SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.07.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW

Am Freitag (Norden und Mitte) und Samstag (Südhälfte) gebietsweise Schauer und
Gewitter, dabei Starkregen und kleiner Hagel, lokal aufgrund geringer
Zuggeschwindigkeit auch heftiger Starkregen. Ab Samstag (bei größeren
Modellunsicherheiten) in Richtung Alpen eventuell auch (konvektiv durchsetzter)
Dauerregen, teils auch mit Unterbrechungen.

Am Sonntag in der Südhälfte und von dort in Richtung Nordosten erneut Schauer
und Gewitter mit Starkregen, lokal und vereinzelt Unwetter, und kleiner Hagel.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… liegt Deutschland im Einflussbereich eines Langwellentroges, dessen
Achse sich von der zentralen Ostsee bis nach Nordwestafrika erstreckt. Er weist
ein abgeschlossenes Höhentief mit Drehzentrum über Ostfrankreich auf, wobei sich
dieses Drehzentrum im Tagesverlauf weitgehend nach Süden bewegt und zum Abend
somit den Südosten Frankreichs erreicht. Ein weiteres lokales Höhentief
simuliert ICON an der Oder, wobei dieses im Tagesverlauf weitgehend ortsfest
bleiben soll. Auf der Westflanke des Langwellentroges schiebt sich ein Keil von
Südwesten her bis zur Nordsee und in den Nordwesten Deutschlands. In der Folge
simulieren die Modelle im erweiterten Nordseeumfeld einen trockenen
Tagesverlauf. An diesen Bereich schließt sich ein Streifen vom Niederrhein bis
nach Vorpommern und bis ins nördliche Brandenburg an, in dem praktisch alle
relevanten Modelle (ICON mit allen Derivaten, aber auch UK10, IFS oder GFS)
Schauer und Gewitter vorhersagen. Geschuldet ist dies einer Konvergenzzone, die
im Bodendruckfeld ebenso wie in den Strömungsmustern auszumachen ist. Dabei
sollten die kräftigsten Entwicklungen in Richtung Nordosten zu beobachten sein.
Dies liegt einerseits an den dort mit bis zu 800 J/kg recht gut ausgeprägten
CAPE-Werten und den PPW-Werten, die im Nordosten knapp an die 40 mm
heranreichen, während diesbezüglich am Niederrhein bei etwa 35 mm Schluss ist.
Dazu kommt der Höhenrücken, der Am Niederrhein die Konvektiven Umlagerungen
etwas dämpfen dürfte. In Ermangelung nennenswerter Scherung liegt der Focus der
Schauer- und Gewitterentwicklungen auf dem Starkregen, einzelne Windböen und
kleiner Hagel spielen da die Nebenrolle. Zumeist sollten die Niederschlagsmengen
im markanten Bereich bleiben, lokale Unwetter mit 25 bis 40 l/qm in kurzer Zeit
sind aber nicht ausgeschlossen, auch oder gerade weil das gradientschwache
Umfeld kaum für eine Verlagerung der Zellen sorgt. Da die Unwetterbereiche so
eng begrenzt erwartet werden, erscheint eine Vorabinformation nicht das Mittel
der Wahl, es würde eine deutliche Überzeichnung der Unwettergebiete mit sich
bringen.

An die Konvergenzlinie schließt sich südlich ein Streifen relativer Ruhe an, der
etwa vom nördlichen Eifelvorland bis ins südliche Brandenburg reicht. Dort wird,
ähnlich wie im Nordseeumfeld, wohl kaum Niederschlag zu erwarten sein. Der sich
daran anschließenden Südhälfte drückt dann wieder das Höhentief seinen Stempel
auf. Die thermische Labilität ist mit Lapse-Rates unter -0,6 K/100m höher als im
Norden, was in Anbetracht der hier wirksamen moderaten Höhenkaltluft
verständlich ist. Da von Niederbayern bis zum Bodensee schon aus der Nacht
heraus recht dichte Bewölkung, auch mit teils kräftigem, regional auch länger
andauerndem Regen dominiert, kann sich dort nur sehr verhalten CAPE aufbauen –
was Gewitter weniger wahrscheinlich, aber nicht unmöglich macht. Dem stehen
CAPE-Werte von bis zu knapp über 1000 J/kg in einem breiten Streifen vom
Nordschwarzwald, dem Hunsrück und der Eifel im Westen bis nach Franken und
Sachsen im Osten gegenüber. Mit PPW-Werten von bis zu 35 mm deutet sich auch
dort lokales Unwetterpotential bezüglich des Starkregen an. Letztendlich
kristallisieren sich Entwicklungen ähnlich zu denen im Bereich der
Konvergenzzone heraus. Kleiner Hagel und Windböen, dazu Starkregen, der aufgrund
der langsamen Zuggeschwindigkeit meist im markanten (15 bis 25 l/qm, lokal aber
auch im Unwetterbereich (25 bis 40 l/qm) liegt. Wenn es ganz blöd läuft, ist
auch extremes Unwetter nicht ausgeschlossen. Das Ganze spielt sich ab bei
Höchstwerten von nur knapp 20°C im wolkigen Süden und bis zu 28°C im
Rhein-Main-Gebiet.

In der Nacht zum Samstag bekommt das Höhentief über dem Südosten Frankreichs
einen Linksdrall und zieht Richtung Golf von Genua. Somit kann der Höhenkeil,
allerdings unter leichter Abschwächung, weiter nach Südosten vorankommen. Das
gilt auch für die über dem Norden liegende Konvergenzlinie. Die mit ihr
verbundenen Schauer und Gewitter verlagern sich nach Südosten, verlieren dabei
aber an Intensität. Zum Morgen sehen die Modelle Niederschlagsreste nur noch
über Thüringen, Sachsen und dem südlichen Sachsen-Anhalt. Auch über dem Süden
lässt die Schauer- und Gewittertätigkeit nach, teils verclustern die
Niederschläge dabei und sind dann mitunter ungewittrig. Da am Boden im Vorfeld
des Rückens der Druck über Deutschland etwas steigt, andererseits über Italien,
auch unterstützt durch das Höhentief, tiefer Luftdruck den Ton angibt, kommen
Aufgleitprozesse in Gang, die u. U. den Alpenraum, eventuell auch das
Alpenvorland erfassen. Dies deuten insbesondere GFS und IFS an, teilweise sollen
die Niederschläge aber auch dort wieder mit konvektiv durchsetzt sein, inklusive
Starkregenpotenzial. Der Himmel präsentiert sich im Nordwesten und zwischen Main
und Donau oft gering, sonst eher wechselnd bewölkt, örtlich kann sich Nebel
bilden. Die Minima werden zwischen 17 und 10°C erwarten.

Samstag… wandert das Höhentief vom Golf von Genua bzw. den Seealpen in die
Toskana. Der nach Nordwestdeutschland gerichtete Höhenkeil wird weiter abgebaut,
zum Abend weist seine Achse von der Eifel nach Westfalen. Da sich über
Nordwesteuropa ein Langwellentrog nähert, dessen Achse über die Britischen
Inseln hinwegschwenkt, sinkt der Druck über Norddeutschland und in der Folge
schmiegt sich der von Westen hereinreichende Bodenkeil mehr und mehr an die
Alpen an. Dort sind weiterhin Aufgleitprozesse wirksam. Es regnet teils länger
anhaltend, lokal konvektiv verstärkt, Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Schon
an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass insbesondere an den Alpen und im
Vorland, auch staubedingt, die Niederschläge, teils mit Unterbrechungen, bis in
die neue Woche anhalten können. Die Modelle zeigen diesbezüglich noch
unterschiedliche Signale, eventuell sind aber Dauerregenwarnugen fällig, und
abhängig von Modell und betrachtetem Zeitfenster sind Mengen um 100 l/qm
realistisch. Im Rest der Südhälfte bleibt das Gewitterpotential etwa auf dem
Niveau des Vortages. Mithin sprechen wir von CAPE-Werte bis knapp über 500 J/kg,
Lapse-Rates um -0,6 K/100m und PPW-Werten bis zu Spitzenwerten von 35 mm. Da die
Scherung weiterhin keine Rolle spielt und das gesamte Umfeld keinen
nennenswerten Gradienten aufweist, liegt der Focus wieder auf Starkregen, lokal
und punktuell bis in den Unwetterbereich. Weiter nach Norden strömt von der
Nordsee her trockenere und stabilere Luft ein, wobei sich eine Sperrschicht in
etwa 800 hPa bildet. Schauer sind insofern kaum zu erwarten, dies gilt zumindest
bis zum Abend, wenn im äußersten Westen und Nordwesten im Vorfeld des neuen
Langwellentroges wieder erste Schauer von Benelux übergreifen. Während südlich
der Donau nur selten die Sonne scheint oder es komplett dicht bleibt, scheint in
der Mitte und im Norden zeitweise die Sonne, teilweise ist es aber auch stärker
bewölkt durch Quellwolken, die an der Inversion breitlaufen. Die Höchstwerte
erreichen im Alpenvorland entsprechend kaum 19 Grad, während es sonst mit 21 bis
26 Grad, im Rhein-Main-Gebiet auch 27 Grad, angenehm warm ist.

In der Nacht zum Sonntag lassen die Schauer und Gewitter in der Südhälfte nach,
ohne dabei gänzlich zum Erliegen zu kommen. Einzelne Modelle (z. B. UK10, IFS)
deuten auf ein Abdrängen der Niederschläge in die Regionen südlich der Donau und
insbesondere an den Alpenrand hin (interessant wieder im Hinblick auf möglichen
Dauerregen). Vom äußersten Westen und Nordwesten greifen die schauerartig
verstärkten, aber ob der Tageszeit wohl – wenn überhaupt – nur vereinzelt
gewittrigen Niederschläge bis in den Westen Mecklenburgs, zum Harz und nach
Nordhessen aus. Trocken bleibt vor allem der Osten. Die Tiefstwerte bewegen sich
von lokal 10°C im Süden bis 16°C am Niederrhein mit der Option lokalen Nebels.

Sonntag… und in der Nacht zum Montag zieht das Höhentief von der Adria nach
Polen. Von Westen greift der nächste Langwellentrog auf Mitteleuropa über, der
insbesondere in der Nacht zum Montag schon wieder deutliche Abtropftendenzen
zeigt, wobei das zugehörige flache Höhentief von der südlichen Nordsee bis in
die Schweiz wandert. Im Bodendruckfeld befindet sich der steuernde Tiefkomplex
über dem Nordmeer, die zugehörige Kaltfront überquert Deutschland von Nordwest
nach Südost, sie erreicht zum Morgen etwa die Mainlinie. An der Front, aber auch
in der präfrontal gelegenen feucht-labilen Luftmasse (PPWs bis 30 mm, CAPE-Werte
bis knapp über 500 J/kg) kommt es erneut zu kräftigen Schauern und Gewittern mit
Starkregen und kleinem Hagel. Lokal ist insbesondere präfrontal über der
Südhälfte wieder mit Unwetterstarkregen zu rechnen, an der Front selbst ist
dieses Risiko ob der etwas höheren Zuggeschwindigkeit geringer. Rückseitig der
Front sickert allmählich kühlere Luft ein, über dem Nordwesten liegen die 850er
Werte zum Montagmorgen nur noch bei etwa 7°C. Auf die Höchstwerte hat dies kaum
einen Einfluss, sie liegen in der Lausitz bei bis zu 26°C, ansonsten meist bei
21 bis 24°C, am Alpenrand, wo der Regen, wie oben schon erwähnt, auch länger
anhält, teils nur um 19°C. Nachts kühlt es auf 15 bis 9°C ab, lokale Nebelfelder
sind nicht ausgeschlossen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die großskaligen synoptischen Felder simulieren die Modelle recht ähnlich. Auch
regionale Entwicklungen wie die angesprochene Konvergenzlinie oder die Kaltfront
am Sonntag und in der Nacht zum Montag haben die Modelle gut im Griff (so man
bei einer Kaltfront von einem regionalen Phänomen sprechen möchte). Bezüglich
der Niederschlagsfelder zeigen die Modelle aber deutliche Unterschiede. Die
weniger bezüglich der maximal möglichen Niederschlagsmengen in den möglichen
Gewittern als bezüglich der Verteilung der Niederschlagsschwerpunkte südlich der
Donau und in Ostbayern in den kommenden Tagen.

Dies hat natürlich Auswirkungen auf die diesbezügliche Warnstrategie. Eine
Option ist, die Niederschläge mit einer langlaufenden Dauerregenwarnung
abzudecken, wobei dann mit Unterbrechungen und wechselnder Intensität in den
Niederschlägen zu rechnen ist. Möglicherweise (hoffentlich) liefern die Modelle
hier in den kommenden Stunden noch klarere Signale.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas