SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.09.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW

Heute Nachmittag und Abend zunächst im Südwesten, im Verlauf von dort bis nach
Thüringen und Nordbayern markante Gewitter und lokal eng begrenzt Unwetter mit
schweren Sturmböen, heftigem Starkregen und größerem Hagel. Am Späten Abend vor
allem in Bayern, Thüringen und Westsachsen noch Unwettergefahr!
In der 2. Nachthälfte bis in den Osten sich ausbreitender Regen, teils mit
Gewittern. Dabei auch teils mehrstündiger Starkregen möglich, Unwetter durch
heftigen Starkregen nicht ausgeschlossen.
Am Freitag im Osten anfangs noch gebietsweise Starkregen möglich, vereinzelt
noch mit Blitz und Donner.
Ansonsten im Tagesverlauf einzelne Gewitter, teils mit Starkregen über 15 mm.
Am Abend Wetterberuhigung.
Am Samstag keine markanten Warnungen erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… Deutschland liegt auf der Vorderseite eines kräftigen, vom Raum
Island ausgehenden und bis zur Iberischen Halbinsel reichenden Höhentrog in
einer gut ausgeprägten südwestlichen Strömung. Dabei hat die Kaltfront eines
Tiefs über der Norwegischen See (an das ein Randtrog gekoppelt ist) den Westen
Deutschlands erreicht, wird aber vor einer Wellenstörung wieder rückläufig. Bis
zum Abend erreicht der Trog den Westen Frankreichs. Etwa über Baden-Württemberg
und über der Mitte kommt die Front ins Schleifen, so dass in den Südosten und
Osten nachmals sehr warme, feuchte und potentiell instabile Luft strömt. Dabei
steigen die Cape-ML-Werte im Süden Württembergs und in weiten Teilen Bayerns
häufig auf 500 bis 1000, örtlich auch auf 1100 bis 1400 J/Kg bei PPWs zwischen
30 und 35 mm. Die Deep-Layer-Shear steigt von Westen in den genannten Gebieten
auf mäßige Werte über 15 m/s. Aktuell ist allerdings die Einstrahlung im
Südosten durch dichtere Wolkenfelder gebremst.
Zunächst wird aber auf der Trogvorderseite ein Gebiet mit schauerartigem Regen
und einzelnen Gewittern von Südostfrankreich nach Südwestdeutschland gesteuert
(bis zum frühen Nachmittag). In diesem Bereich ist die Gefahr von heftigem
Starkregen (Unwetter) zunächst gering. Allenfalls lokaler Starkregen über 15
l/qm ist möglich.
In der Zone südöstlich der Kaltfront, etwa von Südwürttemberg und den Alpen bis
nach Nordostbayern, kann sich die Luft noch kräftig erwärmen auf 26 bis 29 Grad,
so dass hier genügend Energie für kräftige Entwicklungen zur Verfügung steht.
(Zudem bildet sich in Südbayern ein kleines Leetief). Die Modelle simulieren am
Nachmittag und frühen Abend aber zunächst nur einzelne kräftige Gewitter über
Baden-Württemberg (SwissHD) und über dem südwestlichen Bayern (ICON-EU,
ICON-D2). Die EPS-Wahrscheinlichkeiten steigen am Nachmittag zunächst nur
verhalten an auf 10 bis 35 Prozent für Regenmengen über 20 l/qm, nur in den
Alpen über 40 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit von 10er Böen ist bei ICON-D2-EPS
bis 18 UTC praktisch noch nicht erhöht.

Postfrontal ist die Luftmasse im Westen und Nordwesten deutlich trockener und
stabiler, so dass bei einem Mix aus Sonne und Wolken nicht allzu viel passiert.
Erst zum Abend nimmt auch dort die Wahrscheinlichkeit für einzelne Schauer und
Gewitter mit Annäherung eines Vorticity-Kommas eines zur westlichen Nordsee
ziehenden Randtiefs, an das auch die Trogachse gekoppelt ist, zu. Auch im Osten
Deutschlands gibt es vor der Front zeitweise Sonnenschein bei sommerlichen 25
bis 29 Grad, ehe gegen Abend eventuell erste Gewitter nach Thüringen ziehen
können.

Abgesehen vom sommerlich warmen Osten und Südosten gibt es im Westen und
Nordwesten Höchstwerte zwischen 21 und 24 Grad, an der Nordsee teils nur 20
Grad.
Der Wind weht abseits der Gewitter meist nur schwach um Süd oder aus
unterschiedlichen Richtungen.

In der Nacht zum Freitag stößt die Trogachse Richtung Benelux und zur Schweiz
vor, ist noch immer sehr weit nach Süden amplifiziert. Erste Abtropftendenzen
werden sichtbar, was die Divergenz auf der Vorderseite etwas erhöht. Die
Hebungsantriebe nehmen also aus der Höhe heraus etwas zu. Das Leetief über
Bayern, das sich durch fortschreitende verclusternde Konvektion zu einem MCS
umformt, zieht bis zum Morgen zur Oder, womit die rückseitig beteiligte Front
immer mehr Anacharakter annehmend wird.

Auf der kalten Seite fallen länger anhaltende, teils gewittrig durchsetzte
Regenfälle, die bei PPW’s um 35 mm und strömungsparalleler Verlagerung leicht
warnwürdige Mengen zwischen 20 und 40 l/qm binnen weniger Stunden produzieren
können. So sieht es auch der Großteil der Modelle. In der ersten Nachthälfte
wäre noch Bayern betroffen, in der 2. Nachthälfte verlagert sich der Starkregen
in den Osten Deutschlands. Sind eingelagerte Gewitter mit im Spiel, sind auch
Unwetter nicht ausgeschlossen.
Die EPS-Wahrscheinlichkeiten für teils unwetterartigen Starkregen von ICON-D2
sind in der ersten Nachthälfte vor allem in Bayern stark erhöht (10 bis 40
Prozent für Regenmengen über 35 mm) und in der 2. Nachthälfte verlagert sich der
Regen in den Osten Deutschlands, wobei die Unwettergefahr abnimmt. Für
Regenmengen über 20 mm liegen die Wahrscheinlichkeiten aber immer noch zwischen
10 und 30 Prozent von Thüringen und dem Vogtland bis zur westlichen Ostsee.

Auch in der Westhälfte ziehen Schauer oder vereinzelte Gewitter durch, ohne
große Starkregengefahr..

Freitag… schwenkt der Trog unter weiterer Südausdehnung nur langsam nach
Osten, wobei die Achse um 18 UTC etwa eine Lage von der Deutschen Bucht bis nach
Südostbayern erreicht. Dabei ist sogar etwas Höhenkaltluft mit rund -20°C in 500
hPa im Spiel. Auf der Rückseite weitet sich NVA bedingt eine Bodenhochzelle mit
über 1020 hPa von Frankreich bis nach Süddeutschland aus. Die bodennahe Strömung
dreht also allgemein auf West bis Nordwest, ohne dass Warnschwellen erreicht
werden (abgesehen von Gewitterböen).

Obwohl der Druck bereits von Westen anfängt zu steigen, wird es auf der
Trogvorderseite bzw. auf der kalten Seite der Front noch längere Zeit regnen im
Osten und Südosten Deutschlands, an der Oder und in Südostbayern sogar bis zum
Abend. Dabei ist anfangs noch mehrstündiger Starkregen nicht ausgeschlossen
(ICON-D2-EPS).

Im übrigen Deutschland wird rasch die Auslösetemperatur erreicht und es bilden
sich Quellwolken mit Obergrenzen deutlich unter -10°C, gebietsweise bis -30°C
heran. So bilden sich postfrontal rasch lokale Schauer und kurze
„Kaltluftgewitter“, bevor sich zum Abend aus Westen immer mehr eine
Stabilisierung der Lage bemerkbar macht.
Starkregen in Verbindung mit den Gewittern ist wegen der geringen
Zuggeschwindigkeit nicht ausgeschlossen.

In der einfließenden, erwärmten Atlantikluft hält sich die Abkühlung insgesamt
mit Höchstwerten um zwischen 20 und 22°C in Grenzen. In Südostbayern ist mit
rund 18 Grad sogar noch kühler.

In der Nacht zum Samstag tropft der Trog in den Raum Lausitz ab, so dass es an
Oder und Neiße noch etwas regnen kann. Ansonsten beruhigt sich das Wetter unter
Einfluss der Hochs mit Kern am Alpenrand. Häufig klart es auf, ehe sich örtlich
Nebel bilden kann, da die Temperatur deutlich niedriger ist als in der Nacht
zuvor. Es kühlt nämlich ab auf Werte zwischen 10 und 5 Grad. Im Osten ist es
unter den Wolken mit 14 bis 10 Grad milder. Der Wind weht an der Küste teils
mäßig, sonst schwach aus West bis Nordwest.

Samstag… Der vom hochreichenden Tief bei Island ausgehende Kurzwellentrog
zieht von Ostdeutschland nach Polen, wobei das kleine Cut-Off-Tief nach
Nordwestpolen gelenkt wird. Rückseitig schwenkt ein Höhenkeil unter Verstärkung
von Frankreich nach Benelux und Südwestdeutschland. Das vorgelagerte Hoch
wandert nur langsam von Süddeutschland zum südöstlichen Mitteleuropa, sein Keil
von Holland nach Norddeutschland. Im Randbereich des entstehenden Höhentiefs
über Polen werden anfangs noch Schauer im Osten und Nordosten Deutschlands
simuliert, die gegen Abend nachlassen.

Auf der Westseite des Hochs gelangt wärmere Luft in die Südwesthälfte
Deutschlands, abends werden in 850 hPa am Hochrhein 15 Grad erreicht, sonst
zwischen 6 Grad im Nordosten und 11 Grad in der Pfalz.
Das sollte für Tagesmaxima von knapp unter 20 Grad an der Ostsee ausreichen, im
Südwesten werden örtlich 25 Grad oder etwas mehr erreicht. Der Wind weht meist
nur schwach und dreht in Südwestdeutschland auf Südost bis Ost.

In der Nacht zum Sonntag bewegt sich der Höhenkeil nur langsam weiter nach Osten
und erreicht den Westen Deutschlands, während sich das Höhentief unter
Abschwächung kaum verlagert und keinen Einfluss mehr auf Deutschland hat. Der
Keil des Hochs über dem südöstlichen Mitteleuropa langt über Vorpommern an.
Derweil erreicht ein Randtrog des atlantischen Trogkomplexes nebst Frontensystem
die Biskaya. Vorderseitig verstärkt sich von Westen die WLA, so dass in der Höhe
Wolkenfelder Westdeutschland erreichen. Die Nacht verläuft trocken bei
Tiefstwerten zwischen 13 und 5 Grad mit den tiefsten Werten im Osten, wo sich
Nebelfelder bilden können.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle haben sich angeglichen, wenngleich es bei den Regenschwerpunkten
einige Differenzen gibt. Die Warnstrategie wird aber auf ICON-D2-EPS aufgebaut
(s. oben).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden