SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.09.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SWz
Unbeständig und mäßig warm bis warm, in der Osthälfte vor allem am Donnerstag
nochmals sehr warm.
Heute bevorzugt im Nordosten einzelne markante Gewitter, am Mittwoch bis in die
Nacht zum Donnerstag zunächst im Westen, Donnerstag tagsüber vor allem im
Süden/Südosten (dann auch Unwetter nicht ausgeschlossen).
Vor allem am Mittwoch windig, über der Nordsee stürmische Böen, in exponierten
Gipfellagen (Brocken) Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Dienstag… befindet sich Deutschland auf der Vorderseite des zentralsteuernden
und hochreichenden Tiefs „ULRICH“, welches sein Drehzentrum (genauer gesagt ist
es ein Dipol) langsam vom Seegebiet nördlich Schottlands Richtung Island
verlagert und sich dabei zögernd auf einen Kerndruck von etwa 987 hPa auffüllt.
An dessen Südflanke stößt die Frontalzone im Tagesverlauf vom nahen Ostatlantik
Richtung Britische Inseln vor, was mit einer recht interessanten
Wellentiefentwicklung einhergeht, die uns aber erst am morgigen Mittwoch
beschäftigen wird.
Allerdings nimmt mit dem Vorstoß ein Potenzialtrog etwas an Fahrt auf, der sich
aktuell noch über dem Norden bzw. Osten Frankreichs befindet, etwa um die
Mittagszeit auf das Vorhersagegebiet übergreift und bis zum Abend in etwa zu den
mittleren Landesteilen vorankommt. Aufgrund zunehmender rückseitiger WLA büßt er
zwar deutlich an Kontur ein, kann aber ein gewisses Maß an Wetterwirksamkeit
hierzulande noch entfalten.
Zunächst einmal vermag er die wellende Kaltfront des Zentraltiefs, die aktuell
noch über Tschechien und dem westlichen Polen schleift, endgültig so weit nach
Osten abzudrängen, dass die aktuell noch rückseitig auftretenden schauerartigen
Regenfälle (die Front weist im Rahmen einer Art Gegenstromlage eindeutig
Anafrontcharakter auf) bis zum frühen Nachmittag endgültig aus den östlichen
Bundesländern ins benachbarte Polen abgedrängt werden. Vor allem am Vormittag
kann dabei kleinräumig auch mehrstündiger Starkregen um 20 l/m² nicht
ausgeschlossen werden und auch in der Fläche können von Sachsen bis nach
Ostvorpommern durchaus noch 5 bis 15 l/m² fallen.
Im Rest des Landes stellt sich im Tagesverlauf klassisches „Trogwetter“ ein,
weitgehend ohne spektakuläre Ereignisse. Die Luftmasse ist auch nur leidlich
labil geschichtet (-15 bis -17 in 500 hPa bei etwa 8 Grad in 850 hPa im
Trogbereich) und vor allem in der Westhälfte trocknet die Luft bereits deutlich
ab mit PPWs um oder vorübergehend gar knapp unter 20 mm am Nachmittag. Dort
dürfte es, wenn überhaupt, lediglich für kurze Schauer reichen, die
Gewitterwahrscheinlichkeit ist vernachlässigbar gering. Ansonsten reicht die
Labilität im Zusammenspiel mit der Einstrahlung noch aus, gebietsweise mehrere
100 J/kg Cape zu generieren, am meisten nach Lesart der Konvektion erlaubenden
Modelle wohl rückseitig des abziehenden Regengebietes, in einem Streifen von
Ostholstein über das östliche Niedersachsen, Osthessen bis nach Brandenburg und
Vorpommern. Vor allem in der Region dürfte es ab der Mittagszeit wieder derart
„brodeln“, dass es neben Schauern auch für einzelne kräftige Gewitter reicht.
Die PPWs sinken dort nur langsam auf unter 30 mm, die Scherung ist maximal nur
mäßig. Als Begleiterscheinung steht sicherlich der Starkregen im Fokus (ICON-D2
mit den höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür in Westmecklenburg und im Norden von
Sachsen-Anhalt, dort werden sogar schwache Signale für Unwetter gezeigt),
kleinkörniger Hagel und Böen Bft 8 können allerdings auch nicht ausgeschlossen
werden.
Ein leicht erhöhtes Gewitterpotenzial haben die Konvektion erlaubenden Modelle
ansonsten auch noch für Teile der Südhälfte auf der Agenda (am ehesten wohl
Schwäbische Alb), dort dürften markante Begleiterscheinungen aber wohl eher die
Ausnahme darstellen. Abends und eingangs der Nacht klingen die Schauer und
Gewitter dann allgemein ab.
Während es im Osten und Südosten meist stark bewölkt, in Südostbayern wohl auch
bedeckt bleibt, scheint nach Westen und Nordwesten zu häufig die Sonne.
Entsprechend verteilen sich auch die Maxima mit vielleicht knapp 17 Grad an den
Alpen und bis zu 23/24 Grad irgendwo im Bereich der Norddeutschen Tiefebene.
Bereits zum Abend hin gilt es, den Blick gen Westen zu richten. Ein kurzwelliger
Randtrog erreicht dann Benelux und den Ostausgang des Ärmelkanals. Daran
gekoppelt ist ein anfangs noch recht knackiger Bodentrog, der bei zunehmender
WLA aber deutlich an Kontur verliert und abends den Südosten Englands erreicht.
Darin eingebettet ist eine Okklusion, in deren Vorfeld am späten Nachmittag bzw.
Abend die Wolken ganz im Westen bereits wieder dichter werden. Abends setzen vom
Saarland bis zum Niederrhein wahrscheinlich auch schon leichte schauerartige
Regenfälle ein.

In der Nacht zum Mittwoch kommt dieser Kurzwellentrog unter weiterem
Konturverlust nordostwärts voran und greift auf das Vorhersagegebiet über. Der
Bodentrog zieht zur westlichen Nordsee, die Okklusion überquert mit einzelnen
Schauern den Westen und Nordwesten des Landes, die Schauer erfassen zumindest
noch die nördliche Mitte, die Mengen sind aber kaum erwähnenswert.
Mit Passage des Bodentroges verschärft sich aber der Gradient im Nordwesten und
über der offenen Nordsee gibt es ausgangs der Nacht steife Böen (Bft 7) aus Süd,
auf dem Brocken auch einzelne Sturmböen (Bft 9).
Im Süden und Osten bleibt es dagegen nach Abzug der letzten Schauer
weitestgehend trocken und die Wolken lockern stärker auf, teilweise klart es
auch auf und örtlich bildet sich Nebel. Die Minima liegen zwischen 17 und 10
Grad, im Südosten kühlt es teilweise auf einstellige Werte ab.

Mittwoch… füllt sich das Zentraltief zwar weiter auf, an dessen Südflanke
werden aber weitere Kurzwellentröge über West- Richtung Nordeuropa gesteuert und
streifen dabei auch das Vorhersagegebiet, eine klassische zyklonale Südwestlage
also.
Ein recht markantes Exemplar überquert im Tagesverlauf die Britischen Inseln und
erreicht nachmittags/abends die Nordsee. Daran gekoppelt ist eine recht
komplizierte Wellentiefentwicklung (genauer gesagt sind es zwei Frontalwellen,
die miteinander interagieren), die in der Nacht zum Donnerstag abgeschlossen
ist. Das Tief befindet sich dann mit einem Kerndruck von knapp unter 990 hPa
über der nördlichen Nordsee.
Nach Abzug der vorlaufenden Okklusion aus der Nacht streift die Warmfront des
Tiefs im Tagesverlauf mit dichten Wolkenfeldern und gebietsweise auftretenden
leichten Regenfällen den Westen und Norden Deutschlands. Im Warmsektor gelangt
ein Schwall sehr warmer und zunehmend feuchter Luft ins Vorhersagegebiet, die
Temperatur in 850 hPa steigt bis zum Abend auf Werte zwischen 11 Grad im
Nordwesten und 14 Grad an den Alpen. Dort wird es leicht föhnig, und vor allem
im Süden und Südosten, aber auch in der Osthälfte steht somit ein recht sonniger
bzw. locker bewölkter Tag ins Haus. Die Temperaturen erreichen in den Regionen
entsprechend auch spätsommerliche Höchstwerte zwischen 23 und 27 Grad.
Im Westen und Norden macht sich die zunehmende Feuchte bereits frühzeitig in
Form teils dichter Bewölkung bemerkbar. Zunächst ist die Luftmasse noch relativ
stabil geschichtet, das ändert sich aber am späten Nachmittag bzw. Abend mit
Annäherung des Troges und auch der Kaltfront des Wellentiefs, die sich abends
aber noch recht weit westlich des Vorhersagegebietes befindet.
Nachdem die Warmfrontregenfälle abgezogen sind, bekommt die Wolkendecke im
Westen (in der Mitte sowieso) vorübergehend auch mal größere Lücken und mit
Annäherung des Troges können noch gebietsweise mehrere 100 J/kg Cape generiert
werden bei PPWs um 35 mm. Etwa am späten Nachmittag bzw. zum Abend hin setzen
dann mit zunehmenden dynamischen Hebungsantrieb von NRW über das westliche und
nördliche Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein schauerartige Regenfälle
ein. Bei sehr markanten Scherungsbedingungen (25 bis 30 m/s DLS, aber auch 15
bis 20 m/s LLS) sind – Konvektion vorausgesetzt, worüber sich auch die
hochaufgelösten Modelle aber noch uneinig sind, da die Cape/Shear-Überlappung
unterschiedlich simuliert wird – durchaus organisierte Strukturen denkbar. Vor
allem Sturmböen können dann als Begleiterscheinung eine Rolle spielen, auch bis
Bft 10. Aufgrund der hohen PPWs dürfte es natürlich auch für Starkregen reichen.

Recht offensiv aufgestellt ist aktuell vor allem SuperHD, das neben einer
markanten Linie über dem Emsland weiter südlich im Westen von NRW sogar ein/zwei
Superzellen auf der Agenda hat. Sollten Cape/Shear irgendwo in der Region
günstig überlappen, sind auf jeden Fall auch Unwetter, in erster Linie bzgl.
Wind, denkbar. Die Hodografen sind leicht gekurvt, was dann auch auf ein
erhöhtes Tornadopotenzial hindeutet. ICON-D2 ist aber noch sehr defensiv
aufgestellt und hat fast gar keine Konvektion im Programm.
Warntechnisch spielt der Wind aber auch außerhalb eventueller Gewitter zunehmend
eine Rolle. Mit Annäherung des Tiefs verschärft sich der Gradient deutlich und
im Westen/Nordwesten reicht es auch in tiefen Lagen recht verbreitet für steife,
in exponierten Lagen für stürmische Böen aus südlichen Richtungen. Über der
offenen Nordsee und in einigen Gipfellagen gibt es vorübergehend auch Sturmböen,
auf dem Brocken eventuell schwere Sturmböen.
Trotz teils starker Bewölkung wird es auch im Westen und Norden relativ warm mit
Höchstwerten zwischen 19 und 24 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der zunehmend an Kontur verlierende Trog rasch
Richtung Norwegische See, dahinter stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine
kräftige, aber recht glatte südwestliche Höhenströmung ein.
Die Kaltfront des langsam Richtung Norwegische See ziehenden Bodentiefs gerät
mangels Schubkomponente ins Schleifen und greift erst im Laufe der zweiten
Nachthälfte auf den Westen des Landes über. Im Warmsektor kommen die Schauer und
eventuellen Gewitter im Nordwesten allmählich nordostwärts voran, schwächen sich
aber allmählich ab, auch mit Frontpassage gibt es nach Lesart der Konvektion
erlaubenden Modelle kaum mehr Gewitter.
Allerdings deutet sich entlang der Front über Frankreich eine Wellenentwicklung
an, auf deren Vorderseite in den Südwesten/Süden eine etwas labilere Luftmasse
eingesteuert wird. Eventuell reicht es dort bereits in der Nacht für erste
Gewitter.
Nicht nur tagesgangbedingt, sondern auch aufgrund des langsam auffächernden
Gradienten lässt auch der Wind nach und spielt in den Niederungen bzw. im
Binnenland warntechnisch keine Rolle mehr. Über der Nordsee reicht es aber noch
längere Zeit für steife Böen aus Südwest, ebenso in exponierten Höhenlagen.
In den meisten Regionen verläuft die Nacht also wettertechnisch ruhig und
unspektakulär. Im Osten und Südosten ist es noch aufgelockert bis gering
bewölkt, so dass es dort mit 13 bis 9 Grad recht frisch wird, während es sonst
mit Minima zwischen 17 und 13 Grad verhältnismäßig mild bleibt.

Donnerstag… kann sich das Zentraltief knapp westlich von Island regenerieren.
Dagegen füllt sich das Bodentief über der Norwegischen See weiter auf und zieht
bis zum Abend ins Seegebiet westlich der Lofoten ab. Die zugehörige Kaltfront
kommt vorübergehend etwas rascher nach Osten voran, gerät dann aber wieder mit
Annäherung einer Frontalwelle bereits am Vormittag über Ostfrankreich ins
Schleifen. Somit verbleiben weite Teile der Süd- und Osthälfte noch im
Warmsektor im Einflussbereich sehr warmer Luftmassen subtropischen Ursprungs. An
den Alpen stellt sich erneut leichter Föhn ein und die 850 hPa-Temperatur steigt
in der Südosthälfte auf 11 bis 15 Grad, in Südostbayern mit Föhnunterstützung
auch noch darüber.
Vor allem im Süden und Südosten ist die Luftmasse nun hochreichend labil
geschichtet, in Südbayern können unterm „Föhndeckel“ gebietsweise mehr als 1000
J/kg Cape generiert werden bei PPW-Werten von 25 bis 30 mm.
Mit Übergreifen der Frontalwelle setzen von Ostfrankreich und der Schweiz her im
Südwesten bereits am Vormittag schauerartige Regenfälle ein, wobei erste
Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen sind. Diese kommen im Tagesverlauf
bei zunehmenden Starkregenpotenzial (auch mehrstündig) zunächst nur langsam
nordnordostwärts voran und erfassen bis zum Abend in etwa noch Teile von Hessen,
Thüringen und Franken. Unmittelbar präfrontal dürfte es mit Annäherung eines
weiteren breiten Troges, der abends Zentralfrankreich erreicht und somit
zunehmend dynamischen Hebungsantrieb nachmittags irgendwo im Bereich
Südbaden/Oberschwaben/Schwäbische Alb zur Auslöse reichen, später dann auch im
Allgäu. In diesen Regionen stellen sich dann auch zunehmend günstige
Scherungsbedingungen ein, so dass die auftretenden Gewitter dann auf jeden Fall
rasch markante Begleiterscheinungen aufweisen dürften. Bzgl. Starkregen und bei
organisierten Strukturen (auch Superzellen sind denkbar) auch bzgl. Hagel sind
durchaus auch Unwetter in Betracht zu ziehen.
Gewitter kann es natürlich auch weiter nordöstlich, im präfrontalen Bereich über
Franken, Thüringen und Sachsen geben. Dort sind die Scherungs- und
Hebungsbedingungen allerdings nicht mehr so günstig.
Postfrontal gelangt maritim erwärmte Subpolarluft (T850 hPa um 8 Grad) in den
Westen und Norden des Landes. Diese wird im Tagesverlauf mit Annäherung des
Höhentroges etwas labilisiert und im Laufe des Nachmittags und Abends kann es
ganz im Westen mit Annäherung eines Bodentroges Schauer und auch einzelne
Gewitter geben.
Während es im Osten und Südosten mit 25 bis nahe 30 Grad nochmals sommerlich
warm wird, liegen die Höchstwerte in der Westhälfte meist zwischen 20 und 24
Grad.

In der Nacht zum Freitag kommt die schleifende Front über dem Süden und Osten
des Landes nur langsam nach Osten voran. Dabei regnet es im Frontbereich bzw.
postfrontal gebietsweise längere Zeit und schauerartig verstärkt, präfrontal
kann es anfangs noch teils kräftige Gewitter geben.
Wo eventuell Warnschwellen für Dauer- bzw. Starkregen überschritten werden, ist
noch unklar. UK10 und GFS lassen die Niederschläge noch etwas weiter westlich
ausgreifen als ICON-EU, so dass eventuell auch die (östliche) Mitte noch
betroffen sein könnte.
Auf den Westen und Nordwesten greift von Benelux her in den Frühstunden der
Höhentrog über. Dort gibt es noch weitere Schauer, anfangs auch einzelne
Gewitter. Die Luft dürfte sich auf Tiefstwerte zwischen 16 und 10 Grad abkühlen.

Modellvergleich und -einschätzung

Der grobe Fahrplan steht. Bzgl. der Konvektion am morgigen Mittwochabend und am
Donnerstag gibt es aber auch zwischen den Konvektion erlaubenden Modellen noch
Differenzen. Vor allem am Donnerstag sind Unwetter möglich, das SuperHD hat auch
für Mittwochabend durchaus entsprechende Signale auf der Agenda, I-D2 ist
dagegen sehr defensiv aufgestellt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. **