#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 24.07.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.07.2025 um 10.30 UTC
Unbeständig mit Schauern und Gewittern und nur noch mäßig warm. An den Alpen
Dauerregengefahr.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 31.07.2025
Der Mittelfristzeitraum, soviel schon mal vorneweg, wird überwiegend von
Trogeinfluss und der Zufuhr recht kühler Luftmassen vom Atlantik geprägt sein.
Zum Beginn, am Sonntag, liegt nach IFS ein Langwellentrog mit seiner Achse vom
Seegebiet östlich Islands über das westliche Mitteleuropa hinweg bis in den
zentralen Mittelmeerraum. Während ein Kurzwellentrog bereits abzieht, kommt ein
neuer von den Britischen Inseln und Frankreich her heran. Auf dem nahen Atlantik
befindet sich ein monumentaler Höhenrücken, der ein kräftiges und etwas nach
Norden verschobenes Azorenhoch stützt. Ein in jüngerer Vergangenheit im
Hochsommer nicht mehr so häufiges Szenario, vor der Jahrtausendwende aber
durchaus noch häufiger sommerprägend. Ein Bodentief befindet sich über dem
östlichen Mitteleuropa, so dass bei uns eine nordwestliche Strömung, respektive
westlicher bis nordwestlicher bodennaher Wind resultiert. Mit diesem wird eine
für die Jahreszeit doch recht kühle Luftmasse mit 7 bis 11°C in 850 hPa zu uns
geführt. Das Wetter ist – vereinfach gesagt – wechselhaft mit Schauern und
Gewittern.
Am Montag weitet sich der zweite Kurzwellentrog weiter südwärts aus, so dass
sich aus ihm ein Höhentief abspaltet, welches bis zum Abend die Toskana
erreichen soll. Der Wind dreht noch etwas weiter Richtung Nordnordwest und die
Schauer und Gewitter verlagern ihren Schwerpunkt in den Süden und Osten des
Landes, wobei an den Alpen und im Erzgebirge zusätzliche Staueffekte
hinzukommen. Später sollen aber auch im Nordwesten wieder Schauer und Gewitter
aufziehen.
Am Dienstag zieht das abgespaltete Höhentief unter Abschwächung zum Balkan und
wir verbleiben im Bereich des Langwellentroges, innerhalb welchem ein neues
Höhentief von Nordwesten her Dänemark erreicht. Zunächst liegt der Schwerpunkt
der Schauer und Gewitter im Südosten mit weiterhin Staukomponenten an den
Bergen, später kommen dann im Norden wieder Schauer und Gewitter auf. Das
Temperaturniveau ändert sich kaum.
Am Mittwoch kommt das Höhentief noch etwas südwärts voran, wird aber im Bereich
der deutschen Ostseeküste zunehmend stationär. Das ganze Land gerät unter den
Einfluss des Höhentiefs, während von Westen her ein Höhenkeil über den
Britischen Inseln langsam näherkommt. Bodennah zieht ebenso ein Tief in die
westliche Ostsee, so dass es im Norden Deutschlands recht wenig wird. Schauer
und Gewitter gibt es in allen Landesteilen.
Am Donnerstag kommt das Höhentief noch einmal etwas südwärts voran und spaltet
sich in zwei Kerne auf, die zunehmend eine zonale Geopotentialrinne bilden.
Westlich der Britischen Inseln kommt es ebenso zu einer Austrogung, die
zunehmend ebenso zu dieser zonalen Rinne beiträgt, dazwischen schwächt sich der
oben erwähnte Höhenkeil ab. Über Nordskandinavien weitet sich hohes Geopotential
etwas westwärts aus, so dass sich bodennah zunehmend eine Verbindung
(Hochdruckbrücke) zwischen dem weit nördlichen Azorenhoch über Island hinweg bis
nach Nordskandinavien bildet, während südlich davon eine Tiefdruckrinne von
Dänemark bis in die Ukraine reicht. An dem wechselhaften Wetter bei uns ändert
sich nichts, der Wind im Norden schwächt sich aber wieder ab.
Im weiteren Verlauf bleibt die Geopotentialrinne bestehen, verlagert ihre Achse
aber noch etwas südwärts bis nach Deutschland hinein. Gleichermaßen verlagert
auch die bodennahe Tiefdruckrinne südwärts. Ein Hochschwerpunkt bildet sich über
dem Nordmeer aus. Damit gelangen wir zunehmend ins Zentrum der Tiefs, was die
Gefahr von Starkregenfällen – gewittrig oder ungewittrig – erhöht. Zum
Wochenende wird zunehmend das westliche Höhentief dominanter, so dass auf dessen
Vorderseite wieder wärmere Luft zu uns gelangt, was bei weiterhin anhaltendem
Tiefdruckeinfluss die Gefahr starker Gewitter wieder erhöht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist bis zum
Montag sehr hoch. Am Dienstag lässt der gestrige 00-UTC-Lauf das von Norden
heranziehende Höhentief, das auch etwas schwächer ausgeprägt ist, viel schneller
südwärts ziehen, so dass es Mittwochfrüh bereits über Süddeutschland liegt und
nachfolgend nach Südosten abzieht. Damit kann am Donnerstag von Westen ein
Höhenkeil übergreifen. Der gestrige 12-UTC-Lauf liegt dagegen wesentlich näher
an dem heutigen 00-UTC-Lauf, lässt aber an der Westflanke des Höhentiefs am
Mittwoch ein weiteres Höhentief südwärts ziehen, dass als Gegenbewegung das
andere Höhentief wieder nordwärts ziehen lässt. Das weitere Höhentief soll dann
am Donnerstag als Kurzwellentrog über Deutschland südostwärts ziehen. In der
erweiterten Mittelfrist zeigen die gestrigen Läufe eine Stabilisierung, während
es beim jüngsten Lauf bei Tiefdruckgeprägten Lage bleibt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die vorliegenden aktuellen Globalmodelle zeigen bis Montag eine ähnliche
Entwicklung. Mit dem von Norden übergreifenden Höhentief am Dienstag laufen die
Entwicklungen aber auseinander. Während ICON, GFS und UK10 dieses Höhentief am
Dienstagmittag in ähnlicher Position zeigen, allerdings deutlich schwächer
ausgeprägt als IFS, bietet GEM nur einen Kurzwellentrog, der dann auch schon
weiter östlich liegt. Zum Mittwoch hin lässt GEM aus diesem weiter östlich ein
Höhentief abtropfen, bei GFS zieht es nach Osten, bei ICON und UKMO Richtung
Süden, so dass nach der Mehrheit der Modelle von Westen zunehmend höheres
Geopotential übergreifen kann.
Dies ist aber auch bei den externen Modellen und ICON nur von kurzer Dauer.
Lediglich GEM zeigt am Donnerstag einen recht stabilen Tag, dagegen liegen wir
bei GFS schon auf der Vorderseite des nächsten von Atlantik. hereinziehenden
Troges. Bei ICON bildet sich dagegen ein monumentales Höhentief über Ungarn, an
dessen Nordwestflanke Aufgleitregenfälle auf den Osten Deutschlands übergreifen.
Alles in Allem zeigt kaum ein Modell den Übergang zu einer nachhaltig stabileren
Lage, so dass wir durchaus die IFS-Variante für unsere Prognosen heute verwenden
können.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag verteilt sich das IFS-EPS auf zwei
Cluster. Während C1 (26 Mitglieder incl. Haupt- und Kontrolllauf) das oben
beschriebene Szenario widerspiegelt, zeigt C2 das Höhentief zur Wochenmitte
etwas schwächer, zudem soll es am Donnerstag um 00 UTC schon nach Osten
abgezogen sein. Stattdessen greift bei C2 von Westen der Höhenrücken über. Das
Wetterberuhigungsszenario ist also immer noch gut vertreten in den
Ensemblerechnungen. Der Blick in die erweiterte Mittelfrist lässt bei den
Freunden des Sommers keine Freude aufkommen. Bei allen vier Clusterszenarien
(die sich schon etwas unterscheiden) dominiert hohes Potential westlich und
nördlich unseres Landes, während wir mehr oder weniger stark im
Trogeinflussgebiet liegen.
Die Rauchfahnen für verschiede Städte zeigen bei geringer Streuung einen
allmählichen Rückgang der Temperatur in 850 hPa bis zum Mittwoch. Dann liegen
wir zwischen etwa zwischen 6 und 10°C. Das Geopotential geht nur bis zum Montag
zurück und beginnt dann zu steigen. In der zweiten Wochenhälfte steigt die
Mehrheit der Kurven sowohl bei der Temperatur als auch beim Potential an,
allerdings bei deutlich zunehmender Streuung. Wirklich hochsommerliche Szenarien
sind aber auch gegen Ende nächster Woche die Ausnahme. Der IFS-Hauptlauf
verbleibt dabei eher im unteren Bereich der Kurven. Niederschlag wird reichlich
geboten, mit den höchsten Summen am kommenden Wochenende. Insbesondere im Süden
steigen die Niederschlagskurven auf Höhen, die man nicht so häufig zu Gesicht
bekommt.
Die Rauchfahnen des GFS zeigen eine sehr ähnliche Entwicklung, wobei die
Wahrscheinlichkeit für eine Stabilisierung und Erwärmung in der zweiten
Wochenhälfte sogar noch weniger wahrscheinlich erscheint. Auch der GFS-Hauptlauf
bleibt bei Temperatur und Potential unter dem Ensemblemittel.
Das Mittelfristfazit: Bis Mitte nächster Woche unbeständig, teils mit größeren
Regenmengen und nur mäßig warm. Danach große Unsicherheit, aber mit Möglichkeit
zur Stabilisierung und Erwärmung.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
Der EFI zeigt ein deutliches Signal für viel Regen, das von Samstag bis Montag
in Süddeutschland, vor allem an den Alpen besteht. Zudem gibt es dort auch
kommende Woche ein Signal für unterkühlte Witterung.
Gewitter:
An allen Tagen kann es regional zu Gewittern kommen. Dabei besteht in der
relativ kühlen und feuchten und regional auch mal mäßig gescherten Luftmasse
durchaus das Potential für starke Gewitter (ocker), wegen Starkregens, Sturmböen
oder kleinkörnigem Hagel. Unwetter sind aber kaum wahrscheinlich und sollten
allenfalls wegen Starkregens mal punktuell möglich sein. Möglicherweise ergeben
sich aber am Mittwoch im Norden auch gute dynamische Bedingungen.
Regen:
Cosmo-LEPS, ICON-EU-EPS und IFS-EPS zeigen am Montag und in der Nacht zum
Dienstag ein deutliches Signal für Dauerregen an den Alpen, bei Cosmo-LEPS gibt
es auch Wahrscheinlichkeiten von bis zu 30 % für Unwetter (mehr als 50 l/qm
innert 24 Stunden). Noch deutlicher werden die Signale, wenn man sich den
72-stündigen Zeitraum von Samstag bis Montag ansieht. Allerdings dürften
aufgrund relativ geringer Regenfälle am Sonntag warnstrategisch eher getrennte
Warnungen ausgegeben werden. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass an
den Alpen von Samstag bis Dienstagfrüh regional um 100 l/qm Regen fallen. Schnee
fällt dabei voraussichtlich erst ab Montag in Lagen deutlich über 2500 m.
Sturm:
Trotz der möglichen Tiefentwicklung im Bereich der Ostsee am Mittwoch wird die
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen an den Küsten sehr gering berechnet.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann