#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 04.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.09.2025 um 10.30 UTC
Ab Montag sehr unbeständig und mit erhöhtem Potenzial vor schweren Gewittern und
heftigem, teils mehrstündigem Starkregen.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 11.09.2025
Quasi im gesamten Mittelfristbereich baut sich eine Mischung der Großwetterlagen
zwischen TrW/Sz/SWz und HFa auf. Aktuell ist es sehr unsicher wie stark das
Blocking über Fennoskandien erhalten bleibt und wie rasch Randtröge mit
zugehörigen evtl. wellenden Frontalzonen und Konvergenzen auf Mitteleuropa
übergreifen können. Alle Szenarien simulieren aber auf der Vorderseite des sich
immer wieder regenerierenden Langwellentroges über dem Atlantik teils sehr
kräftige WLA.
Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Sonntag gibt es gleich mehrere synoptische
Strukturen, die die weitere Vorhersage so unsicher machen. Zum einen nähert sich
vom Atlantik her ein umfangreicher Langwellentrog, der am Boden eine kräftige
Zyklogenese auslöst und über Irland und den Britischen Inseln für Sturm sorgt.
Weiterhin gibt es ein ebenso umfangreiches und hochreichendes Hochdruckgebiet
über Skandinavien und Nordwesteuropa. Dieses blockiert den raschen Abzug nach
Nordosten eines in Auflösung begriffenen Trogs. Dieser füllt sich zwar weiter
auf und endet Sonntagabend als Höhentief über Polen und der Ostsee. Gleichzeitig
wölbt sich auf der Vorderseite des Troges und ausgehend von Nordwestafrika ein
Höhenrücken bis nach Mitteleuropa auf. Dabei werden an seiner Westflanke warme
(in 850 hPa bis 18 Grad) und durch das Mittelmeer sehr feuchte Luftmassen mit
PPWs bis 45 mm nach Deutschland geführt. Tagsüber bleibt es aber heiter und
trocken, erst abends bzw. in der Nacht zu Montag greift die Warmfront mit
mehrschichtiger Bewölkung von Frankreich her auf uns über.
Ab Montag greift der erste Randtrog mit zugehörigen Frontalzone und evtl. auch
einer Konvergenz auf Mitteleuropa über. Diese Systeme werden aber erneut von dem
Hoch über Fennoskandien blockiert, so dass sie nicht rasch über uns hinwegziehen
können. Dabei gibt es ein hohes Potenzial für kräftige Gewitterentwicklungen mit
teils mehrstündigen Starkregen, Sturmböen und größerem Hagel. Lokale WU
Entwicklungen sind nach heutigem Stand wahrscheinlich.
Gleichzeitig entwickelt der atlantische Langwellentrog einen neuen Randtrog, so
dass die Frontalzone zu wellen beginnt.
Am Dienstag verbindet sich der Randtrog mit dem Höhentief über Polen, in der
Höhe bildet sich zwischen den Haupttrog und dem Randtrog eine schwache
antizyklonale Krümmung aus, die zuvor eingeflossene Luftmasse bleibt über
Deutschland nahezu unverändert. Kleinere Störungen oder auch durch die
Orografie getriggert können am Dienstag ebenfalls kräftige Gewitter bis in den
WU-Bereich ausgelöst werden.
Am Mittwoch werden erneut auf der Vorderseite des Randtrogs warme und feuchte
Luftmassen nach Deutschland geführt. Je nach Anströmung könnte eine kräftige
Föhnlage an den Alpen anstehen und sich auch ein Leetief an den Nordalpen
bilden. Diese Entwicklung ist aktuell aber mehr als Unsicher! Dieses Leetief
wird (aktuelle IFS) durch den Randtrog gestützt, so dass es sich nicht gleich
wieder auflöst, sondern sich mit der Höhenströmung nordwärts verlagert. Es kommt
zu starken Vertikalbewegungen und bei PPWs bis 50 mm und auch stärkerer Scherung
sind WU-Gewitter oder mehrstündiger heftiger Starkregen nicht weit.
In der Nacht zu Donnerstag soll der Randtrog auf Deutschland übergreifen und die
feucht warme Luftmasse durch trockenere und kühlere Luft ersetzen.
Am Donnerstag soll sich der atlantische Langwellentrog regenerieren, wobei es zu
einer Sturmtiefentwicklung über den Britischen Inseln kommen könnte. Das Hoch
über Nordosteuropa verlagert sich nach Nordwestrussland. Die Luftmasse im
erweiterten Mittelfristbereich bleibt eher kühl und trocken. Insgesamt könnte
sich eine zyklonale Westlage einstellen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Betrachtet man die Großwetterlage, so ist die Konsistenz zwischen den Vorläufen
des IFS und der aktuelle IFS Lauf recht gut. TrW/Sz/SWz/HFa wird ab Sonntag
zunehmend Wetterbestimmend sein für den Mittelfristzeitraum. Auf der Vorderseite
des atlantischen Troges werden warme und sehr feuchte Luftmassen heran
advehiert. Es ziehen immer wieder Randtröge und zugehörige Frontalzonen evtl.
auch Konvergenzen von West nach Ost hinweg und sorgen für einen wechselhaften
und teils mit kräftigen Gewittern versehenen Witterungsabschnitt.
Insgesamt ist die exakte Trog-/Randtrogkonfiguration ab Montag sehr unsicher.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Großwetterlage simulieren die betrachteten Globalmodelle ähnlich, jedoch ist
das Timing und die generelle Trog-/Randtrogkonfiguration jeweils anders. Alle
Globalmodelle zapfen aber die recht warmen und feuchten Luftmassen aus dem
westlichen Mittelmeer an und führen sie nach Mitteleuropa. Das Potenzial für
schwere Gewitter ab Montag haben alle Globalmodelle drin. Wie der genaue Ablauf
aussieht, ist aber noch völlig unsicher. GFS hat am Mittwoch analog zu IFS auch
eine Leetiefentwicklung nördlich der Alpen, jedoch etwas weiter östlicher. ICON
im Vergleich hat eine völlig andere Trogkonfiguration.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
In den Plumes für Offenbach ist bis Sonntag ein recht enger Spread zu
beobachten. Ab Montag öffnet sich der Spread kontinuierlich, wobei alle Member
zu einen niedrigeren 500 GeoPot und niedrigeren 850 hPa Temperaturen tendieren.
Ab Montag gibt es immer wieder teils starke Niederschlagsspitzen im Ensemble und
im operationellen Lauf. Im Ensemble des GFS sieht es ähnlich aus.
In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es 4 verschiedene Cluster. Der
Operationelle und der Kontrolllauf des ECMWFS befinden sich mit insgesamt 15
Membern in Cluster 3. Cluster 1,2 und 3 sind mit 15 oder 16 Membern nahezu
gleichverteilt. Gewisse Unterschiede sind vor allen in der Intensität und
Ausdehnung des Hochs über Fennoskandien und Nordwesteuropa zu erkennen, in
Cluster 1 reicht der Einfluss des Hoch bis nach Grönland. Je nach dem wie stark
die Blockade ist, kann sich der atlantische Trog weiter Mitteuropa annähern oder
halt nicht.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Gewitter:
Ab Montag besteht quasi für den gesamten Mittelfristzeitraum stark erhöhtes
Potenzial für schwere Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und größerem Hagel. Der
Schwerpunkt liegt dabei auf dem Starkregen. Aber auch organisierte Systeme mit
orkanartigen Böen oder größerem Hagel sind nicht auszuschließen. Generell sind
das Timing und auch die regionalen Schwerpunkte sehr unsicher.
Mehrstündiger Starkregen/Dauerregen:
Ab Montag gibt täglich fast im ganzen Land konvektive verstärkte Niederschläge,
gebietsweise gibt es Signale für mehr als 30, lokal auch für mehr als 80 l/qm in
24 Stunden. Ein großer Teil des Niederschlags wird in wenigen Stunden fallen.
Auch im EFI gibt es am Montag im äußersten Westen, am Dienstag in der gesamten
Westhälfte Hinweise auf heftige Niederschläge. Am Mittwoch weitet sich dies auch
auf die Osthälfte aus.
Böen:
Ab Donnerstag gibt es Signale für eine mäßige Sturmlage über
Nordwestdeutschland. Dies ist aktuell aber noch sehr unsicher.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher