#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 29.07.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.07.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM
Verbreitet lokale Gewitter, heute vor allem im Westen, Süden und Norden,
vereinzelt mit stürmischen Böen und/oder Starkregen und somit markant. Morgen
Schwerpunkt der Schauer und Gewitter im äußersten Norden und im Süden, am
Donnerstag dann wieder allgemein geringe Gewitterneigung.
An den Küsten zeitweise böiger Wind Bft 7, ab morgen an der Nordsee auch
stürmische Böen Bft 8, eventuell ganz vereinzelt auch Sturmböen Bft 9, in der
Nacht zum Donnerstag wieder nachlassend.
Im äußersten Norden ab der kommenden Nacht intensive Regenfälle, teils auch
länger andauernd, bis in die Nacht zum Donnerstag anhaltend.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… verrät die oben angegebene Großwetterlage schon die Position
Mitteleuropas unter einem Höhentrog. Dieser erstreckt sich vom Nordmeer über den
Süden Norwegens sowie Deutschland und Polen nach Südosteuropa. Eingelagert
findet man an der Südspitze Norwegens ein abgeschlossenes Höhentief, und da der
Trog über dem südlichen Nordmeer zunehmend abgeschnürt wird, bildet dieses als
Drehzentrum in der Höhe bis in die zweite Wochenhälfte erhalten. Bis zum Abend
ist dabei eine Verlagerung entlang der Westgrenze des Skagerrak angedacht, so
dass das Höhentief am Abend an der Nordspitze Dänemarks eintrifft. Im
Bodendruckfeld wird das Höhentief von einem markanten Tief begleitet, welches
von Gotland zögerlich nach Nordwesten vorankommt und auf das Schwedische
Festland übergreift. Die Nähe zu diesem Tief bedingt an der Ostsee einen recht
lebhaften Wind, entsprechende Warnungen (Bft 7) sind rund um Rügen schon
ausgegeben und laufen bis in die Mittagszeit, eventuell muss in anderen
Bereichen der Ostseeküste diesbezüglich mit einer kleinen Warnung nochmal
nachjustiert werden. Mit der Nordkomponente des Bodentiefs fächert der Gradient
am Nachmittag aber tendenziell etwas auf.
Auf der Westflanke des Tiefs wird erwärmte Subpolarluft nach Deutschland
geführt. Die warme Nordsee sorgt dabei für eine Feuchteanreicherung über dem
Norden, weiters liegt etwas feuchtere Luft auch im Westen und Südlich der Donau.
Dies sollten auch die Gebiete sein, in denen heute am wahrscheinlichsten
Gewitter auftreten können, in den übrigen Landesteilen sind diese nicht
ausgeschlossen, aber deutlich unwahrscheinlicher (Wahrscheinlichkeit für
Gewitter laut MOSMIX im Norden maximal 25%, im Süden und Westen bis 35%, sonst
maximal um 10%). Dabei geben die Gewitterzutaten keinen Anlass zu großer Sorge.
Die CAPE-Werte steigen Tagesverlauf im Süden punktuell mal auf 500J/kg,
ansonsten ist 300 J/kg das höchste der Gefühle. Im Westen schaffen es die
PPW-Werte als auf 30mm, sonst wird das Ende der Fahnenstange bei gut 20mm
erreicht. Die Gewitter triggern soll im Süden ein kurzwelliger Troganteil, der
im Tagesverlauf von West nach Ost durchschwenkt, dazu ist dort auch die
thermische Labilität leicht erhöht. Letzteres gilt auch für den Norden, wo,
ebenso wie im Westen vermehrt Vorticity advehiert wird. Wie auch immer, die
Gewitter bewegen sich meist im gelben, eventuell auch im ockerfarbenen und damit
markenten Bereich. Letzteres gilt für Starkregen, wo die Schwelle von 15 l/qm
hier oder da mal gerissen werden kann (ICON-D2-EPS hat im Westen und Süden
Wahrscheinlichkeiten punktuell bis knapp über 10% für regionale
Starkregenereignisse von mehr als 15 L/qm pro Stunde auf der Agenda), aber auch
für einzelne stürmische Böen Bft 8, schließlich ist der Wind im Landesinneren
zwar nicht warnwürdig, aber doch mitunter etwas flotter unterwegs. Da dem
Skandinavientief ein Hoch über den Azoren gegenübersteht und einen Keil nach
Süddeutschland richtet, hält an den Alpen noch eine Staukomponente an, die im
Tagesverlauf aber durch den dort zu beobachtenden Druckanstieg eine Abschwächung
erfährt. Letztendlich reagieren die Modelle, mit Ausnahme des amerikanischen
GFS, darauf mit einem Nachlassen der schon länger anhaltenden, teils massiv
konvektiv durchsetzten Regenfälle. Mit anderen Worten: Die Dauerregenwarnung an
den Alpen kann entsprechend auslaufen. Die Sonnenanteile sollten im Südwesten
und Nordosten am höchsten sein. Bei den Höchstwerten sind im westlichen Bergland
und an den Alpen nur knapp 20°C zu erwarten, in der Lausitz, im
Rhein-Main-Gebiet und am Oberrhein können es bis zu 24°C werden.
In der Nacht zum Mittwoch weist unser Höhentief eine nur noch geringe
Progression auf und kommt lediglich bis in den Raum westliche Ostsee/Kattegat
voran. Im Bodenfeld wird von Norden bzw. Nordwesten her ein sich verschärfender
Bodentrog morgens bis nach Dänemark/Schleswig-Holstein gesteuert, während sich
das Schwedentief teil. Sein südlicher Kern zieht nach Südnorwegen und schwächt
sich dabei allmählich ab. Dennoch verschärft sich der Gradient über dem Norden
Deutschlands deutlich, wobei dessen genaue Geometrie noch mit Unsicherheiten
behaftet ist. Das hat Auswirkungen auf den Wind, bei dem IFS, aber auch AROME
oder UK10 für Nordfriesland ausgangs der Nacht schon erste stürmische Böen Bft 8
sehen, die deutschen Modelle sind diesbezüglich etwas verhaltener. Dazu kommen
möglich Böen Bft 7 bis zu den ostfriesischen Inseln und an der Ostküste
Schleswig-Holsteins. Dies hat aber auch Auswirkungen auf den Niederschlag. An
der Nordspitze Sylts denken manche Modelle (ICON, IFS, AROME) schon über 20 l/qm
in 6 Stunden an, andere Modelle wie GFS lassen die starken Niederschläge erst
später hereinziehen. Klar ist aber, dass die Regenfälle lokal konvektiv
verstärkt und dabei gewittrig sein werden, insofern können lokale
Niederschlagsspitzen trotz des strammen Windes in Schauer- und Gewitterstraßen
auch innerhalb einer Stunde über 15 l/qm und damit im Starkregenbereich liegen.
Getriggert werden die Gewitter dort von zunehmend höhenkalter Luft, aber auch
von einem kurzwelligen Troganteil, der durchschwenkt. Auch an der Nordsee sind
einzelne Gewitter nicht gänzlich ausgeschlossen. Ansonsten lässt die
Gewitteraktivität in der Nacht rasch nach. Von Mosel und Saar bis nach
Oberfranken halten sich allerdings vorderseitig eines kurzwelligen Troganteiles
im Laufe der Nacht leichte skalige Regenfälle, die aber keine warnrelevanten
Mengen bringen. Die Tiefstwerte bewegen sich zwischen 14 und 9°C, lokal ist
Nebel möglich.
Mittwoch… bleibt das Höhentief weitgehend ortsfest über dem Norden Dänemarks
stehen. Im Bodendruckfeld zieht das Südnorwegentief etwas nach Süden und damit
unter das Zentrum des Höhentiefs. Seine ohnehin nicht sonderlich ausgeprägten
Entwicklungschancen gehen somit weiter zurück und es füllt sich weiter auf
(Kerndruck am Morgen etwa 1003, am Abend etwa 1006 hPa). Dennoch sorgen beide
für massiven Hebungsantrieb. Allein: Wo die Niederschlagsschwerpunkte liegen
sollen, ist noch immer unklar. Bis zu 50 l/qm sollen über den Tag hinweg in der
Spitze zusammenkommen, da ist man sich einig. ICON und IFS sehen die höchsten
Mengen aber über Nordfriesland, AROME eher an der Flensburger Förde und UK10 in
Richtung Elbemündung. Erfahrungsgemäß muss auch mit 50 l/qm noch nicht Schluss
sein, lokal kann auch noch etwas mehr zusammenkommen. Klar ist aber, dass
Schleswig-Holstein das Zentrum der Niederschläge (auf deutschem Gebiet) bildet,
die benachbarten Bundesländer bekommen in den Grenzbereichen aber auch noch
reichlich Regen ab (so 5 bis 10 l/qm über den Tag). Zu dem Regen kommt auch
noch, trotz Auffüllen des Tiefs, ein lebhafter Nordwestwind, wobei der
Druckanstieg natürlich durch die Verlagerung nach Süden (etwas) kompensiert
wird. An der Nordsee stehen Böen Bft 7 auf dem Programm, von Norden her werden
dabei die Böen Bft 8 im Tagesverlauf immer wahrscheinlicher, dies gilt zumindest
an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Eventuell ist auch mal eine volle
Sturmstärke Bft 9 mit dabei – was auch für den Brocken gilt. Für die
schleswig-holsteinischen Ostseeküste gilt bei Südwest, dass die stärksten Böen
erst über der See zu erwarten sind. Aber es könnte auch an Küste mal für eine
Bft 7 reichen.
An den regnerischen äußersten Norden schließt sich ein Streifen relativer Ruhe
an. Von Bene (Benelux ohne Luxemburg) bis zur Oder ist die Luft relativ trocken.
Die thermische Labilität präsentiert sich dort recht niedrig, und entsprechend
wird kaum CAPE generiert. Letztendlich ist dies auch der Bereich, der die meiste
Sonne abbekommen wird. Kurzwellige Troganteile sind in dem Bereich kaum in der
Lage, nennenswerte Hebung zu generieren, insofern bleibt es dort weitgehend
trocken, was einzelne Schauer, vor allem Richtung Osten nicht gänzlich
ausschließt. Weiter südlich schließt sich ein Streifen an, der sich vom
Oberrhein bis in die Lausitz und nach Ostbayern ausdehnt. Dort erreichen die
PPW-Werte bis zu 27 mm (im o. e. trockenen Streifen teils nur 17 mm), und es
wird auch etwas CAPE (niedriger dreistelliger Bereich) avisiert. Entsprechend
sind dort wieder mehr Schauer und auch Gewitter zu erwarten. Diese sollten aber,
wie auch heute, mit „gebremstem Schaum“ unterwegs sein, Starkregen oder Böen,
zumal im stürmischen und damit markanten Bereich, bleiben die Ausnahme. Die
Höchstwerte bewegen sich in der gleichen Spanne wie noch am Vortag.
In der Nacht zum Donnerstag kommen die Niederschläge im Norden etwas nach Süden
voran, etwa bis zur Elb- bzw. Wesermündung (wobei die Modelle auch hier noch
näher zusammenrücken könnten). Die 12-stündigen Spitzen sollen weiterhin um 30
l/qm (z. B. ICON, GFS) liegen, IFS rechnet mit 50 l/qm. Für das Warnmanagement
recht knifflig ist, dass sich der Niederschlagsschwerpunkt verlagert. Ob da eine
Dauer- oder Starkregenwarnung die beste Lösung ist, werden zukünftige
Modellläufe hoffentlich noch klarer rausarbeiten. Auf jeden Fall ziehen das
Höhentief und mit ihm im Schlepptau auch das Bodentief sehr langsam nach
Südwesten. Da dies keine grundlegende Änderung der synoptischen Situation
begingt, ändert sich auch an der Wettersituation nichts. Die Gewitter im Süden
fallen in der Nacht zügig zusammen, danach ist es gebietsweise wolkig, teils
aber auch gering bewölkt. Die Tiefstwerte pendeln zwischen 15 und 8°C, eventuell
bildet sich ein Nebelfeld, der Wind lässt allmählich nach, an der Nordsee ist
der Nordwest weiterhin mit Böen Bft 8 unterwegs, an der Ostsee reicht es nur,
und das nur lokal, für eine Bft 7.
Donnerstag… und in der Nacht zum Freitag zieht das Höhentief zum Stettiner
Haff. Das Bodentief füllt sich weiter auf und wird in die Zirkulation eines
weiteren Tiefs einbezogen, welches sich im Bereich Oslo bildet und auf moderat
westlicher Zugbahn unterwegs ist. Dies ändert aber weder den Zustrom erwärmter
Subpolarluft noch die Lage im Trogbereich, zumal der Langwellentrog durch in
seine Rückseite einströmende Kaltluft regeneriert wird. Entsprechend bildet sich
eine neue markanter Trogachse aus, die zum Freitagmorgen von der Nordsee zur
Iberischen Halbinsel weist. Mit einer deutlichen Anfeuchtung der Luftmasse und
moderaten CAPE-Werten sollten wieder einzelne meist gelbe, lokal aber auch
markante Gewitter auftreten, wobei durch eine nunmehr etwas stärkere Scherung
die Wahrscheinlichkeit für Böen Bft 8 leicht erhöht wird, ohne am Ende hoch zu
sein. Die Starkregenfrage stellt sich ähnlich wie an den Vortagen und wird auch
ähnlich beantwortet. Am Tage steigen die Temperaturen auf 19 bis 24°C, nachts
werden es 16 bis 11°C. Lokale Nebelfelder sind weiterhin nicht ausgeschlossen.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die Abläufe bezüglich der synoptischen Felder recht
ähnlich. Im Detail zeigen sich aber deutliche Unterschiede, insbesondere für den
Dauer- bzw. Starkregen und in Verbindung mit diesem auch für die Wind- und
Sturmböen im Norden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas