#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 23.07.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.07.2025 um 10.30 UTC
Kein stabiles Sommerhoch in Sicht. Vielmehr gebietsweise Schauer und Gewitter
mit lokalem Starkregen, zudem leichte Abkühlung.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.07.2025
Wohin geht die Reise? Kommt der Sommer mit stabilen Hochdruckwetter zurück oder
verbleiben wir unter Tiefdruckeinfluss mit wechselnd temperierten Luftmassen?
Ein erster flüchtiger Blick in die Großwetterlagen nach Paul James auf Basis des
gestrigen 12 UTC-Lauf des EZMW verrät bereits, dass Wetterlagen mit einem T
vorne (TrM, TrW) oder einem z hinten (Wz, NWz) in die Mehrzahl bleiben, auch
wenn immer mal wieder Versuche von Wetterlagen mit einem B vorne (BM) oder einem
a hinten (Wa, Na, NWa) durchschimmern. Letztlich bleiben aber die zyklonal
geprägten Wetterlagen dominant, stabiler Hochdruckeinfluss ist weiterhin nicht
in Sicht.
So beginnt auch die Mittelfrist am kommenden Samstag mit einem über Deutschland
liegenden Trog, der Richtung zentrales Mittelmeer abtropft, im Süden aber noch
Hebung und Niederschläge generiert. Von den Britischen Inseln nähert sich ein
weiterer Trog, dazwischen bohrt sich ein schmaler Keil nach Deutschland, der
vorübergehend Zwischenhocheinfluss bringt. Mit nordwestlicher Strömung werden
hinter einer nach Süden vorankommenden Kaltfront eines Tiefs mit Zentrum über
dem Bottnischen Meerbusen etwas „kühlere“ Luftmassen mit T850 hPa von 8 bis 12
Grad nach Deutschland geführt.
Am Sonntag erfasst uns der Trog von den Britischen Inseln, gleichzeitig wird er
von einem vom Atlantik nach Südosten ablaufenden Randtrog regeneriert. Der Trog
ist mit ordentlich PVA ausgestattet, womit teils kräftige konvektive Aktivitäten
zu erwarten sind. CAPE ist mit bis zu 750 J/Kg allerdings nicht überbordend,
folglich dürfte bei recht hohen PPWs (25-35 mm) Starkregen im Fokus sein. Im
Süden können zudem noch Niederschläge im Zusammenhang mit dem Höhentief über dem
zentralen Mittelmeer auftreten. Die T850 hPa ändern sich kaum.
Am Montag und Dienstag liegt Deutschland unter dem nur langsam ostwärts
ziehenden Trog, der durch einen weiteren Randtrog erneut regeneriert wird.
Weitere Konvektion bei etwas zurückgehendem CAPE und nachlassender PVA ist
wahrscheinlich, erneut dürfte der Starkregen bei anhaltend recht hohen PPWs im
Mittelpunkt stehen. Mit T850 hPa von 6 bis 9 Grad kühlt es sich in
nordwestlicher Strömung noch ein wenig ab.
Am Mittwoch tropft der Trog über Süddeutschland ab, sodass sich in der Folge ein
nach Tschechien wanderndes Höhentief bildet. Dieses beeinflusst insbesondere den
Südosten mit weiterer Konvektion. Nach Norden hin kann sich noch das
Trogresiduum bemerkbar machen, von Südwesten steigt der Druck durch einen
flachen Rücken aber allmählich. Die T850 hPa bleiben auf dem Niveau des
Vortages.
In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag kommender Woche bringt der Rücken
zunächst Hochdruckeinfluss mit abnehmender Schauerneigung, bevor Deutschland im
weiteren Verlauf auf die Vorderseite eines stark amplifizierten und schmalen
Trogs bei den Britischen Inseln gelangt. Bei auf Südwest drehender Strömung
steigen die T850 hPa auf 10 bis 13 Grad.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Montag ist die Konsistenz der jüngsten 3 Läufe des EZMW hoch. Ab Dienstag
divergiert der neueste 0 UTC-Lauf zum gestrigen 0 UTC-Lauf, wobei der Trog
länger über uns bleibt. Nachfolgend sollten wir auf eine Trogvorderseite in
südwestlicher Strömung gelangen, die nun erst in der erweiterten Mittelfrist und
damit rund 3 Tage später zu erkennen ist. Der gestrige 12 UTC-Lauf ließ den Trog
am Dienstag genauso wie der gestrige 0 UTC-Lauf rasch abziehen, um anschließend
eine nordwestliche bis westliche Strömung zu etablieren, die in der erweiterten
Mittelfrist ebenfalls mit einer Trogvorderseite geendet hätte. Im Zuge dessen
wären die T850 hPa kurzzeitig zum Teil sogar bis auf 20 Grad gestiegen, außerdem
hätte sich der Trog rasch Mitteleuropa angenähert. Die Konsistenz ist daher ab
Dienstag als miserabel einzustufen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das längere Verweilen des Trogs ab Dienstag über Deutschland gehen weder ICON
noch UK10 mit. Sie zeigen eher noch die Lösung des gestrigen 0 UTC-Laufs des
EZMW.
Beim GFS deutet sich am Dienstag und Mittwoch in abgeschwächter Form noch
Trogeinfluss an, bevor sich ab Donnerstag der Keil von Südwesten hereinschiebt.
Die meisten KI-Modelle gehen den Weg des EZMW mit und belassen den Trog bis
Mittwoch über Deutschland. Danach weichen die Modelle bei der bei allen
vorhandenen Trogvorderseite voneinander ab, wobei es Phasen- und
Amplitudendifferenzen in Raum und Zeit gibt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte öffnen sich vor allem ab Montag. Dabei
zeigt das Geopotenzial im Median einen rascheren Anstieg als der Hauptlauf, was
den Einfluss des Trogs insbesondere am Dienstag schmälern würde. Ab Dienstag
verläuft der Hauptlauf in T850 hPa meist am unteren Rand, womit eine etwas
schnellere Erwärmung ab der Wochenmitte greifen könnte. Niederschlagssignale
sind jeden Tag vorhanden, mit einem Maximum zwischen Samstag und Dienstag und
einem Minimum am Donnerstag und Freitag kommender Woche (erweiterte
Mittelfrist).
CLUSTER:
Zwischen Montag und Mittwoch wird nur ein Cluster benötigt, was die
Vorhersagesicherheit etwas erhöht.
Zwischen Donnerstag und Samstag kommender Woche gibt es dann 4 Cluster
(unterschiedliche Regime) mit unterschiedlich ausgeprägten und räumlich
varianten Trogvorderseiten. In C4 greift der neue Trog schon am Freitag über,
womit der Hochdruckeinfluss nur kurz anhalten würde (aber nur 7 Mitglieder).
FAZIT:
Das wechselhafte Wetter mit gebietsweisen Schauer und Gewittern hält an. Dabei
bieten die Gewitter Starkregenpotenzial, lokal ist unwetterartiger Starkregen
möglich. An den Alpen kann es von Samstag bis Montag auch mehrstündigen
Starkregen oder Dauerregen geben. Die Temperaturen gehen zunächst ein wenig
zurück, zur Wochenmitte hin steigen sie bei etwas ansteigendem Druck wieder
leicht an. Ein stabiles Hochdruckgebiet ist allerdings weiterhin nicht in Sicht,
weil ein neuer Trog bereits ab Freitag kommender Woche westlich von uns in den
Startlöchern steht.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
DAUERREGEN/STARKREGEN:
EFI zeigt von Samstag bis Montag Signale für überdurchschnittlich viel Regen an
den Alpen.
Die Ensembles liefern vor allem am Samstag und eingeschränkt auch am Montag
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden und noch geringe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 50 l/qm in 24 Stunden. Dabei kann es lokal in
konvektiven Verstärkungen ein- oder mehrstündigen Starkregen geben.
GEWITTER:
In der gesamten Mittelfrist sind gebietsweise Gewitter zu erwarten, die lokal
mit Starkregen einhergehen. Vereinzelt ist auch unwetterartiger Starkregen nicht
ausgeschlossen.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler