#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 03.08.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.08.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
W z, Übergang zu B M
GEWITTER:
Heute im Südosten erneut Gewitter, dabei Gefahr von Starkregen um 20 mm in
kurzer Zeit und um 30 mm innerhalb weniger Stunden. In der Nacht zum Montag
alsbald abklingend. Dann in Nordseenähe einzelne kurze Gewitter, dabei Gefahr
von Sturmböen. Dann erst wieder im Laufe des Dienstags in Nordwesten und ganz im
Norden einzelne, an der See wiederholt kurze Gewitter mit Sturmböen.
STURMBÖEN:
Heute an der Nordfriesischen Küste einzelne stürmische Böen Bft 8, in der Nacht
zum Montag andauernd. Danach ab Montagabend erneut auffrischender Wind, an der
Nordfriesischen Küste mit stürmischen Böen. In der Nacht zum Dienstag zunehmend
und auf West drehend, in Nordfriesland und über der offenen Nordsee Gefahr von
Sturmböen, dann auch an einigen Abschnitten der Ostseeküste stürmische Böen und
exponiert Sturmböen Bft 9. Dienstag tagsüber stürmische Böen etwas ins
küstennahe Binnenland ausgreifend. Zudem auf höheren Berggipfeln der nördlichen
Mittelgebirge Sturmböen. Wind in der Nacht zum Mittwoch abflauend, nur noch in
Nordfriesland stürmische Böen. An der Ostsee weiterhin Sturmböen Bft 8/9.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Sonntag… liegt Deutschland unter einem Trog, der sich von Mittelskandinavien
über den zentralen Alpenraum hinweg bis ins westliche Mittelmeer erstreckt. In
diesen Trog sind Höhentiefs eingelagert. Eines dieser Tiefs liegt über dem
Kattegat und verlagert sich nordwärts und wird nachfolgend von einem weiteren,
sich in der Frontalzone näherndem Trog integriert. Ein weiteres Höhentief ist
über der nördlichen Adria zu finden. Während der Trog nur unwesentlich nach
Osten vorankommt, entfernen sich beide Höhentiefzentren voneinander und ziehen
diesen Trog in die Länge. In die schwache Stelle zwischen beiden Höhentiefkernen
stößt von Nordwesten ein flacher Höhenrücken herein. Durch diesen wird ein
Bodenhochkeil gestützt, der sich, von einem Bodenhoch westlich der Biskaya
ausgehend, über Frankreich und Süddeutschland nach Osten erstreckt und sich bis
zu den Beskiden ausweitet.
Mit diesem Zwischenhochkeil setzt sich nahezu landesweit stabilere Luft durch,
so dass es, abgesehen von geringen Niederschlägen, weitgehend trocken bleibt.
Diese Niederschläge resultieren aus Warmluftadvektion, wodurch auch
mehrschichtige Bewölkung dominieren dürfte.
Eine Ausnahme ist noch der Südosten Deutschlands, etwa von den Alpen bis zum
Bayerischen Wald. Dort hält sich noch leicht labile Luft, auch werden ein paar
hundert J/kg MU-CAPE generiert, aber durch Entrainmentprozesse ist die Luftmasse
bereits etwas trockenerer als bisher, so dass der Flüssigwassergehalt kaum noch
25 mm erreicht. Für Gewitter mit Starkregen bis 20 mm innerhalb kurzer Zeit und
vor allem im Nordstau am östlichen Alpenrand bis um 30 mm innerhalb weniger
Stunden kann es in diesen Gebieten nochmals reichen, Unwetter kommen nicht mehr
zustande. Die Tagesshöchsttemperaturen erreichen 17 bis 22 Grad.
In der Nacht zum Montag hält sich im Osten Deutschlands der von dem nördlicheren
Höhentiefkern ausgehende Trog. Dieser wird durch einen kurzwelligen, nach
Süd-Südost ablaufenden Anteil genährt. Dieser Trog zeichnet sich auch im
Bodendruckfeld ab. Ein darin eingelagertes, mittlerweile okkludiertes
Frontensystem lässt von Nordwesten her wieder vermehrt Niederschläge aufkommen,
die rasch auf die Mitte und den Osten Deutschlands übergreifen, ohne dass jedoch
Warnschwellen erreicht werden. Bedingt durch die Nähe zu dem nach Südosten
ablaufenden Kurzwellentrog sind die Niederschläge in Nordseenähe konvektiv
durchsetzt; auch einzelne eingelagerte Gewitter sind nicht auszuschließen.
Scherung, die vor allem niedertroposphärisch signifikante Werte annimmt, ist als
Indiz für etwas mehr Organisation der Konvektion zu sehen. Zudem liegt dort das
Kondensationsniveau auch deutlich unterhalb von 1000 m. Entsprechende
Entwicklungen sollten auf den Nordseeküstenbereich beschränkt bleiben. Aber auch
abseits von Schauern und Gewittern frischt an der Nordsee der Wind auf, dreht
von Südwest mit Frontpassage auf Nordwest und wird mit Böen Bft 7, in
exponierten Lagen auch stürmischen Böen, warnrelevant.
In den anderen Gebieten ist die Schichtung für konvektive Umlagerungen zu
stabil. Weiter nach Süden hin kommen ohnehin nur geringe Niederschläge zustande.
Dort kann es gebietsweise auch aufklaren, wobei aufgrund des noch vorhandenen
Gradienten kaum Nebel bilden sollte.
Montag… greift ein Schnellläufer in unser Wettergeschehen ein. In
entwicklungsgünstiger Lage zu einem nachfolgenden Trog wird ein Tief nördlich an
Irland vorbei und über Schottland hinweg in die nördliche Nordsee gesteuert und
entwickelt sich dabei zu einem Sturmtief. Vorderseitige kräftige
Warmluftadvektion und der hieraus resultierende Geopotentialgewinn hält den von
der Iberischen Halbinsel nach Mitteleuropa gerichteten Höhenkeil am Leben. Durch
diesen Keil wird der von der Biskaya über Frankreich, den Alpenraum und
Süddeutschland nach Osten reichende Bodenhochkeil gestützt. Vielmehr kommt sogar
ein abgeschlossenes Bodenhoch über dem Alpenraum zustande. Daher sind meist nur
geringe Niederschläge zu erwarten. Da über Süddeutschland noch eine nördliche
Strömung bestehen bleibt, kommen staubedingt an den Alpen, aber auch an den
östlichen Mittelgebirgen ein paar Millimeter zusammen.
Im Süden abseits der Alpen sowie im Osten sind größere Wolkenlücken vorstellbar.
Ansonsten dominiert mehrschichtige Bewölkung, die hauptsächlich aus
Warmluftadvektion resultiert. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 19 bis 25
Grad.
In der Nacht zum Dienstag wird das o.g. Sturmtief unter weiterer leichter
Intensivierung bis hin zu einem Kerndruck etwas unterhalb von 980 hPa zur
Südspitze Norwegens gesteuert. Bereits ab dem Abend erfasst die Warmfront dieses
Tiefs den Nordwesten und äußersten Westen Deutschlands, was dort skalige
Niederschläge aufkommen lässt. Mit Beginn der zweiten Nachthälfte folgt von der
Nordsee her die Kaltfront, die bis Dienstagfrüh etwa bis zu einer Linie Saarland
- Eichsfeld – Oderbruch vordringt. Diese Front wird von Kaltluftadvektion
überlaufen und bringt daher nur wenige, in Staulagen um 10 Millimeter
Niederschlag zustande.
Interessanter ist dagegen die Windentwicklung. An der Südflanke des Sturmtiefs
legt der Gradient zu, so dass spätestens ab dem Abend der Wind an der Nordsee
mit Wind- und stürmischen Böen sowie Sturmböen über der offenen See aus Südwest
aufzufrischen beginnt. Ab der zweiten Nachthälfte wird auch an der Ostseeküste
der Wind mit Böen Bft 7/8 warnrelevant. An der Nordfriesischen Küste sowie auf
höheren Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge muss dann mit Sturmböen Bft 8/9
gerechnet werden.
Auch in den anderen Gebieten legt der Gradient etwas zu, ohne dass der Wind
jedoch Warnschwellen erreicht.
Dienstag… bildet sich das über Südnorwegen liegende Sturmtief zusehends in
mittleren und höheren Troposphärenschichten ab und weist mit dem
korrespondierenden Höhentief eine nahezu senkrechte Achsenlage auf. Längst ist
der Höhepunkt dieser Entwicklung überschritten. Dennoch bleibt an der Südflanke
dieses Tiefs ein kräftiger Gradient bestehen, so dass stürmische Böen
tagesgangsbedingt auch etwas ins küstennahe Binnenland ausgreifen können. An und
über der See sowie auf höheren Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge besteht
weiterhin Gefahr von Sturmböen Bft 8/9. Im Norden und Nordwesten sowie im Lee
der nördlichen und westlichen Mittelgebirge wird der Wind tagsüber mit Böen Bft
7 warnrelevant. Ab dem Abend flaut der Wind weitgehend ab. An der See und auf
exponierten Berggipfeln muss aber weiterhin mit Wind- und stürmischen Böen, an
der Ostsee auch mit Sturmböen Bft 9, gerechnet werden.
Im Tagesverlauf greift der von dem Höhentief über Südskandinavien ausgehende
Trog auf Deutschland über. Dieser aktiviert die über dem Mittelgebirgsraum
leicht schleifende Kaltfront, wodurch sich die frontalen Niederschläge
verstärken. In Staulagen können immerhin um 20 mm innerhalb von 6 bis 12 Stunden
zusammenkommen; Warnschwellen werden allenfalls kleinräumig in Staulagen
erreicht. Bis zum Abend nähert sich die Kaltfront den Alpen.
Mit dem Übergreifen des Troges lebt im Nordwesten und im Küstenbereich die
Schauertätigkeit auf. In Nordseenähe sind auch kurze (Kaltluft)-Gewitter
möglich, die mit Böen bis Sturmstärke einhergehen können. Die Schichtung hierzu
ist hinreichend labil; immerhin erfolgt im 500 hPa-Niveau eine Abkühlung bis
unter -22 Grad. Auch werden vor allem an der Küste ein paar hundert J/kg MU-CAPE
generiert. Die Scherung ist vor allem niedertroposphärisch signifikant, was als
Indiz für organisiertere, möglicherweise sogar staffelartige Entwicklungen zu
sehen ist, die auch etwas ins nordwestliche und nördliche Binnenland ausgreifen
können.
Zwischen den Regionen, in denen der hereinschwenkende Trog für eine lebhafte
Konvektion sorgt und der nach Südosten abziehenden Kaltfront ergibt sich ein
größerer Bereich mit Absinken, das aus Kaltluftadvektion resultiert. Zudem
gelangt in diese Gebiete, die sich vom Westen Deutschlands über die Mitte hinweg
bis zur polnischen Grenze erstrecken, trockenere Luft, was die Bewölkung
vermehrt auflockern lässt. Gegenüber dem Vortag ändern sich die Temperaturen nur
unwesentlich.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der von dem Höhentief über Skandinavien
ausgehende Trog nach Polen. Nachfolgend stellt sich eine zunächst noch leicht
zyklonale nordwestliche Strömung ein, in welcher weiterhin kurzwellige, aber
relativ schwache Anteile nach Südosten ablaufen. Diese halten die Konvektion
unmittelbar an der See am Leben. Einsetzende Stabilisierung lässt zunächst an
der Nordsee, bis Mittwochfrüh auch an der Ostseeküste die Konvektion allmählich
abklingen, aber nicht komplett zur Ruhe kommen. Zudem weht der Wind an der Küste
noch recht lebhaft aus West bis Nordwest. Bis Mitternacht sind an der gesamten
Küste noch Wind- und stürmische Böen, an der Ostsee exponiert auch Sturmböen Bft
9 zu erwarten. Bis Mittwochfrüh wird der Wind an der Nordseeküste etwas
schwächer, so dass nur noch in Nordfriesland stürmische Böen auftreten und sonst
Windböen Bft 7 zustande kommen. An der Ostseeküste bleibt eine Windabnahme
zunächst noch aus.
Die o.g. Kaltfront überquert im Laufe der Nacht zum Mittwoch die Alpen, wobei
sich in deren Nordstau die Niederschläge ähnlich wie an den Nordrändern der
Mittelgebirge noch einmal verstärken können, wahrscheinlich ohne jedoch
warnrelevant zu werden.
Im weitaus größten Teil Deutschlands erfolgt im Bereich eines Bodenhochkeils
Wetterberuhigung. Verbreitet klart es auf. Im Südwesten und im Süden sind die
Luftdruckgegensätze gering. Dort, wo es zuvor viel geregnet hatte, können sich
flache Nebelfelder bilden.
Ausgangs der Nacht setzt von Nordwesten her Warmluftadvektion ein, was dort
mehrschichtige Bewölkung aufziehen lässt. Abseits der Küste und der Alpen sollte
es jedoch weitgehend niederschlagsfrei bleiben.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Alle Modelle zeigen nunmehr den Höhepunkt der Entwicklung des o.g.
Sturmtiefs in der Nacht zum Dienstag und einen Kerndruck um 980 hPa.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann