SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.08.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM (Brücke Mitteleuropa)

Zunehmend hochsommerlich (Hoch INES), nach Norden hin aber weiterhin leicht
wechselhaft und weniger warm (Hoch- bzw. Brückenrandlage). An den Küsten heute
noch windig bis leicht stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC

Mittwoch… ist ein Potenzialtrog gerade dabei, Deutschland in Richtung Osten zu
verlassen. Dahinter fächert die auf West-Nordwest drehende Höhenströmung auf,
wobei sie ein recht uneinheitliches Bild an den Tag legt: über der Nordsee ein
flacher Rücken, über Frankreich ein KW-Trog. Allzu viel Bedeutung sollte man
dieser Tatsache aber nicht beimessen, bleibt doch die synoptisch-skalige Wirkung
vergleichsweise gering. Auch das gestern noch sehr prominent aufgestellte
Sturmtief NING (int. Floris) ist nicht mehr das, was es mal war. Das Tief hat
sich mittlerweile aufgefüllt auf rund 990 hPa und befindet sich heute Morgen am
östlichen Rand der Norwegischen See etwa zwischen Haltenbank und Lofoten,
Tendenz langsam nordwärts ziehend. Der gute NING hat uns eine frische Portion
subpolarer, stark abgetrockneter Meeresluft (mPs; T850 8 bis 4°C) beschert, die
im größten Teil des Landes unter Hochdruckeinfluss gelangt ist. Dabei hat es
vergangene Nacht vornehmlich in der Mitte und im Süden ganz schön abgekühlt,
lokal in Richtung 5°C. Das mutet schon frühherbstlich an, obwohl wir erst Anfang
August schreiben. Letztlich soll es aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir
unmittelbar vorm Comeback des Sommers stehen (also dem, was viele unter Sommer
verstehen).

Verantwortlich dafür zeichnet in hohem Maße eine „Dame“ namens INES, ihres
Zeichens wuchtiger, gen Mitteleuropa gerichteter Hochdruckkeil (über 1020, im
Süden heute Morgen sogar knapp über 1025 hPa), aus dem sich spätestens in der
kommenden Nacht eine eigenständige Parzelle löst. Wenn man so will handelt es
sich bei INES um den verlängerten Arm des allmächtigen Azorenhochs, der bei uns
nun eine Brückensituation hervorruft. Schon am heutigen Mittwoch bedeutet das
für die Mitte und den Süden Žne Menge Sonnenschein, auch wenn die Sache nicht
ganz lupenrein verläuft. Erstens bilden sich aus der labilen Grundschicht
(Absinkinversion bei rund 800 hPa) heraus tagesgangbedingte Quellungen. Und
zweitens ziehen von Frankreich her hohe Wolkenfelder vornehmlich in die
südlichen Landesteile, die ein Produkt des o.e. KW-Troges sind.

Im Norden verläuft der Tag wechselhafter, aber keinesfalls durchweg
unfreundlich, eben etwas anders. Hochrandlage halt, bei der in wechselnder
Bewölkung noch einzelne Schauer unterwegs sind. Nicht auszuschließen, dass es im
äußersten Nordosten später auch noch mal blitzt und donnert, was aber
keinesfalls sicher ist. Die Prognosesounding zeigen grenzwertige Profile mit
einer sich langsam bei etwa 750 hPa herauskristallisierenden Sperrschicht, die
zunächst aber noch überwindbar scheint, so dass eine schmale Labilitätsfläche
bis etwa -10°C heraufreichen könnte. Viel Gedöns und Konjunktiv um wenig Ertrag,
ein vereinzeltes kurzes Gewitter mit Böen 7-8 Bft sollte uns jedenfalls nicht
überraschen. Am Nachmittag nimmt die Schauer- und Gewitterneigung dann mehr und
mehr ab. Gleiches gilt für den anfangs noch flotten und stark böigen westlichen
Wind, der sich aus dem leidlichen Restgradienten zwischen NING und INES sowie
dem Tagesgang rekrutiert. Vor allem an der Ostsee bleibt er bis in die
Abendstunden sportlich unterwegs (Böen 7-8 Bft), während er an der Nordsee (dort
nur Böen 7 Bft) schon etwas eher Dampf rausnimmt.

Die Temperatur erreicht in Küstennähe rund 20°C, sonst 21 bis 25°C, im Süden
örtlich 26 oder gar 27°C.

In der Nacht zum Donnerstag bleibt uns die mäßige, leicht schlingernde
west-nordwestliche Höhenströmung erhalten, ohne dass daraus tiefgreifende
Konsequenzen erwachsen. Vielmehr gibt INES den Ton an, die nun beginnt, sich aus
dem Keil zu lösen, um ein Eigenleben zu führen. Am Ende resultiert daraus ein
verbreitet klarer bis gering bewölkter, teils auch wolkiger (hohe/mittelhohe
Wolkenfelder, an und über der See auch einige Cu- oder Sc-Wolken) Himmel, aus
dem in Sachen Niederschlag nichts zu ernten ist (vielleicht über der offenen See
ein, zwei Schauer). Mit 12 bis 6°C, in einigen Senken Süddeutschlands bis zu 4°C
wird es abermals eine frische und schaffreundliche Nacht. Einzig direkt an der
See (warmes Wasser) sowie in einigen Hochlagen Süd- und Südwestdeutschlands
(Absinken der Inversion) bleibt es etwas milder mit bis zu 16°C.

Donnerstag… beginnt die west-nordwestliche Höhenströmung ein leicht
antizyklonale Kontur anzunehmen, ohne dass dabei aber ein wirklicher Höhenrücken
herausspringt. Vielmehr bleibt die gesamte Strömungskonstellation genau wie die
Isothermen weitgehend zonal aufgestellt, was auch dadurch deutlich wird, dass
sich die Frontalzone vom Ostatlantik bis nach Benelux und zur Nordsee
vorarbeitet. Im Bodendruckfeld zieht es die nun eigenständige INES in Richtung
östliches Mittel-/nahes Osteuropa, was den Vorhersageraum unweigerlich auf ihre
warme Flanke in eine südliche bis südwestliche Strömung bringt. Hinzu kommt
weiteres Absinken, was T850 bis zum Abend auf rund 9°C in Küstennähe und etwa
17°C im äußersten Südwesten ansteigen lässt. Das könnte so gerade langen, um in
der sonnigen bis locker bewölkten Südhälfte (nur geringe Gewitterneigung am
östlichen Alpenrand) punktuell die 30°C anzukratzen oder gar knapp zu
überschreiten. Garantiert sind verbreitet 24 bis 29°C (Richtung Küste und
dänischer Grenze etwas weniger), auch wenn es im Norden mit dem Comeback des
Sommers nicht ganz so gut funktioniert wie weiter südlich. Die dort einfließende
Atlantikluft ist relativ feucht und bis etwa 700 hPa labil geschichtet, was
wechselnde Bewölkung zur Folge hat. Am Nachmittag dürften es sogar ein paar
schlappe Schauer von der Deutschen Bucht her bis nach SH und in nördliche NDS
schaffen. Der Wind spielt landesweit keine Rolle mehr.

In der Nacht zum Freitag weitet sich die Frontalzone nach Osten aus, so dass sie
am Morgen komplett über Norddeutschland verläuft. Ihr Impact hält sich aber sehr
in Grenzen, auch wenn von den Niederlanden und der Nordsee her ein
okkludierendes Frontensystem erst auf den Nordwesten und später auf die ganze
Nordhälfte übergreift. Absender ist ein mehrkerniges Tiefdrucksystem um Island
herum, das hauptsächlich damit beschäftigt ist, seine vielen Okklusionen zu
sortieren und einigermaßen im Zaum zu halten (siehe TKB+48h). Bei uns passiert
nicht allzu viel, wenn man mal davon absieht, dass sich Wolkenfelder ausbreiten,
aus denen hier und da ein paar Tropfen Regen fallen. In den meisten Regionen
bleibt es aber trocken und nach Süden hin (wo die abtrünnige INES noch immer
einen über die Alpen hinweg bis nach Südfrankreich exponierten Keil pflegt)
sogar gering bewölkt oder klar.

Nicht nur tagsüber wird es wärmer, auch die Nacht zum Freitag kühlt es nicht
mehr so stark ab wie die Nächte zuvor. Die Spanne erstreckt sich meist von 17
bis 9°C.

Freitag… schwächt sich die Frontalzone über Norddeutschland etwas ab
respektive nimmt eine leicht antizyklonale Kontur an. Die teilokkludierte
Kaltfront des o.e. Frontensystems kommt etwa bis zur Mitte voran, wo sie in
gradientschwachem Terrain (im Grunde handelt es sich um eine schwache
Tiefdruckrinne zwischen der nach Osten abgewanderten INES und einem weiteren
Hoch über dem Atlantik) versauert. Hebungsantriebe bleiben schwach und auch die
stabile Luftmasse trägt nicht unbedingt dazu bei, dass das Wetter aus den Fugen
gerät. Kurzum, in der Nordhälfte gestaltet sich der Freitag wechselhaft mit
durchziehenden Wolkenfeldern, aus denen bevorzugt im Westen und Nordwesten ein
paar Tropfen fallen. Zwischendrin darf aber auch mal mit einigen Sonnenfenstern
oder zumindest Auflockerungen gerechnet werden. Und es wird warm mit 23 bis
29°C, an der Nordsee etwas darunter.

Den weitaus meisten Sonnenschein gibt es im Süden, wo es z.T. nicht mal ein paar
Cirren oder Cu hum unters Firmament schaffen. Dort steigt die Temperatur auf
hochsommerliche 28 bis 33°C mit den höchsten Werten an Hoch- und Oberrhein.

Die Nacht zum Samstag bringt insgesamt wenig Änderung, abgesehen davon, dass es
dunkler und kühler wird. 18 bis 12°C stehen am frühen Morgen auf der Karte, im
Süden lokal sogar nahe 20°C. Dazu ist es wolkig bis klar, ganz im Norden
zeitweise stark bewölkt, aber weitgehend trocken.

Modellvergleich und -einschätzung

Es gibt keinen Anlass zur Klage. Die beschriebene Entwicklung fußt auf einem
robusten numerischen Fundament, dass nur wenige, eher unbedeutende Unschärfen
aufweist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann