Deutschen Einheit, hält der vom kräftigen Bodenhoch über
Russland mit über 1035 hPa im Zentrum ausgehende Keil (1025 hPa entlang der
Elbe) weiterhin dagegen und beschert uns einen vielfach freundlichen Feiertag.
Nur Richtung Ems fällt aus der mehrschichtigen Bewölkung im Zuge einer sich in
Auflösung befindlichen Okklusion vereinzelt etwas Regen. Die Temperaturen ändern
sich kaum. Ein mächtiger Wolkenwirbel mit warmem Kern und breitem Warmsektor
taucht im Tagesverlauf allerdings im Seegebiet nordwestlich von Irland auf. Er
gehört zum ehemaligen Major-Hurrikan HUMBERTO, der sich in einem hochbaroklinen
Umfeld auf nahe 950 hPa vertiefen dürfte.
Am Wochenende etabliert sich Ex-HUMBERTO über dem Nordmeer und schwächt sich
achsensenkrecht sowie nach raschem Okklusionsprozess allmählich ab. Es fungiert
zunehmend als steuerndes Zentraltief und überquert uns am Samstag mit seinem
weitestgehend okkludierten Frontensystem, nachfolgend mit weiteren eingelagerten
kurzwelligen Störungen aus Westen her. Warnwürdige Niederschlagsmengen stehen
dabei eher nicht auf der Karte. Die Windentwicklung könnte allerdings
interessant werden. Zumindest an der See und im Bergland sind Sturmböen ziemlich
wahrscheinlich.
Zum Ende der Mittelfrist wird auch der ehemalige Hurrikan IMELDA über den Grand
Banks als außertropisches Tief mit einbezogen, just zu einem Zeitpunkt, da sich
über West- und Mitteleuropa längst eine zyklonal geprägte Westwetterlage
durchgesetzt hat. Die genauen Niederschlagsschwerpunkte sind dabei noch sehr
unsicher. Gleiches gilt für das Temperaturniveau, bei dem noch unklar ist, ob
sich kurzzeitig ein stärkerer Südwesteinschlag bemerkbar macht oder eine
nordwestliche Komponente die Oberhand behält. Fest steht nur, dass sich aufgrund
vermehrter Bewölkung bei mindestens moderaten Windgeschwindigkeiten die
nächtlichen Minima etwas entschärfen und eher bei um oder knapp unterhalb der
10°C-Marke anzusiedeln sind als bei nahe 0°C.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
In Anbetracht der Komplexität mit Einbezug gleich zweier tropischer Systeme in
die allgemeine Zirkulation, ist die Konsistenz durchaus noch als gut und
akzeptabel zu bewerten. Auffällig ist, dass sich mit den jüngsten Läufen der
ehemals breite Warmsektor von Ex-HUMBERTO deutlich rascher schließt, weshalb
eine deutliche Erwärmung zum Wochenende wohl nicht mehr das große Thema ist. In
der Folge ist im IFS Hauptlauf die einst favorisierte südwestliche, antizyklonal
Komponente zugunsten einer zyklonaleren Westlichen gewichen, wie es bereits die
gestrigen Ensemble suggerierten.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Do und Fr werden modellübergreifend ähnlich simuliert. Die spannende Frage ist
dann am Samstag, wo genau und wie intensiv Ex-HUMBERTO vor dem Europäischen
Festland landet. Dabei divergieren die Lösungen zwischen nördlicher Nordsee (UK)
und nördlich der Färöer (IFS). Frontale Regenfälle mit einem mehrheitlich schon
geschlossenem (bzw. abgehobenen) Warmsektor über Deutschland zeigen nahezu alle
deterministischen Modelle. Unmittelbare Folge: Je näher der tatsächliche
Tiefkern rutscht, desto größer das Sturmpotential bei uns auch abseits der
Küsten. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aktuell aber überschaubar.
Ebenfalls Einigkeit besteht an einer Fortsetzung der zyklonalen Westlage über
das Ende der Mittelfrist hinaus.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Man ist große Streuungen der Rauchfahnen bezüglich der 850er Temperaturen und
Niederschläge gewöhnt, einen dermaßen großen Spread beim Geopotential ab Samstag
sieht man allerdings nicht alle Tage! Die Spanne reicht von etwa 530 bis 580
gpdm, was die hochbarokline Lage und genaue Positionierung von Ex-HUMBERTO
nochmals verdeutlicht. Selbsterklärend, dass auch die Spreads der Temperatur und
des Niederschlags beachtlich sind, wenngleich hier auch das genaue Timing einen
beachtlichen Anteil einnimmt. Gleichwohl sind die Temperatursprünge von an die
0°C in 850 hPa am Mittwoch zum Wochenende im Vergleich zu gestern deutlich
flacher gerechnet. Sie erreichen im Laufe des Samstags je nach Region wohl nur
kurzzeitig die +10°C und nähern sich anschließend rasch einem Bereich um +5°C
an. Daher wird sich am Temperaturniveau tagsüber wohl nicht allzu viel ändern,
lediglich die Nächte milder werden. Wiederholte Niederschlagssignale bis in die
erweiterte Mittelfrist hinein kündigen einen nachhaltigen Wetterwechsel an.
CLUSTER:
Nur 2 Cluster im Zeitraum Sa-Mo, die eine schrittweise Zonalisierung zeigen,
sind erfreulich. Allerdings endet Cluster 1 mit einem starken Südwesteinschlag,
was eher an gestrige Varianten des Hauptlaufes erinnert und Cluster 2 mit einer
Troglage. Beide sind etwa gleichverteilt. Aufgrund des Modellvergleichs ist aus
heutiger Perspektive der 2. kühleren und wechselhafteren Option leicht der
Vorrang zu geben. Beim Übergang in die erweiterte Mittelfrist finden sich
mehrheitlich zyklonale Optionen mit einer Verlängerung der wechselhaften Phase
unter Einbezug von Ex-IMELDA. Es gibt aber auch Außenseiterlösungen, die den
Ex-Tropensturm als Cut-Off über dem Atlantik belassen und die Regeneration des
Skandinavien Blockings befürworten. Auch bei den Regimen vollzieht sich
spätestens Mitte Oktober die Rückkehr zu antizyklonal geprägtem Wetter.
FAZIT:
Das ruhige und vor allem in den Nächten kühle Herbstwetter geht am Wochenende
mit Annäherung Ex-HUMBERTOs, das ein sattes Orkantief zwischen Island und den
Britischen Inseln werden dürfte, zu Ende. In der Folge stellt sich mit einer
zyklonale Westlage windiges und wechselhaftes Herbstwetter ein. Sturmpotential
besteht dabei zunächst vordergründig an den Küsten und im Bergland, könnte sich
aber je nach Position des Tiefs oder nachfolgenden Randtrögen noch ausweiten.
Ein deutlicher Temperaturanstieg ist inzwischen mit raschem Schließen des
Warmsektors eher vom Tisch, wenngleich die Nächte allein durch die Kombination
aus Wind + Wolken in jedem Falle deutlich milder werden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
STURM:
Nennenswerte Wahrscheinlichkeiten im IFS-EPS beschränken sich derzeit noch auf
unmittelbare Küstenabschnitte und exponierte Gipfellagen. Vor allem auf den
Nordseeinseln (insbesondere Helgoland und Nordfriesische Inseln) dürfte das
Sturmereignis am Wochenende recht sicher sein.
Schwache EFI-Signale sind vorhanden, allerdings fast ausschließlich auf das
unmittelbare Nordseeumfeld beschränkt. Ob daraus eine Sturmlage bis weit ins
Landesinnere (grob gesprochen Nordhälfte Deutschlands) erwächst, ist aktuell
noch sehr unsicher, derzeit aber nicht sonderlich wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen