#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 14.09.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.09.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Wz
Markante Sturmlage(n) am Montag und Dienstag, Küsten und exponierte Berglagen
mit schwerem Sturm. Kurz: Der Herbst ist da.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Sonntag… überquert ein scharfer und leicht negativ geneigter Höhentrog
Deutschland von West nach Ost. Im Nordwesten ist anfangs noch ein sekundärer
kurzwelliger Troganteil zu erkennen, der der Haupttrogachse nachfolgt und im
Tagesverlauf immer mehr an Kontur verliert. Dem Höhentrog vorgelagert findet
sich eine Bodentrogachse mit rückseitigem Druckanstieg und rückgehenden Werten
der potentiellen Temperatur und Taupunkte. In der neusten Analyse wurde
entsprechend eine Okklusion-Kaltfront eingelagert.
Auch in den Fernerkundungsmitteln lässt sich der Bodentrog gut erkennen, mit
einem Niederschlagsband, das sich über dem Osten südwärts erstreckt und dort im
Süden nach Westen abbiegt und entsprechend etwas zurückhängt. Die Niederschläge
im Süden ausgreifend bis zum Main sind konvektiv durchsetzt und bringen
punktuell Stundenmengen um 15 l/qm. Die konvektive Prägung hängt vornehmlich mit
dem Höhentrog zusammen, entlang dessen Achse die Labilität, aufgrund von
niedrigeren Werten der Temperatur in 500 hPa, erhöht ist. Abgehoben lässt sich
ein wenig CAPE finden, dass sich im Tagesverlauf auch weiter nach Osten
fortsetzt. Nicht ausgeschlossen, dass es entsprechend auch mal blitzen kann. Das
sollte aber insgesamt nur vereinzelt der Fall sein, wie auch die Paintballplots
des LPI vom ICON-D2 EPS zeigen. Schon im Laufe des Nachmittags nimmt die Gefahr
wieder ab, wenn die Trogachse ostwärts rauszieht.
Nach Trogpassage zeigen die Soundings eine schöne Absinkinversion mit trockenen
Luftmassen bis in die mittlere Troposphäre. Folglich kann es auflockern und die
Sonne zeigt sich häufiger.
Über der Nordsee und im Nordseeumfeld sorgt der sekundäre Troganteil noch länger
für Schauer und kurze Gewitter. Am Nachmittag lassen diese aber auch dort nach.
Das liegt nicht zuletzt auch an der Entwicklung weiter stromaufwärts. Von Westen
nähert sich nämlich das Sturmtief „Zack“, dass den Montag bestimmen wird und zum
Abend westlich von Schottland zu finden sein wird. Vorderseitig schickt es schon
einen kräftigen Schub WLA nach Deutschland. Dieser sorgt nicht nur für eine
Stabilisierung, sondern auch für Aufgleitbewölkung, die sich am Nachmittag aus
Westen bemerkbar macht und bis zum Abend die Mitte erreicht. Oft bleibt es noch
trocken.
In der Nacht auf Montag kommt das kräftige WLA Feld des Sturmtiefs weiter nach
(Nord)osten voran und die Warmfront überquert Deutschland rasch von Südwest nach
Nordost. Damit kommen Aufgleitniederschläge von Westen auf die sich nördlich des
Mains ostwärts ausweiten und zum Morgen die Oder erreichen. Besonders von NRW
bis nach Südniedersachsen werden recht kräftige Niederschläge simuliert, die
mutmaßlich aus konvektiven Einlagerungen resultieren. Die Prognosesoundings
zeigen eine labile Zwischenschicht mit etwas MUCAPE. Ob dies auch für
WL-Einschubgewitter reicht, wie es die Modellinterpretation und das LPI
andeuten, ist allerding fraglich. Die Labilitätsfläche kratzt gerade mal so an
der -10 Grad Marke. Der Output scheint da etwas überinterpretiert. Ganz
ausschließen kann man es mit Lage auf der linken Jetausgangsseite aber freilich
nicht.
Nach Süden ist die Höhenströmung eher antizyklonal konturiert und man liegt dort
auf der rechten Ausgangsseite des Höhenjets, was nicht sehr hebungsfördernd ist.
Folglich werden für die Regionen südlich des Mains allenfalls geringe
Niederschläge simuliert.
Der Wind legt in höheren Luftschichten deutlich zu. So finden sich in 925 hPa
und 850 hPa im Westen und Nordwesten Windgeschwindigkeiten bis 50 kn. Durch die
noch stabile Schichtung werden diese zunächst meist noch nicht nach unten
durchgereicht. Anders sieht es da im höheren Bergland aus und im Bereich der
Nordsee aus. Dort gibt es bereits Windböen und stürmische Böen (beginnend etwa
ab Mitternacht). Die Windböen greifen bis zum Morgen auf die Ostsee aus und
erreichen auch erste anfällige Lagen im Westen (zunächst noch Südwind). Auf
Berggipfeln und an der Nordsee gibt es dann auch Sturmböen, über der freien
Nordsee schwere Sturmböen.
Montag… zieht das Sturmtief über Schottland weiter bis zur nördlichen Nordsee.
Zunächst liegen große Teile im Bereich des Warmsektors. Die Kaltfront liegt zum
Morgen im Nordwesten und kommt bis zum frühen Nachmittag langsam bis zur Mitte
voran. Zum Abend erstreckt sie sich schließlich vom Südschwarzwald bis zur
Lausitz.
Die Aufgleitniederschläge ziehen am Vormittag rasch nach Polen ab. Im Bereich
des Warmsektors gibt es nur geringe Niederschläge und die Sonne kann sich immer
wieder zeigen. Vor allem am Alpenrand ist es durch einen leichten Föhn längere
Zeit sonnig. Die Temperaturen steigen dabei allgemein auf 19 bis 24 Grad. Am
Alpenrand bis 26 Grad.
Der Wind ist das entscheidende Thema. Dieser legt weiter zu und dreht auf
südwestliche Richtungen. Vor allem im Westen und Nordwesten, wo die Kaltfront
bald durch ist und die Höhenwinde noch recht kräftig unterwegs sind, dürfte es
häufiger zu starken bis stürmischen Böen kommen. Je weiter man sich in Richtung
mittlere Landesteile bewegt, ist man noch längere Zeit im Bereich des
Warmsektors und wenn schließlich die Kaltfront durchzieht gehen die Winde vor
allem im 925 hPa Niveau deutlich zurück. Damit konzentriert sich der Wind vor
allem auf Bft 7 und in für Südwestwind anfälligen Lagen vielleicht mal ne
einzelne Bft 8 (Häkchenlösung).
Einzige Chance etwas mehr Wind zu bekommen wären stärkere konvektive
Umlagerungen. Allerdings liegt man eher auf der rechten Jetausgangsseite und
gerade die deutsche Modellkette ist sehr zurückhaltend, was Schauer und Gewitter
betrifft. Das SuperHD ist wie immer etwas aggressiver und zeigt sogar eine
durchgehende Linie (ähnlich Arôme). Es ist aber auch bekannt, dass diese Modelle
das sehr gerne mal machen und das so in der Realität eher nicht umgesetzt wird.
Kurzum: Sollten sich Gewitter entwickeln sind damit sicher auch stürmische Böen,
wenn es ganz blöd läuft auch mal eine Sturmböe verbunden. Insgesamt sollte da
aber die Ausnahme sein und ist eine Sache für das Nowcasting.
Am stärksten schlägt der Wind im höheren Bergland und an der See zu, wo es
häufiger stürmische Böen und Sturmböen, exponiert auch schwere Sturmböen geben
kann (besonders Nordseeküste). Auf dem Brocken und auf der freien Nordsee müssen
auch einzelne orkanartige Böen eingeplant werden.
Postfrontal lässt sich eine deutliche Abtrocknung erkennen, wie man schön an der
Tendenz der spezifischen Feuchte erkennen kann. Entsprechend kann es größere
Auflockerungen geben und es bleibt weitgehend trocken. Einzig vom Emsland bis
zum Nordseeumfeld sorgt der nachfolgende eher flache Höhentrog für Schauer und
einzelne Gewitter (besonders über der Nordsee).
In der Nacht auf Dienstag zieht die Kaltfront südostwärts ab und der breite
Höhentrog legt sich mit kurzwelligen Einlagerungen über Deutschland. An den
Alpen kann es noch längere Zeit regnen, sonst ist es in vielen Regionen auch
trocken. Von Nordwesten kommen allerdings konvektiv geprägte Niederschläge auf,
die über dem Norden in der zweiten Nachthälfte ostwärts vorankommen
(Schleswig-Holstein).
Etwas Labilität und erhöhte spezifische Feuchtwerte kann man erkennen, sodass
etwas MUCAPE erzeugt wird. Entsprechend kann auch das ein oder andere kurze
Gewitter eingelagert sein.
Der Wind lässt nur kurz nach und lebt im Laufe der Nacht über der Nordhälfte von
West nach Ost bereits wieder stark böig auf. Der Wind dreht dabei stärker auf
westliche Richtungen und weht in anfälligen Lagen in der zweiten Nachthälfte
teils stürmisch (bevorzugt Leelagen). Stürmischen Wind gibt es dann auch wieder
in höheren Berglagen und an der See, wo es exponiert auch Sturmböen geben kann.
An der Nordsee muss bis zum Morgen häufiger mit Sturmböen und exponiert schweren
Sturmböen gerechnet werden.
Dienstag… ist der Tag geprägt durch die Lage im Einflussbereich des
Höhentroges. Die Hauptachse zieht zwar im Laufe des Tages ab, sodass die
Höhenströmung von Westen auf leicht nordwestliche Richtung dreht, es sind aber
rückseitig noch kurzwellige Einlagerungen zu finden.
Die durch die Höhenkaltluft konvektiv geprägten Niederschläge betreffen der
deutschen Modellkette folgend vornehmlich den Norden des Landes (ausgreifend bis
zur nördlichen Mitte bei Betrachtung externer Modelle wie UK10 oder ECMWF). Im
erweiterten Küstenumfeld reicht es für etwas MUCAPE, sodass auch kurze Gewitter
eingelagert sein können.
Weiter nach Süden gibt es kaum Niederschläge und in leegeprägten Gebieten kann
es auch für die ein oder andere Sonnenstunden reichen (z.B. Dreiländereck
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen; östlich der Alb).
Das bestimmende Thema ist wiederum der Wind. Über der Nordhälfte liegen die
Winde in 925 hPa bei 40 bis 50 kn und nehmen am Nachmittag nur leicht ab. Durch
die leicht labile Schichtung müssen stürmische Böen auf jeden Fall eingeplant
werden. Das gilt insbesondere für die Gebiete, wo auch Schauer und Gewitter
erwartet werden. Dann sind sicherlich auch einzelne Sturmböen mit von der
Partie. An den Küsten und in höheren Berglagen gibt es allgemein Bft 8/9 sowie
exponiert Bft 10, Brocken Bft 11). Im Laufe des Nachmittags ist tendenziell mit
einer leichten Abnahme des westlichen Windes zu rechnen.
In der Nacht auf Mittwoch gelangt Deutschland immer mehr auf die Trogrückseite
in eine leicht nordwestliche Höhenströmung. Die Strömung wird dabei leicht
antizyklonal und von zunehmender WLA überlaufen. Damit stabilisiert es von
Westen her. Nach Auflockerungen zieht im Laufe der Nacht von Westen
Aufgleitbewölkung auf, aus der in den Morgenstunden im Westen erster Regen
fällt. Der Wind zieht sich an die Küsten und in die Hochlagen der Berge zurück,
wo es noch markante Böen geben kann.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle zeigen eine gute Einigkeit im kurzfristigen Vorhersagebereich. Die
noch bestehenden Unsicherheiten wurden bereits im Haupttext angesprochen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer