#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 18.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.09.2025 um 10.30 UTC
Frontpassage am Sonntag, nachfolgend kühl bis mäßig warm. Vor allem im Süden und
in der Mitte weiter wechselhaft, im Norden teils freundlich.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.09.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am kommende Sonntag liegt Deutschland vorderseitig
eine Langwellentroges, der vom Norden Europas über die Britischen Inseln hinweg
bis nach Portugal reicht, im Bereich einer südwestlichen Strömung. Im
Bodendruckfeld korrespondiert er mit einer umfangreichen Tiefdruckzone mit
mehreren Zentren im Bereich der Nordsee und Skandinaviens. Dabei hat ein
zugehöriges Frontensystem in Form einer Kaltfront mit Regen bereits in der Nacht
von Nordwesten auf Deutschland übergegriffen und kommt tagsüber noch weiter
landeinwärts voran. Durch Wellenbildung wird sie aber zunehmend ausgebremst,
sodass sie bis zum Abend etwa eine Linie Rügen-Pfalz erreicht. Präfrontal ist
noch die sehr warme Luftmasse anzutreffen (T850 hPa 10 bis 19 Grad), in der sich
mit Frontannäherung einzelne, teils kräftige Schauer und Gewitter entwickeln
können. Postfrontal fließt hingegen eine kühlere Luftmasse ein und T850 hPa geht
auf 10 bis 5 Grad zurück.
In der Nacht zum Montag und am Montag kommt die Front durch eine Zyklogenese
über dem Golf von Genua und später Norditalien nur langsam weiter südostwärts
voran. Die Gewitter lassen zwar wieder nach, dafür kann es im Süden gebietsweise
teils länger anhaltend regnen, durchaus markante Warnschwellen erreichend und im
Südosten teils bis in die Nacht zum Dienstag anhaltend. Sonst gibt es im Bereich
des übergreifenden Troges nur vereinzelt Regen.
Gleichzeitig schiebt sich vom nahen Nordostatlantik ein Höhenrücken Richtung
Nordsee vor und der Trog beginnt über der Biskaya und Südwestfrankreich
abzutropfen, woraus ein Höhentief resultiert. Durch den Höhenrücken gestützt
wird ein umfangreiches Hoch mit Schwerpunkt bei den Britischen Inseln, von dem
ein Keil Richtung Norddeutschland gerichtet ist. Er sorgt in weiten Teilen des
Landes am Dienstag für eine Wetterberuhigung. Im äußersten Norden sorgt ein
weiterer schwacher Tiefausläufer aber im Tagesverlauf für einzelne Schauer.
Dabei hat die kühlere Luftmasse auch den Südosten Deutschlands erreicht.
Das Höhentief verlagert sich mit seinem Zentrum Richtung Zentralfrankreich,
wodurch auch der Südwesten Deutschlands in dessen Einflussbereich gelangt. So
kommt es dort zu schauerartigen Niederschlägen, die bei langsamer Verlagerung
auch teils kräftiger ausfallen können. Auch einzelne Gewitter sind nicht
ausgeschlossen.
Am Mittwoch und Donnerstag wandert das Bodenhoch auf Basis des EZMW-Modells mit
seinem Schwerpunkt Richtung Skandinavien und Ostsee und sogt im Norden
Deutschlands für trockenes und teils sonniges Wetter. Richtung Mitte und Süden
dominiert hingegen der Einfluss des Höhentiefs, das mit seinem Zentrum über
Ostfrankreich Richtung Süddeutschland und Alpenraum zieht. Es lenkt weiterhin
feuchte Luft in den Süden und die Mitte Deutschlands. So kommt es im Bereich des
Höhentiefs gebietsweise zu Schauern, schauerartig verstärktem Regen und
einzelnen Gewittern. In Schauerstraßen kann es auch längere Zeit regnen, bis in
den warnwürdigen Bereich hinein.
Auch in der erweiterten Mittelfrist bleiben der Einfluss des Höhentiefs und
somit das wechselhafte Wetter erhalten bei einem weiterhin kühlen bis mäßig
warmen Temperaturniveau.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW-Modells lässt bereits zu Beginn der Mittelfrist nach. So
wird die Frontpassage am Sonntag zunächst rascher gezeigt als in den gestrigen
Läufen, bevor die Front dann über dem Süden zu wellen beginnt.
Auch nachfolgend bleiben die Unterschiede erhalten. Insbesondere wo der
Schwerpunkt des Hochs liegen wird und wie groß dessen Einfluss auf unser Wetter
ist, ist noch unsicher. Auch die Position des Höhentiefs wird von Lauf zu Lauf
noch unterschiedlich vorhergesagt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Probleme aus der Konsistenzbetrachtung spiegeln sich auch im Modellvergleich
wider. Die Frontpassage am Sonntag und in der Nacht zum Montag wird noch
weitgehend übereinstimmend prognostiziert. Auch Hinweise auf gebietsweise länger
anhaltenden Regen mit teils markanten Mengen sind bei den anderen Modellen
vorhanden, wenngleich die Schwerpunkte noch nicht übereinstimmen.
Nachfolgend gehen die Meinungen ebenfalls auseinander, wo der Schwerpunkt des
Hochs bzw. das Zentrum des Höhentiefs liegen wird. GFS zeigt das Höhentief
deutlich weiter südlich Richtung Adria, wonach es kaum noch einen Einfluss auf
unser Wetter hätte. IFS und UK10 zeigen zumindest nach Norden über Deutschland
eine ähnliche Ausdehnung, während ICON das Höhentiefzentrum deutlich weiter
nördlich über der Mitte Deutschlands sieht. Auf Basis von ICON wäre dadurch am
Mittwoch und Donnerstag in der nördlichen Mitte sogar eine markante
Dauerregenlage zu erwarten.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für ausgewählte Stationen in Deutschland zeigen einen recht
einheitlichen Verlauf. Vor allem der Verlauf der Temperatur T850 hPa weist einen
sehr geringen Spread auf. Dabei ist der Höhepunkt am kommenden Sonntag bereits
überschritten, gefolgt von einem deutlichen Rückgang um ab Montag auf relativ
gleichbleibendem Niveau zu verbleiben.
Beim Geopotential nimmt der Spread ab Montag etwas zu, wenngleich die Mehrheit
der Member dem Hauptlauf folgt. Dennoch können bezgl. des Höhentiefs auch nur
kleinere Änderungen der Lage des Zentrums entsprechende Folgen bei der
Niederschlagsentwicklung haben. Eine deutlichere Zunahme des Spreads gibt es ab
Mittwoch. Das zeigt sich auch bei den Niederschlagssignalen vor allem für
norddeutsche Städte. Während der Hauptlauf ab Montag kam Signale zeigt, deuten
einige Member vor allem für Mittwoch und Donnerstag auf teils höhere
Niederschlagsmengen hin. Insofern ist auch die ICON-Lösung im Ensemble
vertreten.
Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden fünf Cluster,
wobei sich für Mitteleuropa keine signifikanten Unterschiede ergeben. Für den
Zeitraum t+120 bis 168 Stunden gibt es drei Cluster. Dabei wird die Vorhersage
der Zugbahn des Höhentiefs nicht sicherer, denn in Cluster 1 befindet sich der
Hauptlauf, Cluster 2 sieht der ICON-Lösung ähnlich und Cluster 3 der GFS Lösung.
Allerdings ist die Mehrheit der Member in Cluster 1 zu finden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Sonntag sind im Osten und Süden einzelne Gewitter, teils in Verbindung mit
Starkregen, Hagel und stürmischen Böen zu erwarten. Lokal sind Unwetter aufgrund
von Starkregen nicht ausgeschlossen. Auf einigen Nordseeinseln kommt es zu
stürmischen Böen Bft 8 aus Südwest.
In der Nacht zum Montag ist im Südwesten gebietsweise länger anhaltender Regen
mit Mengen um 30 l/qm in 12 Stunden gering wahrscheinlich. EZMW-EPS und ICON-EPS
zeigen hierfür Wahrscheinlichkeiten bis 35 %.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag ist im Süden und Südosten gebietsweise
länger anhaltender Regen mit Mengen um 35 l/qm in 24 Stunden gering
wahrscheinlich. EZMW-EPS zeigt hierfür kaum Signale.
Am Dienstag kommt es im Südwesten, am Mittwoch im Süden und in der Mitte zu
Schauern oder schauerartigem Regen und einzelnen Gewittern, dabei ist markanter
Starkregen nicht ausgeschlossen.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger