SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.07.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM

Anfangs im Süden und Osten regional noch Starkregen, bis zum Abend abschwächend.
Lokal Unwetter. Alpenrand Dauerregen, bis morgen zögernd abschwächend. Ansonsten
wechselhaft und mäßig warm. Im äußersten Norden zum Mittwoch teils kräftige
Gewitter mit Starkregen, lokal Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC

Montag… ist mit einer Fortdauer der insgesamt wechselhaften und nur mäßig
warmen Witterung zu rechnen.

Ein umfangreicher Langwellentrog erstreckt sich aktuell von der Grönlandsee
südostwärts über das Europäische Nordmeer und die Nordsee weiter nach
Mitteleuropa und mündet in einen Troganteil, der in Form einer deutlichen
negativen Geopotenzialanomalie über die Alpen nach Italien zieht. Im Verlauf
dieser Kurzfrist wandelt sich dieser Langwellentrog in ein umfangreiches
Höhentief um, dessen Drehzentrum über Dänemark zu finden ist und von zahlreichen
kurzwelligen Anteilen umrundet wird. Gleichzeitig stützt rascher
Geopotenzialanstieg vom Nordostatlantik zum Europäischen Nordmeer gerichtet
diesen Umwandlungsprozess. Eine blockierende Antizyklone dominiert weiter über
Westrussland, sodass es zu keiner Zonalverschiebung der synoptisch-skaligen
Wellen kommt.

Im Bodendruck wird diese Entwicklung begleitet vom umfangreichen Azorenhoch
GABRIELE, das besonders Westeuropa beeinflusst, während Tief LUCA (mit all
seinen Teilzentren) eingangs der Kurzfrist bei uns für wechselhaftes Wetter gut
ist.

Nach einer (mit Blick auf den Starkregen) ereignisreichen Nacht im gesamten
Südwesten wird die feuchte und zu Starkregen neigende Luftmasse im Zuge einer
Kaltfrontpassage allmählich nach Südosten und Osten abgedrängt. Die Luftmasse
präfrontal weist Werte des niederschlagbaren Wassergehalts von 25 bis 30 mm auf
sowie die klassischen dünnen/hochreichenden CAPE Profile in den entsprechenden
Radiosonden bei kaum vorhandener Scherung.

Aus der Nacht heraus war noch besonders ein umfangreicher und rückwärts
anbauender Cluster zwischen Neckar und Enz unterwegs. Dieser lag polseitig eines
breiten und zonal über Süddeutschland ausgerichteten niedertrop. Troges, wo
nördliche Winde von 15-20 kt in den untersten 1-3 km AGL die effektive storm
motion nahe 0 gesetzt haben. Gleichzeitig sorgte und sorgt auch weiterhin die
Massenflusskonvergenz an der Spitze dieses Windfeldes für kräftige und
anhaltende Konvergenz, die wiederum bestimmt, wo sich stationäre Regenbänder neu
etablieren können. Nach Lesesart der Kurzfristmodelle sollten sich diese
konvergenten Strukturen bis in den Vormittag halten, dann sich jedoch allmählich

abschwächen. Die Stundenraten beim Niederschlag variieren stark und hängen von
eingebetteten konvektiven Elementen ab, doch ist zumeist ein Rückgang auf
Stundenraten von weniger als 10 l/qm auszumachen. Entsprechende Streifen werden
noch mit mehrstündigen markanten Starkregenwarnungen bis in den späten Vormittag
hervorgehoben.

Ein weiterer Fokus für regionale mehrstündige Starkregenereignisse ist vom
südlichen Brandenburg bis nach Sachsen zu finden, wo die konvektiven
Niederschläge in Nord-Süd Ausrichtung in Richtung Erzgebirge geführt werden.
Dort sollte die Labilität zusätzlich auch für einzelne eingelagerte Gewitter gut
sein. Markanter Starkregen, lokal bis in den Unwetterbereich ist bis zum Mittag
zu erwarten.

Die genannten Starkniederschläge sollten sich bis zur Mittagszeit zwar
abschwächen, allerdings werden die Schauer und Gewitter in den Stau des
Erzgebirges und der Alpen geführt, wo es mehrstündig weiterregnen sollte.
Während das Erzgebirge zum späten Nachmittag aus dem Gröbsten heraus sein
sollte, dauern die Niederschläge am Alpenrand weiter an. Dort werden 12std.
Mengen von 25 bis 45 l/qm angeboten, punktuell bei Mehrfachtreffern von
eingelagerten kurzen Gewittern auch gut und gerne bis in den Unwetterbereich
ausufernd. Dies wird durch die dort weiterhin laufende Dauerregenwarnung (bis
Dienstagvormittag) abgedeckt, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass man
lokal auch eine unwetterartige Starkregenwarnung für wenige Stunden über die
Dauerregenwarnung legen muss.

Abseits dessen strömt heute von Nordwesten eine höhenkalte und weiterhin feuchte
marine/subpolare Luftmasse heran, die mit dem Tagesgang für eine rege
Schauertätigkeit inklusive einzelner Gewitter gut ist. Deren progressive Natur
sollte das Starkregenpotenzial etwas drücken, PW Werte um 25 mm sind jedoch
weiterhin für punktuell auftretenden markanten Starkregen gut. Dies wird im
ID2-EPS mit diffusen Wahrscheinlichkeiten von NRW bis ins westliche
Niedersachsen hervorgehoben.
Kompensatorisches Absinken stromauf einer Zyklogenese über Polen bringt dem
Nordosten einen immer freundlicheren und ab dem späten Vormittag auch
überwiegend trockenen Tag.

Die Maxima liegen bei viel Nass im Süden und am Erzgebirge bei 14 bis 19 Grad
und somit teils im kühlen Bereich, während sonst die Maxima um/etwas über 20
Grad liegen.

Der Wind kommt mäßig bis frisch aus nordwestlicher Richtung.

In der Nacht zum Dienstag dauern die skaligen und lokal auch konvektiv
verstärkten Dauerniederschläge am Alpenrand weiter an, wo erneut mit Mengen von
20 bis 40 l/qm in 12 Stunden gerechnet werden muss (Schwerpunkt besonders das
Berchtesgadener Land, wo 24std. in Staulagen Spitzenwerte bis 90 l/qm in 24h vom
ID2 angedeutet werden). Insgesamt geht die Intensität der Niederschläge im
Nachtverlauf aber zurück. Ansonsten klingt bei von Norden zurückgehendem
Geopotenzial die rege Schauertätigkeit eingangs der Nacht allmählich ab.
Regional sind aber auch die Nacht hindurch einige Schauer zu erwarten, was
besonders den östlichen Bereich der zentralen Mittelgebirge, den Nordwesten und
das Umfeld der Fränkischen Alb bis zum Bayerischen Wald betrifft. In den
genannten Gebieten fallen aber meist nur wenige Liter Nass auf den Quadratmeter
und auf die Fläche gesehen bleibt es die Nacht über meist trocken. Im Westen und
Nordosten verläuft ein Großteil der Nacht gar klar.
Die Minima liegen zwischen 14 und 9 Grad, küstennah um 16 Grad und der schwache
bis mäßige, im Norden frische West- bis Nordwestwind kann um Umfeld der Küsten
zeitweise auch stark böig auffrischen (Bft 6 bis 7).

Dienstag… nistet sich das abgetropfte Höhentief immer besser über Dänemark
ein, sodass Deutschland weiterhin in einer zyklonal geprägten nordwestlichen bis
westlichen Strömung verweilt. GABRIELE streckt zwar ihre Fühler nach
Süddeutschland aus, kann aber auch dort nicht den Einfluss der höhenkalten
Luftmasse aushebeln, die im Zusammenspiel mit dem Tagesgang deutschlandweit
erneut die Schauertätigkeit verbreitet und rasch zunehmen lässt. Nur in Richtung
Oberrhein könnte der Tag überwiegend trocken über die Bühne gehen. Ansonsten
herrscht reges Aprilwetter im Juli und zum Nachmittag sind auch einzelne
Gewitter der Marke „pulsierend“ nicht ausgeschlossen. Die PW Werte gehen
insgesamt zwar auf um oder etwas unter 20 mm zurück, was insgesamt das
Starkregenpotenzial deutlich drückt. Davon ausgenommen ist ein bisschen der
Bereich von der Eifel bis Unterfranken, wo weiterhin Werte um 25 mm erwartet
werden. Sollten sich die konvektiven Segmente parallel in die Strömung
reinlegen, kann man lokal markanten Starkregen erneut nicht ausschließen. Im
ID2-EPS wird besonders der genannte Bereich hervorgehoben, punktuell gar mit
WU-Mengen (über 35 l/qm/6h), wobei dazu alles perfekt zusammenkommen muss
(Orografie interagiert mit gewittrig verstärkter Konvektionslinie).

Die Höchstwerte liegen mit 19 bis 24 Grad zumeist im mäßig warmen Bereich. Der
Wind kommt mäßig bis frisch (besonders in Schauernähe) aus West daher. Im
Küstenumfeld muss weiterhin mit einem stark böigen Westwind gerechnet werden
(Bft 7, exponiert auch mal die Bft 8).

In der Nacht zum Mittwoch unverändert leicht wechselhaft. Besonders im
Nordwesten und zwischen Main und Donau muss mit weiteren Schauern oder regional
auch mit konvektiv verstärkten Niederschlägen gerechnet werden, die strichweise
5 bis 10 l/qm Nass bringen können, sonst aber in der Fläche gesehen unbedeutend
ausfallen. Östlich der Elbe bleibt es trotz durchziehender Wolkenfelder ebenso
trocken, wie nach Mitternacht zwischen Donau und Alpenrand.

Deutlich unsicherer gestaltet sich noch die Entwicklung im äußersten Norden
peripher des stationären Höhentiefs. Im IFS-ENS wird noch eine erhebliche
meridionale Streuung der Druckzentren angeboten, was großen Einfluss auf Wind
und Niederschlag für die Deutsche Bucht und Schleswig-Holstein hat. Mit den
südlicheren Optionen würde die Wahrscheinlichkeit für unwetterartige Regenmengen
zunehmen.
Aus heutiger Sicht muss man die Nacht über wiederholt von Dänemark südwärts
ziehend mit kräftigen Schauern und Gewittern rechnen, die punktuell Starkregen
bis in den ausgereizten markanten Bereich bringen (PW-Werte um 30mm). In der
Fläche wird 10 bis 20 l/qm Nass erwartet.

Der west- bis nordwestliche Wind weht über der Deutschen Bucht stark böig bis
stürmisch mit der Option für exponiert auftretenden Sturmböen. Allerdings wird
aus heutiger Sicht kein markanter seichter warmer Tiefkern bei Dänemark
etabliert, der niedertrop. den Wind weiter anfachen würde, sodass die Bft 10
Spitzen im MOSMIX/UK10 aktuell als zu hoch angesehen werden. Ansonsten kommt der
Wind schwach bis mäßig aus südwestlicher Richtung.

Die Minima liegen zwischen 14 und 8 Grad, mit höchsten Werten an der Nord- und
Ostsee.

Mittwoch… steht keine Veränderung der statischen Ausgangslage bevor. Besonders
entlang und südlich der zentralen Mittelgebirge entwickeln sich dem Tagesgang
folgend mit Passage von Wellen geringer Amplitude in feucht-labiler Luftmasse
(PW Werte um 25 mm) erneut zahlreiche Schauer und Gewitter, die lokal Starkregen
bis in den markanten Bereich bringen können. Punktuell Unwetter kann durch
Starkregen nicht ausgeschlossen werden.

In einem Streifen vom Niederrhein/Saarland bis zur Oder sorgt kompensatorisches
Absinken plus ein herumgewirbelter dry slot für einen insgesamt eher
freundlichen Tag mit nur einzelnen Schauern.

Anders sieht es in Richtung Schleswig-Holstein aus, wo je nach Lage des
Bodentiefs ein Potpourri aus heftigen Gewittern oder mehrstündigem Starkregen zu
erwarten ist, die markant bis unwetterartig ausfallen können. Diese dauern die
Nacht zum Donnerstag über weiter an, wobei bisher aber nur EZ mit 24 std. Mengen
von 50 bis knapp 90 l/qm auf Unwetter setzt, während sonst die Mengen zumeist
noch nicht mal im markanten Bereich verortet werden. Auch hier gilt, dass die
Numerik mehr auf einer Schiene daherkommen muss, bevor agiert werden kann.

Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 24 Grad. Der mäßige bis frische Westwind
kommt im Umfeld der Deutschen Bucht weiterhin stark böig daher, teils garniert
mit stürmischen Spitzenwerten (Bft 7 bis 8).

In der Nacht zum Donnerstag, abseits des bereits besprochenen Küstenumfelds,
weiterhin leicht wechselhaft mit nachlassenden Schauern. Dazwischen bleibt es
auch länger trocken bei Minima zwischen 14 und 8 Grad. Der Wind kommt schwach
bis mäßig aus Südwest mit Böen (teils markant) im Umfeld der Deutschen Bucht.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Numerik hat die Entwicklung während der Kurzfrist sehr gut im Griff, streut
nur etwas bei der späteren Lage des Boden- und Höhentiefs über Dänemark.
Entsprechende Auswirkungen auf Niederschlag und Wind wurden besprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy