S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.08.2025 um 10.30 UTC

Sommer gibt noch mal ordentlich Gas – Hitze (im Süden mehr als im Norden) und
viel Sonne. Zum Ende hin unsichere Entwicklung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 14.08.2025

Am kommenden Sonntag startet nicht nur der offizielle Mittelfristzeitraum. Wir
gehen gleichzeitig in das vorletzte Drittel des letzten Drittels des
meteorologischen Sommers 2025. Keine Angst, es folgen keine Ausführungen über
(höhere) Mathematik und Bruchrechnung der besonderen Art. Vielmehr sei nur der
Hinweis erlaubt, dass der Sommer – rein formal-meteorologisch betrachtet – schon
ganz schön weit fortgeschritten und es gar nicht mehr weit bis zum
(meteorologischen) Herbst ist. Man merkt es an der Tageslänge, die jetzt im
August schon deutliche Verluste einfährt (aktuell im Norden täglich um 4 min,
nach Süden 2-3 min). Aber gut, Astronomie ist die eine Seite, Meteorologie die
andere. Und wie das so ist im Leben, laufen die Pläne dieser beiden Genres
derzeit diametral entgegengesetzt: Das eine will Herbst, das andere will Sommer.
Schon kurzfristig geht es in Teilen des Landes thermisch in die Vollen,
insbesondere am Samstag nach Süden hin. Aber auch die Mittelfrist lässt sich
nicht lumpen, wie die folgenden Ausführungen hoffentlich eindrucksvoll belegen.

Starten wir also am Sonntag, an dem Deutschland unter einer leicht zyklonal
konturierten westlichen Höhenströmung liegt. Genau genommen schwenkt sogar ein
recht breiter, dafür aber nur mit seichter Amplitude ausgestatteter Trog
ostwärts durch, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Von Westen her folgt
ein flacher Rücken nach, der mit einem äußerst soliden Bodenhoch (JULIA) mit
etwas über 1025 hPa korrespondiert. Das Hoch verlagert seinen Schwerpunkt vom
nahen Atlantik in den Raum UK/Irland-Nordsee-Benelux. Es handelt sich um die
Nachfolge des Hochs INES, das kurzfristig das Zepter bei uns schwingt, nun aber
in Richtung Schwarzmeerregion verschwindet. Das neue Hoch lässt den Wind bei uns
vorübergehend auf westliche bis nördliche Richtungen drehen, was vor allem im
Norden mit einer durchaus spürbaren Abkühlung gegenüber dem Samstag einhergeht.
So werden ganz im Norden keine 25°C mehr erreicht (T850 um 8°C nach zuvor rund
11°C) und von der Nordsee können zumindest vorübergehend einige tiefe Wolken ins
norddeutsche Tiefland driften, die hier und da sogar etwas Nieselregen
absondern. Heiß, wenn auch nicht ganz so heiß wie am Vortag, bleibt es im Süden,
wo an den Alpen sogar einzelne Gewitter ausgelöst werden können.

Zu Beginn der neuen Woche beginnt der zuvor flache Rücken sich über Mitteleuropa
mehr und mehr aufzuwölben. Das verstärkt das Absinken, während gleichzeitig das
Zentrum des Bodenhochs unter leichter Abschwächung (was keine dynamischen,
sondern diabatische Gründe hat) via Deutschland zum östlichen Mitteleuropa
wandert. T850 steigt gewaltig an, am Tagesende reicht die Spanne etwa von 13°C
im Nordosten bis zu 20°C im äußersten Süden. Kein Wunder also, dass die
Temperatur bei vielfach ungehinderter Einstrahlung (am ehesten im äußersten
Norden mitunter mal locker bewölkt oder gar wolkig) nur eine Richtung kennt,
nämlich nach oben. Bis zu 34°C stehen am Montag im Südwesten auf der Karte,
sonst verbreitet 26 bis 32°C mit den gemäßigteren Werten im Norden und
Nordosten. Nur dort, wo sich Seewind einstellt oder das zwar
überdurchschnittlich, aber nicht mediterran temperierte Wasser von Nord- und
Ostsee nah ist, wird es wohl (noch) nix mit einem Sommertag.

Am Dienstag und Mittwoch verlagern sich Rücken und Bodenhoch Schritt für Schritt
gen Osten. Gleichzeitig schiebt sich von Westen her eine Tiefdruckrinne immer
dichter an den Vorhersageraum heran respektive erreicht diesen am Mittwoch
sogar. Es stellt sich eine südliche, in der Höhe südwestliche Strömung ein, mit
der sehr warme bis heiße Subtropikluft aus Südwesteuropa zu uns gelangt. Auf 850
hPa erkennt man eine gut ausgeprägte Warmluftzunge mit über 20°C (in der Spitze
um 23°C), die vor allem den Süden und die Mitte, etwas abgeschwächt aber auch
den Norden ostwärts überquert. Auf dieser Basis ist es wahrscheinlich, dass 35°C
erreicht und sogar überschritten werden. Und genauso wahrscheinlich ist es, dass
es nicht mehr lange dauert, bis manch Klickzahlenmeteorologe ganz nonchalant die
„40“ rausballert. Nun gut, warten wirŽs ab…

Fakt ist, dass die Warm- bzw. Heißluft zwar zunehmend potenziell instabil
geschichtet ist, auf der anderen Seite zunächst aber noch ziemlich trocken
daherkommt. Das erklärt, warum trotz Annäherung der Rinne auf dem Sektor
Konvektion erst mal nicht viel passiert. Am Dienstag voraussichtlich sogar gar
nichts (evtl. Alpen), am Mittwoch dann zumindest einige orografisch ausgelöste
Überentwicklungen, auch über den Mittelgebirgen. Erst ab Donnerstag, wenn sich
ein bis dato über dem nahen Atlantik nach Südwesten zurückhängender
Potenzialtrog mehr und mehr dem europäischen Kontinent nähert, nimmt die
Wahrscheinlichkeit für Schauer, schauerartige Regenfälle und teils kräftige
Gewitter bei gleichzeitig zurückgehender Temperatur deutlich zu.

In der erweiterten Mittelfrist soll besagter Trog Mitteleuropa respektive
Deutschland langsam ostwärts überqueren. Danach schiebt sich zum wiederholten
Mal in diesem Sommer ein breiter Azorenhochkeil bis zu uns vor, so zumindest die
Lesart des heutigen IFS von 00 UTC.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS-Modells (ECMF) kann summa summarum als gut bezeichnet
werden. Es steht außer Frage, dass der Sommer 2025 nach seiner Schwächephase im
Juli nun noch mal voll auf Touren kommt. Dabei wird es sehr warm bis heiß, am
Dienstag/Mittwoch nächster Woche im Süden und in der Mitte in Teilen
wahrscheinlich sogar sehr heiß (Tmax > 35°C). Dazu scheint die Sonne und von
wenigen Hitzegewittern abgesehen (und am Sonntag vielleicht geringfügiger Regen
in Norddeutschland) bleibt es trocken. Erst zum Ende der Mittelfrist, am
nächsten Donnerstag nehmen die Unsicherheiten etwas zu. Es verdichten sich aber
die Anzeichen, dass es insgesamt wechselhafter (erhöhte Schauer- und
Gewitterwahrscheinlichkeit) und weniger heiß wird. Ob es sich dabei nur um ein
kurzes Intermezzo handelt oder möglichweise schon wieder ein neuer
Witterungsabschnitt eingeleitet wird, kann heute noch nicht belastbar
beantwortet werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Großen und Ganzen schmieden die an dieser Stelle für gewöhnlich geprüften
Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UK10) ähnliche Pläne wie IFS. Alle haben Bock auf
Hochsommer, aber nicht alle haben Bock auf die bulligste Bullenhitze. So fällt
auf, dass GFS und UK10 am nächsten Dienstag und Mittwoch die o.e. Warmluftzunge
auf 850 hPa nicht bei uns haben wollen. Die Franzosen sollen die fette
Hitzepackung abbekommen, nicht wir. Nun gut, es ist davon auszugehen, dass nicht
irgendwelche subjektiven Vorlieben einzelner Modelle dafür verantwortlich sind
(nach dem Motto Coc au Vin statt Eisbein mit Sauerkraut), sondern
Phasenunterschiede im Strömungsmuster der Grund sind. Immerhin wird damit
aufgezeigt, dass zumindest rein deterministisch die 20°C und mehr auf 850 hPa
bei uns keinesfalls verbrieft sind. Unter dem Strich wird der
Witterungscharakter „hochsommerlich“ aber von allen Modellen präferiert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen einen
vergleichsweise gutmütigen Verlauf ohne große Ausreißer mit einem nach hinten
raus nur langsam zunehmenden Spread. Am auffälligsten dabei der Hitzepeak am
Dienstag/Mittwoch, bei dem der Hauptlauf in einigen Städten (u.a. Berlin,
Leipzig, Bad Offenbach) die absolute Spitze markiert. Das Gros der Ensembles ist
jedenfalls etwas gemäßigter aufgestellt. Nennenswerte Niederschlagssignale
treten eigentlich erst ab Mittwoch auf, wobei aber nicht alle Mitglieder das
Spielchen mitspielen und trocken bleiben.

Den Grund dafür findet man in der Clusterung von IFS-EPS. Das erste Zeitfenster
(T+72…96h; Sonntag/Montag) können wir geflissentlich überspringen. Interessanter
ist der zweite Block von Dienstag bis Donnerstag (T+120…168h), der mit fünf
Clustern aufwartet und durchweg im Regime „Blockierung“ unterwegs ist. Das
Grundmuster ist in allen Clustern gleich (Trog naher Atlantik, Rücken ME). Was
nicht gleich ist, ist die Verlagerungsgeschwindigkeit der Welle. Es kann also
sein, dass der Trog später bei uns aufschlägt als vom HRES-Lauf skizziert, Und
es kann auch sein – CL 2 (12 Mitglieder) zeigt das am deutlichsten -, dass der
Trog vorher abtropft und jedwede Zyklonalität weitgehend außen vor bleibt.

Das illustriert übrigens auch der Blick auf die erweiterte Mittelfrist
(T+192…240h; Freitag bis Sonntag), wo satte sechs Schubladen geöffnet werden
(alle „Blockierung“). Von Fortbestand bzw. Regeneration des Rückens bis hin zur
Troglage ist alles drin.

FAZIT:
Dass der Hochsommer kurz vor Übergang in den Spätsommer noch mal richtig
zuschlägt, ist unstrittig. In Süddeutschland stellt sich – die Kurzfrist mit
eingerechnet – sogar eine länger andauernde Hitzewelle ein. Wie lange diese am
Ende dauert und welche Spitzen sie zustandebringt, ist noch mit einigen
Fragezeichen versehen. Möglich, dass am Dienstag/Mittwoch 35°C oder etwas mehr
erreicht werden. Sicher ist es nicht (GFS/UK10, Ensembles). Auch das Übergreifen
eines Troges zum Ende der Mittelfrist hin (u.a. HRES), ist noch keinesfalls
eingetütet.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

HITZE:
Auch wenn die absoluten Zahlenwerte noch nicht feststehen, steht doch aber fest,
dass es in weiten Landesteilen heiß wird. Erfreulich dabei ist, dass die
nächtlichen Tiefstwerte in der recht trockenen Luftmasse zunächst noch relativ
niedrig ausfallen, was dämpfend auf möglichen Hitzestress wirkt. Trotzdem nimmt
die Wärmebelastung kontinuierlich zu, insbesondere im Süden und Südwesten sowie
in der Mitte.

GEWITTER:
Treten zunächst nur sehr sporadisch auf (Alpen), bevor sich ab Mitte der Woche
eine Zunahme abzeichnet. Für Details (Raum, Zeit, Intensität) ist es aber
definitiv noch zu früh.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS mit MOS-Mix und Modellmix.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann