#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 07.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.09.2025 um 10.30 UTC
Unbeständig mit Schauern und teils kräftigen Gewittern, Starkregengefahr, teils
heftig, mäßig warm.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.09.2025
Der mittelfristige Zeitraum ab Mittwoch wird unter Berücksichtigung des IFS-EPS
erneut von zyklonalen Bedingungen geprägt. Bis zum Wochenende dominieren die
Wetterlagen Trog Westeuropa und Südwest zyklonal das Ensemble. Ob die Realität
nun eher Richtung Trog Westeuropa oder doch Südwest zyklonal tendiert, hängt vor
allem von der Amplifizierung des Troges und dem resultierenden Aufsteilen der
Strömung auf der Vorderseite ab. Nur anfangs ist noch die Wetterlage Hoch
Fennoskandien zyklonal sehr stark vertreten. Auch wenn alle beschrieben
Wetterlagen grundsätzlich für einen unbeständigen Wettercharakter stehen, so
gibt es doch Unterschiede bei der Verlagerungsgeschwindigkeit der
Kurzwellentröge, der Intensität der PVA getriggerten Niederschläge sowie auch
der Advektion bezüglich leicht abweichend temperierten Luft. Die Wetterlage
Südwest zyklonal würde demnach für eine größere Amplifizierung des Troges
stehen. Einhergehend würde in diesem Fall die Luft aus Südwesteuropa nach
Mitteleuropa gepumpt. Zudem könnte je nach Lage der Trogachse und -spitze auch
stärkeres PVA die Folge ein. Der Trog Westeuropa steht in diesem Fall für die
geringste Amplitude und somit schnellste ostwärtige Verlagerung der
Kurzwellentröge und korrelierenden Bodentiefs samt Fronten. Die Luft würde dabei
eher vom Atlantik kommen und wäre geringer temperiert.
Ab dem Wochenende mischt sich dann auch mal wieder eine antizyklonal geprägte
Wetterlage signifikant ins IFS-EPS. Demnach kann die Wetterlage Brücke
Mitteleuropa einige Member unter sich vereinen. Zudem wird die Vielfalt unter
den zyklonalen Wetterlage größer. Am Samstag hat dabei noch die Wetterlage Trog
Westeuropa und am Sonntag Südwest zyklonal den meisten Zuspruch. Der
deterministische IFS-Lauf pendelt sich zwischen den Lösungen ein, Tendenz Trog
Westeuropa.
Zum Start in den mittelfristigen Zeitraum liegt Deutschland vorderseitig eines
recht markanten und von den Britischen Inseln bis nach Algerien amplifizierten
Trog. Einhergehend kann signifikante PVA wirksam werden. Bodennah korreliert der
Trog noch mit einem Randtief, welches sich bis Mittwoch vom Alpenrand bis an die
deutsch-polnische Ostseeküste verlagert. Zudem greift von Westen noch eine
Kaltfront auf das Land über, die sich ostwärts schiebt und an den Alpen im
Verlauf schleift. Das Zusammenspiel von PVA und dem Randtief induziert
schließlich ausgehend vom Alpenraum kräftige konvektive Niederschläge
induzieren, die sich im Verlauf auf die Südosthälfte ausbreiten.
Am Donnerstag sorgen zunächst noch die Rest der Kaltfront an den Alpen für
Niederschläge. Sonst ist hierzulande nach Abzug der Regenfälle nach Polen
vorübergehend Wetterberuhigung angesagt. Ab dem Nachmittag macht sich im Westen
und Nordwesten jedoch schon ein weiterer kurzwelliger Anteil mit PVA bemerkbar,
indem dieser schauerartige Niederschläge generiert. In der Nacht zum Freitag
nähert sich dann ein weiterer Kurzwellentrog an, dessen Hebungsimpulse ausgangs
der Nacht schon über der Nordsee und den Nordseeinseln ankommen. Bodennah werden
die schauerartigen Niederschläge mit einer weiteren Kaltfront honoriert.
Am Freitag schiebt sich der Kurzwellentrog über den Norde hinweg. Rückseitig
werden recht zonale Strömungsbedingungen im IFS-Lauf gezeigt. Einhergehend kann
die Kaltfront rasch ostwärts über das Land hinweg eilen. Die PVA gebundenen
Niederschläge bleiben überwiegend im Nordseeumfeld gebunden. In der Nacht zum
Samstag soll uns nach IFS von Westen schon der nächste kurzwellige Anteil
besuchen und durch PVA Hebungsimpulse bringen. Zudem kann ein flaches Bodentief
über dem Norden Österreich in Südostdeutschland für Regenfälle sorgen.
Am Samstag liegt Deutschland komplett im Trogbereich, wobei die Trogachse noch
leicht westlich von Deutschland verharrt. Während vor allem in der
Nordwesthälfte unter Tiefdruckeinfluss Schauerwetter Trumpf ist, kann im
Südosten PVA signifikante Hebung erzeugen und konvektiv geprägte Niederschläge
auslösen, die in der Nacht ostwärts abziehen. In der Nacht kommt korrelierend
zum Übergreifen der Trogspitze im Südwesten weiterer schauerartiger Niederschlag
auf, der ebenfalls ostwärts zieht. Ansonsten macht sich schon ein Rücken über
Westeuropa bemerkbar, der ein Hoch über Deutschland stützt und vielerorts
potentielle Niederschläge dämpft oder auflöst.
Am Sonntag ziehen die Trog gebundenen Niederschläge im Süden langsam nach
Österreich und Tschechien ab. Ab dem Abend wird der Rücken aber schon wieder
deutlich abgehobelt, sodass auch das Bodenhoch schwächt und seinen Schwerpunkt
ostwärts schiebt. In der Folge kann sich von Frankreich her ein neuer Trog
annähern und nachts im Westen und Nordwesten wieder Schauer bringen.
Das Temperaturniveau startet am Mittwoch mit 7 bis 14 Grad in 850 hPa mit den
höchsten Werten im Osten. Am Donnerstag sinken die Werte hinter der Kaltfront im
Zustrom atlantischer Luft etwas auf rund 6 bis 12 Grad. Am Freitag kommt
rückseitig der weiteren Kaltfront noch etwas kühlere Luft, sodass die werte in
850 hPa nur noch zwischen 4 und 11 Grad liegen. Damit ist das Ende der
Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Am Samstag kann sich erwärmte Polarluft
in die Strömung mischen und die Werte 3 bis 9 Gradpurzeln lassen. Erst ab
Sonntagabend soll der neue Trog mit Winddrehung auf Südwest wieder mildere Luft
advehieren, sodass die Temperaturen in 850 hPa in der Nacht zum Montag wieder
auf 5 bis 11 Grad steigen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckverteilungen werden von den
vergangenen IFS-Läufe recht konsistent beschrieben. Bis einschließlich
Donnerstag gibt es kaum nennenswerte Unterschiede. Ab Freitag tendieren die
neueren Läufe für einen etwas weniger stark nach Süden amplifizierten und somit
flacheren Langwellentrog. Resultierend wird die ostwärtige Verlagerung etwas
rascher gesehen, sodass der Frontenzug schneller nach Polen abzieht.
Gleichzeitig gibt es nach Südwesten zu deutlich geringere Niederschlagssignale.
Auch am Samstag ist eine Phasenverschiebung der Kurzwellentröge zu verzeichnen.
Demnach ist der Durchgang einer weiteren Front sicher, das Timing jedoch noch
nicht konsistent. Zudem weist der aktuelle IFS-Lauf einen deutlichen weniger
markanten Kurzwellentrog aus, was sich wiederum auch auf die Hebungsprozesse und
somit die Gewitterneigung samt Intensität auswirkt. In der Nacht zum Sonntag
lässt der neuste Lauf durch die Phasenverschiebung schon einen weiteren Trog auf
Deutschland übergreifen, während die vergangenen Läufe noch einen schwachen
Rücken im Programm haben und erst zum Sonntag den neuen Kurzwellentrog gen
Deutschland schieben. Ab Sonntag nehmen dann die Unsicherheiten innerhalb des
IFS weiter zu. Vor allem die Entwicklungen über dem Nordostatlantik und dem
Nordmeer werden von den vergangenen Läufen signifikant verschiede gesehen.
Während die neusten Läufe weiter ein Höhentiefkomplex mit mehreren Drehzentren
und entsprechenden Kurzwellentrögen aufwiesen, hatte der gestrige 00 UTC-Lauf
noch ein kräftiges, steuerndes Höhentief nördlich von Schottland auf der Agenda.
Die Folge ist, dass die neueren Läufe in gewissen abständen widerholt
Frontensysteme nach Deutschland schicken, während die gestern so noch nicht
absehbar war.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bei der Betrachtung verschiedener Globalmodelle (ICON, GFS, IFS, UK10) ist bis
einschließlich Donnerstag ebenfalls eine vergleichbare Geopotential- und
Luftdruckverteilung zu verzeichnen. Ab Freitag gibt es analog zur Konsistenz des
IFS auch im Modellvergleich geringe Unterschiede in der Amplitude und
abweichende Phasen potentieller kurzwelliger Anteile oder Kurzwellentröge.
Resultierend werden die frontalen und von PVA getriggerten Niederschlagsfelder
vom Timing ebenfalls leicht abweichend gezeigt. Die Unterschiede in der
Amplitude und Wellenlänge der Kurzwellentröge sorgen zudem zu Abweichungen in
der räumlichen Einordnung der Niederschlagsgebiete. Insgesamt weisen aber vor
allem ICON und IFS vergleichbare Ergebnisse auf. Bei der Intensität ist ICON
aber kräftiger aufgestellt. GFS ist etwas langsamer und nördlicher und weist zu
verbreitet Niederschläge auf. Das UK10 ist am Wochenende aggressiver mit einem
deutlich markanteren Trog. Am Sonntag ist schließlich das ICON auch etwas
schneller als das IFS beim Timing, sodass die Niederschläge rascher übergreifen
und ostwärts ziehen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bezüglich der
Temperatur in 850 hPa im Norden und Westen sowie der Mitte bis einschließlich
Mittwoch bei einem Spread von 4 bis 5 Grad und einem stark definierten Bereich
hoher Auftrittswahrscheinlichkeiten eine recht hohe Vorhersagegüte. Im Süden und
Osten gibt es schon am Mittwoch einige Ausreißer zu wärmeren Temperaturen, die
das EPS aufspannen. Ab Freitag ist schließlich eine stetige Spreizung des
ENS-Raumes zu beobachten. Ab dem Wochenende ist aufgrund der stark zunehmenden
Unsicherheiten (Spread 10-12 Grad) nahezu landesweit keine seriöse Vorhersage
mehr möglich. Beim Geopotential in 500 hPa ist nur zum Start in den
mittelfristigen Zeitraum bei einem vergleichsweise geringen Spread noch von
einer ordentlichen Vorhersagegüte auszugehen. Ab Donnerstag ist landesweit ein
mehr oder weniger starkes Aufspannen des ENS-Raums zu verzeichnen. Am Sonntag
weist der Spread schließlich schon Werte von 30 bis 40 hPa aus. Allerdings
beschreiben die meisten Member noch einen Bereich höherer
Auftrittswahrscheinlichkeit. Der Hauptlauf liegt im mittelfristigen Zeitraum
recht mittig im Geopotentialfeld, bei der Temperatur verläuft er überwiegend am
oberen Rand der höchsten Auftrittswahrscheinlichkeiten.
Bei der Einordnung des EPS in übergeordnete Grundmuster werden im Zeitraum von
+72 bis +96h drei Lösungen benötigt, um alle Unsicherheiten ausreichend zu
beschreiben. Der Haupt- und Kontrolllauf liegen mit insgesamt 21 Member im
ersten Cluster. Alle Cluster starten dabei im Schema eines Blockings. Cluster 1
und Cluster 3 wechselnd schließlich in das Schema einer neg. NAO. Signifikante
Unterschiede zwischen den Lösungen sind vor allem auf den Trog bezogen, der je
nach Cluster eine leicht abweichende Amplifizierung sowie
Verlagerungsgeschwindigkeit hat. Die stärkste Amplitude weist Cluster 2 auf. In
diesem Fall wird eine signifikante Meridionalkomponente erzeugt. Die geringste
Amplitude und somit flachsten Strukturen zeigt das dritte Cluster. Dabei wird
die Trogachse am schnellsten ostwärts geführt. Die erste Lösung beschreibt
schließlich den Mittelweg.
Im Zeitraum von +120 bis +168h beschreiben erneut drei Lösungen die
Unsicherheiten im IFS-EPS-Raum. Während die zweite Lösung komplett dem Schema
einer pos. NAO zugeschrieben wird, wechselnd das erste und dritte Cluster vom
Schema einer neg. NAO zur pos. NAO. Haupt- und Kontrolllauf sind weiter im
ersten Cluster angesiedelt. Bei der Identifizierung potentieller Abweichungen
ist der Blick erneut auf den Höhentiefkomplex und seine potentiellen
Kurzwellentröge gerichtet. Denn genau die Randtröge werden in Amplitude, Phase,
Verlagerung und Wellenlänge abweichend simuliert. Während die zweite Lösung mit
16 Unterstützern recht glatte, mit nur wenigen kurzwelligen Anteilen gespickte
Strömung abbildet, zeigt die dritte Lösung teils stark amplifizierte
Kurwellentröge, die mit der Strömung Richtung Mitteleuropa wandern. Das zweite
Cluster würde entsprechend eher dem det. ICON und die erste Lösung dem UK10
ähneln. Das erste Cluster beschreibt erneut einen Mittelweg, wobei die Tendenz
deutlich zu Cluster 3 mit seinen zahlreichen Kurzwellentrögen geht.
In der erweiterten Mittelfrist werden sechs Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten zu erklären. Die ersten fünf Cluster weisen komplett das Schema
einer pos. NAO auf. Das letzte Cluster wird dagegen dem Schema einer neg. NAO
zugeschrieben. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich im zweiten Cluster. Im
Mittelpunkt der Prognosen steht weiter das tiefe Geopotential über den
Britischen Inseln, dem Nordostatlantik und dem Nordmeer. Die genaue Lage des
Höhentiefs sowie die Amplitude des/der korrelierenden Troges/Tröge sind
schließlich dafür verantwortlich, wie stark das Wetter hierzulande zyklonal
geprägt ist. Die ersten beiden Lösungen geben zumindest Hoffnung, dass weite
Teile des Landes mal wieder von einem Rücken sowie wärmerer Luft profitieren
könnten. Alle anderen Lösungen zeigen eine anhaltende, unbeständige Witterung.
Zusammenfassend wird von den neusten IFS-Läufen, dem IFS-EPS sowie auch anderen
deterministischen Modellen im mittelfristigen Zeitraum mit wiederholtem Durchzug
von Frontensystem sowie Kurzwellentrögen in der Höhe übereinstimmend ein
unbeständiger Wettercharakter gezeigt. Unsicherheiten gibt es aber noch bei der
genauen räumlichen Einordnung sowie dem Timing der durchziehenden
Niederschlagsfelder. Ein kräftiges und stabiles Hoch mit Spätsommerwetter ist
derzeit bis in die erweiterte Mittelfrist nicht zu erkennen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Vom EFI des ECMWF gibt es über den mittelfristigen Zeitraum nur am Mittwoch an
den Alpen gebietsweise leicht überdurchschnittliche Niederschläge und am Freitag
im äußersten Nordwesten etwas überdurchschnittliche Windgeschwindigkeiten.
Stark-/Dauerregen:
Von Seiten der Probabilistik gibt es am Mittwoch bis Donnerstagnachmittag vom
Alpenrand bis nach Mecklenburg-Vorpommern regional geringe Hinweise von 10 bis
40% für Starkregenfälle in 6 bis 12 Stunden. Zusätzlich sind am Samstag am
Alpenrand Wahrscheinlichkeiten bis 10% für Starkregen bis 12h zu verzeichnen.
Vor allem die Werte für Mittwoch sind aufgrund der Lead-Time statistisch nicht
zu vernachlässigen. Zudem weisen alle Modelle entsprechende Starkregengebiete
aus. Unsicherheiten gibt es aber bei der räumlichen Einordnung der Schwerpunkte.
Das det. deutsche ICON6 zeigt derzeit mit Regenmengen von 20 bis 60 l/m²/12h die
höchsten Summen.
Wind/Sturm:
Analog zum EFI des ECMWF zeigt auch die Pobabilistik des IFS am Freitag vor
allem für das Nordseeumfeld sowie dem angrenzenden Binnenland
Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 35% für stürmische Böen. Auf dem Brocken gib es
hinweise für Sturmböen. Für Windböen Bft 7 sind von NRW bis nach
Schleswig-Holstein Wahrscheinlichkeiten 20 bis 70% zu verzeichnen. Am Samstag
stützen noch 5 bis 15% auf den Nordseeinseln markante Böen.
Gewitter:
Am Mittwoch sind in die überwiegend skaligen Starkregenfälle vom Süden in den
Osten bevorzugt am Ostrand der Niederschläge einzelne starke Gewitter mit
starken bis stürmischen Böen und Starkrege gering wahrscheinlich.
Am Donnerstag sind einzelne Gewitter mit starken bis stürmischen Böen im
Nordseeumfeld und dem angrenzenden Binnenland sowie in Nordostbayern, Thüringen
und Sachsen möglich. In der Nacht zum Freitag können einzelne starke Gewitter
mit stürmischen Böen vom Südwesten
Am Freitag sind einzelne starke Gewitter mit Starkregen im Küstenumfeld
wahrscheinlich.
Am Samstag sind bevorzugt einzelne Gewitter mit starke bis stürmischen Böen im
Südosten Bayerns sowie allgemein in der Nordhälfte möglich, starkregen gering
wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
ICON-EPS, IFS-EPS, anfangs auch det. ICON/IFS, TT auch MosMix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel