#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 25.07.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.07.2025 um 10.30 UTC
Anfangs unbeständig, zum Ende unsicher, insgesamt zu kühl und nass. An den Alpen
Dauerregen, bei Gewittern Starkregen, lokal Unwettergefahr.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.08.2025
Die Mittelfrist startet am Montag mit einem Hoch über dem Atlantik und einem
Tief – samt Höhenbegleitung – über Polen. In der Höhe erstreckt sich ein Trog
ausgehend vom Tief über Grönland bis in den Alpenraum. Aus diesem spaltet sich
ein Höhentief über dem Golf von Genua ab. Der Druckgradient beläuft sich auf
gute 10 hPa zwischen West- und Ostdeutschland, was in flottem Nordwest-Westwind
resultiert. Die zum Tief gehörige Kaltfront zieht langsam von der Mitte südwärts
und in der Nacht über die Alpen ab. Vor der Kaltfront liegt feucht-warme Luft,
die sich in schauerartig verstärktem und teils gewittrigem Regen ergießt. Vor
allem im Stau der Alpen regnet es auch längere Zeit und kräftiger. Dauerregen
oder mehrstündiger Starkregen sind wahrscheinlich. Rückseitig der Kaltfront
fließt etwas stabilere Luft ein, die allerdings vom Trog gehoben wird und so
einzelne Schauer und mit Pech auch Gewitter bringt. Starkregen ist möglich, auch
Sturmböen lassen sich nicht ausschließen. Im Zustrom relativ kühler Luft aus
Norden ergeben sich 7 bis 9 Grad in 850 hPa und maximal 23 Grad am Boden, im
Dauerregen im Süden reicht es nur für 16 bis 19 Grad.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Bodentief von Polen ins Baltikum
und von Westen setzt sich höherer Luftdruck durch. Das sich aus dem Trog
abgespaltene Höhentief zieht über Italien in die Adria. Der Trog zieht sich
etwas zurück, das Wetter bessert sich. Nur am Alpenrand regnet es weiter. Bis
Dienstagfrüh kühlt es in 850 hPa auf 7 bis 5 Grad ab. Die Nacht wird mit 13 bis
8 Grad am Boden recht frisch für Ende Juli.
Am Dienstag verliert der Trog den Anschluss an die polaren Regionen und es
bildet sich ein Höhentief über der Nordsee. Zeitgleich zieht ein weiteres
Höhentief von Schottland nach England und in der Nacht zum Mittwoch nach
Frankreich. Das Bodentief verlagert sich vom Baltikum über die Ostsee nach
Skandinavien. Bei uns herrscht am Boden hoher Luftdruck vor, allerdings verläuft
die Trogachse von Nord nach Süd über uns, was im Tagesverlauf erneut für Schauer
sorgt. Gewitter sind eine rare Ausnahme. Der Regen am Alpenrand lässt nur
langsam nach. Der Druckgradient bleibt grundsätzlich erhalten und der Wind
frisch, die Windrichtung dreht jedoch mehr auf West. An exponierten
Küstenabschnitten reicht es vielleicht für eine stürmische Böe. Die Temperatur
ist weiterhin gemäßigt mit 6 bis 8 Grad in 850 hPa und maximal 18 bis 23 Grad am
Boden.
In der Nacht zum Mittwoch erreicht das Höhentief Dänemark. Ein Randtrog daraus
bildet sich über Benelux. Im Norden schauert es, sonst ist es vorübergehend
niederschlagsfrei. Der Druckgradient fächert auf, der Wind lässt nach.
Am Mittwoch zieht der Randtrog von Westen herein. Es gibt erneut Schauer. Das
Höhenhei über Frankreich erreicht die Alpen und bildet im Lee ein Tief. Ganz
sacht schleicht sich mildere Luft in der Höhe ein, was vielleicht am Boden
vereinzelt sommerliche 25 Grad hervorruft. Im Gros bleiben wir darunter.
In der Nacht zum Donnerstag zieht die Trogachse des Haupttroges endlich ostwärts
über uns hinweg. Das Tief über Südskandinavien füllt sich langsam auf. Das Tief
auf der Alpensüdseite lenkt feuchte Luft in den Alpenraum, voraussichtlich
schwappt sie aber nicht über den Hauptkamm nordwärts.
Am Donnerstag dreht die Strömung von zyklonal auf antizyklonal. Aus Westen rückt
ein Keil näher, der allerdings in Südwesteuropa nur sehr flach ist. Die Luft
erwärmt sich deutlich. In 850 hPa fließen aus Südwesten 10 bis 12 Grad ein, die
sich jedoch nicht bis in den Nordosten vorkämpfen können. Zumindest aber im
Südwesten steigt die Temperatur über 25 Grad. Bevor uns der Keil erreicht, kommt
es im Tagesverlauf noch einmal zu örtlichen Schauern. Im Süden kann sich mäßig
CAPE aufbauen und einzelne Gewitter lassen sich nicht ausschließen. Bei ppw um
25 mm ist Starkregen möglich. In der Nacht zum Freitag und am Freitag selbst
setzt sich (nach aktuellem IFS) Hochdruck durch. Der Keil ist schmal, reicht
aber bis in die Ostsee. Über Westeuropa steht der nächste Trog bereit, unser
Wetter zu übernehmen. In ihm entwickeln sich Bodentiefs, die uns am Samstag von
Westen und Südwesten erreichen. Der Norden und Osten bleiben noch außen vor. Mit
südlicher Strömung erreicht uns warme Luft (10 bis 15 Grad in 850 hPa). Am
Sonntag zieht die Kaltfront des Tiefs über den Britischen Inseln von Südwest
nach Nordost über uns. Sie verdrängt die warme Luft und bringt gebietsweise
Regen.
In den Folgetagen wird uns das Höhentief samt Bodenbegleitung über Westeuropa
weiter beschäftigen.
Kurzfassung: Beständiges Hochdruckwetter und sommerliche Wärme oder gar Hitze
ist für uns nicht in Sicht. Stattdessen sorgen Tiefdruckgebiete für eher kühles
und durchwachsenes Wetter. Der Freitag nächster Woche ist nur bei IFS ein
Lichtblick. GFS und ICON bleiben zyklonal.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Mittwoch ist der aktuelle IFS-Lauf grundlegend konsistent zu seinen
Vorgängern, anschließend geht der aktuelle Lauf neue Wege. Das Höhentief
verlagert sich nun Richtung Skandinavien statt über Ostdeutschland Richtung
Polen. Aus Südwesten drückt weiter ein Keil rein, der nun leichteres Spiel hat.
Der Freitag ist hochdruckbestimmt unter dem Keil, ab Samstag kommt ein Tief von
Westen herein.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit anderen Modellen bringt auch keine Klarheit. ICON hält am
Höhentief über Ostdeutschland/Polen fest, GFS lässt es über die Ostsee ins
Baltikum ziehen und UK10 ähnelt IFS. Den Keil ab Donnerstag haben alle Modelle
drin, allerdings deutlich flacher als IFS und dadurch weniger durchgreifend.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Cluster liefern im ersten Zeitschritt (Montag/Dienstag) zwei Lösungen, alle
mit Blocking und dem Trog über Mitteleuropa. Zeitschritt zwei (Mittwoch bis
Freitag) hat drei Lösungen, alle mit Blocking, aber leicht unterschiedlicher
Lage des Troges/Höhentiefs über Mitteleuropa. Haupt- und Kontrolllauf sind in
Cluster eins. Cluster zwei und drei haben den Keil deutlicher drin und sind mit
17 und 16 Membern auch stark vertreten. Verglichen mit den gestrigen Clustern
hat sich die Lage umgekehrt und nun bestimmt der Hochkeil das Bild.
Die erweiterte Mittelfrist (Samstag bis Montag) hat in zwei Lösungen
mehrheitlich weiterhin das Wetterregime Blocking, allerdings bei uns nun wieder
Trogeinfluss. Cluster zwei schiebt diesen aber schnell durch und setzt uns ab
Sonntag schon auf die Rückseite.
Bei den Rauchfahnen fällt auf, dass der Spread in der Temperatur nicht so groß
ist wie beim Geopotential. Im Süden sind die Linien besonders eng.
Deutschlandweit liegt die t850 unter 10 Grad, was keine Sommerwerte zulässt. Das
Geopotential hingegen ist überall breit aufgefächert. Eine echte Mitte ist kaum
auszumachen. Der Spread auf 500 hPa geht von 555 bis 585, die Ensembles
verteilen sich in der Mehrheit auf 560 bis 580, der Hauptlauf liegt in dieser
Masse. Ein leichter Aufwärtstrend ab Montag ist erkennbar. Zum Ende der
Vorhersage liegt der Hauptlauf bei der Temperatur am oberen Ende der Ensembles.
Die Wärme nächstes Wochenende scheint also noch optional.
Die Ensembles des GFS weisen einen ähnlichen Trend auf: ab Montag leicht, aber
stetig aufwärts. Allerdings stürzt GFS (zumindest im Hauptlauf) bei der
Temperatur zum nächsten Wochenende ab. Der Kontrolllauf geht nicht ganz mit und
erwärmt sich rasch wieder, während der Hauptlauf unterirdisch (deutlich unter
der Klimanorm) bleibt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Von Zeit zu Zeit treten Gewitter auf, die Starkregen und stürmische Böen bringen
können. Lokal ist heftiger Starkregen (Unwetter) möglich. Beim EFI gibt es keine
Signale, dafür sind die Ausdehnung und die Wahrscheinlichkeit viel zu gering.
CAPE ist auch nur mittelmäßig vorhanden.
An den Alpen regnet es Montag und Dienstag länger anhaltend und teils gewittrig
verstärkt, regional sind auch dabei unwetterartige Mengen möglich. Zumindest für
den Alpenrand signalisiert auch der EFI außergewöhnliche Mengen. Zu beachten ist
hier, dass es bereits im Vorfeld kräftigere Regenfälle in der Region geben kann.
Ein Anschwellen der Flusspegel ist wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn