S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.07.2025 um 10.30 UTC

Wechselhaft und mäßig warm bis warm. Mitte und Süden wiederholt teils kräftige
Gewitter mit Starkregen. Im Südosten zum Ende der Woche Dauerregen wenig
wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 27.07.2025

Die nun anstehende Mittelfrist vom Mittwoch, den 23. Juli bis Sonntag, den 27.
Juli gestaltet sich insgesamt sehr wechselhaft und mäßig warm bis warm.

Bezüglich der nun anstehenden Entwicklung bedarf es keiner größeren
Ausführungen, da sich vom Grundzustand nur wenig geändert hat. Somit gelten die
Ende Mai an dieser Stelle skizzierten Bedingungen für den damals anstehenden
Sommer 2025 auch weiterhin:

„Der Blick richtet sich nun also wieder gen Westen, denn bei dem leichten
„Westdrang“ und fehlender Blockierung dürften atlantische Tiefdruckgebiete nun
wieder häufiger bis nach Mitteleuropa ausgreifen. Der dominante positive Part
der Anomalie des Geopotenzials sollte im Bereich der Azoren zu finden sein mit
wiederholt nach Europa gerichteten Keilaufwölbungen.“ sowie
„Dies bedeutet einen größeren Einfluss aus westlichen und südlichen Gefilden,
ohne jedoch die klassischen Signaturen von beständigen und weit nordwärts
ausgreifenden Hitzewellen (u.a. durch die Ausrichtung des Azorenhochkeils
beeinflusst).“

Was aktuell noch in die Entwicklung mit hineinspielt ist ein beständiger Rücken
über dem östlichen Nordamerika im Zusammenspiel mit einem recht stationären Trog
über dem Norden von Kanada/der Labradorsee, die zusammen einen günstigen
transatlantischen Wellenzug entstehen lassen, der den Azorenkeil weiter stützt.
Zusätzlich wandert die MJO unter Amplitudengewinn weiter in Richtung Sektor 6
und 7, was ebenfalls eine ostwärts wandernde Antizyklone über dem
Ost-/Nordostatlantik stützen würde. Alles deutet somit auf eine kräftige und
allmählich ostwärts ausdehnende positive Geopotenzialanomalie über den
Azoren/westlich der Iberischen Halbinsel hin, deren Keil sich beständig nach
Nordwesteuropa ausrichtet und sich von der Synoptik getrieben mal mehr, mal
weniger nordostwärts ausdehnt.

Dass sich dieses Grundmuster nun wieder so dominant einstellt war in der
Mittelfrist z.B. am 11. Juli noch nicht in dem Ausmaß zu erwarten, da zu dem
Zeitpunkt noch Optionen gegeben waren, die den Atlantik etwas effektiver
blockieren würden. Vor allem die rege Höhentiefaktivität über weiten Bereichen
Mittel- und Osteuropas verkomplizierten das Gesamtbild deutlich. Inwiefern die
deutlich schwächere MJO in Phase 5 ebenfalls von der Numerik überschätzt wurde
(in Folge zeitweise erwarteter Geopotenzialrückgang westlich von Spanien) kann
nur als Option in die Gesamtabrechnung eingebracht werden. Es war auf jeden Fall
ein Zeitfenster, das nun mit Blick auf die Hitze nicht genutzt wurde. Mit der
sich einstellenden Ausrichtung des Azorenkeils sollte auch die deftige Hitze in
Teilen des Mittelmeers sukzessive nach Süden abgedrängt werden.

Die subsaisonalen Vorhersagen des ECMWF sprechen diesbezüglich auch mit Blick
auf die Zuversicht eine recht einheitliche Sprache und deuten in der Folge mit
einer nachhaltigen Abtrocknung von Südwesten auf den ggf. immer weiter
zunehmenden Einfluss des Azorenhochkeils im August hin (ggf. MJO 7 mit
nennenswerter Amplitude), was uns dann in die Nähe von länger anhaltenden
stabilen aber nicht ungewöhnlich heißen Wetters bringen würde.

Doch schauen wir nun mal auf den Beginn dieser Mittelfrist.

Am Mittwoch liegen wir stromab eines umfangreichen Höhentiefs, das sich von
England zunehmend nach Frankreich verlagert und Deutschland somit auf dessen
Vorderseite bringt. Gleichzeitig schwächt sich eine zonale von diesem Höhentief
nach Nordpolen gerichteten Geopotenzialrinne weiter ab und hinterlässt über
Nordpolen ein diffuses und sich weiter auffüllendes Höhentief. Eine daran
gekoppelte Bodentiefdruckrinne beeinflusst noch (nur im EZ!) den äußersten
Nordosten der Republik mit markanten 12 std. Regenmengen von 20 bis 35 l/qm,
wobei diese Niederschläge teils auch mit Gewittern durchsetzt sind. Diese
Regenfälle schwächen sich im Tagesverlauf zögernd ab.

Ansonsten dominiert deutschlandweit schwacher Zwischenhocheinfluss, bevor recht
zügig der Bodendruck von Westen erneut zu fallen beginnt. Das zieht einen
insgesamt etwas stabileren Mittwoch für den Bereich zwischen Main und Donau nach
sich, wenngleich auch hier einzelne Schauer zu erwarten sind, während sonst im
Westen und am Alpenrand zum Nachmittag/Abend wieder mit teils kräftigen Schauern
und Gewittern zu rechnen ist (lokal markanter Starkregen bei PW Werten von 20
bis 25 mm und langsamer Verlagerung).
In der Nacht zum Donnerstag weiten sich die teils kräftigen Schauer und
abklingenden Gewitter auf die Mitte und den gesamten Süden aus. Die
Niederschläge schwächen sich jedoch nach Mitternacht (dem Tagesgang folgend)
etwas ab.

Am Donnerstag kommt der Trog mit seiner Achse von Benelux zum Zentralmassiv
gerichtet kaum ostwärts voran und beginnt seinen Abtropfprozess bei anhaltender
Vergrößerung seiner Wellenamplitude (in Richtung Löwengolf gerichtet). Die
Luftmasse über Deutschland bleibt weiterhin mäßig feucht/labil, sodass im
Tagesverlauf über der Mitte und dem Süden mit zahlreichen kräftigen Schauern und
Gewittern zu rechnen ist – überwiegend markant, aber lokale unwetterartige
Mengen bei geringer Verlagerung sind nicht ausgeschlossen. Etwas stabiler, dank
eines seichten Keils und höhenmilder Luftmasse bleibt es im Norden, wenngleich
auch hier einige Schauer auftreten dürften.
In der Nacht zum Freitag zieht der Trog mit seinem aktivsten Part vom Löwengolf
weiter zum Ligurischen Meer, was über Südbayern eine Gegenstromlage mit teils
markanten 12std. Niederschlagsmengen bis 30 l/qm induzieren würde. Ansonsten
treten noch einige Schauer und Gewitter auf, während es im Nordosten meist
trocken bleibt.

Von hier an ergeben sich noch größere Modelldiskrepanzen (auch beim EZ)
bezüglich der Entwicklung möglicher Niederschlagsschwerpunkte. Das hängt vor
allem von der Entwicklung ab, wieviel Energie innerhalb des Abtropfprozesses in
die Trogspitze transferiert wird und wieviel der Energie in Form eines
kurzwelligeren Anteils ins östliche Mitteleuropa geführt wird. Entsprechend
ergeben sich auch noch Optionen von Bodentiefentwicklungen nördlich der Alpen
(über Tschechien/Polen ziehend).

Von Freitag bis Sonntag zieht das bis dahin abgetropfte Höhentief über die Adria
nach Südosten weiter. Dies würde der Mitte und dem Süden am Freitag zahlreiche
Schauer und langsam ziehende Gewitter bescheren, südlich der Donau auch mit der
Option für länger anhaltende Regenfälle. Die anhaltenden Regenfälle würden im
Verlauf des Freitags bis in die Nacht zum Sonntag in den Bereichen des
erweiterten Alpenvorlands in eine giftige Gegenstromlage mit 24std. Mengen von
50 bis regional über 100 l/qm münden. Die jedoch im Vorlauf berechneten 5 bis 10
l/qm für diesen Zeitraum heben die enormen Unsicherheiten bezüglich der
Niederschläge hervor und hängen stark von der Zugbahn des Abtropfprozesses ab.
Da dessen Energietransfer inklusive der exakten Ausdehnung des Azorenhochkeils
augenscheinlich noch großen Unsicherheiten unterworfen sind, ergeben sich noch
gröbere Unsicherheiten, was sich auch auf das Starkregenpotenzial auswirkt.

Abseits des Südostens wäre der Abschnitt von Freitag bis Sonntag im Rest der
Republik insgesamt freundlich, nur leicht wechselhaft und sommerlich warm.

Die Höchstwerte variieren verständlicherweise je nach Niederschlags- und
Bewölkungsverteilung. Im Dauerregen werden meist nur 17 bis 20 Grad und sonst
sommerliche 24 bis 28 Grad erreicht. Dabei werden die höchsten Maxima am
Donnerstag und Freitag im Norden erwartet.

Die Tiefstwerte liegen zwischen 17 und 11 Grad.

Der insgesamt meist schwache bis mäßige, regional auch mal leicht böig
auffrischende Wind kommt dominant aus West, mal mehr aus Südwest, zum Freitag
auch mal mehr aus Nordwest, spielt ansonsten aber warntechnisch keine Rolle.
Einzig eingangs der Mittelfrist (Mittwoch) können im Umfeld der Ostsee noch
stürmische Böen aus West auftreten.

In der erweiterten Mittelfrist Fortdauer der zumeist warmen und leicht
wechselhaften Witterung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Entwicklung während dieser Mittelfrist (Mittwoch bis Sonntag) wird recht
einheitlich innerhalb der jüngsten 8 EZ Modellläufe gezeigt. Dabei passiert uns
ein Trog von Nordwest nach Südost, der unter Abtropfen in Richtung Italien zieht
und in der Folge ostwärts zum Balkan weiterdriftet. Derweilen baut sich
rückseitig des Troges eine zonal konturierte Höhenströmung auf, wobei es dank
eines schwachen Keils zu einer vorübergehenden Wetterberuhigung kommt.
Dabei wird der Abtropfvorgang immer südlicher gerechnet, was das Potenzial für
ergiebige Regenfälle in Süddeutschland noch sehr unsicher macht. Gleichzeitig
ergeben sich aber noch Unsicherheiten, inwieweit beim Abtropfvorgang Restenergie
des Troges in eine weitere Zyklogenese über Polen einfließt, was Ostdeutschland
mehr Nass bescheren würde. Diese Option ist aber noch sehr unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Mit Blick auf die Globalmodelle ergeben sich rasch aufbauende Diskrepanzen bei
der Handhabe des Abtropfprozesses über Mitteleuropa. Dabei stimmen die
Globalmodelle mittlerweile recht gut darin überein, dass sie die Hauptenergie
bis ins nördliche zentrale Mittelmeer bringen. GFS aber belässt recht viel
Restenergie in Form eines breiten Troges über Norddeutschland, was sich beim
Wetter durch einen wechselhafteren Norden äußert. Auch die Option, dass sich ein
Bodentief nördlich der Alpen in Richtung Tschechien/Polen verlagert ist noch
nicht komplett verschwunden, wenngleich die tendenziell immer südlichere Zugbahn
des abgetropften Höhentiefs diese Option unwahrscheinlicher erscheinen lässt.
ICON und NAVGEM 00Z zeigt das daraus hervorgehende Potenzial jedoch noch recht
imposant und kategorisch ausschließen kann man diese Entwicklung nicht.
Betrachtet man sich aber den Anomalie Korrelationskoeffizienten (500 hPa
Geopotenzial), dann liegt NAVGEM mehr oder weniger durchweg am unteren Ende im
Vergleich zu den anderen Modellen, sodass dessen besonders stark abweichende
Lösung eines nicht zum Balkan sondern zur nördlichen Adria abziehenden
Höhentiefs eher als Außenseiterlösung angesehen wird. Dennoch wird die
Entwicklung weiter genau verfolgt, deuten einige Modelle aktuell auch einen
etwas zunehmenden Blockierungstrend über Südosteuropa an.

Im Verlauf des Wochenendes bringt ein schwacher Zwischenhocheinfluss dem Westen
etwas ruhigeres Wetter, bevor die Strömung in Richtung erweiterter Mittelfrist
wieder zonal aufgestellt daherkommt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse beginnt die Mittelfrist recht zuversichtlich mit einem
Cluster und dem klimat. Regime der Blockierung. Dabei liegt der Trog knapp
westlich von Deutschland und beginnt den nachfolgenden Abtropfprozess.

In der Folge, von Donnerstag bis Samstag, beginnt der Abschnitt bei 3 Clustern
mit dem dominanten klimat. Regime der Blockierung, bevor in der Folge ein
Überhang der positiven NAO zu erkennen ist. Dabei liegt der Kontrolllauf im
ersten Cluster. Cluster 1 und 2 zeigen recht homogen den temporären
Abtropfprozess in Richtung zentrales Mittelmeer, während der 3. Cluster den Trog
recht intakt ostwärts nach Osteuropa verschiebt. Gleichzeitig steigt das
Geopotenzial im Umfeld der Biskaya stetig an. Nennenswerte Diskrepanzen
bezüglich der Entwicklung über Mitteleuropa ergeben sich aus den drei Clustern
keine.

Im Übergangsbereich zur erweiterten Mittelfrist tendieren erneut 3 Cluster von
einem Überhang positiver NAO in der Folge eher zu blockierungsfreundlicheren
Regimen, vor allem mit einem Atlantikrücken. Dies ist einer weiteren
Intensivierung und Aufwölbung des Keils im Umfeld der Azoren bis zur Biskaya
geschuldet. Bei gleichzeitig tiefem Geopotenzial über Skandinavien ist mit einer
Fortdauer der wechselhaften Witterung zu rechnen. In der erweiterten Mittefrist
nehmen die Unsicherheiten dann rasch und nachhaltig zu.

Die Meteogramme stützen die zumeist sehr wechselhafte und mäßig warme bis warme
Witterung. Die Rauchfahnen der 850 hPa Temperatur ähneln einer gestörten
Wasseroberfläche mit periodischen/wellenförmigen Auf- und Abschwüngen ohne
gröbere Ausreißer ins Heiße oder Kalte. Die Rauchfahnen sind vergleichsweise eng
gebündelt.

Das GEFS sieht es mit einigen (aber überschaubaren) Phasenverschiebungen sehr
ähnlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Wiederholt entwickeln sich besonders über der Mitte und dem Süden teils kräftige
Schauer und Gewitter, die punktuell mit Starkregen einhergehen. Örtlich sind
unwetterartige Regenmengen nicht auszuschließen. Zum Wochenende nimmt das
Potenzial insgesamt ab.

STARKREGEN/DAUERREGEN:
Regional können auch mehrstündige Starkregenfälle besonders über der Mitte und
dem Süden von Deutschland nicht ausgeschlossen werden. Ähnliches gilt für ein
länger andauerndes markantes bis unwetterartiges Dauerregenereignis im
Alpenvorland von Freitag bis in die Nacht zum Sonntag. Diese Optionen hängen
aber stark von der genauen Entwicklung beim Geopotenzial und Bodendruck ab,
weshalb noch erhebliche Unsicherheiten vorhanden sind.

WIND:
Am Mittwoch anfangs noch stürmischer Westwind im Umfeld der Ostsee nicht
ausgeschlossen, jedoch rasch abnehmend.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-ENS, IFS, GEFS und angepasst auch MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy