#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 22.07.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.07.2025 um 10.30 UTC
Beständig unbeständig mit teils kräftigen Gewittern, aber warm.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 29.07.2025
Die Zusammenfassung heute vorweg: In gradientschwacher Lage ist es unbeständig
mit teils kräftigen Schauern und Gewittern, insgesamt aber warm.
Die Mittelfrist startet gradientschwach in Mitteleuropa. Westlich von uns auf
dem Atlantik befindet sich ein Hochdruckgebiet und über Nordeuropa sowie weit
entfernt über Russland halten sich Tiefdruckgebiete auf. In der Höhe erstreckt
sich ein Trog von Skandinavien bis zur östlichen Iberischen Halbinsel, wo sich
im Verlauf ein schwaches Höhentief bilden kann. Der Trog sorgt für wiederholte
Schauer und Gewitter. Die ppw-Werte liegen zwischen 28 und 38 mm, MU-CAPE
erreicht bis zu 1300 J/kg. Aufgrund der Feuchte können die Gewitter
unwetterartigen Starkregen bringen. Besonders südlich der Donau fällt auch
länger anhaltend Regen, der gewittrig durchsetzt sein kann. Bei 11 bis 13 Grad
in 850 hPa steigt die Temperatur am Boden auf 22 Grad bei längerem Regen und
sonst 24 bis 28 Grad. Der fehlende Druckgradient sorgt für eher schwachen
Nordwestwind.
Am Samstag zieht das Höhentief vom Löwengolf ostwärts bis zur Adria. Dabei kippt
die Trogachse und liegt am Abend von Nordwest nach Süd-Südost über Deutschland.
Auf der Westseite beruhigt sich das Wetter allmählich, auf der Ostseite kommt es
bei 800 bis 1100 J/kg CAPE zu weiteren Schauern und teils heftigen Gewittern. Am
Alpenrand fällt aufgrund des Höhentiefs südlich der Alpen auch länger
anhaltender oder gewittriger Regen. Die Luft ist weiter hochreichend feucht. Die
ppw-Werte liegen zwischen 25 und 35, im Süden bis knapp 40 mm. Mit anhaltendem
Nordwestwind kühlt es leicht ab: 9 bis 12 Grad in 850 hPa. Dennoch reicht es vor
allem über der Mitte Deutschlands häufig für einen Sommertag.
Am Sonntag liegt das Höhentief weiterhin über der nördlichen Adria. Ausgehend
vom Tief bei Island weitet sich ein Trog über die Britischen Inseln südwärts aus
und nimmt in der Folge Verbindung auf zum Höhentief. Damit wird der bereits
abgeschwächte Trog über Deutschland reaktiviert und in der zweiten Tageshälfte
kommt es verbreitet zu Schauern und Gewittern. Die Luft trocknet etwas ab, nur
noch südlich der Donau liegen die ppw-Werte über 30 mm. Aus dem Trogkomplex über
der Nordsee und dem Nordmeer zieht in der Nacht zum Montag ein erster Randtrog
über Deutschland. Dahinter beruhigt sich das Wetter vorübergehend.
Am Montag folgt der Haupttrog aus Westen und zieht in der Nacht zum Dienstag
langsam über den Osten Deutschlands ab. Das Wetter ist erneut unbeständig.
Verbreitet treten Schauer und Gewitter auf. In 850 hPa liegen etwa 7 Grad im
Norden und 11 Grad im Süden über uns. Derweil bildet sich über dem Nordatlantik
aus einem Höhentief ein Bodentief, das in der Folge ost-südostwärts Richtung
Britische Inseln zieht.
Am Dienstag wölbt sich von Südwesten her ein flacher Keil in der Höhe über uns
auf. Am Boden steigt der Luftdruck. Die Strömung wird vorübergehend
antizyklonal. Schauer oder Gewitter treten allenfalls vereinzelt auf. Allerdings
nähert sich das Tief vom Nordatlantik den Britischen Inseln und wird diese am
Abend erreichen. Die zugehörige Kaltfront zieht voraussichtlich am frühen
Mittwochmorgen in den Nordwesten Deutschlands, kommt dort aber unter
Hochdruckeinfluss nur noch wenig voran und versiegt wahrscheinlich auf der Höhe
von Eifel-Harz-Rügen. Nach Süden hin hält sich Hochdruckeinfluss und weitgehend
trockenes Wetter. Auf der Vorderseite des Tiefs fließt aus Süden wieder wärmere
Luft ins Land (10 bis 15 Grad in 850 hPa), sodass sowohl Dienstag als auch
Mittwoch verbreitet sommerliche Höchstwerte bringen.
Am Donnerstag füllt sich das bis dahin in die Nordsee gewanderte Tief weiter
auf. Die Kaltfront liegt quer vom Südwesten in den Nordosten über Deutschland.
Vor der Front sammelt sich im Süden und Südosten feucht-warme Luft, die im
Verlauf wieder Schauer und Gewitter hervorbringt, die bei ppw-Werte um 30 mm
unwetterartig ausfallen können.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn der Mittelfrist ist der aktuelle IFS-Lauf noch konsistent zu seinen
Vorgängern. Ab Sonntag gibt es keine Ähnlichkeiten mehr. Statt vorübergehendem
Hochdruckeinfluss zieht nun ein Tief oder Trog von den Britischen Inseln her
ostwärts durch. Dafür ist das Tief, welches für Dienstag gerechnet war, nun auf
den Mittwoch verschoben. Stabiles Hochdruckwetter ist nicht in Sicht.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit anderen Modellen ergibt ebenfalls kein einheitliches Bild ab
Sonntag. Zu wechselnden Zeiten und an verschiedenen Tagen ziehen Tröge von West
nach Ost durch. Insgesamt ist der Wettercharakter wechselhaft, aber warm.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Cluster schöpfen im ersten Zeitschritt (Freitag/Samstag) aus den Vollen (6
Lösungen, alle mit blockierender Lage), bieten aber für uns kaum Unterschiede.
Zeitschritt zwei (Sonntag bis Dienstag) liefert drei Cluster, wobei NAO+
dominiert und der Trog allgegenwärtig ist. Exakte Lage und tiefe variieren
etwas, am Charakter ändert das aber nichts.
Die erweiterte Mittelfrist ab Mittwoch liefert vier Cluster mit hauptsächlich
NAO+ und mal mehr (Cluster zwei und drei), mal weniger (Cluster eins und vier)
prägnantem Keil. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster eins.
Die Rauchfahnen weisen im Osten des Landes erstaunlich enge Verläufe auf. Nach
Westen und Süden hin wird der Spread zum Wochenende hin deutlich größer.
Einheitlich ist ein Tal sowohl bei T850 als auch beim Geopotential am Sonntag
und zu Beginn der neuen Woche. Anschließend verzeichnen wir überall wieder einen
Anstieg. Beim Niederschlag sind die ganze Mittelfrist und quer über Deutschland
Ausschläge zu finden. Es manifestiert sich also eine mäßig warme bis warme und
feuchte Witterungsperiode.
Auch die Ensembles von ICON und GFS weisen ähnliche Strukturen auf. Es gibt
keine Extreme, wir schwanken um einen Mittelwert.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
In der Mittelfrist treten immer wieder Gewitter auf, die aufgrund hoher Feuchte
unwetterartig (heftiger Starkregen) ausfallen können. Vereinzelt sind stürmische
Böen an den Gewittern möglich. Richtung Alpen ist mitunter längerer und
gewittriger Starkregen oder Dauerregen möglich.
Der EFI hat leichte Signale für ungewöhnlich nasses Wetter im Süden und Südosten
drin. Überdies gibt es keine Signale.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn