S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.08.2025 um 10.30 UTC

Am Samstag im Süden und – mit geringerer Wahrscheinlichkeit – in der Mitte, am
Sonntag dann nur noch im Süden lokale Gewitter mit Starkregen und Hagel nicht
ausgeschlossen. Am Montag dann nur noch südlich der Donau geringes
Gewitterpotential

Im Süden zunehmend sehr warmes bis heißes Sommerwetter mit ansteigender
Wärmebelastung.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.08.2025

Am Samstag präsentiert sich die Höhenströmung über Deutschland weitgehen zonal
orientiert. Dabei steht, wen wundertes, hohes Geopotential über dem Süden
relativ niedrigem Geopotential über dem Norden gegenüber. Im Norden ist dies
letztendlich darauf zurückzuführen, dass über dem Nordatlantik ein
Langwellentrog allmählich nach Osten ausgreift, die Achse des Langwellentroges
erreicht dabei zum Abend das Seegebiet vor der skandinavischen Westküste.
Infolge der relativen Nähe zum Langwellentrog neigt die Höhenströmung über dem
Norden auch zu leichtem Mäandrieren, so dass aus der Höhe schwache
Hebungsimpulse auszumachen sind. Schwache Hebungsimpulse resultieren auch aus
dem Bodendruckfeld. Da über Deutschland der Druck moderat sinkt, befindet sich
Deutschland zum Abend im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne, die im Westen von
einem Keil des Azorenhochs, im Osten dagegen von einem Hoch über Polen und dem
angrenzenden Osteuropa begrenzt wird. Zwar kann man der Luftmasse im äußersten
Süden mit 850er Temperaturwerten von knapp 19°C oder Theta-Werten von bis zu
60°C durchaus einen anderen Charakter zuschreiben als der im Norden (T850 knapp
9°C, Theta-Werte um 35°C), aber eine klare Luftmassengrenze lässt sich über
Deutschland aber nicht definieren. Irgendwo auf einer Linie von der Deutschen
Bucht bis zur Eifel könnte man morgens versucht sein eine Kaltfront zu
verdrahten, die dann weite Teile Norddeutschlands überquert und zum Abend auf
einer Linie Vorpommern – Eifel zu liegen kommen sollte. Aber ein massiver
Gradient in den synoptischen Größen lässt sich nicht erkennen, weder an dieser
potentiellen Kaltfront noch in anderen Ecken des Landes. Immerhin: Südlich der
gedachten Kaltfront ist die Luftmasse feucht (PPWs um 30 mm, lokal knapp über 35
mm), sie ist energiegeladen (CAPE-Werte in der Spitze knapp über 1000 J/kg) und
sie ist thermisch instabil geschichtet. In der Folge sollten sich zumindest
lokal Gewitter entwickelt können, eventuell orografisch getriggert, auch wenn
die Auslösetemperaturen wohl eher nicht erreicht werden sollten. Diese liegen
laut ICON-EU bei bis zu 34°C, während MOSMIX die Höchstwerte nur bei 32°C
(Süden) bzw. um 25°C (Küsten) ansetzt. Wie auch immer, eventuelle Gewitter
können von Starkregen begleitet werden, eventuell ist auch kleiner Hagel mit
dabei, auf jeden Fall sind sie aber vom Typ „Elevated“, denn die Grundschicht
präsentiert sich sehr trocken – was dann selbst in einem gradientschwachen
Umfeld durch Fallböen ein gewisses Böenpotential bedingt. Letztendlich sind die
Modelle aber sehr zurückhaltend bezüglich des Niederschlages, bei den Gewittern
im Süden und der Mitte ebenso wie bei trog- oder frontgetriggerten Schauern im
Norden. Glaubt man den Modellen, so muss man den Samstag wohl als „weitgehend
trocken“ verkaufen. Dem entsprechend soll es auch sonnig zugehen, der Süden wird
sogar verbreitet wolkenlos simuliert. In der Nacht steht nichts Wesentliches auf
der Agenda, eventuelle Gewitter fallen zusammen, und es kühlt ab auf 17 bis
11°C.

Am Sonntag kräftigt sich über Westeuropa ein markanter Rücken, der über die
Britischen Inseln hinwegschwenkt und zum Abend die westliche Nordsee erreicht.
Er stützt im Bodendruckfeld ein kräftiges Hoch mit Druckwerten von bis zu knapp
1027 hPa. Dieses wandert von England in die südliche Nordsee, das mit Hoch und
Rücken verbundene Absinken lässt die Luftmasse massiv austrocknen. An den Küsten
dreht der Wind auf Nordwest, mit der niedertroposphärischen Anfeuchtung durch
die Meere und der Küstenkonvergenz können dort Quellwolken entstehen, die ins
Land driften. Entsprechend sind laut MOSMIX die Küsten sehr sonnig, das
angrenzende Binnenland dagegen tendenziell wechselnd bewölkt. Ob es für einen
Schauer reicht bleibt abzuwarten, die Soundings sprechen mit trockener
Inversionsschicht zwischen 550 und 750 hPa dagegen. Und für Blitze reicht es
sowieso nicht. Das ist vom Schwarzwald bis nach Ostbayern und nach Sachsen
hinein anders. Zwar schiebt auch dort der Nordwest die feuchte und labile
Luftmasse nach Südosten und somit tendenziell aus Deutschland heraus, aber in
besagter Region gelingt dies noch nicht abschließend und es bleibt bei hohen
CAPE- und PPW-Werte – beim CAPE packen die Modelle sogar noch eine Schippe drauf
und kommen bis knapp über 2000 J/kg. Mit Höchstwerten um 32°C, am Oberrhein bis
34°C kommen wir den Auslösetemperaturen (und einer möglichen Hitzewarnung der
KollegInnen aus Freiburg) näher als am Vortag, teils werden somit auch ohne die
Hilfe der Orografie Gewitter möglich. Dennoch sind die Modelle bezüglich des
Auftretens von Schauern und Gewittern sehr verhalten (vielleicht mit Ausnahme
von GFS, das aber auch eine komplett andere Druckkonfiguration anbietet).
Sollten aber Gewitter auftreten, ist deren Potential ähnlich wie am Vortag –
eventuell mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit für Unwetter-Starkregen.
Den o. e. Höchstwerten im Süden stehen im Norden Höchstwerte um 24°C gegenüber.
Die Tiefstwerte bewegen sich auf dem Niveau der Vornacht.

Am Montag zieht das Hoch über den Norden Deutschlands hinweg, in der Nacht zum
Dienstag erreicht es Polen. Der Rücken greift von Westen her auf uns über, seine
Achse erstreckt sich ausgangs der Nacht zum Dienstag von den Alpen bis nach
Südskandinavien. Dabei bleibt es trocken, allenfalls südlich der Donau könnten
nochmal eventuell auch kräftige Gewitter entstehen. Auch im Norden steigen die
850er Temperaturen, insbesondere in der Nacht zum Dienstag auf der Rückseite des
Hochs, auf Werte zwischen 12 und 16°C. Im Süden liegen sie anfangs bei 16°C, am
Dienstagmorgen dann bei 19°C. Das reicht für Höchstwerte zwischen 23°C an der
Grenze zu Dänemark und bis 34°C am Oberrhein (Wärmebelastung). In der Nacht zum
Dienstag sinken die Werte auf 18 bis 12°C.

Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch wandern Hoch und Rücken weiter nach
Osten aus. In der Folge gerät Deutschland mehr und mehr auf die Vorderseite des
nächsten Langwellentroges auf dem nahen Ostatlantik. Der Langwellentrog schiebt
eine Tiefdruckrinne nach Nordosten, in die auch Ex-Dexter eingelagert ist. Der
Schwerpunkt der Rinne bewegt sich aber westlich bzw. nordwestlich von uns zu den
Britischen Inseln, so dass die Rinne in Deutschland kaum Wetteraktivität zeigt.
Das bedeutet auch, das uns zumindest nach dem IFS-Hauptlauf die mit der Rinne in
Verbindung stehenden Niederschläge nicht tangieren. Sollte es im Nordwesten
Regen geben, so sollte dieser eher schwach (bzw. sehr schwach) ausfallen.
Insofern bleibt es wohl weiterhin trocken und da die 850er Temperaturen im
Norden bis auf knapp 18°C, im Südwesten sogar auf bis zu 22°C steigen bleibt es
im Süden bei bis zu 34°C hochsommerlich warm, aber auch im Norden schaffen es
die Temperaturen selbst an den Küsten auf Werte um 25°C.

Am Mittwoch kommt die Rinne langsam nach Osten voran. Ihr Schwerpunkt ist
weiterhin nördlich von uns zu finden, dennoch ist sie auch über Mitteleuropa
klar zu erkennen. Ihr Zentrum erstreckt sich am Abend von Skandinavien aus
südwärts über die Osthälfte Deutschlands hinweg in Richtung Adria, in der Rinne
kann der eine oder andere Schauer, eventuell auch ein kurzes Gewitter nicht
ausgeschlossen werden. Dies auch deswegen, weil in die Rinne ein Frontensystem
eingelagert ist, das für Hebung sorgt. Auf der Rückseite von Rinne und
Frontensystem, und damit primär über dem Nordwesten und Norden, sinken die
Temperaturen in 850 hPa wieder deutlich auf knapp unter 10°C am
Donnerstagmorgen. Dann setzt sich von Westen auch wieder zunehmend
Hochdruckeinfluss durch, der auch dafür sorgt, dass eventuelle Schauer und
Gewitter rasch nachlassen bzw. nach Osten abziehen. Die Temperaturen bewegen
sich dabei etwa auf dem Niveau des Vortages.

Im Weiteren bleibt es bei geringen Druckgegensätzen bei der nur wenig
dynamischen Wetterlage.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den Vorläufen ist gut. So ergeben
sich zwar Phasenunterschiede zwischen den Modelläufen, ebenso wie kleinere
Unterschiede in der Ausprägung der Hochs und Tiefs bzw. der Tröge und Rücken,
aber bis in die Mitte der kommenden Woche werden die Abläufe ähnlich simuliert.
Das allmähliche Abdrängen der feucht-labilen Luft nach Südosten, das Übergreifen
des Bodenhochs ab dem Sonntag und seine Wetterwirksamkeit bis in die Mitte der
kommenden Woche sehen die letzten IFS-Läufe recht einheitlich. Wenn es am Ende
auch noch Unterschiede bezüglich der Temperaturen gibt (der gestrige 00 UTC Lauf
simulierte z. B. am Dienstag der kommenden Woche in 850 hPa über Benelux noch
15°C, während es die jüngeren Läufe nunmehr auf fast 20°C bringen, sind die
Prozesse doch sehr ähnlich.

Größer werden die Unterschiede in Richtung Wochenmitte bzw. ab Dienstag, wenn
„Ex-Dexter“ in die europäische Zirkulation mit einbezogen wird. Sollte dieser im
gestrigen 00 UTC Lauf noch sehr rasch nach Nordosten vorankommen und schon am
Montag das Nordmeer erreichen, so wird ihm jetzt nur eine verzögerte Verlagerung
zugebilligt. Die beiden jüngsten Läufe lassen „Ex-Dexter“ am Dienstag über den
Britischen Inseln in einer Tiefdruckrinne aufgehen, die sich im Weiteren nach
Nordosten verlagert und am Mittwoch zögerlich Deutschland überquert. Diese
Entwicklung hatte der gestrige 00 UTC Lauf nicht im Programm. Bei diesem sollte
sich am Donnerstag von Frankreich her ein größeres Tiefdruckgebiet nach
Deutschland schieben, wahrend dort nach den aktuelleren Läufen schon wieder ein
Azorenhochkeil darauf wartet, das Wetter bei uns erneut zu beruhigen.

Möglicherweise bietet „Ex-Dexter“ uns aber auch in den kommenden Tagen noch ein
paar Überraschungen bei den Wettervorhersagen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im internationalen Vergleich zeigen sich die Modelle mit einer vergleichsweise
breiten Streuung. Während „Ex-Dexter“ am Dienstagabend laut des Hauptlaufes von
IFS schon die Nordsee erreichen soll und somit den 0-Meridian von Westen her
überquert hat, simulieren GFS oder auch ICON „Ex-Dexter“ zu diesem Zeitpunkt
noch jenseits von 20° West! Dem entsprechend hängen auch die Tröge in 500 hPa
bei ICON und GFS weiter zurück als dies bei IFS der Fall ist. Zum genannten
Zeitpunkt erreicht der dem jeweiligen Langwellentrog vorauslaufende Rücken bei
ICON die westliche Nordsee, bei IFS aber schon die zentrale Ostsee. Die
Modellunterschiede sind also bemerkenswert, und sie bleiben dies auch an den
Folgetagen, wenngleich um die Wochenmitte bei allen hier bisher genannten
Modellen, aber auch bei AROME, eine irgendwie geartete Tiefdruckrinne über uns
hinwegziehen soll.

Letztendlich ist es tröstlich, dass die Unterschiede sich kaum auf die
Wetterentwicklung bei uns auswirken. Es ist zumeist sonnig und warm, anfangs
(Samstag) kann es in der Mitte und dem Süden, am Sonntag dann über dem Süden
Gewitter gegen.

Die Einbettung von ehemaligen tropischen Stürmen in die Zirkulation der
mittleren Breiten stellt die Vorhersagemodelle immer wieder vor Probleme. Dies
könnte auch bei „Ex-Dexter“ (wie schon oben bei der Konsistenzbetrachtung des
IFS erwähnt) noch für Überraschungen in den Prognosen der kommenden Tage sorgen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Während die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs und der Vorläufe recht gut ist
(s. o.), zeigen die Ensembles eine recht große Streuung. Entsprechend werden
schon im ersten Zeitfenster von +72 bis +96 Stunden 6 Cluster errechnet. Der mit
9 Mitgliedern drittgrößte Cluster wechselt von der Kategorie „Positive NAO“ in
eine Blockierungslage, alle anderen Cluster liegen durchweg in der „Positiven
NAO“.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden bleibt es bei 6 Clustern, auch hier zeigt
sich einerseits wieder die Prognoseunsicherheit, andererseits „stecken“ alle
Cluster durchweg in einer Blockierungslage, was dann wieder eine gewisse
Sicherheit der Vorhersagen ausdrückt. Dies trägt immerhin der Tatsache Rechnung,
dass bei allen Unterschieden stabil mit einem Höhenrücken und einem Bodenhoch in
der ersten Wochenhälfte gerechnet wird.

Auch für das Zeitfenster +192 bis +240 Stunden bieten die Ensembles 6 Cluster
an, alle weiterhin durchweg in der Kategorie „Blocking“. Das spricht für eine
wenig dynamische Wetterlage.

Die IFS-Rauchfahnen für Offenbach zeigen einen kontinuierlichen Anstieg von
850er Temperatur und Geopotential. Allerdings nimmt auch die Streuung
kontinuierlich zu. Für die 850er Temperaturen ergibt sich schon am Samstag eine
Spanne von 10°C (zwischen 10 und 20°C). Danach geht es in Richtung Wochenbeginn
etwas zurück mit den Temperaturen, bevor es zur Wochenmitte wieder einen Peak
nach oben gibt. Der Hauptlauf liegt bei den Temperaturen gut eingebettet in der
Verteilung, zumindest bis zur Wochenmitte, dann bildet er einen der
Spitzenwerte.

Die GFS-Ensembles stützen die Sichtweise des IFS, inklusive der Tatsache, dass
der Hauptlauf zur Mitte der kommenden Woche einen der Spitzenwerte der 850er
Temperatur darstellt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Die Gewitterwahrscheinlichkeit laut MOSMIX für Gewitter am Samstag im Süden und
in der Mitte liegt bei bis zu 15%, diejenige für Gewitter am Sonntag und Montag
im Süden bei bis zu 20%. Die COSMO-LEPS-Wahrscheinlichkeiten für Starkregen von
mehr als 20 l/qm in 6 Stunden liegt dagegen an allen Tagen unter 10%

HITZE:
Der EFI stützt insbesondere für Samstag und Sonntag im Süden die Tendenz zu
signifikant über dem Klimamittel liegende Temperaturen.

Die COSMO-LEPS-Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30°C am Oberrhein liegen am
Samstag bei fast 50%, am Sonntag bei knapp 40%. Für die übrigen Gebiete
Süddeutschlands liegen die entsprechenden Werte bei bis zu 20%.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas