#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 23.07.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 230800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.07.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Wz zu TrM
Im Nordosten regional markanter Starkregen, lokal Unwetter nicht ausgeschlossen.
An der See stürmische Böen möglich. Im Nordosten, abends und nachts auch in den
Alpen und im Südwesten einzelne markante Gewitter.
Am Donnerstag im Süden und Südwesten sowie im äußersten Norden vor allem
nachmittags und abends örtlich markante Gewitter.
Am Freitag abgesehen von Nordwestdeutschland im Tagesverlauf erneut einzelne
markante Gewitter.
Unwetter am Donnerstag und Freitag nicht ganz ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… zieht das Höhentief in der Nähe der Odermündung kaum noch weiter
ostwärts. Das zugehörige Bodentief wandert bis zum Abend von Lolland in die Nähe
des Höhentiefs und schwächt sich ab (ICON-D2). Die mit dem Tief verbundenen und
WLA-bedingten schauerartig verstärkten Regenfälle ziehen von Holstein über
Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg allmählich ostwärts hinweg. Dabei
kann es regional nochmal zu markantem Starkregen kommen. Von ICON-D2 gibt es
lokal auch nochmal Hinweise auf unwetterartige Mengen über 35 mm innerhalb von 6
oder über 40 l/qm in 12 Stunden. ICON-D2-EPS bringt recht hohe
Wahrscheinlichkeiten zwischen 60 und 90 Prozent für Dauerregenmengen über 40
l/qm im Süden Mecklenburg-Vorpommerns und im Norden Brandenburgs. Abseits davon
können im Bereich des Tiefs in der Nordhälfte Schauer auftreten, auch einzelne
kurze Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Bei Mittelwinden zwischen 25 und 35
Knoten in 850 hPa sind dann Böen Bft 7 bis 8 möglich.
Der Wind an der Südwestflanke des Tiefs bleibt tagsüber im Norden und Osten
gebietsweise warnrelevant mit Böen Bft 7, vereinzelt 8. Gegen Abend schwächt
sich der Wind mit dem weiteren Auffüllen des Tiefs generell ab.
Sonst dominiert unter dem über Deutschland weiter ostwärts wandernden
Höhenrücken leichter Hochdruckeinfluss. Einzelne kurze Schauer kann es geben,
überwiegend bleibt es aber trocken. Erst mit Annäherung des nächsten Höhentiefs
über dem Ärmelkanal und einer erneuten Labilisierung der Luftmasse können sich
im äußersten Westen, Südwesten und in den Alpen gegen Abend wieder einzelne
Schauer und Gewitter entwickeln. Dabei liegen die PPW-Werte zwischen 22 und 29
mm, CAPE-ML erreicht im Westen wenige hundert J/kg. Die
Verlagerungsgeschwindigkeit ist nur mäßig. Insofern ist bei Gewittern lokal
Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit möglich.
Die Luftmasse kann sich wieder etwas erwärmen und erreicht Höchstwerte zwischen
20 und 26 Grad, im Süden bei meist sonnigem Wetter bis 28 Grad. Im Nordosten bei
Regen nur 19 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag lässt der Einfluss des hochreichenden, an der
polnischen Küste ostwärts ziehenden Tiefs weiter nach. So ziehen die letzten
flächigen Regenfälle aus dem Nordosten langsam ostwärts ab. Einzelne Schauer
kann es aber in der Nacht ganz im Norden noch geben im Einflussbereich des vom
Tief nach Süddänemark reichenden Bodentroges.
Über der breiten Mitte findet sich eine Zone, in der sich die Nacht weitegehend
ruhig und teils aufgelockert bewölkt gestaltet. Die Gewitter vom Abend im
äußersten Westen schwächen sich zunächst wieder ab.
Mit Vorankommen des Höhentiefs bis nach Zentralfrankreich kommt auf dessen
diffluenter Vorderseite bei uns aber erneut Hebung auf und so greifen von
Frankreich ausgangs der ersten Nachthälfte gebietsweise schauerartige Regenfälle
auf Baden-Württemberg, das Saarland und die Pfalz über. Einzelne kurze Gewitter
sind dabei nicht ausgeschlossen. Ob es dann punktuell schon wieder für
Starkregen reicht, ist noch unsicher.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 17 Grad an der See und 9 Grad in einigen
Senken und Mittelgebirgstälern.
Donnerstag… kommt das Höhentief über Frankreich bis nach Ostfrankreich voran
und hat Verbindung über eine Potentialrinne zum Höhentief, das von der
polnischen zur litauischen Küste zieht.
Im Bodenfeld füllt sich die flache Tiefdruckrinne über dem Norden und Nordosten
des Landes nur zögernd auf, während im Süden der Druck trogvorderseitig
beständig fällt. Somit stellt sich eine klassische „Sumpflage“ mit kaum
vorhandenen Druckgegensätzen ein.
Auf der Vorderseite des französischen Höhentiefs gelangt in die Südhälfte
Deutschlands von Südwesten her eine zunehmend instabile Luftmasse und
gebietsweise können dort 400 bis 800 J/kg Cape generiert werden bei PPWs
zwischen 25 und 30 mm. Vor allem über dem Südwesten steht auch hochreichende
Scherung zur Verfügung, so dass vor allem in Baden-Württemberg und in Südbayern
mit gebietsweise organisierter Gewittertätigkeit zu rechnen ist. Diese dürfte
sich eventuell auch noch bis auf die mittleren Landesteile ausbreiten. Einzelne
Unwetter können nicht ausgeschlossen werden, nach aktueller Lesart sind diese
aber maximal gering wahrscheinlich.
Auch ganz im Norden und Nordwesten, im Bereich des vom Bodentief an der
litauischen Küste ausgehenden Bodentroges, sind im Tagesverlauf einzelne Schauer
und (maximal markante) Gewitter möglich.
In einem Streifen von NRW bis nach Sachsen sowie Mittel- und Südbrandenburg
dürfte dagegen nur wenig passieren. Dort bleibt es bei vor allem nach Osten zu
durchaus längeren sonnigen Abschnitten meist trocken. Bei Werten zwischen 11 und
13 Grad in 850 hPa liegen die Höchsttemperaturen – je nach Sonnenschein –
zwischen 21 und 27, vielleicht 28 Grad.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich das französische Höhentief in den Raum
Genfer See und auch die Potentialrinne wandert etwas nach Südosten (etwa auf
eine Linie Südbaden-Südostbrandenburg in der Frühe). Der Bodentrog im
Küstenbereich zieht langsam mit feuchter Luft nach Südosten und erfasst mit
Schauern und einzelnen Gewittern langsam den Norden NRWs und Südostniedersachsen
sowie Mecklenburg. Dabei liegen die PPWs teils über 35 mm, Cape ist mit 50 bis
150 J/Kg nicht überborden hoch. Durch nur mäßige Zuggeschwindigkeit der Zellen
und durch rückwärtiges ŽAnbauenŽ ist Starkregen örtlich eng begrenzt möglich,
Unwetter sind nicht ganz auszuschließen. Allerdings berechnen die externen
Modelle deutlich weniger Niederschlag. Im Süden sind auf der Vorderseite des
Höhentiefs gebietsweise schauerartige Regenfälle, vereinzelt mit Blitz und
Donner möglich. Die Schwerpunkte der Regenfälle schwanken noch stark je nach
Modell. Es kühlt auf Werte zwischen 18 Grad im Nordwesten und 10 Grad örtlich im
Süden ab.
Freitag… Das Höhentief verlagert sich bis Tagesende zu den Seealpen und die
Potentialrinne über dem Südosten Deutschlands füllt sich auf. Es verbleibt aber
noch ein Höhentrog über dem Alpenvorland. Gleichzeitig wandert ein vom
Azorenhoch ausgehender Keil von Großbritannien zur Deutschen Bucht und der
Bodenhochkeil schwenkt nach Nordwestdeutschland, wo die Schichtung stabilisiert
wird und kaum noch Schauer fallen. Im großen Rest von Deutschland machen sich
Druck- und Potentialanstieg kaum bemerkbar, da feuchte Luft mit PPWs zwischen 30
und 38 mm und Cape-ML-Werten zwischen 300 und 1000 J/Kg wetterbestimmend bleibt.
So entwickeln sich im Tagesverlauf neuerlich Schauer und einzelne Gewitter, die
bei geringer bis mäßiger Zuggeschwindigkeit örtlich Starkregen bringen können.
Lokale Starkregen-Unwetter sind vor allem im Süden nicht ausgeschlossen, da dort
die Zellen am langsamsten unterwegs sind. Auch Hagel oder Hagelansammlungen sind
möglich. Von Unterfranken bis nach Sachsen scheint sich ein Minimum der
Aktivität abzuzeichnen.
Allzu viel Sonnenanteile wird es nicht geben, in der Mitte und im Süden meist 30
bis 40 Prozent, im Norden nur um 20 Prozent. Die Temperaturen liegen meist
zwischen 20 Grad in Alpentälern und 27 bis 28 Grad örtlich in Sachsen. Der Wind
weht abgesehen von Schauerböen nur schwach bis mäßig, an der Küste frisch aus
Nordwest.
In der Nacht zum Samstag bleibt noch der Höhentrog des Höhentiefs über dem Golf
von Genua im Süden liegen. Dort muss noch mit weiteren Schauern, anfangs auch
mit Gewittern gerechnet werden. Dabei bleibt die Starkregengefahr bestehen. Im
Norden und der Mitte stabilisiert sich die Schichtung im Bereich des Hochkeils
etwas und es fallen nur noch einzelne Schauer. Die Nacht wird ähnlich mild wie
die Nacht zuvor.
Modellvergleich und -einschätzung
Großräumig simulieren die Modelle recht ähnlich. Was den heutigen Regen im
Norden angeht, so zeigten IFS und UK10 den Regenschwerpunkt etwas weiter östlich
im Nordosten Brandenburgs und Südvorpommern. Die Unwetter-Regenmengen bei
ICON-D2 scheinen konvektionsbedingt zu sein.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden