S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.08.2025 um 10.30 UTC

Ende der kurzfristig auftretenden großen Hitze, aber weiterhin sommerliches
Temperaturniveau. Einzelne, teils kräftige Gewitter, aber keine überregionale
Schwergewitterlage.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 19.08.2025

Die heutige Mittelfristübersicht starten wir mit einer guten Nachricht für alle,
die mit der in der Kurzfrist auftretenden Bullenhitze nichts anfangen können
oder gar darunter leiden: Die Temperatur geht wieder zurück. 35°C + X sind out,
es bleibt aber meist sommerlich warm, im Süden und Südwesten teils auch heiß
(30°C oder knapp darüber). Gemäßigte Temperaturen von unter 25°C stehen
lediglich im hohen Norden und natürlich in orografisch höheren Gefilden auf der
Karte.

Der Startschuss für den apostrophierten Temperaturrückgang erfolgt zu Beginn der
offiziellen Mittelfrist am kommenden Freitag. Der bis dato wetterbestimmende
Höhenrücken verlagert sich mit dem leicht stromab versetzten Bodenhoch (JULIA)
mehr und mehr ins östliche Mittel- respektive nahe Osteuropa. Vorderseitig eines
fetten Potenzialtrogs über dem Ostatlantik baut sich über UK/Irland und dem
nahen Atlantik ein neues Hoch auf, das zunehmend die Regie bei uns übernimmt.
Oder anders ausgedrückt, wir wechseln von der warmen/heißen Westflanke des alten
auf die gemäßigte Ostflanke des neuen Hochs. Der Platz dazwischen wird von einer
Tiefdruckrinne eingenommen, in die eine relativ schwache Kaltfront eingebettet
ist (zugehöriges Tief über Nordskandinavien). Rinne und Front schwenken am
Freitag ost-südostwärts durch, wobei sie von einem zunächst flachen, recht
unscheinbar daherkommenden KW-Trog begleitet werden. Das dynamische Potenzial
dieses Troges ist sehr überschaubar, was neben der nicht überbordend feuchten
präfrontalen Heißluft miterklärt, warum die Frontpassage sehr wahrscheinlich
ohne das ganz große konvektive Tamtam vonstattengehen wird. Okay, einzelne,
teils kräftige Überentwicklungen sind durchaus möglich, eine überregionale
Schwergewitterlage mit allem Pipapo gilt aber als unwahrscheinlich.

Am Wochenende pumpt sich das neue Hoch vorübergehend auf knapp über 1030 hPa
auf, gestützt von einem neuen Potenzialrücken. Das Zentrum verbleibt über UK
bzw. der westlichen Nordsee, was bei uns eine überwiegend schwache nordwestliche
Grundströmung zur Folge hat. Damit wird aber nicht wie zu vermuten wäre
subpolare oder gar polare Meeresluft advehiert. Vielmehr gelangt um das Hoch
herumgeholte, durch die Nordsee leicht modifizierte atlantische Warmluft in den
Vorhersageraum, die mit 11 bis 15°C auf 850 hPa sommerlich temperiert ist.
Wettertechnisch fallen zwei Dinge ins Auge. Zum einen zieht von der Nordsee her
zeitweise tiefes hochnebelartiges Gewölk, vielleicht mit etwas Niesel ins
nordwestdeutsche Tiefland. Zum anderen tropft der KW-Trog am Samstag über den
östlichen Landesteilen ab, um danach im gebotenen Zeitlupentempo gen
Süddeutschland bzw. Alpen abzudriften. Die Konsequenz ist eine im gesamten Süden
erhöhte Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit, die vor allem am Samstag sogar
bis in die östliche Mitte abfärbt. Ansonsten scheint aber häufig die Sonne.

Zu Beginn der neuen Woche schwächt sich das Hoch ab bzw. zieht sich ins
Europäische Nordmeer zurück. Übrig bleibt ein schwacher Keil (etwas über 1015
hPa), der aber zunehmend an Kontur verliert. Gleiches gilt für die
Potenzialverteilung, die sich in eine Art amorphes Niemandsland ohne jedwede
Gegensätze begibt. IFS zieht daraus den Schluss, dass kein weiterer
Luftmassenaustausch erfolgt, was im Süden die tagesgangbedingte, leicht erhöhte
Schauer- und Gewitterbereitschaft konserviert. Zudem wird es geringfügig wärmer.

Kurz noch ein Blick in die erweiterte Mittelfrist: Druckfall und Übergreifen
eines Troges/Höhentiefs von Westen => unbeständiger, aber nach wie vor warm.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Summa summarum kann dem IFS (ECMF) weiterhin eine gute Konsistenz attestiert
werden. Auf die in weiten Landesteilen bis Freitag andauernde große Hitze folgt
sommerliche Wärme. Der verantwortliche Luftmassenwechsel geht zwar mit einigen,
teils kräftigen Schauern und Gewittern einher, eine großräumige
Schwergewitterlage ist aber nicht zu erkennen.
Neu gegenüber den Vorläufen ist eine von Samstag bis Dienstag andauernde erhöhte
Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit, die den gesamten Süden und Südosten und
nicht nur den Alpenrand betrifft. Andere Modelle sind davon noch nicht
überzeugt, so dass dieses Szenario mit Vorsicht zu genießen ist. So oder so,
nennenswerte Regenmengen in der Fläche sind unwahrscheinlich, sie treten eher
als regional eng begrenzter Starkregen auf.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Großen und Ganzen simulieren die einschlägig bekannten Globalmodelle (ICON,
GFS, GEM, UK10) ähnliche Muster. Auf alle Fälle haben sie alle die Schnauze voll
von der ganz großen Hitze, die unisono ohne das ganz große konvektive Spektakel
bis zum Wochenende ausgeräumt wird. Besonders gut mit der Abkühlung meinen es
das deutsche ICON sowie das kanadische GEM, die uns am Rande eines
hochreichenden, von Mittelskandinavien zum Baltikum ziehenden Tiefs am Sonntag
mit kühler Nordluft (T850 bis zu 4°C) versorgen möchten – abwarten. Darüber
hinaus scheint die Vita des o.e. KW-Trogs bei weitem noch nicht eingetütet. Am
nächsten kommt noch GFS der IFS-Lösung – abwarten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis Anfang
nächster Woche einen vergleichsweise eng gebündelten Verlauf mit nur langsam
zunehmendem Spread. Allerdings gibt es zum Sonntag hin eine Handvoll, nach
Nordosten hin auch zwei Hände mit thermischen Ausreißern nach unten, was in
Richtung ICON/GEM geht. Ansonsten präsentiert sich die Signaldichte beim
Niederschlag recht ausgedünnt, was wie schon bei den deterministischen Modellen
als Indiz für einzelne, durchaus auch kräftige konvektive Umlagerungen, nicht
aber für eine großartige Schwergewitterlage gewertet werden darf. In der
erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch nimmt die Streuung insbesondere bei der
Temperatur zu, wobei der Trend uneinheitlich ist. Beim Geopotenzial fallen die
Spreizung geringer und der Trend eindeutiger aus – es geht bergab.

Die Clusterung öffnet wie so oft sechs Schubladen im ersten Zeitfenster
(T+72…96h; Freitag/Samstag), in denen aber überall das gleiche drinnen ist
(siehe Hauptlauf). Von Sonntag bis Dienstag (T+120…168h) reduziert sich die
Anzahl der Cluster auf drei, die alle dem Klimaregime „Blockierung“ zugeordnet
werden. Auch hier ist die Ähnlichkeit sehr groß. Unschärfen sind am ehesten in
der Geometrie und im Timing des vom nahen Atlantik nachrückenden Höhenrückens zu
erkennen. CL 1 (23 Fälle + HRES) lässt dem o.e. KW-Trog die meisten
Entfaltungsmöglichkeiten. CL 2 und CL 3 sind geringfügig progressiver mit dem
Rücken, was eine geringere Gewitterwahrscheinlichkeit im Süden zur Folge hätte.
Ab Mittwoch (T+192…240h) wird nur noch ein einziger Cluster angeboten, der in
die Kategorie „Atlantischer Rücken“ wechselt. Heißt im Umkehrschluss, dass sich
die Blockierung über dem Kontinent auflöst und einem Trog vom nahen Atlantik her
Platz macht. Wie schnell das geht und ob der Trog uns möglicherweise gar nicht
erreicht, weil er vorher abtropft, lässt sich heute noch nicht belastbar
prognostizieren.

FAZIT:
Das Ende der kurzfristig auftretenden großen Hitze mit Temperaturen teils über
35°C spätestens am kommenden Wochenende ist unstrittig. Unstrittig eigentlich
auch, dass der Temperaturrückgang nicht mit einer groß angelegten
Schwergewitterlage einhergeht, was einzelne kräftige Überentwicklungen freilich
nicht ausschließt. Kleine Fragezeichen gibt es noch hinsichtlich der genauen
Abkühlungsrate (vor allem am Sonntag) sowie weiterer Konvektion (nur Alpenrand
oder ganzer Süden oder gar nichts).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Wie schon mehrfach in diesem Bulletin erwähnt, endet zum Wochenende die große
Hitze und damit auch die starke bis extreme Wärmebelastung. Ob es danach im
Süden und Südwesten bei Tagestemperaturen um 30°C noch mal für eine starke
Wärmebelastung reicht, ist fraglich.

Punkt 2 betrifft das Thema „Gewitter“, die mittelfristig zwar auftreten werden,
z.T. auch kräftig mit den üblichen Begleiterscheinungen (Unwetter nicht
ausgeschlossen), sehr wahrscheinlich aber nicht organisiert und großflächig in
großem Stile.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann