S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.08.2025 um 10.30 UTC

Hoch- und Trograndlage zugleich – Zufuhr gemäßigter und abgetrockneter Luft aus
Nordeuropa mit wenigen Niederschlägen und verhaltenen Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.08.2025

Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Donnerstag sind es
noch anderthalb Wochen bis zum Beginn des meteorologischen Herbstes. Und als
würde die Natur diese anthropogen gesetzte Marke quasi wittern, beginnt sie nun
kurz vorher schon mal eine erste, zumindest in Ansätzen frühherbstlich gefärbte
Duftmarke zu platzieren. Nicht missverstehen, die Rede ist weder vom ersten
Herbststurm noch von Dauer(hoch)nebel noch von fiesem Regenwetter. Es wird
einfach polare Luft aus hohen Breiten angezapft, die uns thermisch gemäßigte, im
Norden durchaus auch kühle (unter 20°C Tagestemperatur) Bedingungen mit frischen
Nächten beschert. Nicht mehr, nicht weniger.

Steigen wir also ein am kommenden Donnerstag mit einem breiten Potenzialtrog
über Nordeuropa, der ständig von kurzwelligen Anteilen aus der Polargegend
gefüttert wird. Das garantiert nicht nur den Fortbestand seiner Existenz, es
sorgt zudem dafür, dass der Trog seine Amplitude permanent nach Süden hin
ausweitet. Hauptstoßrichtung ist Polen/Tschechien/Slowakei sowie Ostdeutschland.

Dann wäre da noch ein zweiter Trog, der von Frankreich her langsam gen Alpen und
Norditalien schwenkt. Er wird sich im Laufe des Tages dem nordeuropäischen Trog
anschließen, dabei seine Wellenlänge deutlich verkürzen, um danach als
Sekundärtrog in Richtung Ungarn/Rumänien zu verduften.

Gegenspieler der Tröge ist eine meridional exponierte Hochdruckzone, die von
Ostgrönland bis hinunter zum Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel reicht
und von einem Höhenrücken gestützt wird. Auf der Ostflanke des Bodenhochs
stellen sich bei uns nördliche Winde ein, mit der hinter einer Kaltfront eine
abgetrocknete maritime Polarluft nach Deutschland gelangt. Bis zum Abend sinkt
T850 im Norden und Westen auf 5 bis 2°C. Im Süden und Südosten geht es nicht so
schnell mit der Abkühlung, weil die Kaltfront von einer Tiefdruckrinne geblockt
wird und entsprechend zunehmend wellig wird bzw. ins Schleifen kommt. Die
Luftmasse im Süden ist nicht nur deutlich milder (T850) und feuchter, sie ist
auch potenziell instabil. Folgerichtig kommt es mit Unterstützung des o.e.
„Frankreichtrogs“ schwerpunktmäßig südlich der Donau (die genaue räumliche
Verteilung wird derzeit noch unscharf simuliert) zu starkregenlastigen und teils
gewittrigen Niederschlägen, die sich in der Nacht zum Freitag allmählich an die
Alpen und das südliche Vorland zurückziehen.

Von Freitag bis Sonntag stellt sich eine persistente Wetterlage ein: Im Westen
der Rücken mit dem Bodenhoch, das immer mal wieder in Richtung Süddeutschland
und Alpen auskeilt. Knapp östlich der Höhentrog (die korrespondierenden
Bodentiefs tummeln sich in Nordosteuropa). Bei uns resultiert daraus eine
zyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung, die aber nur wenig ausrichten
kann, weil sie auf eine unwillige, weil abgetrocknete und überwiegend stabil
geschichtete Luftmasse nordeuropäischer Herkunft trifft (T850 meist zwischen
rund 3°C im Norden und rund 8°C im Süden), mit der wetter-, vor allem aber
niederschlagstechnisch nicht viel anzufangen ist. Ein paar schlappe und
unergiebige Schauer vornehmlich im Norden, dazu in Küstennähe vereinzelte kurze
Gewitter mit Böen 8 Bft (vorübergehende Labilisierung durch Randtröge), zu mehr
wirdŽs wohl nicht reichen.

Am Montag bekommt das Hochdruckgebiet allmählich Druck „von hinten“. So hat sich
der ehemalige Major-Hurrikan und inzwischen zu einem Hybrid-Sturmtief
umgewandelte ERIN bzw. Ex-ERIN ins Seegebiet einige hundert Kilometer westlich
der Grünen Insel vorgearbeitet. Zwar konserviert die vorderseitige WLA den
Höhenrücken, tendenziell lässt sich aber eine leichte Progression des gesamten
Strömungsmusters ausmachen. Bei uns setzt sich der Hochdruckeinfluss zunächst
noch weiter fort bzw. verstärkt sich sogar etwas, wobei die Temperatur leicht
ansteigt. Ob, und wenn ja, wann und in welcher Form dann die ersten Ausläufer
von Ex-ERIN den Vorhersageraum erreichen, steht derzeit noch in den Sternen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neueste Lauf von IFS (ECMF) von heute 00 UTC fügt sich gut in den Kurs
seiner jüngsten Vorgänger ein. Dem Modell kann mithin eine gute Konsistenz
attestiert werden. Dass zum Ende der Mittelfrist die Unschärfen zunehmen, liegt
in der Natur der Sache. In diesem Fall kommt auch noch das Eingreifen des dann
ehemaligen Major-Hurrikans ERIN (aktuell knapp nördlich von Haiti/“DomRep“)
dazu, der voraussichtlich Anfang nächster Woche den Ostatlantik erreicht und
dessen konkrete Pläne so weit im Vorfeld schwer zu durchschauen sind. Es ist
aber davon auszugehen, dass sich sein Einfluss zunächst in Grenzen hält bzw.
sich nur mittelbar bemerkbar macht und wir erst mal unter leichtem
Hochdruckeinfluss verbleiben.
Kurzum, das gestrige Vorhersagekonzept – im Kern wenig Regen (außer anfangs im
Süden), dazu gemäßigte Temperaturen (im Norden vorübergehend sogar leicht kühl)

  • kann im Großen und Ganzen beibehalten werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen an dieser Stelle für gewöhnlich auf dem Prüfstand stehenden
Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UK10) verfolgen dieselbe Idee wie IFS, die
Kongruenz der Basisfelder ist hoch. Der auffälligste Unterschied findet sich
gleich am Anfang der Mittelfrist, konkret am Donnerstag/Nacht zum Freitag. So
lässt ICON den Regen bis auf Höhe von Main und Mosel ausgreifen, also etwa 150
bis 200 km nördlicher als IFS – eine Außenseiterlösung, auf die man nicht zu
sehr setzen sollte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis zum kommenden Wochenende zeigen die Rauchfahnen verschiedener deutscher
Städte – die Rede ist von IFS-EPS – einen sehr eng gebündelten Verlauf, der
eigentlich keine Fragen offenlässt. Sowohl bei der Temperatur 850 hPa als auch
beim Geopotenzial 500 hPa wird somit der HRES (also der Hauptlauf) mit allen zur
Verfügung stehenden Mitteln gestützt. Regensignale sind rar und konzentrieren
sich abgesehen von einigen wenigen unmotivierten Einzelpeaks auf das Regen- bzw.
Gewitterereignis am Anfang (Mittwoch/Donnerstag) sowie einige Schauer oder kurze
Gewitter am Wochenende (vor allem am Samstag) in Küstennähe.
Im Laufe der nächsten Woche nimmt der Spread kontinuierlich zu, was ebenfalls
ins Weltbild des HRES passt (Annäherung des ehemaligen Tropensturms ERIN). Dabei
ist ein langsamer, aber relativ deutlicher Aufwärtstrend bei Temperatur und
Potenzial zu erkennen, der nur ganz wenigen Ensemblemitgliedern unterminiert
wird. Zwar nimmt die Anzahl an Regenpeaks etwas zu, nach dem großen oder auch
nur mittelgroßen Regen siehtŽs aber nicht aus.

Bei der Clusterung starten wir im ersten Zeitfenster (T+72…96h,
Donnerstag/Freitag) mit einem einzigen Cluster, was sehr selten vorkommt. Von
Samstag bis Montag (T+120…168h) erhöht sich die Anzahl auf vier Cluster, die
sich hauptsächlich in der genauen Positionierung sowie der
Verlagerungsgeschwindigkeit des Trog-Rücken-Musters unterscheiden. So setzt CL 2
(12 Fälle) auf ein etwas schnelleres Übergreifen des Rückens/Bodenhochs von
Westen, während CL 1 und 3 (20 + 11 Fälle) dicht am HRES sind. CL 4 (8 Fälle)
fällt insofern etwas aus dem Rahmen, als dass sich zum Ende ein eigenständiges
Höhenhoch vom Rücken abspaltet, was weiter südlich eine mäandrierende westliche
Strömung zurücklässt, die auch unseren Raum beeinflussen würde. Ab Dienstag
(T+192…240h) gehen die Cluster dann all in, heißt, die Maximalzahl von sechs
erscheint auf der Anzeigetafel. Die meisten Cluster favorisieren eine
Südwestlage, die mal zyklonal, mal antizyklonal und mal indifferent konturiert
ist. Einzig CL 4 (6 Fälle) bevorzugt eine Zonalströmung Marke Ws (südliche
Westlage). Mal sehen, was Ex-ERIN am Ende für uns in petto hat.

FAZIT:
Die mittelfristige Prognose steht auf einem sehr breiten und festen numerischen
Fundament. Sowohl die deterministischen als auch die probabilistischen
Simulationen lassen keinen Zweifel daran, dass wir uns auf einen mäßig
temperierten und niederschlagsarmen Wetterabschnitt mit nordeuropäischen
Luftmassen einstellen müssen (Ausnahme der Donnerstag im Süden). Erst zu Beginn
der neuen Woche nehmen die Unschärfen mit Annäherung des ehemaligen Tropensturms
ERIN zu. Es läuft aber auf einen allmählichen Temperaturanstieg bei zunächst
weiterhin wenig Regen/Schauer hinaus.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten sind recht hoch, dass am Donnerstag bzw. in der Nacht
zum Freitag im Süden (schwerpunktmäßig südliches Bayern, südliches BaWü) einige
kräftige Gewitter und auch Starkregen (teils mehrstündige) auftreten. Wie genau
die Abläufe sind, muss noch etwas abgewartet werden.

Ansonsten gibt die Lage nicht viel her. Vielleicht am Wochenende ganz im Norden
einzelne kurze Gewitter mit Böen 8 Bft. Außerdem gibt es Anzeichen, dass am
Freitag/Samstag der nordwestliche Wind an der See (Ostsee eher als Nordsee)
etwas flotter daherkommt mit Böen 8 Bft.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann