SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.09.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HNFz
Ab dem Abend zunächst im Südwesten aufkommende Dauerniederschläge, bis in die
Nacht auf Donnerstag andauernd. Regional unwetterartige Niederschlagsmengen.
Eingelagerte Gewitter. Ab der Nacht und am Donnerstag selbst auch über der
östlichen Mitte markanter Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Dienstag… befindet sich ein Höhentief über Zentralfrankreich. Am Boden
zeichnet sich dieses Höhentief nur deutlich abgeschwächt in Form von niedrigerem
Luftdruck über Norditalien und dem Golf von Genua ab. Damit zeigt das Höhentief
insgesamt Züge eine Kaltlufttropfens, wobei an seiner Südflanke
Kaltluftadvektion und an seiner Nord(ost)flanke Warmluftadvektion zu finden ist.
Deutschland befindet sich im Bereich der Warmluftadvektion und damit der
Aufgleitprozesse, die sich auch schön in Form einer Rechtsdrehung des Windes mit
der Höhe abbilden. In der ersten Tageshälfte ist der Haupthebungsantrieb noch
über Ostfrankreich zu finden. Über dem Südwesten des Landes gibt es zwar
dichtere Wolken, die Niederschläge halten sich aber noch in Grenzen.

Im Laufe des Nachmittags können stärkere Hebungsfelder immer mehr auf
Deutschland übergreifen. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sich das
Zentrum des Höhentiefs ein wenig nach Osten verschiebt. Damit kommen ab dem
späten Nachmittag und Abend länger andauernde Niederschläge auf. Diese können
gebietsweise bis in die Nacht auf Donnerstag andauern.

Gerade zu Beginn sind die Dauerniederschläge konvektiv durchsetzt. Zwar zeigen
die Prognosesoundings einen kalten Fuß, abgehoben ist ab etwa 800 hPa die
Schichtung aber leicht labil. In der Folge wird auch etwas MU-CAPE
prognostiziert. Damit sind nicht nur konvektive Verstärkungen der aufkommenden
Niederschläge, sondern auch eingelagerte Gewitter denkbar. Bei ppw-Werte um 20
mm und Verlagerung parallel zu den aufkommenden Niederschlägen ist Starkregen im
markanten Bereich zu erwarten.

Der Norden des Landes profitiert von einem Hochkeil der sich zwischen Höhentief
und Trogresiduum ausgehend von den Britischen Inseln bis nach Deutschland
erstreckt und mit Absinken und trockenen Luftmassen für sonniges Wetter sorgt.
Grob nördlich des Mains und östlich des Rheins scheint die Sonne längere Zeit.
Dort werden auch 15 bis 18 Grad, im Dauergrau nur 12 bis 14 Grad erwartet

Im Tagesverlauf nimmt der Wind in der mittleren Troposphäre weiter zu. Im
Bereich zwischen 1 und 1.5 km Höhe zeichnet sich ein Windmaximum ab, das auch
gut in den Prognosehodographen zu sehen ist. Damit legt der Wind im höheren
Berglagen zu. Tagsüber gibt es primär Windböen, exponiert sind aber später am
Tag auch erste stürmische Böen nicht ausgeschlossen.

In der Nacht auf Donnerstag kommen die Dauerniederschläge mit langsamer
Ostwärtsverlagerung des Höhentiefs von Südwesten weiter landeinwärts voran.
Diese sind anfangs noch gewittrig durchsetzt. In der zweiten Nachthälfte sollten
Gewitter aber dann keine Rolle mehr spielen. Für Diskussion über die zu
erwartenden Niederschlagsmengen bitte im Folgetag schauen.

Neben der beginnenden Dauerregenlage spielt auch weiter der Wind im Bergland
eine Rolle. Die Höhenwinde legen noch ein wenig zu und weiten sich bis in den
Südosten aus. Damit sind abgesehen von den südwestlichen Mittelgebirgen
Windböen, exponiert auch stürmische Böen zu erwarten.

Gering bewölkt bis klar bleibt es im Norden und Osten des Landes, wo die Werte
wie in der Vornacht teils bis 1 Grad zurück gehen und Frost in Bodennähe
auftreten kann.

Mittwoch… liegt der Höhentiefkomplex zwischen Westalpen und Ostfrankreich. Es
lassen sich dann auch mehrere Teilzentren finden. Gleichzeitig bildet sich ein
eigenständiges Höhenhoch mit Zentrum zwischen Dänemark und Südnorwegen. Damit
ergibt sich eine High-over-Low Lage, die auch im Bodendruckfeld zu finden ist.
Wie schon angesprochen bildet sich das Bodentief über Norditalien nur schwach
aus.

Zwischen den beiden Druckgebilden verstärken sich die Druckgegensätze. Der Wind
nimmt auch im unteren Troposphärenniveau im Tagesverlauf deutlich zu (925 hPa
40-45 kn). Damit sind gerade über der Mitte des Landes zeitweise Windböen zu
erwarten. Im höheren Bergland gibt es Sturmböen (Bft 8/9). Der Wind hält auch in
den Nachtstunden, vornehmlich im Bergland, weiter an.

Weitaus wichtiger sind allerdings die anhaltenden Dauerniederschläge, die bis in
die erste Nachthälfte auf Donnerstag anhalten. Mittlerweile zeichnet sich eine
recht gute Einigkeit zwischen ICON, ECMWF und GFS ab. Demnach fällt der meiste
Niederschlag von der Südhälfte von Rheinland-Pfalz und Saarland bis in den
Norden von Baden-Württemberg. Mengen zwischen 30 und 50 l/qm in 24 bis 30 h
werden dort recht flächig und mit hohen Wahrscheinlichkeiten im EPS
prognostiziert.
Alle drei Modelle zeigen zudem auch erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
unwetterartige Mengen zwischen 50 und 70 l/qm, vornehmlich von der Pfalz bis ins
Kraichgau. In der Spitze werden auch von Globalmodellen Mengen bis 90 l/qm
vorhergesagt. Da anfangs auch konvektive Verstärkungen und eingelagerte Gewitter
möglich sind, können lokal auch noch größere Mengen möglich sein.

Die Idee wäre zunächst einmal markante Warnungen zu legen und die Regionen mit
den höchsten Wahrscheinlichkeiten für Unwetter vorabzuinformieren.

In der Nacht auf Donnerstag verschiebt sich das Höhentief noch ein wenig weiter
nach Osten. Damit können die Dauerniederschläge nun auch die östlichen Regionen
stärker beeinflussen. Während die Niederschläge in den westlichen Regionen dann
nachlassen, verstärken sich diese weiter im Osten und halten dann auch bis in
den Donnerstag hinein an. Im Fokus steht das nördliche Bayern und dort vor allem
die Regionen von Unterfranken bis zur tschechischen Grenze, sowie Südthüringen.
Bei der genauen Lage gibt es allerdings noch Unsicherheiten zwischen den
verschiedenen Modellen. In den betroffenen Gebieten sind regional markante
Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 l/qm möglich.

In der Nordhälfte profitiert man weiterhin von Hochdruckeinfluss und damit
trockenen Luftmassen. Dort gibt es entsprechend viel Sonnenschein. In der Nacht
auf Donnerstag kommen die dichteren Wolken dann über die Mitte etwas weiter
nordwärts voran.

Donnerstag… bleiben die beiden Hauptplayer Höhentief und Höhenhoch mit nur
kleinen Verschiebungen nahezu ortsfest liegen. Damit halten die Niederschläge
vor allem über der Mitte des Landes und im Südosten weiter an, wobei der
Schwerpunkt von Franken bis zur tschechischen Grenze zu finden ist und auch noch
Teile von Südthüringen mit betroffen sind. Die Mengen wurden bereits im Text vom
Vortag angesprochen. Nachmittags lassen die Niederschläge deutlich nach und
hören zum Abend weitgehend auf.
Der Wind ist auch am Donnerstag noch ein Thema, wobei der Schwerpunkt im
Vergleich zum Vortag etwas nach Norden verschoben ist. Damit würden die
südlichen Mittelgebirge rausfallen (die 925 hPa Winde sind vom Schwarzwald bis
zur Eifel nur noch schwach). Im Tiefland über der Mitte und im Osten kann es
tagsüber wieder ein paar Windböen geben.
Mit der Verschiebung des Schwerpunktes legt auch der Ostwind an den Küsten
deutlich zu, sodass tagsüber und auch in der Nacht Windböen und exponiert
stürmische Böen zu erwarten sind.

Nachts gibt es dann abgesehen von dem Wind an den Küsten und in exponierten
Berglagen keine warnwürdigen Wetterkriterien mehr. Der meiste Niederschlag fällt
dann noch im Süden. Klare Verhältnisse gibt es nur noch im Norden, während vom
Süden bis zur Mitte dichtere Wolken zu finden sind.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Kurzfrist wird recht konsistent gerechnet. Unsicherheiten gibt es nur im
Detail bezüglich der genauen Positionierung der Schwerpunkte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer