#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 30.07.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.07.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM
Unbeständig und mäßig warm. Heute bis in die kommende Nacht vor allem in
Schleswig-Holstein teils konvektiv durchsetzter Dauer- bzw. Starkregen,
vereinzelt gewittrig, Unwetter möglich. Dazu windig mit Böen Bft 8, exponiert 9
an der Nordsee.
Auch im Südosten vereinzelte markante Gewitter (Bft 8, Starkregen).
Donnerstag und Freitag weitere Schauer und Gewitter, vor allem durch
Mehrfachtreffer örtlich Starkregen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… hat sich über Mitteleuropa ein umfangreiches Höhentief eingenistet,
das mittlerweile bis nach Osteuropa reicht und auch weite Teile des zentralen
Mittelmeerraumes erfasst hat. Mehr oder weniger „gefangen“ zwischen Höhenrücken
über dem nahen Ostatlantik bzw. GB und über Nordwestrussland und da eine flache
Potenzialbrücke über der Norwegischen See verhindert, dass ein Höhentrog bei
Island Zugriff erlangt, erweist es sich während des gesamten Kurzfristzeitraumes
als quasistationär und dreht mit seinem Kern über der westlichen Ostsee seine
Kreise. Somit bleibt der Vorhersagebereich bis auf Weiteres im Zustrom maritim
erwärmter und recht feuchter Polarluft.
Das korrespondierende Bodentief („KARLHEINZ“) hat sich in der vergangenen Nacht
vom Oslo-Fjord auf den Weg nach Süden gemacht und zieht zunächst bis zur
Kimbrischen Halbinsel, ehe es nach Osten abbiegt und sich in der kommenden Nacht
nahezu achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefs befindet. Es zeigt zunächst kaum
Auffülltendenzen. An dessen Südflanke hat sich eine klassische Gegenstromlage
eingestellt, die zu markanten, teils konvektiv durchsetzten Aufgleitprozessen
führt, zumal eine ehemals subtropische Luftmasse aus Südosteuropa darin
involviert ist. Die Luftmasse ist oberhalb der stabilen Grundschicht
hochreichende labil geschichtet, dabei stehen vor allem über Dänemark, aber auch
über Teilen von Schleswig-Holstein teilweise mehr als 500 J/kg MU-Cape zur
Verfügung. Bereits in der vergangenen Nacht hat es über dem Westen Dänemarks und
über der benachbarten Nordsee zahlreiche Entladungen gegeben, mittlerweile hat
sich die Gewitteraktivität tagesganggemäß etwas beruhigt.
Dennoch haben die schauerartigen, teils ergiebigen Regenfälle inzwischen auch
Nordfriesland erfasst und kommen im Tagesverlauf ost- und südwärts voran. Nach
wie vor kann es einzelne Gewitter geben und die Regenfälle fallen in der Regen
schauerartig verstärkt mit Mengen teils über 30 l/qm in mehreren Stunden, vor
allem im Norden von Schleswig- Holstein auch mit unwetterartigen Mengen um 40
l/qm. Für diese Regionen wurde bereits eine Unwetterwarnung ausgegeben, die bis
in die kommende Nacht gültig ist, wenngleich die Niederschläge dort am
Nachmittag/Abend zumindest allmählich nachlassen. Kleinräumig ist auch weiter
südlich vorübergehend unwetterartiger Starkregen nicht ausgeschlossen.
Bis zum Abend erfassen die schauerartigen Regenfälle dann noch den Süden
Schleswig-Holsteins, das nördliche Niedersachsen, den Hamburger Raum und
Westmecklenburg. Im Vorfeld kann es dort bis in die Norddeutsche Tiefebene in
leidlich labil geschichteter Luftmasse (maximal wenige 100 J/kg Cape, PPWs unter
bzw. um 25 mm) bereits einzelne Schauer und Gewitter geben, meist mit Böen Bft 7
als Begleiterscheinung, einzelne Böen Bft 8 sowie Starkregen um 15 l/qm nicht
ganz ausgeschlossen.
Der Wind an der Südflanke des Tiefs hat bereits ordentlich zugelegt, im
Nordseeumfeld gibt es verbreitet steife Böen aus Nordwest, an der Ostsee Bft 5
bis 7 aus Südwest. Er legt vor allem im Nordseeumfeld noch ein wenig zu, entlang
der Westküste von Schleswig-Holstein kann es dann auch stürmische Böen,
exponiert Sturmböen geben.
In der Südosthälfte beginnt der Tag ebenfalls vielerorts trüb bedeckt mit
schauerartigen Regenfällen (südlich der Donau ist es anfangs noch trocken, an
den Alpen beginnt der Tag sogar recht freundlich), die im Tagesverlauf
südostwärts vorankommen und am frühen Nachmittag auch die Alpen erfassen.
Verantwortlich dafür ist ein Randtrog an der Südflanke des Höhentiefs, der die
Südhälfte im Tagesverlauf ostwärts passiert und durch PVA vorderseitig Hebung
generiert. Bei Mehrfachtreffern bzw. in schauerartigen Verstärkungen kann dabei
kleinräumig das Kriterium für Starkregen mehrstündig (mehr als 20 l/qm) gerissen
werden, am ehesten dürfte das am Vormittag im Vogtland, am Nachmittag dann eher
Richtung Bayerwald der Fall sein. Auch kurze Gewitter sind möglich, vor allem
nach Abzug des schauerartigen Regens, wenn die Wolken örtlich auflockern und
etwas Cape generiert werden kann. Die PPWs liegen um 25 mm, eher darunter, so
dass Starkregen eher selten bzw. lediglich bei Mehrfachtreffern auftritt.
In einem breiten Streifen zwischen den Niederschlägen im Norden und im Süden
herrscht dagegen kompensatorisch schwaches Absinken. Aktuell ist es dort (etwa
NRW bis Brandenburg) teilweise sogar wolkenlos. Im Tagesverlauf bilden sich
natürlich auch dort mit der Einstrahlung Quellwolken, allerdings reicht es wohl
nur für vereinzelte Schauer mit einer geringen Gewitterwahrscheinlichkeit.
Insgesamt kommt dieser Streifen etwas nach Süden voran und erfasst im
Tagesverlauf auch Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen. Vor allem an der Grenze
zu Polen scheint länger die Sonne.
In diesem breiten Streifen sind auch die Höchstwerte heute zu erwarten; bei etwa
8 Grad in 850 hPa liegen diese dort zwischen 20 und 24 Grad. In den bewölkten
bzw. bedeckten Regionen reicht es dagegen lediglich für 16 bis 21 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag nistet sich auch das Bodentief über der westlichen
Ostsee ein, wobei das Starkwindfeld an dessen Südflanke etwas nach Süden
gedrückt wird, so dass der Wind an der Westküste Schleswig-Holsteins allmählich
nachlässt. Auf den Ostfriesischen Inseln gibt es dagegen nun häufiger neben
steifen auch stürmische Böen aus Nordwest.
Die konvektiv durchsetzten Regenfälle an der Südflanke des Tiefs werden weiter
nach Süden gedrückt, wobei an der Südwestflanke des Höhentiefs die
WLA-induzierte Hebung vorübergehend durch PVA innerhalb der diffluenten
Höhenströmung gestützt bzw. verstärkt wird. Davon betroffen dürften in erster
Linie der Süden von Schleswig-Holstein, der Norden von Niedersachsen und
eventuell auch der Hamburger Raum sein, wo die Modelle recht unisono deutliche
Signale für mindestens markanten mehrstündigen Starkregen geben, teils auch noch
mit Gewittern durchsetzt. I-D2-EPS hat durchaus auch nicht allzu geringe
Wahrscheinlichkeiten für Unwetter-Starkregen auf der Agenda, am ehesten im
Bereich der Elbe sowie im südwestlichen Schleswig-Holstein (Wacken nicht
ausgeschlossen).
Weiter südlich, vor allem auch im Südosten, stellt sich eine gewisse
Wetterberuhigung ein, lediglich an den Alpen sowie in den ostbayerischen
Mittelgebirgen kann es noch zeitweise leicht regnen. Mit der zunehmend
diffluenten Höhenströmung beginnen aber im Laufe der Nacht über dem Westen und
den mittleren Landesteilen bereits im Laufe der zweiten Nachthälfte vermehrt
dynamische Hebungsprozesse wirksam zu werden. Die Folge sind gebietsweise
auftretende schauerartigen Regenfälle, für Gewitter bzw. Starkregen reicht es
aber nicht.
Im Norden und Osten Schleswig-Holsteins klingen die Regenfälle dagegen weiter ab
und es bleibt dort vielerorts trocken.
Dort und in der Mitte bzw. im Süden lockern die Wolken gebietsweise auch mal
stärker auf, dann kann sich örtlich Nebel bilden. Die Minima liegen zwischen 15
und 10 Grad; an der Nordsee örtlich darüber, in einigen Senken und Tälern bei
geringer Bewölkung knapp darunter.
Donnerstag… stellt sich an der Südflanke des Höhentiefs über dem
Vorhersagegebiet eine relativ glatte westnordwestliche Höhenströmung ein,
innerhalb derer eingebettete kurzwellige Troganteile immer wieder dynamischen
Hebungsinput aufgrund von PVA liefern, eine klassische Troglage also.
Das nahezu ortsfeste Bodentief verliert allmählich an Kontur, so dass der
Gradient an dessen Südflanke zwar weiter auffächert, tagesgangbedingt frischt
der Wind aber nun auch im Binnenland böig auf. Außerhalb von Schauern und
Gewittern reicht es allerdings kaum mehr für warnrelevante Böen Bft 7, lediglich
in einigen Kamm- und Gipfellagen (Brocken: Bft 8 bis 9).
Die Gegenstromlage an der Südflanke des Tiefs kommt zum Erliegen, so dass die
schauerartigen Niederschläge dort, also rund um die Elbe, bereits in der Früh
rasch an Intensität verlieren. Mittags und am Nachmittag lebt dann die Schauer-
und Gewittertätigkeit vor allem an der Ostsee wieder deutlich auf, zumal sich
dort wohl auch ein schwach konvergentes Windfeld inklusive
Feuchteflusskonvergenz einstellt. Im Osten von Schleswig-Holstein zeigt I-D2
somit auch recht hohe Wahrscheinlichkeiten für markanten mehrstündigen
Starkregen, das Unwetterpotenzial ist aber nur noch sehr gering.
Auch sonst ziehen von West nach Ost immer wieder Schauer und auch kurze Gewitter
durch, eigentlich fast schon landesweit, außen vor am ehesten noch der äußerste
Südwesten, die Region zwischen Main und Donau sowie die Lausitz. Dort reicht es
nur für vereinzelte Schauer bzw. kurze Gewitter, teilweise bleibt es dort
trocken und zeitweise kommt die Sonne durch.
Ansonsten gibt es aber häufig Schauer und bei generierter Cape von gebietsweise
mehreren 100 J/kg auch kurze Gewitter. Diese zeichnen sich durch eine nicht
allzu geringe Zuggeschwindigkeit aus, so dass Starkregen trotzt PPWs um bzw.
knapp über 25 mm wohl lediglich bei Mehrfachtreffern Thema ist, am ehesten wohl
im Westen. Ansonsten treten als Begleiterscheinung der Gewitter am ehesten Böen
Bft 7, vereinzelt 8 und vielleicht mal etwas kleinkörniger Hagel auf.
Vor allem im Südwesten kann sich die Luftmasse im Einflussbereich eines
schwachen Azorenhochkeiles etwas erwärmen, in 850 hPa werden dort 10 bis 11,
sonst meist 7 bis 9 Grad erreicht. Insgesamt ändert sich an den Höchstwerten
gegenüber dem Vortag nur wenig, vielleicht reicht es im südlichen
Oberrheingraben knapp für einen Sommertag, sonst werden 18 bis 23 Grad erreicht.
In der Nacht zum Freitag verlagern sich Boden- und Höhentief geringfügig nach
Osten. Gleichzeitig greift an der Südwestflanke des Höhentiefs ein in die
westliche Höhenströmung eingebetteter markanter Randtrog von Benelux bzw.
Nordostfrankreich auf Westdeutschland über.
Somit ist nachts kaum eine Wetterberuhigung zu erwarten. Lediglich in der
Norddeutschen Tiefebene, später auch in der Osthälfte sowie südlich der Donau
bleibt es im Laufe der Nacht vielerorts trocken.
Hotspot der schauerartigen Regenfälle bleiben aber nach wie vor einerseits der
Osten von Schleswig-Holstein sowie Vorpommern (später eher nur noch die
Ostseeküste), andererseits aber vor allem auch noch die Elbmündung landeinwärts
bis in den Hamburger Raum reichend. Vereinzelt können dort auch kurze Gewitter
auftreten, örtlich ist (mehrstündiger) Starkregen möglich. In der zweiten
Nachthälfte klingen die Niederschläge dort aber ab.
Mit Annäherung des Randtroges ziehen aber bereits in der ersten Nachthälfte
schauerartige Regenfälle im Westen auf und kommen morgens bis nach
Baden-Württemberg, Franken und zu den zentralen Mittelgebirgen inklusive
Rheinland-Pfalz, Süd- und Mittelhessen voran. Auch darin können einige Gewitter
eingelagert sein, für Starkregen reicht es aber kaum.
Die Minima liegen meist zwischen 16 und 11 Grad.
Freitag… dreht das Höhentief, teil- bzw. zeitweise auch als Dipol, nach wie
vor über der westlichen Ostsee bzw. Südschweden seine Kreise. Der zunehmend an
Kontur verlierende Randtrog an dessen Südflanke kommt über Süddeutschland rasch
ostwärts voran, ein weiterer erreicht am Abend den Nordwesten Frankreichs. Auf
dessen Vorderseite dreht die Höhenströmung über Süddeutschland auf Westsüdwest
und es kann eine etwas feuchtere bzw. auch instabiler geschichtete Luftmasse
dorthin advehiert werden.
Die schauerartigen Regenfälle aus der Nacht verlagern sich am Vormittag über den
Norden und Osten Bayerns, vielleicht noch über Thüringen und Sachsen hinweg
rasch ostwärts, danach stellt sich kurzzeitig eine gewisse Wetterberuhigung ein.
Auch im Ostseeumfeld klingen die Regenfälle bzw. Schauer ab.
In potenziell instabiler Schichtung lebt aber von Westen her alsbald die
Schauertätigkeit mit dem Tagesgang wieder auf, einerseits im Norden und Westen,
wo bei mehreren 100 J/kg Cape und PPWs um 25 mm zwar auch kurze Gewitter dabei
sein können, die aber nur selten (vor allem bei Mehrfachtreffen) markanten
Warnkriterien genügen.
Andererseits aber vor allem vom Südwesten bis in die Mitte und später auch im
Südosten. Mit der dorthin advehierten etwas instabileren Luftmasse können
gebietsweise deutlich mehr als 500 J/kg, bei einem vorübergehend größeren
Sonnenfenster eventuell nahe 1000 J/kg Cape generiert werden bei PPWs über 25
mm. Dort kann es im Tagesverlauf durchaus auch kräftigere Gewitter geben, am
ehesten in Bayern kann am Nachmittag/Abend auch Unwetter, vor allem aufgrund von
Starkregen, eventuell – bei frischen Entwicklungen – auch wegen Hagels nicht
ausgeschlossen werden. Insgesamt neigen die Zellen aber bei nur wenig
hochreichender Scherung recht rasch zu verclustern, so dass Starkregen –
eventuell auch mehrstündig – im Fokus steht.
Am geringsten fällt die Schauertätigkeit nach Osten zu aus, auch im Westen
deutet sich später eine gewisse Wetterberuhigung an, wobei das im Detail noch
sehr unsicher ist. Der Wind frischt zwar auch außerhalb der Schauer und Gewitter
böig auf, im Nordwesten aus Nordwest, sonst aus West bis Südwest, ist aber nicht
warnrelevant.
Die Höchstwerte liegen erneut meist zwischen 18 und 23 Grad, in der Lausitz und
i9m Süden Bayerns auch etwas darüber.
In der Nacht zum Samstag kann sich an der Westflanke des Höhentiefs im Lee des
Norwegischen Küstengebirges erneut ein kleinräumiges, aber recht kräftiges
Bodentief etablieren, dessen genaue Zugbahn noch unklar ist, was Auswirkungen
auf die Wind- und Niederschlagsprognosen hat. Im „worst case“ Szenario könnte
vor allem die Nordseeküste in das Sturmfeld des Tiefs geraten, so dass es dort
Sturmböen aus Nordwest gibt.
Ansonsten treten vor allem im Westen und Süden weitere Schauer auf, die
Wahrscheinlichkeiten für Gewitter bzw. Starkregen nehmen generell aber ab. Ob es
an der Südflanke des Bodentiefs in Nordfriesland wieder kräftiger regnet, ist
ebenfalls unklar.
In der Mitte und in der Osthälfte deutet sich aber nach Lesart aller
vorliegenden Modelle eine gewisse Wetterberuhigung an; dort bleibt es vielerorts
sogar trocken. An den Minima ändert sich nur wenig gegenüber den Vornächten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle fahren einen recht einheitlichen Kurs, zumindest bis einschließlich
Freitag. Differenzen gibt es naturgemäß, die räumliche Verteilung und Intensität
der konvektiven Niederschläge betreffend. Das gilt in erster Linie für die
kommende Nacht rund um die Elbmündung bzw. im südlichen Schleswig-Holstein.
Aufgrund der Unsicherheiten wird dort die Dauerregenwarnung erst einmal
erweitert und eventuell bei Bedarf im Laufe der Nacht mit Unwetter-Starkregen
aufgesattelt.
Auch die Lage des Bodentiefs in der Nacht zum Samstag ist noch unklar. Näheres
dazu im Text.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff