#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 21.07.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.07.2025 um 10.30 UTC
Wechselhaft und mäßig warm bis warm. Besonders über der Mitte und dem Süden
wiederholt teils kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregenpotenzial.
Dauerregen in Teilen Bayerns weiterhin sehr unsicher.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 28.07.2025
Es ergeben sich keine nennenswerten Abweichungen mit Blick auf die gestern
skizzierten treibenden Kräfte der bevorstehenden mittelfristigen Entwicklung.
Kurz zusammengefasst dominiert ein stationärer bzw. sich immer wieder
regenerierender Wellenzug über dem Nordatlantik, der eine Antizyklone bei den
Azoren stützt. Die von Phase 6 zu 7 wandernde MJO würde ebenfalls diese
Druckanomalie forcieren bzw. in der Folge nordostwärts ausweiten lassen,
allerdings ist die Amplitude dieser Welle zu gestern bereits verringert worden,
sodass noch Unsicherheiten bestehen, inwieweit hier überhaupt noch ein Einfluss
ausgeübt wird. Auf absehbare Zeit ist von diesem Grundmuster keine Abweichung zu
erwarten, wenngleich der Keil vom Azorenhoch in Richtung erste Augustdekade für
West- und Mitteleuropa eine größere und somit wetterberuhigende Rolle spielen
könnte, was von subsaisonaler Vorhersageseite weiterhin angedeutet wird. Nun
aber zur direkt bevorstehenden Mittelfrist vom Donnerstag, den 24. Juli, bis
Montag, den 28. Juli 2025.
Am Donnerstag liegt ein umfangreicher Langwellentrog über West- und
Mitteleuropa, wobei sich die Trogachse von der südlichen Ostsee bis Frankreich
erstreckt und kaum ostwärts vorankommt. Der Süden und Osten von Deutschland
liegen auf dessen Vorderseite in einer diffluent geprägten südwestlichen bis
südlichen Höhenströmung.
Weiterhin ergibt die Interaktion des Troges mit den Alpen variable Signale bei
möglichen Bodentiefentwicklungen. Im IFS-ENS streuen die Signale im Bodendruck
von Südfrankreich über Norditalien bis nach Tschechien. Abseits einer stärkeren
Clusterung der Member über dem Golf von Genua kann man weiterhin keine klare
Tendenz hinsichtlich einer dominanten Entwicklung erkennen. Wahrscheinlich läuft
es eher auf eine breite und recht diffuse Bodentiefdruckrinne heraus, was die
Niederschlagsvorhersage weiterhin erschwert.
Aus heutiger Sicht verbleibt die sehr feuchte und labil geschichtete Luftmasse
der Bodentiefdruckrinne mit PW Werten um 35 mm knapp östlich von Deutschland,
sodass nun die kräftigsten Niederschläge östlich von Deutschland erwartet
werden. Dank kompensatorischen Absinkens würde der Tag im Osten anstatt
ergiebiger Regenfälle (wie im Vorlauf gezeigt) nun überwiegend trocken über die
Bühne gehen.
Abseits des wetterberuhigten Streifens deutet sich für die Mitte und den Süden
unter Trogeinfluss ein sehr wechselhafter Tag mit zahlreichen kräftigen Schauern
und Gewittern an. Bei PW Werten um 25 mm muss dabei wiederholt mit markantem,
lokal auch mit unwetterartigem Starkregen gerechnet werden, regional auch mit
mehrstündigem Starkregen.
Im Norden sorgen höhenmildere und niedertroposphärisch etwas trockenere
Luftmassen für einen bewölkten Tag, jedoch mit nur einzelnen Schauern
(wenigstens, wenn es nach EZ geht).
Die Nacht zum Freitag verläuft überwiegend stark bewölkt mit einigen Schauern,
die besonders im Süden und über der Mitte anfangs auch noch von Gewittern mit
Starkregen begleitet werden. Lokal bildet sich über der Mitte dichter Nebel.
Am Freitag schiebt sich der Trog zögernd nach Osten, wobei dessen Hauptenergie
in Form eines beginnenden Abtropfvorgangs Südfrankreich und das Ligurische Meer
erreicht. Die diffuse Bodentiefdruckrinne über Tschechien/Polen zieht ostwärts
ab, sodass in Deutschland äußerst schwache Druckgegensätze vorherrschen. Bei PW
Werten um 25mm bedeutet das besonders für die Mitte und den Süden zahlreiche,
teils kräftige und langsam ziehende Schauer und Gewitter mit markantem
Starkregen, lokal auch unwetterartig.
In der Nacht zum Samstag kommt die Konvektion rasch zum Erliegen, was steigendem
Bodendruck und einer zonal ausgerichteten Geopotenzialrinne geschuldet ist, die
sich von Nordfrankreich nach Tschechien aufwölbt.
Am Samstag zieht das bis dahin abgetropfte Höhentief nach Italien ab, während
Deutschland von stark aufgeweichten Geopotenzialgradienten bzw. einem sich von
Frankreich nach Deutschland aufweitenden Bodenkeil beeinflusst wird.
Gleichzeitig fällt über der Nordsee das Geopotenzial erneut und eine
wetterinaktive Kaltfront wird im Tagesverlauf in den Nordwesten von Deutschland
geführt.
Diese Ausgangslage würde dem Norden einen meist stark bewölkten Tag mit einigen
Schauern bescheren, die zum Abend wieder nachlassen. Auch im Süden startet der
Tag bereits wolkenverhangen mit einigen Schauern, die sich im Tagesverlauf dank
einer feuchten und labil geschichteten Luftmasse weiter intensivieren. Ab der
Mittagszeit sind dann auch zahlreiche, teils kräftige Gewitter mit Starkregen zu
erwarten, lokal bis in den Unwetterbereich. Über der breiten Mitte sorgt
leichtes Absinken für einen recht freundlichen Tag mit einem nur geringen
Schauerrisiko. Allgemein gesagt bleiben die PW Werte deutschlandweit mit 25 bis
30 mm hoch genug, um das punktuelle Starkregenrisiko auch bei Schauerpassagen
aufrechtzuerhalten.
In der Nacht zum Sonntag dauern die heftigen Schauer und Gewitter im Süden
weiter an, regional muss auch mit mehrstündigem Starkregen gerechnet werden.
Derweilen verläuft die Nacht im Norden bei wechselnder Bewölkung meist trocken.
Am Sonntag und Montag ergeben sich zu gestern deutliche Abweichungen, da das
abgetropfte Höhentief nicht weiter ins südöstliche Europa driftet, sondern nun
über die nördliche Adria nach Österreich weiterzieht. Diese Option war bereits
gestern in Form einer zunehmenden Blockierungstendenz über Südosteuropa zu
erkennen und wurde gestern besonders vom NAVGEM hervorgehoben. Diese Entwicklung
würde dem Südosten von Deutschland für 48 Stunden anhaltende und konvektiv
verstärkte Niederschläge mit erheblichen Mengen bringen, die entlang und südlich
der Donau zwischen 50 und 100 l/qm, am Alpenrand zwischen 100 und 180 l/qm
liegen. Die Unsicherheiten diesbezüglich sind aber noch sehr hoch!
Ansonsten würde sich das Wetter im Westen und Norden insgesamt eher freundlich
und nur leicht wechselhaft gestalten (geringe Schauertätigkeit).
Die Höchstwerte liegen bei länger anhaltenden Regenfällen etwas unter der 20
Grad-Marke und pendeln sonst je nach Sonnenschein zwischen 23 und 28 Grad. Die
Tiefstwerte liegen zwischen 17 und 10 Grad.
Der Wind kommt meist nur schwach bis mäßig aus dominant westlicher Richtung, mal
mehr aus Südwest, mal mehr aus Nordwest und frischt ab Sonntag im Umfeld der
Küsten zeitweise böig auf.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der jüngsten Modellläufe des ECMWF zeigen zeitlich, wie auch
räumlich gesehen eine übereinstimmende Entwicklung.
Dabei wandert ein im Abtropfprozess befindlicher Trog über Mitteleuropa nach
Osteuropa, während dieser in Richtung Italien abtropft. Zum kommenden Wochenende
sorgen dann stromauf des Troges vorübergehend schwache Geopotenzialgradienten
bzw. ein seichter Azorenhoch-Keil für eine Wetterberuhigung, bevor in der
kommenden Woche mit tiefem Druck über Skandinavien neue Fronten vom Nordatlantik
nach Deutschland geführt werden.
Eine Unsicherheit sei jedoch hervorgehoben. Ab Sonntag wird das abgetropfte
Höhentief nun nicht, wie in den Vorläufen gezeigt, nach Südosteuropa geführt,
sondern driftet über die nördliche Adria in Richtung östlicher Alpenraum. Diese
Entwicklung könnte dem Südosten von Deutschland einiges an Regen bescheren.
Allerdings ist der jüngste EZ Lauf der erste, der diese Entwicklung andeutet,
sodass weitere Läufe bezüglich der Modellkonsistenz abgewartet werden müssen.
Dieser mäßig warme bis warme und wechselhafte Mittelfristabschnitt wird somit
vom EZ insgesamt aber mit großer Zuversicht gezeigt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch innerhalb der restlichen Globalmodelle wird der Verlauf der Mittelfrist
recht gut erfasst. Die größte Streuung beginnt bei der Frage, wohin das
abgetropfte Höhentief zum Beginn der kommenden Woche driftet. Im Vergleich zu
gestern zeigen die Modelle nun eine sehr umfangreiche Trogstruktur, in der das
Höhentief eingebettet ist. Nach EZ driftet dieses eher nach Nordosten in
Richtung östlicher Alpenraum, während die anderen Modelle eine breite Streuung
in Richtung Ost- bis Südosteuropa andeuten. Entsprechend fallend die
Unsicherheiten bezüglich möglicher Dauerregenfälle im Südosten von Deutschland
noch erheblich aus.
Derweilen wird zum Beginn der kommenden Woche von allen Modellen eine sich von
Westen nach Deutschland ausweitende zyklonal geprägte Westströmung angedeutet,
wobei eingelagerte Tröge noch sehr variabel berechnet werden. Insgesamt heben
aber alle Modelle eine Fortdauer der wechselhaften Witterung hervor.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse beginnt mit zwei Clustern und dem einheitliche klimat. Regime
der Blockierung. Für Deutschland fallen die Diskrepanzen vernachlässigbar aus,
liegen wir doch nahe des nach Frankreich gerichteten Langwellentroges. Die hier
gezeigte Einigkeit spiegelt sich aber weiterhin nicht im Bodendruck wider und
sorgt für anhaltende, erhebliche Sprünge bei optionalen Starkregenereignissen im
Osten von Deutschland.
In der Folge werden von Freitag bis Sonntag 3 Cluster angeboten mit einer
Mischung aus Blockierung, positiver NAO sowie einem Atlantikrücken zum Sonntag.
Diese Unterschiede resultieren aus der noch etwas unsicheren Handhabe, wohin und
wie weit nach Norden sich der Keil des Azorenhochs ausweiten kann. Derweilen
wird in allen Clustern der Trog gemächlich ostwärts verlagert. In Cluster 1
findet dabei kein Abtropfprozess statt, in Cluster 2 vorübergehend zum Samstag
und in Cluster 3 dominiert hingegen der Abtropfvorgang. Hier zeigen sich noch
Unsicherheiten, wieviel Energie in diesen Abtropfvorgang eingebunden wird.
Entsprechend ergeben sich auch im gesamten Südbereich des Troges noch die
größten und als erheblich einzustufenden Unsicherheiten, wie weit nach Süden der
Trog abtropft oder amplifiziert. Entsprechend nehmen auch die Unsicherheiten zum
Sonntag zu, wohin der ggf. abtropfende Geselle geführt wird. Je südlicher, umso
eher in Richtung Balkan, sonst eben auch in der im Kontrolllauf (in Cluster 1)
zu findenden Lösung über die nördliche Adria in Richtung östlicher Alpenraum.
Im Übergangsbereich zur erweiterten Mittelfrist dauert die bunte Mischung aus
Atlantikrücken, positiver NAO und Blockierung weiter an. In Cluster 1 (inklusive
Kontrolllauf) dauert die westliche Anströmung zwischen negativen
Geopotenzialanomalien über dem Europäischen Nordmeer/Teilen Skandinaviens und
hohen Anomaliewerten über dem Nordostatlantik weiter an. Nach kurzer Beruhigung
zum Dienstag würden somit weiterhin Fronten von Westen auf Deutschland
übergreifen.
Im etwas schwächer besetzten 2. Cluster setzt die Blockierung über dem
Nordostatlantik nördlicher und östlicher an, wobei das aktuelle Grundmuster mit
einem breiten Trog über Mitteleuropa fortgeführt werden würde – etwas, was man
nicht gerne sieht im Sommer mit Blick auf optionale Dauerregenlagen. In der
erweiterten Mittelfrist ist zwar insgesamt eine Zunahme der Blockierungsoptionen
zu erkennen, diese haben aber meist keine größeren Auswirkungen auf die
Entwicklung des Wetters in Mitteleuropa. In der heutigen Clusteranalyse würde
sich bis in die erweiterte Mittelfrist unter Trogeinfluss eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit für nennenswerte Dauerregenlagen für Teile Mittel- und ggf.
Osteuropas ergeben.
Die Meteogramme stützen diese wechselhafte und mäßig warme bis warme Witterung
und auch die Rauchfahnen sind zumeist gut gebündelt (z.B. 500 hPa) bzw. weisen
ein periodisches Auf und Ab auf (850 hPa Temperatur).
Beim GEFS sieht es ähnlich aus, wenngleich es zu größeren Phasenverschiebungen
bei optionalen Niederschlagsereignissen kommt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GEWITTER:
Bis Samstag herrscht tagtäglich über der Mitte und dem Süden das Potenzial für
langsam ziehende, kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen. Dieser fällt bei
PW Werten um 25 mm meist markant aus, kann jedoch lokal auch unwetterartig
auftreten. Zum Samstag ziehen sich die Gewitter nach Süddeutschland zurück.
STARKREGEN und DAUERREGEN:
Regional muss bis Samstag in den Regionen mit Schauern und Gewittern auch teils
mit mehrstündigem Starkregen gerechnet werden. Schwerpunkte diesbezüglich sind
keine auszumachen, wenngleich sich das Risiko zum Samstag in den Süden
verschiebt.
Ob sich zum Sonntag und Montag in weiten Bereichen Bayerns eine ergiebige
Dauerregenlage einstellt ist noch mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GEFS, MOSMIX mit Anpassungen
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy