#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 02.09.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.09.2025 um 10.30 UTC
Überwiegend wechselhaft mit zeit- und gebietsweisem Regen, teils auch Gewitter.
Am Wochenende vorübergehend meist ruhiges Wetter.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.09.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag überquert ein Kurzwellentrog Deutschland
ostwärts. Das Frontensystem eines Wellentiefs über Südskandinavien liegt dabei
mit Niederschlägen zunächst über den östlichen Landesteilen und zieht im
Tagesverlauf ostwärts ab. Auf der Vorderseite sind die Regenfälle teils
schauerartig verstärkt, lokal können Gewitter eingelagert sein. Wie schnell das
Regenband abzieht und ob es gebietsweise auch mal kräftiger/länger regnet
(Osten, eventuell Südosten/Alpenrand), ist noch etwas unsicher. Der Trog ist im
Südteil etwas schneller, im Norden können auch rückseitig der Front Schauer und
vor allem im Küstenumfeld eventuell auch einzelne Gewitter auftreten. Sonst ist
das Schauerrisiko geringer, der Luftdruck steigt von West/Südwest im
Tagesverlauf an, das Wetter beruhigt sich und die Bewölkung lockert auf.
Spätestens in der Nacht zum Samstag dürfte der Regen vollends nach Osten
abgezogen sein, auch die örtlichen Schauer im Norden klingen ab. Es ist
überwiegend gering bewölkt, streckenweise kann sich Nebel bilden.
Am Samstag dominiert Hochdruckeinfluss. Über Deutschland liegt ein Keil, das
Bodenhoch befindet sich mit seinem Schwerpunkt zunächst direkt über Deutschland,
im Tagesverlauf verlagert sich dieser ostwärts in Richtung Polen. Die Strömung
dreht auf südliche Richtungen, die 10 Grad-Isotherme in 850 hPa kommt bis in die
mittleren Landesteile nordwärts voran, am Alpenrand dürften etwa 15 Grad in 850
hPa erwartet werden. Bei überwiegend gering bewölktem, teils wolkenlosem Himmel
kann daher vor allem im Süden und Südwesten teils die 25-Grad-Marke erreicht
werden. Es bleibt trocken.
Am Sonntag verlagert sich der Hochschwerpunkt weiter ostwärts, von Westen
gelangt Deutschland wieder allmählich in den Einflussbereich des umfangreichen
Troges/Tiefkomplexes über dem Ostatlantik. Tagsüber liegt die Keilachse noch
über uns. Die Strömung dreht noch mehr auf Süd bis Südwest, damit sickert
zunehmend eine subtropische und zunehmend feuchte Luftmasse ein. Die
Temperaturen in 850 hPa steigen deutschlandweit auf 11 bis 16 Grad, im Süden
können voraussichtlich knapp 20 Grad verzeichnet werden. Unter Warmluftadvektion
nimmt die Bewölkung bald zu. Die Höchstwerte liegen häufig im sommerlichen
Bereich bei 25 bis 28 Grad, im Nordosten und im Küstenumfeld bei 20 bis 23 Grad.
Vorderseitig des Frontensystems des Tiefs bei den Britischen Inseln kann ein
Bodentrog von Frankreich/Benelux her auf den Westen übergreifen. Damit steigt im
Tagesverlauf das Schauer- und Gewitterrisiko im Westen und Südwesten an, bevor
sich dann in der Nacht zum Montag die Kaltfront etwas nähert. In Anbetracht der
Luftmasse können Schauer und Gewitter auch kräftiger ausfallen und aus heutiger
Sicht vor allem mit Starkregen verbunden sein.
Am Montag tut sich wenig am grundlegenden Strömungsmuster: Die Keilachse liegt
mittlerweile zwar leicht östlich von uns und wir somit eindeutig
trogvorderseitig, allerdings ist die Progression des Troges nach Osten sehr
gering, das Frontensystem wellt über Nordfrankreich/Ärmelkanal/England und kommt
dementsprechend kaum ostwärts voran. In der subtropischen, feucht-labilen
Luftmasse bilden sich im Tagesverlauf Schauer und teils kräftige Gewitter mit
Starkregen und Hagel. Im Osten und Nordosten deuten sich eine Tiefdruckrinne und
konvergente Strukturen an, so dass dort eventuell mit einem etwas höherem
Organisationsgrad gerechnet werden kann (die Scherung hält sich allerdings wohl
eher in Grenzen). Die Temperaturen bleiben bei 850 hPa-Temperaturen meist
zwischen 11 und 15 Grad überwiegend (je nach Sonnenanteilen) sommerlich:
Höchstwerten 23 bis 27 Grad.
Am Dienstag nimmt der Tiefdruckeinfluss weiter zu. Der Langwellentrog bzw.
zumindest ein kurzwelligerer Anteil verlagert sich ost-/nordostwärts und greift
im Tagesverlauf von Südwesten her auch auf Deutschland über. Damit bekommt nun
auch das wellende Frontensystem eine Schubkomponente nach Osten und greift in
Form einer Kaltfront im Tagesverlauf auf den Westen des Landes über und
verlagert sich nachts ostwärts. Damit greifen dann im Tagesverlauf schauerartig
verstärkte, teils gewittrige Niederschläge von West nach Ost aus. Dabei muss
zunächst örtlich, in der Nacht dann gebietsweise mit Starkregen (auch über ein
paar Stunden, z.B. am Alpenrand) gerechnet werden. Mit Übergreifen der Kaltfront
langsam leicht zurückgehendes Temperaturniveau: Höchstwerte 20 bis 23 Grad, im
Osten nochmals 23 bis 25 Grad, je nach Sonne ganz im Osten nochmal etwas
darüber.
In der erweiterten Mittelfrist gestaltet sich das Wetter dann wahrscheinlich
weiterhin meist wechselhaft. Deutschland verbleibt im Einflussbereich eines
hochreichenden, sich wiederholt regenerierenden Tiefdruckkomplexes über dem
Nordostatlantik bzw. Westeuropa. Die Strömung dreht dabei mehr auf westliche
Richtungen und damit sinkt das Temperaturniveau etwas.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modelläufe kann insgesamt als relativ gut
bezeichnet werden.
Es gibt allerdings bereits zu Beginn der Mittelfrist gewisse zeitliche
Unsicherheiten bei der Prognose des abziehenden bzw. noch über dem Osten
Deutschlands liegenden Frontensystems. Sowohl der aktuelle 00 UTC-IFS-Lauf als
auch der gestrige 00 UTC-Lauf zeigen die Frontverlagerung nach Osten zügiger als
der gestrige 12 UTC-Modelllauf. Rückseitig nimmt von Westen der
Hochdruckeinfluss zu und es sind vorübergehend keine prognoserelevanten
Differenzen zu erkennen.
Ab Sonntag nimmt von Westen allmählich der zyklonale Einfluss wieder zu und
damit auch die Differenzen hinsichtlich Timing und Amplitude. Das betrifft auch
die erweiterte Mittelfrist in der zweiten Wochenhälfte der kommenden Woche, in
der die Unsicherheiten naturgemäß weiter zunehmen. Der Grundtenor einer
zyklonalen Witterung scheint allerdings klar.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Betrachtet man andere Globalmodelle, so zeigt auch das GFS am Freitag eine
zögerlichere Ostverlagerung des Tiefausläufers und der daran gekoppelten
Niederschläge vor allem über dem Osten des Landes. Die nachfolgende
mittelfristige Wetterentwicklung wird mit entsprechenden Unsicherheiten in
Amplitude und Timing allerdings recht ähnlich simuliert. Von daher steht der
Einschätzung einer ab Sonntag/Montag wieder zunehmend zyklonal geprägten
Witterung nichts entgegen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFs zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis
Samstag 00 UTC (+72 bis 96 h) drei Cluster mit 20, 16 und 15 Membern, Haupt- und
Kontrolllauf werden in Cluster 3 einsortiert. Auch hier zeigt sich wie in der
Konsistenzbetrachtung angedeutet eine leicht unterschiedliche Behandlung des
Kurzwellentroges, der Deutschland am Freitag überquert. Dieser wird
unterschiedlich markant und unterschiedlich schnell simuliert. Im Vergleich zu
Cluster 3 und dem deterministischen Modelllauf deutet Cluster 2 einen ähnlich
markanten, aber in der Verlagerung nach Ost/Nordost noch etwas schnelleren
Kurzwellentrog an. Cluster 1 mit insgesamt 20 Membern zeigt einen etwas weniger
markanten Trog, allerdings mit ähnlichem Timing wie Cluster 3 (und der
deterministische Lauf). Im Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC
(+120 bis + 168 h) werden vier Cluster angeboten (14, 13, 12 und 12 Member),
Haupt- und Kontrolllauf werden erneut in Cluster 3 eingruppiert. Zum einen wird
der sich aufwölbende Keil unterschiedlich stark simuliert, sowohl Cluster 1 als
auch Cluster 4 zeigen dies noch markanter. Zum anderen wird der nachfolgende,
atlantische/westeuropäische Trog und dessen Übergreifen auf Mitteleuropa etwas
unterschiedlich simuliert. Cluster 1 und 3 (inkl. deterministischem Lauf) zeigen
hier etwas zurückhaltendere Lösungen (und noch das Blocking-Regime) als die
anderen beiden Cluster (Umbau zu NAO-negativ). Nachfolgend werden auch in der
erweiterten Mittelfrist vier Cluster gezeigt (17, 16, 13 und 5 Member, Haupt-
und Kontrolllauf in Cluster 2). Dabei werden durchaus recht unterschiedliche
Szenarien gezeigt, Quintessenz ist aber eine überwiegend zyklonal geprägte
Witterung in einer tendenziell westlichen Strömung. Lediglich der schwach
besetzte Cluster 4 (5 Member) deutet durch einen weit nach Süden ausgreifenden,
markanteren Trog eine eher südliche Strömung und damit ein höheres
Temperaturniveau vor allem in den östlichen Landesteilen an. Dieser Trog soll
dann ins westliche Mittelmeer abtropfen, was im Süden vielleicht für
Schauer/Gewitter, in anderen Landesteilen aber für recht ruhiges Wetter unter
kompensatorischem Absinken sorgen könnte. Das ist aktuell aber eher eine
Außenseiterlösung.
Die Rauchfahnen sind bis einschließlich Samstag bei der Temperatur in 850 hPa
und bis einschließlich Sonntag beim Geopotenzial in 500 hPa ganz gut gebündelt,
nachfolgend weitet sich der Spread dann. Es lässt sich feststellen, dass die
Mehrheit der Member auch nachfolgend ganz gut gebündelt ist, die
„Extremlösungen“ von Einzelmembern nehmen aber eben etwas zu. Tendenziell geht
das Temperaturniveau nach dem Peak Sonntag/Montag zurück, der Kontrolllauf ist
eher am oberen Rand zu finden. Auch das Geopotenzial geht vom Peak am
Samstag/Sonntag leicht zurück, in vielen Einzelmembern noch etwas mehr als im
Kontrolllauf. Für Samstag und weite Strecken des Sonntags bestätigen die
Niederschlagskurven die vorübergehende Wetterberuhigung – es sind nahezu keine
Member vorhanden, die Regen simulieren.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag im Osten (eventuell vom Erzgebirge bis zur Oder/Neiße) und Südosten
(Alpenrand/Bayerischer Wald) anfangs noch gebietsweise Stark- oder Dauerregen
nicht ausgeschlossen, dafür liegen auch leichte Signale im EFI und in
verschiedenen EPS-Läufen vor. Im Osten lokal eingelagerte Gewitter. Im
Tagesverlauf im Küstenumfeld einzelne Gewitter gering wahrscheinlich.
Am Samstag voraussichtlich warnfrei.
Am Sonntag im späteren Tagesverlauf im Westen und Südwesten einzelne Gewitter
mit Starkregenpotenzial (ppws 25 bis 30 mm, etwas CAPE, Scherung gering) nicht
ausgeschlossen.
Am Montag im Tagesverlauf von West nach Ost erneute, örtliche kräftige Gewitter
mit Starkregen, Hagel und Sturmböen (ppws 30 bis 35 mm, CAPE 500 bis 1000 J/kg,
lokal darüber, potenzielle Konvergenz im Osten/Nordosten bzw. Tiefdruckrinne,
Scherung recht dürftig).
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger