#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 05.09.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.09.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM, Übergang zu HFa
Heute neben Schauern einzelne Gewitter, am ehesten im Westen/Südwesten markant.
In Südostbayern vom Nachmittag bis in die kommende Nacht gebietsweise
mehrstündiger Starkregen.
Am Wochenende ruhige Hochdruckrandlage und steigende Temperaturen.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… greift bereits am Vormittag an der Südostflanke eines
zentralsteuernden und hochreichenden Tiefdruckgebietes bei Island ein Randtrog
von Ostfrankreich und Benelux her auf Deutschland über. Dieser wird einerseits
blockiert durch einen breiten Höhenrücken über Osteuropa, andererseits rückt vom
nahen Ostatlantik her ein sich, gestützt durch WLA, aufwölbender Höhenkeil nach,
der bereits am Abend die Britischen Inseln erreicht hat. Somit wird der Trog
quasi in die Zange genommen und verliert bei leichter Südausdehnung an
Wellenlänge, wobei er eine leicht positive Achsneigung annimmt. Abends erstreckt
sich die Achse etwa von der Deutschen Bucht bis nach Südbayern.
Vorderseitig befindet sich das Vorhersagegebiet aktuell noch unterhalb einer
leicht diffluent konturierten südlichen Höhenströmung. Darin eingebettet,
schleift die leicht verwellende Kaltfront von Nordmeertief „VOLKHARD“ am
Vormittag noch über der Osthälfte Deutschlands. Das flache Wellentief erreicht
aktuell die Oder bzw. die südliche Ostsee und markiert die Vorderkante eines
ehemaligen MCS, der gestern vor allem in Südbayern für einiges an „Bambule“
gesorgt hat. Inzwischen fällt in dessen Zugbahn aktuell vor allem über dem
nördlichen Sachsen-Anhalt, über Vorpommern und Teilen von Schleswig-Holstein
meist skaliger Regen, der bis mittags/frühen Nachmittag nordwärts abgezogen sein
sollte, Warnschwellen für Starkregen dürften aber nicht mehr tangiert werden.
Vorderseitig hat es in den vergangenen Stunden in Ostvorpommern aber noch für
einzelne Gewitter gereicht.
Mit dem Trog gelangt im Tagesverlauf ein Schwall Höhenkaltluft zunächst in den
Westen und Südwesten des Landes, später auch in die mittleren Landesteile. Die
Temperatur in 500 hPa sinkt dort auf etwa -20 Grad, in 850 hPa im Zustrom
maritim erwärmter Polarluft auf etwa 6 bis 8 Grad. Dabei hat die scharf
gekrümmte Trogspitze inzwischen die Westalpen erreicht. Auf deren Vorderseite
kann mit kräftiger PVA markante dynamische Hebung generiert werden. Diese lässt
sich gut ausmachen einerseits anhand recht kräftiger Schauer und bereits auch
einzelner Gewitter, die in den kommenden Stunden von Ostfrankreich her auf
Baden-Württemberg und vielleicht noch die Südpfalz übergreifen. Vor allem durch
Mehrfachtreffer kann es dabei gebietsweise Starkregen geben, ICON-D2 hat die
höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür im südlichen Oberrheingraben sowie von
Südbaden bis nach Oberschwaben auf der Agenda.
Andererseits wurde die über dem Alpenraum schleifende Kaltfront mit
orographischer Unterstützung noch einmal deutlich aktiviert. Vom Schweizer
Mittelland her greifen somit schauerartige Regenfälle auf Oberschwaben und das
Allgäu über und verlagern sich im Tagesverlauf über das Alpenvorland hinweg
ostwärts. Vor allem direkt am Alpenrand ist ein Überschreiten der Warnschwellen
für mehrstündigen Starkregen nicht ausgeschlossen. Ab den Nachmittagsstunden,
wenn die Regenfälle auf die Regionen östlich des Inns übergreifen, steigen die
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen durch konvektive Verstärkungen noch etwas
an. Das Regengebiet schlägt dann langsam einen Nordostkurs ein und zieht über
das östliche Oberbayern und Niederbayern ins Böhmische Becken. Bis zum späteren
Abend ist vor allem vom Berchtesgadener Land bis zum Bayerwald durchaus noch
mehrstündiger Starkregen möglich, vereinzelt mit Gewittern durchsetzt.
Ansonsten steht ein wechselhafter Tag ins Haus. Mit der Höhenkaltluft und der
vor allem im Westen gegebenen Einstrahlung labilisiert die Luftmasse zusehends
und gebietsweise werden 200 bis 500 J/kg ML-Cape generiert. Das reicht neben
Schauern auch für einzelne Gewitter. Als Begleiterscheinungen kommen Böen Bft 7
und Graupel bzw. kleinkörniger Hagel in Frage. Die PPWs bewegen sich meist um 20
mm, was vor allem bei Mehrfachtreffern auch lokal eng begrenzt Starkregen nicht
ausschließen lässt, am ehesten im Südwesten und Westen sowie vielleicht noch im
zentralen Mittelgebirgsraum. Nach Osten zu fehlt es meist an Einstrahlung und
Labilität, in Teilen der Osthälfte, vor allem im Nordosten, bleibt es nach Abzug
des Regens bei allerdings viel Bewölkung sogar trocken.
Neben den Schauern bzw. vor allem auch vorher längere sonnige Abschnitte gibt es
vom Westen und Nordwesten, während es nach Südosten zu öfters sogar bedeckt
bleibt. Entsprechend werden im Alpenvorland die 15 Grad nur wenig überschritten,
während sonst – je nach Sonne – Höchstwerte zwischen 18 und 22, vielleicht knapp
23 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Samstag kommt der Höhentrog weiterhin nur langsam nordostwärts
voran, wobei er an Kontur verliert und die Trogspitze über der Lausitz
Abtropftendenzen zeigt. Die markanten Hebungsprozesse auf deren Vorderseite
werden allmählich durch KLA teilkompensiert, dennoch kommt es zunächst über dem
Böhmischen Becken noch zu teils kräftigen schauerartigen Regenfällen, die
Richtung Südwestpolen ziehen und dabei auch Süd- und Ostsachsen sowie
Südbrandenburg erfassen. Die dort simulierten Regenmengen bleiben allerdings
unterhalb der Warnschwellen.
In Niederbayern klingen die Regenfälle eingangs der Nacht dagegen rasch ab.
Der dem Trog folgende Höhenkeil greift im Laufe der Nacht auf Frankreich und die
Nordsee über. Er stützt ein Bodenhoch, das sich über Süddeutschland
vorübergehend auf über 1025 hPa verstärken kann. Somit klingen die Schauer und
Gewitter bereits am Abend rasch ab und vor allem im Westen und Südwesten, später
auch in der Mitte und im Süden klart der Himmel vielerorts auf. In der recht
feuchten Luftmasse kann sich dann gebietsweise dichter Nebel ausbreiten.
Die Minima liegen dort oft im einstelligen Bereich zwischen 10 und 5 Grad, in
einigen Senken und Mittelgebirgstälern auch darunter. Milder bleibt es dagegen
bei meist dichter Bewölkung im Osten und Nordosten sowie im Nordseeumfeld mit 16
bis 11 Grad.
Samstag… verliert der von Norwegen bis nach Nordostdeutschland reichende Trog
weiter an Kontur, das abgetropfte Höhentief zieht bis zum Abend nach
Südschweden.
Derweil stößt über dem nahen Ostatlantik ein Höhentrog nach Süden vor und stützt
den Höhenkeil bzw. -rücken knapp westlich von uns, der allerdings nur wenig
ostwärts vorankommt.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt langsam von Süd- nach Ostdeutschland
und schwächt sich etwas ab. Vor allem im Nordosten lockern die Wolken nur
langsam auf und im Tagesverlauf können sich dort in leidlich labiler Luftmasse
noch einzelne schwache Schauer entwickeln, am ehesten wohl von
Schleswig-Holstein über Vorpommern bis ins nördliche und östliche Brandenburg.
Für Gewitter dürfte es aber wohl nicht mehr reichen.
Im Rest des Landes beginnt der Tag bereits recht sonnig, im Tagesverlauf
entwickeln sich flache Quellwolken, wobei sich die Absinkinversion in etwa 800
hPa befindet und tendenziell eher noch weiter absinkt. Von Südwesten her beginnt
sich die Luftmasse wieder zu erwärmen, bis 18 UTC steigt die 850 hPa-Temperatur
auf Werte zwischen 10 und 13 Grad im Südwesten und Süden, wo
niedertroposphärisch an der Südwestflanke des Höchs die Advektion wärmerer
Luftmassen einsetzt, und zwischen 6 und 10 Grad sonst. Das reicht für
Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad, vor allem am Oberrhein könnte es an einigen
Stationen auch einen Sommertag geben.
In der Nacht zum Sonntag setzt sich die Austrogung über dem nahen Ostatlantik
weiter fort, im Zuge dessen kommt es auch zu einer kräftigen
Tiefdruckentwicklung nordwestlich von Irland. Kräftige WLA stützt nach wie vor
den Höhenkeil knapp westlich von uns, der zwar etwas an Wellenlänge verliert,
sich aber nach Norden aufwölbt. Eingezwängt zwischen diesem keil und dem
umfangreichen Höhenrücken über Osteuropa, aus dem sich inzwischen über dem
Westen Russlands eine Höhenantizyklone etabliert hat, verliert unser ehemaliger
Trog immer mehr an Kontur. Übrig bleibt lediglich das Höhentief über
Südschweden.
Das für uns maßgebliche Bodenhoch kann sich über Polen wieder etwas verstärken,
während über dem westlichen Mitteleuropa mit Annäherung des Troges Druckfall
einsetzt. Somit verschärft sich auch hierzulande vor allem über dem Westen und
Süden der Gradient, angesichts der stabilen Schichtung bekommt man davon in den
Niederungen aber nichts mit. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und
der Alpen frischt der Wind dagegen aus Südost auf, ist aber nicht warnrelevant.
Somit steht eine ruhige Nacht ins Haus. Die Wolken im Nordosten lösen sich mehr
und mehr auf, während im Westen und Süden mit der WLA hohe Wolkenfelder
aufziehen. Oft verläuft die Nacht somit gering bewölkt oder klar, so dass sich
wieder Nebelfelder ausbreiten können. Die Tiefstwerte liegen zwischen 14 Grad
örtlich im Westen/Nordwesten (Nordseeküste etwas darüber) und 5 Grad in den
südlichen und östlichen Mittelgebirgen.
Sonntag… greift der Langwellentrog über dem Ostatlantik nur langsam auf die
Britischen Inseln über. Immerhin kommt der vorgelagerte Höhenkeil nun ins
Vorhersagegebiet voran.
Das Bodenhoch über Polen zieht sich allmählich nordostwärts zurück und wird nun
Teil des umfangreichen Hochdruckgebietes über dem fennoskandischen Raum
(Schwerpunkt abends über der Kola-Halbinsel und Nordwestrussland).
Somit setzt sich der Druckfall über dem Vorhersagegebiet auf der Vorderseite des
Sturmtiefs nordwestlich von Irland weiter fort. Der Gradient kann sich noch
etwas verschärfen, so dass auch über der Nordsee sowie in einigen Leelagen der
Südostwind auffrischt, aber noch nicht warnrelevant wird.
Die Warmfront des Tiefs greift im Tagesverlauf auf den Westen und Nordwesten
Deutschlands über, macht sich allerdings lediglich in Form höherer Wolkenfelder
bemerkbar, die die Sonne nur wenig abschirmen. Somit steht nach in einigen
Regionen teils zögernder Nebelauflösung ein überwiegend sonniger Tag ins Haus
mit nur wenigen flachen Quellwolken. Die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte
zwischen 8 Grad an der Oder und 18 Grad am Rhein. Dort können eventuell nochmals
die 30 Grad knapp erreicht werden, während die Höchsttemperaturen im Nordosten
und äußersten Norden bzw. Südosten meist Werte zwischen 20 und 24 Grad
erreichen, in den übrigen Regionen zwischen 23 und 28 Grad.
In der Nacht zum Montag schwenkt der Höhenkeil langsam in die Osthälfte des
Landes und die westlichen Landesteile geraten zunehmend auf die Vorderseite des
Langwellentroges über Westeuropa, wobei sich eine leicht diffluente, aber noch
schwache südwestliche Höhenströmung einstellt.
Die Kaltfront des Sturmtiefs erreicht morgens die südwestliche Nordsee sowie
Nordwestfrankreich, präfrontal gelangt im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne
ein Schwall feuchter und potenziell instabiler Luft subtropischen Ursprungs in
den Westen Deutschlands mit mehreren 100 J/kg MU-Cape und PPWs über 30 mm. In
dieser Luftmasse sind durchaus Schauer bzw. Gewitter mit Starkregen denkbar,
eventuell reicht es aber auch nur für schauerartige Regenfälle. Dazu weht über
der Nordsee und in einigen Höhenlagen weiterhin lebhafter Südostwind,
wahrscheinlich aber ohne Warnrelevanz (außer vielleicht Helgoland).
Im Osten und vor allem im Südosten bleibt es dagegen gering bewölkt oder
wolkenlos, allerdings können sich dann wieder Nebelfelder ausbreiten. Im Westen
und Nordwesten verläuft die Nacht mild mit Tiefstwerten zwischen 18 und 12 Grad,
sonst wird es mit 12 bis 7 Grad frischer.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle fahren einen einheitlichen Kurs. Etwas unklar ist noch, ob es ab
heute Nachmittag im Südosten Bayerns für mehrstündigen Starkregen reicht.
Auch bzgl. der Entwicklung in der Nacht zum Montag bestehen noch kleinere
Differenzen. Quasi alle Modelle simulieren für den Westen und Südwesten
Deutschlands allerdings immerhin schon Niederschläge.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff