SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.09.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a, Übergang zu Tr W

Sommerausklang. Ab dem Abend zunächst im Nordwesten und später im Westen
einzelne Gewitter, in der Nacht zum Sonntag auf Teile der Mitte und am Sonntag
weiter nordostwärts bis Brandenburg übergreifend und von Südwesten her erneut
einsetzend. Dabei Gefahr von Starkregen um 20 mm in kurzer Zeit und 30 mm
innerhalb weniger Stunden sowie Sturmböen Bft 8/9. Einzelne starke Gewitter dann
auch im Südosten.
Darüber hinaus in der Nacht zum Sonntag an der Nordsee auffrischender Wind mit
Sturmböen Bft 8/9 aus Südwest, am Sonntag mit stürmische4en Böen etwas ins
nördliche Binnenland ausgreifend.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… liegt Deutschland am Rande eines breiten Höhenrückens, der sich (und
mit ihm der Sommer 2025) nach Osten verabschiedet. Mit einer südwestlichen und
zunächst antizyklonal gekrümmten Strömung gelangt Luft subtropischen Ursprungs
nach Mitteleuropa. Dies zeigt sich anhand der Temperaturen im 850 hPa-Niveau,
die landesweit über 15 Grad und im Osten und Südosten auch mehr als 20 Grad
erreicht haben.
In weiten Teilen Deutschlands erfolgt Absinken, was die Entwicklung von
nennenswerter Bewölkung unterbindet. Eine Ausnahme besteht lediglich im
Nordwesten und im äußersten Westen. In diese Gebiete wird feuchtere Luft
eingesteuert, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht dort 30 bis 40 mm,
aber die Schichtung ist nicht allzu labil und die Labilität ist auch noch
gedeckelt. Bedingt durch einen kaum analysierbaren, nach Nordosten ablaufenden
Kurzwellentrog können in diesen Gebieten zum Abend hin erste Schauer und
vielleicht auch schon einzelne Gewitter ausgelöst werden. Da kaum Hebung
zustande kommt, ist die Wahrscheinlichkeit hierfür nur gering.
Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit kann sich die trockenadiabatische
Schichtung nicht mehr bis zum Boden durchsetzen; hierzu ist die Aufheizung
inzwischen zu schwach und die hierfür erforderliche Tageslänge zu kurz. Dennoch
werden 25 bis 30, im Osten und Süden bis 32 Grad erreicht, was als
außergewöhnlich zu sehen ist.

In der Nacht zum Sonntag rückt der nachfolgende Trog unter Verkürzung der
Wellenlänge etwas nach Osten vor, wobei Mitteleuropa an dessen Vorderseite
verbleibt. In der etwas zunehmenden, aufsteilenden und an Antizyklonalität
einbüßenden südwestlichen Strömung kommt von Westen her durch kurzwellige
Anteile vermehrt Hebung in Gang. Diese ist an die Kaltfront, die dem Trog
vorgelagert ist, gekoppelt. Bis Sonntagfrüh erreicht diese Front die Linie Kiel

  • Nordeifel. Mit dieser Front (und auch präfrontal) kommt schauerartiger Regen
    mit eingelagerten Gewittern auf, die bis Sonntagfrüh bis auf Teile der Mitte
    übergreifen können. Dabei besteht Gefahr von teils mehrstündigem Starkregen. Da
    Kaltluftadvektion auf dem präfrontalen Bereich übergreift und bereits vor
    Frontpassage eine Winddrehung auf West erfolgt, kommt die Konvektion nicht so
    recht zum Zuge. Ohnehin dürfte es sich dabei um abgehobene konvektive
    Entwicklungen handeln. Auch wenn die Scherung sowohl niedertroposphärisch als
    auch hochreichend im signifikanten Bereich liegt, was für organisiertere
    Strukturen sprechen würde, ist die Wahrscheinlichkeit hierfür wie auch für
    Unwetter gering. Sturmböen Bft 8/9 sind in Verbindung mit Gewittern dennoch
    nicht auszuschließen.
    Darüber hinaus frischt mit Beginn der zweiten Nachthälfte der Wind an der
    Nordsee mit Böen Bft 7 aus Südwest auf, bis Sonntagfrüh werden an der
    Nordfriesischen Küste und über der offenen See Sturmböen Bft 8/9 erreicht.
    Der weitaus größte Teil Deutschlands, etwa von der Nordsee bis zu den Alpen,
    bleibt von diesen Entwicklungen noch verschont. Dort klart es noch einmal auf.
    Die Nebelneigung ist jedoch gering.

Sonntag… weitet sich der über Westeuropa liegende Trog zur Iberischen
Halbinsel aus, wobei sich ein beginnendes Abtropfen andeutet. Der nördliche Teil
dieses Troges schwenkt in die Nordsee. Ein vorlaufender, markanter Bodentrog
greift dabei auf den Nordwesten Deutschlands über. Mit diesem Trog können Wind-
und einzelne stürmische Böen etwas bis ins nördliche Binnenland ausgreifen; auf
exponierten Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge macht sich dieser Trog in Form
von Sturmböen Bft 8/9 bemerkbar. Kaltluftadvektion, die bis nach Westpolen
ausgreift, bewirkt eine rasche Abschwächung dieses Troges und folglich eine
alsbaldige Windabnahme, so dass ab dem Abend warnrelevante Böen auf die
Ostseeküste beschränkt sind.
Wesentlich interessanter ist, was die Kaltfront, die dem Höhentrog vorgelagert
ist, anrichtet. Diese Front arbeitet sich, trogvorderseitig schleifend, bis
Sonntagabend bis zu einer Linie Oderbruch – Ostthüringen – Hochschwarzwald vor,
ist aber ebenfalls von Kaltluftadvektion überlagert. Daher sind die kräftigsten
Entwicklungen unmittelbar präfrontal zu erwarten, wo Feuchte (mit
niederschlagbarem Wasser von 30 bis 40 mm), etwas Labilität (MU-CAPE 500 bis
1000 J/kg, aber gedeckelt) und auch Scherung gegeben sind. Dies wäre in einem
breiten Streifen von Rheinland-Pfalz bis zur Uckermark der Fall. In den
Frühstunden setzt bereits in Verbindung mit einem nach Nordosten ablaufenden
Kurzwellentrog vom Saarland her nordostwärts übergreifend Konvektion mit
eingelagerten Gewittern ein, die über die Mitte hinweg im Laufe des Nachmittags
auch den Nordosten Deutschlands erfasst, aufgrund der nach wie vor signifikanten
Scherung sind auch organisiertere Strukturen nicht auszuschließen, so dass
Gefahr von Sturmböen Bft 8/9 besteht. Infolge der geringen Labilität ist Hagel
eher unwahrscheinlich; vielmehr sollte der Fokus auf (mehrstündigem) Starkregen
liegen. Nach einer vorübergehenden Abnahme der Niederschlagstätigkeit setzen von
Südwesten her erneut Niederschläge ein, die aufgrund der dann labilen Schichtung
skaligen Charakter aufweisen.
Einzelne Entwicklungen bis hin zu Superzellen können auch im Südosten und ganz
im Osten, d.h. in der wärmsten Luft, nicht ausgeschlossen werden. Dort ist zudem
die Schichtung am labilsten. Mangels Hebung ist di9e Wahrscheinlichkeit hierfür
nur sehr gering bzw. es bedarf für die Auslösung orografischer Unterstützung.
Im Nordwesten und Westen Deutschlands setzt sich postfrontal trockenere, stabil
geschichtete und merklich kühlere Luft durch, so dass es in diesen Gebieten
weitgehend niederschlagsfrei bleibt.
Längere sonnige Abschnitte sind auf den Südosten Deutschlands und die südliche
Lausitz beschränkt. Von der Nordsee her kommen erst später Auflockerungen in
Gang. Daher wird es nur im Osten und Südosten mit 24 bis 28 Grad noch einmal
sommerlich warm, während sich sonst merklich kühlere Luft mit Höchsttemperaturen
von Nordwest südostwärts gestaffelt von 17 bis 23 Grad bemerkbar macht.

In der Nacht zum Montag tropft der o.g. Trog über der Biskaya und Westfrankreich
aus, die hierdurch weiter aufsteilende Strömung bremst die Kaltfront aus.
Lediglich im Norden Deutschlands wird diese Front durch das nach Nordosten
ablaufende Residuum weiter ostwärts gedrückt. Gestützt durch Kaltluftadvektion
weitet sich von der Nordsee her ein Bodenkeil nach Norddeutschland aus. Zwischen
diesem und tiefem Druck über Süd- und Südosteuropa ergibt sich eine nördliche
bodennahe Windkomponente, wogegen mitteltroposphärisch eine steile südwestliche
Strömung bestehen bleibt. Die Folge sind Aufgleitniederschläge, die ein Gebiet
vom Osten Deutschlands bis in den Südwesten hinein erfassen und die aufgrund der
stabilen Schichtung durchweg skaligen Charakter aufweisen.
Der Südosten Deutschlands bleibt von diesen Niederschlägen verschont, im Norden
und Westen macht sich der Keil in Form von Absinken bemerkbar, wodurch es dort
aufklaren kann. Daher stellen sich in diesen Gebieten einstellige
Temperaturminima ein.

Montag… verbleibt der Kern des Cut-Off-Tiefs über Frankreich. Der Norden
Deutschlands wird von dem weiter ostwärts schwenkenden Residuum gestreift, das
allerdings von Kaltluftadvektion überlaufen wird und abgesehen von einzelnen
schwachen Schauern an der Nordseeküste kaum wetterwirksam ist.
Bedingt durch die weiterhin – wie oben beschrieben – bestehende Gegenläufigkeit
zwischen bodennaher und mitteltroposphärischer Strömung sind in den östlichen
und südlichen Landesteilen weitere Niederschläge skaligen Charakters zu
erwarten. Ansonsten erfolgt unter dem dann bis nach Nordwestpolen reichenden
Bodenhochkeil Absinken, im Westen und Norden mit Auflockerungen und an der Küste
zum Teil mit sonnigen Abschnitten. In diesen Gebieten sind Temperaturmaxima
zwischen 14 und 17 Grad zu erwarten. Ansonsten hält sich weitgehend geschlossene
Bewölkung, wodurch es mit 10 bis 14 Grad merklich kühler bleibt als an den
Vortagen.

In der Nacht zum Dienstag wird durch einen sich über Skandinavien kräftigenden
Trog der Bodenhochkeil mit seiner Achse etwas nach Süden gedrückt, die sich dann
von NRW zur mittleren Neiße erstreckt. Mit dem Trog lebt die Schauertätigkeit an
der Küste (vor allem an der Nordsee, weniger ausgeprägt an der Ostseeküste) auf.
Aufgrund einer Absinkinversion bei etwa 600 hPa sollte es nicht für Gewitter
reichen.
Ansonsten dauern im Osten und Süden die skaligen Niederschläge wie weiter oben
beschrieben an, wobei sich diese tendenziell allmählich abschwächen dürften.
Zwar sind diese Niederschläge über kürzere Zeiträume hinweg nicht warnrelevant,
aber 24- oder auch 48-stündig können durchaus Regenmengen zusammenkommen, die
eine Dauerregenwarnung erforderlich machen würden. Am wahrscheinlichsten ist
dies über dem südwestdeutschen Bergland, im Thüringen Schiefergebirge und
Vogtland/Westerzgebirge bis zur Oberpfalz.
Abgesehen vom Küstenstreifen und vom Südosten Deutschlands zeichnen sich sonst
überall einstellige Temperaturminima ab.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann