#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 21.07.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 210800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.07.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Im Osten und Nordosten Stark- bzw. Dauerregen, teils bis in den Unwetterbereich
hinein. In der Westhälfte einzelne markante Gewitter. Am Dienstag im äußersten
Nordosten anfangs noch kräftiger Regen, mittags abziehend. In der Nordhälfte
aufkommende, teils markante Gewitter.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… liegt Deutschland knapp vorderseitig eines Höhentroges, der von
Grönland kommend über die Britischen Inseln hinweg bis in den westlichen
Mittelmeerraum reicht und sein Drehzentrum über Wales und England hat.
Korrespondierend dazu liegt im Bodendruckfeld das Tief ISAAC, das mehrerer Kerne
im Bereich der Britischen Inseln aufweist. Die teilokkludierte Kaltfront des
Tiefs hat gestern von Westen auf Deutschland übergegriffen und verläuft
eingebettet in eine flache Tiefdruckrinne aktuell über die Osthälfte hinweg
südwärts. Dabei hat sich bereits in der vergangenen Nacht über dem Süden an der
Front ein kleines Wellentief ausgebildet und dort gebietsweise für eine
Verstärkung und Ausbreitung der Niederschläge gesorgt. Dieses Tief befindet sich
aktuell bereits über Tschechien. Es zieht im weiteren Verlauf des Tages
nordwärts und liegt am Abend über dem Südwesten Polens, wobei dann eine Rinne
von Polen kommend über den äußersten Nordosten Deutschlands und Dänemark hinweg
bis zu dem Tief ISAAC orientiert ist. Vorderseitig eines Randtroges, der im
Tagesverlauf vom Südwesten in Richtung Nordosten über uns hinwegschwenkt setzt
kräftige Hebung ein. Hinzu kommt die Ausbildung einer Gegenstromlage mit
südlichen Winden in der Höhe und Wind aus West bis Nordwest rückseitig der Rinne
aus denen kräftige Aufgleitprozesse resultieren. So verlagert sich der
Niederschlagsschwerpunkt von Bayern über Tschechien am Nachmittag und Abend
allmählich Richtung Osten und am Abend und in der Nacht auch in den Nordosten,
wobei sich die Niederschläge weiter verstärken und aufgrund der
strömungsparallelen Verlagerung auch teils länger anhalten. So sollen in einem
Streifen von Nordostbayern über Ostthüringen, Sachsen, Westbrandenburg und dem
östlichen Sachsen-Anhalt bis nach Mecklenburg recht verbreitet 10 bis 20 mm,
gebietsweise auch um 30 mm meist innerhalb von 6 Stunden fallen, Richtung Norden
auch in einem längeren Zeitraum. Fraglich ist noch, was am warmen Rand der
Niederschläge passiert, denn dort hat im Gegensatz zu den anderen Landesteilen
noch kein Luftmassenwechsel stattgefunden. Dort befindet sich immer noch eine
sehr feuchte und an der Grenze zu Polen auch labile Luftmasse. Dort erreicht
CAPE immerhin noch einige hundert J/kg. So sollen ausgehend von Nordostbayern
und Tschechien schauerartig verstärkte und teils gewittrige Niederschläge
Richtung Ostsachsen ziehen und sich dort deutlich intensivieren, um dann weiter
über Ostbrandenburg/Berlin bis nach Vorpommern zu ziehen. Signifikant sind dabei
vor allem die Regenmengen, die in Verbindung damit auftreten sollen und die laut
I-D2 regional 3-stündige Mengen zwischen 25 und 35, lokal auch bis 60 mm
erreichen. Gestützt wird dies durch relativ hohe Wahrscheinlichkeiten seitens
I-D2 EPS, die in den genannten Bereichen Werte bis 95 % für Mengen über 35 mm in
6 Stunden erreichen. Selbst für Mengen im extremen Bereich mit Mengen über 60 mm
in 6 h gibt es noch Signale bis 30 %.
Im Nordosten, wo die Niederschläge erst am Abend ankommen und Richtung Usedom,
Rügen, Darß auch bis Dienstagvormittag anhalten, können in einem Zeitraum von 12
bis 18 Stunden auch Mengen um 70, lokal bis 100 l/qm fallen. Ganz punktuell auch
noch darüber.
Auch externe Modelle spiegeln die hohen Niederschlagsmengen wider, wenngleich
immer noch leichte Unterschiede bezüglich der Schwerpunkte vorhanden sind. Die
Bereiche mit den unwetterartigen Mengen werden doch weitgehend übereinstimmend
prognostiziert. Bereits gestern wurde eine Vorabinfo für den Osten und Nordosten
herausgegeben. Nun sind daraus akute Warnungen geworden. Etwa von Ostsachsen
über die Region östlich Berlins sowie Berlin selbst bis nach Vorpommern gilt
eine Unwetterwarnung. Während in den Regionen von Sachsen bis Brandenburg die
größten Mengen meist innerhalb von 6 Stunden fallen, dauern diese von der
Uckermark bis nach Vorpommern länger an und fallen etwa in 12 bis 18 Stunden,
sodass dort keine Starkregen-, sondern eine Dauerregenwarnung ausgegeben wurde.
Letztendlich muss dann beobachtet werden, ob Richtung Vorpommern sogar eine
Warnung vor extrem heftigem Regen (violette Warnung) ausgegeben werden muss.
Neben dem Regen können in Verbindung mit Gewittern auch Hagel und teils kräftige
Böen auftreten, die Sturmstärke Bft 8 bis 9 erreichen können.
Im Südosten werden die frontalen Niederschläge mit Vorankommen des Randtroges am
späten Nachmittag und Abend ostwärts Richtung Tschechien und Österreich
abgedrängt.
In der Westhälfte und damit im Bereich des Troges und einer hochreichend labilen
Luftmasse entwickeln sich ab dem Mittag vermehrt Schauer und Gewitter, die bis
zum Abend bis Osthessen, Südniedersachsen und Franken vorankommen. Die Luftmasse
ist zwar nicht mehr so feucht wie am Vortag, da die eingeflossene Luft aber
weiterhin maritimen Ursprungs ist, erreicht PPW noch Werte zwischen 25 und 30
mm. So ist Starkregen im markanten Bereich weiterhin möglich, ist aber bei einer
moderaten Zuggeschwindigkeit vor allem bei Mehrfachtreffern Thema. In Verbindung
mit erhöhten Scherungswerten sind auch organisierte Strukturen denkbar, die dann
auch mit Böen Bft 8 bis 9 verbunden sein können. Auch kleinkörniger Hagel ist
möglich.
Zwischen dem Regengebiet im Osten und den Schauern bleibt es gebietsweise auch
trocken.
Es ist deutlich kühler als an den Vortagen. Die Höchstwerte liegen meist
zwischen 20 und 26 Grad, einzig an Oder und Neiße sind nochmal bis zu 29 Grad
möglich.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Randtrog weiter nordostwärts und sowohl
die Rinne als auch die eingelagerte Front werden ganz allmählich Richtung Ostsee
abgedrängt. Wie oben beschrieben, halten aber die Niederschläge im östlichen
Vorpommern noch an, während es in den anderen Regionen rasch abtrocknet.
Gleichzeitig greift das Drehzentrum des Troges auf den Nordwesten Deutschlands
über, sodass wir voll in dessen Einflussbereich gelangen. Kurzwellige Anteile
halten dabei gebietsweise die Schauertätigkeit aufrecht, dabei sind auch
weiterhin einzelne Gewitter möglich.
Mit einem rückseitig der Rinne vorstoßenden Hochkeil nimmt der Druckgradient zu,
was sich aber vor allem durch Böen Bft 8 bis 9 in höheren Lagen ausprägt.
Dienstag… schwenkt der Höhentrog ein wenig weiter ostwärts, wobei sich das
Drehzentrum vom Norden Deutschlands Richtung Dänemark verlagert. Am Boden reicht
die Tiefdruckrinne am Abend von Dänemark Richtung Baltikum. An dessen Südrand
dauert es etwa bis in die Mittagsstunden, bis der letzte Regen auch Rügen in
Richtung Ostsee verlässt. Bis dahin regnet es dort weiter kräftig mit Mengen
nochmal zwischen 20 und 40 mm in 6 Stunden.
Zwischen der Rinne und dem Hochkeil über dem äußersten Süden gelangt mit einer
Westströmung weiterhin mäßig warme bis warme Meeresluft zu uns geführt. Bei
wechselnder Bewölkung treten vor allem in der Nordhälfte Deutschlands Schauer
und einzelne Gewitter auf. Durch die recht hohe Zuggeschwindigkeit über der
Mitte und dem Süden (25 bis 30 kt Mittelwind in 850 hPa) ist dort trotz relativ
hoher PPW Werte nur vereinzelt Starkregen Thema. Einzig im Norden ist die
Verlagerung geringer, sodass ganz lokal auch Unwetter nicht ausgeschlossen ist.
Der Hagel dürfte bei Cape-ML-Werten zwischen 100 und 500 auch eher kleiner
ausfallen. Hinzu kommen Windböen oder stürmische Böen (Bft 7 bis 8) und
vereinzelt auch Sturmböen Bft 9 aus West. In der Südhälfte, wo zwar geringes
CAPE aber dafür höhere Scherungswerte (sowohl LLS als auch DLS) anzutreffen
sind, sind auch kurzlebige Tornados nicht ausgeschlossen. Ganz im Süden sind
weniger Schauer unterwegs und Gewitter treten nur ganz vereinzelt auf, zumal
sich dann von Westen ein Höhenrücken annähert.
Die Höchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 20 und 25 Grad.
Der Wind weht mäßig bis frisch aus West bis Südwest. Auf den Bergen sind Böen
Bft 8 bis 9 zu erwarten. Über der Mitte reicht es ggfs. auch für eine einzelne
Bft 7 abseits der Schauer und Gewitter.
In der Nacht zum Montag wandert der Höhenrücken weiter landeinwärts und der
Bodendruck steigt etwas an mit einem Hochkeil über dem Süden Deutschlands. Der
Norden verbleibt noch im Trogbereich, sodass dort weitere Schauer fallen.
Richtung Süden hingegen lassen die Schauer nach und es klart teils auf. Im Süden
sinkt die Temperatur auf 12 bis 8 Grad ab, sonst auf 17 bis 12 Grad. Der West-
bis Südwestwind schwächt sich meist ab, nur an der Küste sind anfangs noch 7er
Böen möglich.
Mittwoch… wird aufgrund der aktuellen Warnlage kurzgehalten. Nur soviel: der
Rücken wandert weiter ostwärts und dessen Achse verläuft zum Abend über den
äußersten Osten hinweg. Nachfolgend gelangen wir von Westen auf die nächste
Trogvorderseite. Bis es soweit ist, dominiert im Bodendruckfeld aber noch
schwacher Hochdruckeinfluss. Somit bleibt es tagsüber überwiegend trocken.
Einzig der Norden verbleibt unter leichtem Tiefdruckeinfluss, sodass dort
weiterhin einzelne Schauer möglich sind. An den Alpen können sich im
Tagesverlauf einzelne Gewitter, teils in Verbindung mit Starkregen entwickeln
und an der Küste sind einzelne Böen Bft 7 nicht ausgeschlossen. Sonst sind keine
Warnungen zu erwarten. Erst in der Nacht zum Donnerstag könnte dies bezüglich
Regen oder Gewittern wieder erforderlich werden. Mehr dazu dann in den
nachfolgenden Übersichten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die hochauflösenden Modelle zeigen den Niederschlagsschwerpunkt für heute und
die kommende Nacht im Osten und Nordosten mittlerweile weitgehend
übereinstimmend. Auch IFS hat mit dem heutigen 00 UTC Lauf den Schwerpunkt noch
ein Stück nach Osten verschoben und somit in Richtung ICON Versionen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger