#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 29.07.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.07.2025 um 10.30 UTC
Wechselhaft mit wiederholtem, mindestens lokal kräftigem Regen. Mäßig-warm.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.08.2025
Insgesamt dominiert über den gesamten Mittelfristzeitraum Troggeschehen über
Mitteleuropa. Dabei werden korrespondierende Bodentiefs zeitweise vor allem über
den nördlichen Landesteilen simuliert, im Detail aber sehr unterschiedlich in
Ausprägung, Timing und Position. Der Süden/Südwesten wird eventuell zeitweise
vom Azorenhochkeil beeinflusst, aber auch das dürfte aufgrund des meist
dominanten Langwellentroges und potentieller Kurzwellentröge nicht zu
störungsfreiem Wetter führen. Insgesamt dominiert also wechselhaftes, eher
niederschlagsreiches Wetter. Stabile Aussagen über Niederschlagsschwerpunkte
sind insgesamt schwierig.
Relativ sicher ist hingegen, dass sich temperaturtechnisch wenig tut. Bei 850
hPa-Temperaturen meist zwischen 7 und 12 Grad und begrenzten Sonnenanteilen
bleibt es meist „nur“ mäßig warm. Sommerliche Temperaturen über 25 Grad sind je
nach Sonnenanteilen im Laufe der kommenden Woche mal möglich, zum Ende der
Mittelfrist bzw. zum Übergang in die erweiterte Mittelfrist deuten sich
zumindest im Süden mal 850 hPa-Temperaturen nahe 15 Grad an. Sommertage
(Höchstwerte über 25 Grad) machen sich aber voraussichtlich weiterhin rar.
Es folgt ein Versuch der detaillierteren Beschreibung des Wetterablaufs – im
Bewusstsein, dass diese Aussagen unter Umständen nur ein relativ kurzes
Haltbarkeitsdatum aufweisen:
Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Europa unter einem umfangreichen
Langwellentrog. Das Höhentief erstreckt sich dipolartig von der Nordsee über
Dänemark zur südlichen Ostsee. Das korrespondierende Bodentief samt okkludierter
Front befindet sich über Südskandinavien/Dänemark und führt insbesondere im
Norden zu schauerartigen Niederschlägen. Im Rest des Landes treten unter
Trogeinfluss ebenfalls wiederholt Schauer und auch Gewitter auf. Die Luftmasse
ist insgesamt recht feucht und labil, die Verlagerungsgeschwindigkeiten sind
nach Süden hin eher gering. Allerdings deutet sich im Umfeld einer potenziell
beteiligten Kaltfront, die von West nach Ost durchschwenkt auch etwas Scherung
an. Mindestens lokal sind daher kräftige Gewitter denkbar, begleitet von
Starkregen, Hagel und Sturmböen. Stellenweise kann insbesondere in punkto
Starkregen auch Unwetter nicht ausgeschlossen werden. Auch in der Nacht treten
weitere Schauer/Gewitter auf.
Am Samstag amplifiziert der Trog erneut über Westeuropa, in der Modellwelt wird
dabei teils auch die Neubildung eines Bodentiefs über der Nordsee simuliert.
Daran gekoppelt würden auf den Nordwesten neuerliche, teils kräftige (lokal
gewittrige) Niederschläge übergreifen. Auch der Gradient würde im Nordwesten
deutlich zunehmen und der West- bis Nordwestwind insbesondere im Nordseeumfeld
stark, teils stürmisch aufleben. Auch in den anderen Gebieten deutet sich unter
Trogeinfluss (dynamische Hebung auf Vorderseite des amplifizierenden Troges)
eine erneut auflebende Schauer- und Gewittertätigkeit an. Lokal sind dabei auch
weiterhin kräftige Entwicklungen möglich (labil, ppws 25 bis knapp 30 mm, CAPE
und gewisse Scherung). Im Tagesverlauf zeigt sich im Süden die Ostverlagerung
der Trogachse, die allmählich Streckung des Azorenhochkeils in den Südwesten und
damit verbunden eine gewisse Abtrocknung der Luftmasse. Daher dürften zumindest
nach aktuellem Stand der Vorhersagen die Schauer und Gewitter abends von
Südwesten her überwiegend abklingen. Nachts soll das Bodentief unter leichter
Abschwächung in Richtung Dänemark/Norddeutschland ziehen, im Nordwesten regnet
es dabei weiter, teils ggf. auch kräftiger, und der anfangs noch teils
stürmische Wind an der Nordsee schwächt sich allmählich ab.
Von Sonntag bis Dienstag folgen neuerliche Austrogungen bei den Britischen
Inseln inklusive teils markant simulierter Bodentiefs. Insbesondere im
Küstenumfeld werden dabei auch starke bis stürmische Böen aus westlichen
Richtungen gezeigt. Diese Austrogungen deuten sich im Vergleich zum Beginn der
Mittelfrist etwas weiter nördlich an, so dass sich potenziell der Azorenhochkeil
bis in den Süden Deutschlands ausbreiten kann. In wie weit das dort zu einer
wirklichen Wetterberuhigung führen kann, bleibt abzuwarten, da der
Langwellentrog und ihn umlaufende kurzwellige Anteil in der Höhe nach wie vor
meist in Reichweite sind. Von daher ist die Niederschlagswahrscheinlichkeit vom
Norden bis in die Mitte insgesamt zwar höher, allerdings muss wohl auch im Süden
mit weiteren Schauern und auch Gewittern gerechnet werden. Die beteiligten
Luftmassen sind überwiegend feucht und zusammen mit geringeren
Verlagerungstendenzen im gradientschwächeren Bereich im Süden besteht auch dort
ein gewisses Starkregenpotenzial.
Die erweiterte Mittelfrist gestaltet sich sehr unsicher mit leichter Tendenz zu
weiterhin wechselhafter Witterung.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist nur mäßig gut.
Die Situation Trog Mitteleuropa mit durchweg wechselhafter Witterung setzt sich
im Prinzip über den gesamten Mittelfristzeitraum fort. Dabei zeigen sich bereits
ab Mittelfristbeginn am Freitag Unsicherheiten im Detail, die dann auch erhalten
bleiben bzw. teils noch zunehmen und schon am Wochenende zu größeren
Unsicherheiten in der Niederschlagsprognose führen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Grundstruktur Trog Mitteleuropa wird auch von andern Globalmodellen
gestützt, auch hier ergeben sich im gesamten Mittelfritzeitraum Differenzen
bzgl. Timing und detaillierten Trogstrukturen und damit vor allem auch
hinsichtlich Niederschlagstiming und -schwerpunkten.
In der erweiterten Mittelfrist reicht die Spannbreite der IFS-Vorhersagen von
einer erneuten Trogregeneration über Westeuropa bis hin zu einem sich
aufwölbenden Keil bzw. Bodenhoch bei den Britischen Inseln. Ein Blick auf GFS
deutet die größere Wahrscheinlichkeit für die Trogregeneration an, allerdings
etwas weiter westlich. Von daher setzt sich das tendenziell wechselhafte Wetter
wohl eher fort, eventuell mit einer leicht aufwölbenden Strömung und dem Zustrom
einer etwas wärmeren Luftmasse von Süd/Südwest.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFs zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis
Samstag 00 UTC (+ 72 bis +96 h) einen Cluster: Trog Mitteleuropa. Im
Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) nehmen
die Unsicherheiten zu, es werden vier Cluster mit 17, 15, 13 und 6 Membern
angeboten. Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 3 einsortiert. Insgesamt
werden Trogstruktur und Timing von den Clustern unterschiedlich simuliert. Dabei
gibt es zum Ende der Mittelfrist (Di) auch Lösungen, bei denen der Trog
weitgehend durchschwenkt und sich eine recht weit nördliche, neuerliche
Austrogung zeigt – und damit eine mindestens leichte Keilaufwölbung von Süden.
Alles in allem ist die detaillierte Entwicklung in der Mittelfrist noch mit
größeren Unsicherheiten behaftet – Grundtenor aber zunächst allgemein
wechselhaft. Auch in der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch (ab +192 h) werden
vier Cluster angeboten. Die Bandbreite reicht wie auch weiter oben schon erwähnt
von einem weitgehend zyklonal geprägtem Strömungsmuster (Cluster 1 und 2) bis
hin zu einem sich recht markant aufwölbenden Keil in Cluster 3 und 4, der dann
allerdings auch noch unterschiedlich positioniert wird und damit mehr oder
weniger Einfluss auf unser Wetter hätte. Am nachhaltig zyklonalsten aufgestellt
ist Cluster 2 mit 15 Membern, Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 1 mit 19
Membern einsortiert.
Die Rauchfahnen zeigen einen sich deutlich aufweitenden Spread beim Geopotenzial
in 500 hPa im Laufe des Sonntages. Dabei ist die Konzentration an Einzelmember
im Norden noch etwas deutlicher als weiter nach Süden und tendenziell auch auf
etwas geringerem Niveau. Das zeigt die etwas größeren Chancen auf höheres
Geopotenzial im Süden und damit ganz vielleicht auch auf eine gewisse
Wetterberuhigung und geringere Niederschlagsneigung. Das zeigen im
Mittelfristverlauf übrigens auch die Niederschlagssignale. Sie gehen vor allem
im Süden, zum Teil auch in den mittleren Landeteilen zum Ende der Mittelfrist
und in der erweiterten Mittelfrist etwas zurück. Mit Blick auf die Temperaturen
in 850 hPa zeigt sich eine kontinuierliche Spreadzunahme im Mittelfristverlauf.
Die Mehrzahl der Member bleibt in einem ähnlichen Niveau. Nach Süden hin deutet
sich eine etwas größere Wahrscheinlichkeit für ein ansteigendes Temperaturniveau
zum Ende der Mittelfrist an, allerdings ist vor allem dort der deterministische
Lauf am oberen Rand zu finden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Warntechnisch deutet sich je nach genauer Ausgestaltung der Bodendruckstrukturen
zeitweise stark böig auffrischender Wind an, vor allem im (Nordsee-)
Küstenumfeld und eventuell dem angrenzenden Binnenland. Höchste
Wahrscheinlichkeiten für warnwürdige Böen aktuell am Samstag und Montag, aber
auch da Unsicherheiten in der Prognose.
Die beteiligten Luftmassen sind überwiegend recht feucht und teils auch labil,
so dass lokal kräftige Gewitter auch mit markantem Starkregen wahrscheinlich
sind. Gebietsweise sind auch Regenfälle über mehrere Stunden denkbar – genaue
Schwerpunkte sind dabei aktuell kaum abschätzbar.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger