#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 04.08.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.08.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
W z, Übergang zu B M
WIND/STURM:
Vorerst kaum warnrelevante Windböen. Ab dem Abend zunächst an und über der
Nordsee, in der Nacht zum Dienstag auch an der Ostsee auffrischender Wind, erst
aus Süd bis Südwest, später auf West drehend. Dabei Wind- und stürmische Böen
7-8 Bft (55 bis 75 km/h), exponiert (Helgoland, nordfriesische Küste) sowie auf
der freien Nordsee auch Sturmböen 9 Bft (um 80 km/h).
Darüber hinaus ab dem Abend auch auf dem Brockenplateau aufkommend Sturmböen Bft
9.
Am Dienstag im Nordwesten und Norden auffrischender Wind aus West bis Nordwest,
bis ins nahe Küstenbinnenland hinein mit stürmischen Böen Bft 8. Über der
offenen Nordsee, an der Nordfriesischen Küste, in exponieren Lagen an der Ostsee
und auf dem Brockenplateau Sturmböen Bft 9. In der Nacht zum Mittwoch vor allem
an der Ostseeküste noch andauernd. Auch am Mittwoch mit geringer werdender
Wahrscheinlichkeit an der Ostseeküste noch einzelne stürmische Böen um West.
GEWITTER/REGEN:
Am Dienstag im Nordwesten und zum Teil auch an der Ostsee kurze Gewitter, dabei
Gefahr von Sturmböen Bft 9. In den zentralen und östlichen Mittelgebirgen in
Staulagen mit geringer Wahrscheinlichkeit um 20 l/qm Regen innerhalb weniger
Stunde. Dort auch einzelne eingelagerte Gewitter nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… ist der bisher wetterbestimmende Höhentiefkomplex weitgehend
Geschichte. Vielmehr setzt sich die zunächst antizyklonal gekrümmte Frontalzone
wieder über Mitteleuropa durch. Darin eingelagert greift ein Schnellläufer in
unser Wettergeschehen ein. In entwicklungsgünstiger Lage zu einem nachfolgenden
Trog wird ein Tief nördlich an Irland vorbei und über Schottland hinweg in die
nördliche Nordsee gesteuert und entwickelt sich dabei zu einem Sturmtief.
Vorderseitige Warmluftadvektion und der hieraus resultierende Geopotentialgewinn
hält den von der Iberischen Halbinsel nach Mitteleuropa gerichteten Höhenrücken
am Leben. Durch diesen wird der von der Biskaya über Frankreich, den Alpenraum
und Süddeutschland nach Osten reichende Bodenhochkeil gestützt. Vielmehr kommt
sogar ein abgeschlossenes Bodenhoch über dem Alpenraum zustande. Daher sind
meist nur geringe Niederschläge zu erwarten. Da über Süddeutschland noch eine
nördliche Strömung bestehen bleibt, kommen staubedingt an den Alpen, aber auch
an den östlichen Mittelgebirgen ein paar Millimeter zusammen.
Im Süden abseits der Alpen sowie im Norden und Osten sind größere Wolkenlücken
vorstellbar. Ansonsten dominiert mehrschichtige Bewölkung, die hauptsächlich aus
Warmluftadvektion resultiert. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 19 bis 25
Grad.
In der Nacht zum Dienstag wird das o.g. Sturmtief unter weiterer leichter
Intensivierung bis hin zu einem Kerndruck etwas unterhalb von 980 hPa vor die
Südspitze Norwegens gesteuert. Bereits ab dem Abend erfasst die Warmfront dieses
Tiefs den Nordwesten und äußersten Westen Deutschlands, was dort skalige
Niederschläge aufkommen lässt. Mit Beginn der zweiten Nachthälfte folgt von der
Nordsee her die Kaltfront, die bis Dienstagfrüh etwa bis zu einer Linie
Luxemburg – Eichsfeld – Uckermark vordringt. Diese Front wird von
Kaltluftadvektion überlaufen und bringt daher nur wenige, in Staulagen um 10
Millimeter Niederschlag zustande. Aufgrund der stabilen Schichtung weisen diese
Niederschläge zunächst einen skaligen Charakter auf.
Interessanter ist dagegen die Windentwicklung. An der Südflanke des Sturmtiefs
legt der Gradient zu, so dass spätestens ab dem Abend der Wind an der Nordsee
mit Wind- und stürmischen Böen sowie Sturmböen über der offenen See aus Südwest
aufzufrischen beginnt. Ab der zweiten Nachthälfte wird auch an der Ostseeküste
der Wind mit Böen Bft 7 warnrelevant. An der Nordfriesischen Küste sowie auf
höheren Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge muss dann mit Sturmböen Bft 8/9
gerechnet werden.
Auch in den anderen Gebieten legt der Gradient etwas zu, ohne dass der Wind
jedoch Warnschwellen erreicht.
Dienstag… bildet sich das über Südnorwegen liegende Sturmtief zusehends in
höheren Troposphärenschichten ab und weist mit dem korrespondierenden Höhentief
eine nahezu senkrechte Achsenlage auf. Längst ist der Höhepunkt dieser
Entwicklung überschritten. Dennoch bleibt an der Südflanke dieses Tiefs ein
kräftiger Gradient bestehen, so dass stürmische Böen tagesgangsbedingt auch
etwas ins küstennahe Binnenland ausgreifen können. An und über der See sowie auf
höheren Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge besteht weiterhin Gefahr von
Sturmböen Bft 8/9. Im Norden und Nordwesten sowie im Lee der nördlichen und
westlichen Mittelgebirge wird der Wind tagsüber mit Böen Bft 7 warnrelevant. Ab
dem Abend flaut der Wind weitgehend ab. An der See und auf exponierten
Berggipfeln muss aber weiterhin mit Wind- und stürmischen Böen, an der Ostsee
auch mit Sturmböen Bft 9, gerechnet werden.
Im Tagesverlauf greift der von dem Höhentief über Südskandinavien ausgehende
Trog auf Deutschland über. Dieser aktiviert die über dem Mittelgebirgsraum
leicht schleifende Kaltfront, wodurch sich die frontalen Niederschläge
verstärken. In Staulagen können um 20 mm innerhalb von 6 bis 12 Stunden
zusammenkommen; Warnschwellen werden allenfalls kleinräumig in Staulagen
erreicht. Bis zum Abend nähert sich die Kaltfront den Alpen. Südlich der
Mittelgebirgsschwelle können auch einzelne eingelagerte Gewitter nicht ganz
ausgeschlossen werden.
Mit dem Übergreifen des Troges lebt im Nordwesten und im Küstenbereich die
Schauertätigkeit auf. In Nordseenähe sind auch kurze (Kaltluft)-Gewitter
möglich, die mit Böen bis Sturmstärke einhergehen können. Die Schichtung hierzu
ist hinreichend labil; immerhin erfolgt im 500 hPa-Niveau eine Abkühlung bis
unter -22 Grad. Auch werden vor allem an der Küste ein paar hundert J/kg MU-CAPE
generiert. Die Scherung ist vor allem niedertroposphärisch signifikant, was als
Indiz für organisiertere, möglicherweise sogar staffelartige Entwicklungen zu
sehen ist, die auch etwas ins nordwestliche und nördliche Binnenland ausgreifen
können.
Zwischen den Regionen, in denen der hereinschwenkende Trog für eine lebhafte
Konvektion sorgt und der nach Südosten abziehenden Kaltfront ergibt sich ein
größerer Bereich mit Absinken, das aus Kaltluftadvektion resultiert. Zudem
gelangt in diese Gebiete, die sich vom Westen Deutschlands über die Mitte hinweg
bis zur polnischen Grenze erstrecken, trockenere Luft, was die Bewölkung
vermehrt auflockern lässt. Gegenüber dem Vortag ändern sich die Temperaturen nur
unwesentlich.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der von dem Höhentief über Skandinavien
ausgehende Trog nach Polen. Nachfolgend stellt sich eine zunächst noch leicht
zyklonale nordwestliche Strömung ein, in welcher weiterhin kurzwellige, aber
relativ schwache Anteile nach Südosten ablaufen. Diese halten die Konvektion
unmittelbar an der See am Leben. Einsetzende Stabilisierung lässt zunächst an
der Nordsee, bis Mittwochfrüh auch an der Ostseeküste die Konvektion allmählich
abklingen, aber nicht komplett zur Ruhe kommen. Während es an der Nordsee dann
für Gewitter nicht mehr reichen sollte, muss dann zumindest an der
Vorpommerschen Ostseeküste noch mit gewittrigen Schauern gerechnet werden. Zudem
weht der Wind an der Küste noch recht lebhaft aus West bis Nordwest. Bis
Mitternacht sind an der gesamten Küste noch Wind- und stürmische Böen, an der
Ostsee exponiert auch Sturmböen Bft 9 zu erwarten. Bis Mittwochfrüh wird der
Wind an der Nordseeküste etwas schwächer, so dass nur noch in Nordfriesland
stürmische Böen auftreten und sonst Windböen Bft 7 zustande kommen. An der
Ostseeküste bleibt eine Windabnahme zunächst noch aus.
Die o.g. Kaltfront überquert im Laufe der Nacht zum Mittwoch die Alpen, wobei
sich in deren Nordstau die Niederschläge in der ersten Nachthälfte ähnlich wie
an den Nordrändern der Mittelgebirge noch einmal verstärken können,
wahrscheinlich ohne jedoch warnrelevant zu werden.
Im weitaus größten Teil Deutschlands erfolgt im Bereich eines Bodenhochkeils
Wetterberuhigung. Verbreitet klart es auf. Im Südwesten und im Süden sind die
Luftdruckgegensätze gering. Dort, wo es zuvor viel geregnet hatte, können sich
flache Nebelfelder bilden.
Ausgangs der Nacht setzt von Nordwesten her Warmluftadvektion ein, was dort
mehrschichtige Bewölkung aufziehen lässt. Abseits der Küste und der Alpen sollte
es jedoch weitgehend niederschlagsfrei bleiben.
Mittwoch… liegt Deutschland noch unter einer stark aufgefächerten und leicht
mäandrierenden Frontalzone. Ein breiter, sich Westeuropa nähernder Höhenrücken
stützt eine Hochbrücke, die sich vom Azorenraum über die Bretagne hinweg bis
nach Süddeutschland erstreckt. Schwache Kaltluftadvektion bewirkt eine weitere
Kräftigung dieser Brücke und deren Ausweitung nach Osteuropa. In deren Bereich
erfolgt Absinken, wodurch sich längere sonnige Abschnitte einstellen.
Bedingt durch die Nähe zur Frontalzone ist der Norden und Nordosten Deutschlands
noch leicht zyklonal geprägt. Der Westwind frischt tagesgangsbedingt bis ins
nördliche Binnenland hinein wieder mit Windböen Bft 7 auf, an der Ostseeküste
muss auch noch mit stürmischen Böen Bft 8 gerechnet werden. Dort ist die
Schichtung auch noch leicht labil, so dass einzelne kurze Gewitter nicht
auszuschließen sind. An der Nordsee sollte es jedoch nicht mehr für Gewitter
reichen.
Am Nachmittag bewegen sich die Temperaturen zwischen 19 und 25 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag greift der Höhenrücken auf Westeuropa über. Ein
nachfolgender schwacher Trog lässt über dem nahen Ostatlantik Druckfall
aufkommen, so dass die Hochbrücke dort aufgeweicht wird. Über Mitteleuropa hält
sich jedoch antizyklonaler Einfluss. Die Niederschlagstätigkeit kommt sowohl an
den Küsten als auch am Alpenrand vollends zum Erliegen.
Vielfach klart es auf, aber im Nordwesten Deutschlands macht sich bereits wieder
ein Wolkenaufzug bemerkbar, der aus Warmluftadvektion resultiert. Im Süden
Deutschlands sind die Luftdruckgegensätze am geringsten. Daher können sich dort,
wo es zuvor viel geregnet hatte, flache Nebelfelder bilden.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
finden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann