SXEU31 DWAV 120800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.09.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute vor allem in Nordseenähe wiederholt kurze Gewitter, dabei Gefahr
stürmischer Böen. Zudem örtlich Starkregen nicht auszuschließen. In der Nacht
zum Samstag andauernd.
Samstag in Nordseenähe, an der Ostsee wiederholt und von Westen her einzelne
Gewitter, an der See ebenfalls mit stürmischen Böen. In der Nacht zum Sonntag an
der Nordsee andauernde Schauer- und Gewittertätigkeit.
Am Sonntag Zwischenhocheinfluss, in der Nacht zum Montag an der Nordsee bereits
wieder auffrischender Südwestwind mit Sturmböen Bft 8/9. Dann auch von der
Nordsee her auf den gesamten Norden übergreifend kurze Gewitter mit Sturmböen
Bft 9.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… W z – das sagt schon alles. Deutschland liegt im Bereich der
Frontalzone unter einer zyklonalen westlichen bis südwestlichen Strömung. Diese
ergibt sich aus einem breiten Trog über Westeuropa, der vom Atlantik her
wiederholt regeneriert wird. Aus diesem Trog laufen kurzwellige Anteile nach
Ost-Nordost ab, die über dem Vorhersagegebiet für einen wechselhaften
Wettercharakter sorgen.
Einer dieser Kurzwellentröge hat bereits den Nordwesten und Westen Deutschlands
erfasst und schenkt rasch ostwärts. Das aus vorderseitiger Hebung resultierende
Niederschlagsgebiet hat die mittleren Landesteile überquert, nach Osten hin
dürfte aufgrund zunehmender Labilität (CAPE-MU bis etwa 500 J/kg) etwas
Konvektion mit durchaus auch kurzen Gewittern auftreten, die mit Windböen Bft 7
einhergehen können. Starkregen ist aufgrund der raschen Verlagerung der
Konvektionszellen eher unwahrscheinlich. Zur tagesgangsbedingt interessantesten
Zeit liegt dieser Kurzwellentrog bereits über Nordwestpolen. Mit der Passage des
schwachen korrespondierenden Bodentroges und zusätzlich durch den Tagesgang
gestützt frischt auch im Binnenland der Wind auf. Im Nordwesten, Westen und in
den mittleren Regionen sind in freien Lagen einzelne Windböen Bft 7 nicht ganz
auszuschließen. Am ehesten kommen hierfür die Leelagen der nördlichen und
westlichen Mittelgebirge in Frage.
Anders dagegen an der Nordsee – dort ist die Luft aufgrund der Nähe zum Trog am
labilsten. Wiederholt sind daher an und über der See kurze Gewitter vorstellbar,
die mit stürmischen Böen einhergehen können. Zudem besteht bei wiederholt
auftretenden Schauern und Gewittern an der Nordfriesischen Küste die Gefahr von
mehrstündigem Starkregen.
Relativ unbeeinflusst von diesen Entwicklungen bleibt der Süden abseits der
Alpen. Während das unmittelbar an den Alpen und im Südosten in Verbindung mit
dem oben beschriebenen Kurzwellentrog noch Regen fällt (der fernab von jeglicher
Warnrelevanz ist) stellen sich sonst größere Auflockerungen ein. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 17 bis 22 Grad.

In der Nacht zum Samstag dauert aufgrund der relativ warmen Nordsee und gestützt
durch den breiten, über Westeuropa liegenden Haupttrog, an der Nordsee die
Schauer- und Gewittertätigkeit (mit einzelnen stürmischen Böen und
Starkregengefahr an der Nordfriesischen Küste) an. Ansonsten stellt sich
vorübergehend eine relativ glatte südwestliche Strömung ein;
Zwischenhocheinfluss ist zu viel gesagt, aber das Absinken reicht, um die
Schauertätigkeit größtenteils abklingen zu lassen.
Bereits in der zweiten Nachthälfte nähert sich von Westen her ein weiterer
Kurzwellentrog, was Wolkenaufzug und rasch im Westen aufkommende Niederschläge
mit sich bringt.
Im Süden und Südosten können sich flache Nebelfelder bilden. Ansonsten ist
aufgrund des noch vorhandenen Gradienten und der aufziehenden Bewölkung die
Nebelneigung gering.

Samstag… greift der in der südwestlichen Strömung eingelagerte Kurzwellentrog
auf Deutschland über und erreicht zum Abend hin den Nordosten Deutschlands,
wodurch sich dieser Trog etwas langsamer nordostwärts verlagert als der
vorherige und somit mehr Konvektion generieren kann. Diesem folgen rasch weitere
kurzwellige Anteile, eine Glättung der Strömung ist kaum erkennbar. Am labilsten
ist es dann im Norden und Westen Deutschlands, dort mit ähnlichen Werten für
CAPE wie am Vortag, aber vor allem im Westen mit einer ausgeprägteren Scherung,
so dass sich dort ein höherer Organisationsgrad der Konvektion ergibt. Das
reicht dort wie auch im Nordwesten und Norden für kurze Gewitter, die mit Wind-
und stürmischen Böen einhergehen können. In den mittleren Regionen und im
östlichen Mittelgebirgsraum können durch den nordostwärts schwenkenden
Kurzwellentrog ebenfalls einzelne kurze Gewitter induziert werden, wobei dort
mangels Labilität und Scherung die Wahrscheinlichkeit für konvektive
Umlagerungen geringer ist. Abgesehen von der Nordfriesischen Küste ist aufgrund
der raschen Verlagerung der Konvektionszellen Starkregen eher unwahrscheinlich.

Auflockerungen sind im Osten und Südosten am wahrscheinlichsten, während sonst
rasch wechselnde Bewölkung dominiert. Gegenüber heute ändern sich die
Temperaturen kaum.

In der Nacht zum Sonntag greift unter Verschärfung und Verkürzung der
Wellenlänge der Haupttrog auf Deutschland über. Hierdurch kommt im Süden und
auch in der Mitte die Niederschlagstätigkeit bis hin zu eingelagerten Gewittern
nicht zur Ruhe. Vorderseitig wird dabei durch positive Vorticityadvektion
kräftige Hebung generiert, wodurch diese konvektiven Umlagerungen zustande
kommen.
Nach Norden zu abseits der Nordseeküste dominiert der Einfluss von
Kaltluftadvektion, was dort die Schauertätigkeit zum Erliegen bringt. Eine
Ausnahme ist wiederum die Nordseeküste, wo weitere Schauer und auch einzelne
kurze Gewitter zustande kommen können, die mit Windböen Bft 7 einhergehen
können. Für stürmische Böen sollte es dort nicht mehr reichen.

Sonntag… überquert der Trog das Vorhersagegebiet, gefolgt von einem flachen
Rücken. Korrespondierend zu diesem Rücken kommt eine schwache, über den
Alpenraum hinweg ostwärts reichende Hochbrücke und ausgehend von dieser leichter
Zwischenhocheinfluss zustande. Während bis in den Nachmittag hinein im Osten und
Südosten, bedingt durch den weiter ostwärts vorankommenden Trog, noch mit
Schauern und vor allem in Oder- und Neißenähe noch mit Gewittern zu rechnen ist,
setzt sich ansonsten bereits rasche Stabilisierung und auch Absinken mit
Auflockerungen durch, wodurch es in diesen Gebieten niederschlagsfrei bleibt.
Zum Abend hin ist dies auch in den östlichen Landesteilen der Fall.
Ein weiterer Trog nähert sich im Tagesverlauf Westeuropa. Kräftige
Warmluftadvektion lässt bereits wieder mehrschichtige Bewölkung aufziehen und
zum Abend hin westlich des Rheins Regen einsetzen. Somit ergibt sich im Westen
für die Sonne kaum eine Chance. Die größten Auflockerungen zeichnen sich daher
im Norden und Nordosten sowie im Süden in Richtung Alpen ab.
Gegenüber den Vortagen ergibt sich keine wesentliche Temperaturänderung –
vielleicht mit dem Unterschied, dass im Osten die 20 Grad-Marke kaum noch
erreicht wird.

In der Nacht zum Montag greift der nächste Trog vollends auf Westeuropa über.
Das korrespondierende kräftige Tief überquert Schottland und hat Montagfrüh den
Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten. Die Niederschläge an der Warmfront
dieses Tiefs greifen über die Mitte hinweg auf den gesamten Norden und Nordosten
sowie auf den Erzgebirgsraum über, während die südlichen Landesteile hiervon
noch verschont bleiben. Mit der Kaltfront dieses Tiefs, die in den zeitigen
Frühstunden des Montags von der Nordsee kommend das Festland erreicht und bis 06
UTC etwa bis zu einer Linie Rostock – Hannover – Nordeifel vorankommt, nehmen
diese Niederschläge schauerartigen Charakter an. Da die Kaltfront von
Kaltluftadvektion überlagert ist, bleibt südwestlich von Hannover von dieser
Kaltfront niederschlagstechnisch nicht viel übrig. Nach Norden und Nordosten hin
kann jedoch die Passage der Kaltfront mit kurzen eingelagerten, aber kräftigen
Gewittern einhergehen. Die Scherung ist sowohl niedertroposphärisch als auch
hochreichend mehr als signifikant, was als Indiz für einen höheren
Organisationsgrad der Konvektion und möglicherweise sogar rotierende Strukturen
(Fall Low CAPE, high shear) zu sehen ist. Zumindest ist dabei das Potential für
Böen bis Sturmstärke gegeben.
Aber auch abseits der Konvektion macht sich der zunehmende Gradient in Form
eines auffrischenden Windes aus Südwest abseits konvektiver Entwicklungen
bemerkbar. Bis Montagfrüh kommen im nordwestlichen Binnenland und im Westen
Deutschlands bis in tiefe Lagen Windböen Bft 7 auf. Während bisher nur in
exponierten Gipfellagen (Brocken, teils auch Feldberg im Schwarzwald) Sturmböen
auftraten, ist dies dann, abgesehen vom Bayerischen Wald, durchweg in höheren
Mittelgebirgslagen der Fall. Auf dem Brockenplateau und den Gipfeln des
Hochschwarzwaldes sind dann schwere Sturmböen vorstellbar. Zudem legt auch an
der Nordseeküste sowie in Ostholstein der Wind mit stürmischen Böen, über der
offenen Nordsee mit Sturmböen bis Bft 9, zu.
Im Süden Deutschlands bleibt es dagegen relativ windschwach. Allerdings ist die
Nebelneigung in diesen Gebieten gering.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann