S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.07.2025 um 10.30 UTC

Unbeständiges, allenfalls mäßig warmes Wetter mit Schauern und Gewittern, teils
auch mit kräftigeren Niederschlägen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 26.07.2025

Die Mittelfrist ist über weite Strecken durch sehr unbeständiges, allenfalls
mäßig warmes Wetter mit wiederholten Schauern und Gewitter, teils auch durch
kräftigere Niederschläge gekennzeichnet. Erst zum nächsten Wochenende könnte
sich das Wetter zumindest vorübergehend etwas beruhigen und erwärmen.

Auch zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag (22. Juli) liegt ein blockierendes
Höhenhoch mit Kern über dem mittleren Skandinavien. Es wird Westen, Süden und
Osten von mehreren Höhentiefs flankiert. Ein Höhentiefkomplex findet sich bei
den Britischen Inseln, ein weiterer erstreckt sich von der mittleren Ostsee über
das Baltikum bis nach Westrussland. Für unser Wetter von größerer Relevanz ist
zudem ein kleines Cut-Off-Tief, das sich über den Norden des Landes nach Osten
verlagert. Mit den Störungen in der Höhe korrespondiert eine breite, mit
mehreren Kernen ausgestattete Tiefdruckzone, die vom nahen Ostatlantik und
Westeuropa über das nördliche Mitteleuropa bis nach Russland reicht. Besonders
markant ist ein kleines Tief mit Kern über der westlichen Ostsee, in das auch
die Frontalzone eingelagert ist. Während an der Südflanke mit mäßiger westlicher
Strömung erwärmte Meeresluft subpolaren Ursprungs nach Deutschland geführt wird
(T850 um 10 °C), gelangt in weite Teile Skandinavien weiterhin ungewöhnlich
warme Subtropikluft.
Das Bodentief wird zwar von dem Höhentief überlaufen, allerdings wirken
diabatische Effekte dem Auffüllungsprozess entgegen. Eventuell erfasst ein
kleinräumiges Sturmfeld Teile der deutschen Ostseeküste, selbst schwere
Sturmböen scheinen nicht ausgeschlossen. Zudem kommt es an der Südflanke des
Bodentiefs zu starken Aufgleitprozessen bzw. einer markanten
Gegenstromsituation. Möglicherweise mündet das in eine anhaltende Stark- oder
Dauerregensituation mit Unwetterpotenzial im äußersten Norden und Nordosten (v.
a. SH und MV). Ansonsten kommt es vornehmlich im Norden und in der Mitte in der
leicht labilen Meeresluft zu Schauern und kurzen Gewittern. Die wenige Hundert
J/kg ML-CAPE überlappen zumindest teilweise mit leicht erhöhter Scherung, sodass
neben lokalem Starkregen (PPW 20-25 mm) auch stürmische Böen nicht ganz
ausgeschlossen sind. Nach Süden zu ist die Luft stabiler und die Schauer
seltener.

Am Mittwoch wölbt sich vorderseitig eines Troges ein Rücken über dem Ostatlantik
auf. Dadurch schnürt sich der Höhentiefkomplex bei den Britischen Inseln
zunehmen ab und trogt über Frankreich weit nach Süden aus. Zwischen diesem Trog
und dem nach Osteuropa abziehenden Cut-Off schiebt sich ein kurzwelliger Rücken
nach Deutschland. Dieser stützt einen flachen Bodenkeil über Süddeutschland, der
zumindest dort, mit Verzögerung eventuell auch im Norden und Nordosten für eine
vorübergehend Wetterberuhigung sorgt. Die Luft kann sich dabei geringfügig
erwärmen. Später gelangt der Westen und Südwesten aber schon wieder auf die
Trogvorderseite. Dabei sickert vor dem Bodentief über Frankreich feuchte,
instabile Biskayaluft ein (ML-CAPE 500-1000 J/kg, PPW 25-30 mm). Bei zudem
moderater Scherung sind markante Entwicklungen wieder etwas wahrscheinlicher als
am Vortag, auch lokale Unwetter (durch Starkregen) sind nicht ausgeschlossen.
Später ist auch der Alpenrand und Südostdeutschland betroffen, wobei sich hier
am Rande einer etwaigen Frontalwelle über Norditalien und Österreich der
Übergang zu länger anhaltenden Regenfällen mit Dauerregenpotenzial vollziehen
könnte.

Am Donnerstag erreicht der sich weit nach Süden bis ins westliche/zentrale
Mittelmeer ausweitende Trog nebst eingelagertem Drehzentrum Deutschland und
schwenkt (sehr) zögerlich ostwärts durch. Das korrespondierende Bodentief
degeneriert wahrscheinlich zu einem Bodentrog, der ebenfalls ost-südostwärts
durchzieht. Rückseitig wird ein weiterer Schwall maritimer Subpolarluft zu uns
geführt und T850 sinkt landesweit unter 10 °C. Zudem breiten sich Schauer und
Gewitter wieder auf das ganze Land aus. Bei ML-CAPE von 500-1000 J/kg, PPW von
gebietsweise 25-30 mm (insbesondere im Bereich von Feuchtekonvergenzen im
Bodentrog) und eher schwacher Scherung steht der Starkregen im Fokus, lokal sind
auch wieder Unwetter möglich.

Am Freitag zieht der Trog langsam nach Osten ab, gefolgt von dem sich zunehmend
zonal orientierenden Rücken. Im Bodenfeld stützt er einen etwas markanteren
Azorenhochkeil, der von Westeuropa bis nach Mitteleuropa vorstößt. Damit geht
eine allmähliche Stabilisierung einher und die Schauer- und Gewittertätigkeit
zieht sich mit ihrem Schwerpunkt zögerlich nach Südosten zurück.

Am Wochenende schwenkt der nächste Trog vom Atlantik über das Nordmeer nach
Skandinavien und beendet dort die außergewöhnliche Hochsommer-Episode. Der
vorgelagerte Keil wird über Deutschland zu den Alpen gedrängt, könnte aber
zumindest im Süden noch für etwas weniger wechselhafteres und etwas wärmere
Wetter sorgen. Ansonsten dürfe sich zügig wieder Trogeinfluss mit Schauern,
Gewittern und relativ kühler Meeresluft durchsetzen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Hinblick auf die großräumige Situation kann dem IFS eine relativ gute
Konsistenz bescheinigt werden. Im Detail ergeben sich allerdings gewisse
Unschärfen in der Vorhersage der gerade bei uns wetterwirksamen kleinräumigen
Störungen, sowohl der mittleren und oberen als auch der unteren Troposphäre.
Dies schlägt sich in durchaus prognoserelevante Unterschiede nieder, vornehmlich
in Bezug auf die Niederschläge, teils aber auch was den Wind betrifft. So ist
noch unklar, ob der Norden und Nordosten am Dienstag und Mittwoch noch von
Starkniederschlägen und teils (schwerem) Sturm an der See betroffen sein
könnten. Im Hinblick auf den generellen Wettercharakter bestehen aber wenig
Zweifel.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ähnlich sieht es auch aus, wenn man die anderen Modelle miteinander vergleicht.
Die durchaus problematische Vorhersage der kleinräumigen Störungen und
Aktionszentren führen zu größeren Unterschieden in der Niederschlags- und
Windentwicklung, wenngleich der grobe Fahrplan zumindest bis Donnerstag steht.
Auffällig ist, dass GFS und UK10 (im Gegensatz zu IFS und ICON) das kleinräumige
Tief am Dienstag nicht über der Ostsee, sondern über Südschweden und deutlich
schwächer rechnen. Die Sturmlage an der deutschen Ostseeküste ist demnach noch
nicht ganz gesichert, genauso wie die Starkniederschläge im Norden und
Nordosten. Dafür simuliert GFS am Mittwoch ein kräftigeres Tief über der
Deutschen Bucht (mit stürmischen Böen), was andere nicht auf der Agenda haben.

Zum Ende der Woche hält sich der Trog in der ICON- und UK10-Berechnung deutlich
hartnäckiger, sodass sich im Gegensatz zur IFS- und GFS-Prognose erst mal keine
nennenswerte Wetterberuhigung durchsetzen würde.

In der erweiterten Mittelfrist greift der Einfluss des nächsten atlantischen
Troges bei GFS nicht so weit nach Süden aus, vielmehr soll sich der
Azorenhochkeil über der Südhälfte Deutschlands kräftigen, was beständigeres und
vor allem im Verlauf deutlich wärmeres Wetter als im IFS-Szenario zur Folge
hätte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

IFS-RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des Geopotenzials und der Temperatur sind zumindest bis Freitag
verbreitet eng gebündelt und der deterministische Lauf stets gut eingebettet.
Der Geopotenzialverlauf zeichnet sich durch ein seichtes Auf und Ab aus (Passage
von kurzwelligen Rücken und Trögen). Der Temperaturverlauf ist dagegen völlig
unspektakulär und kommt zunächst gänzlich ohne nennenswerte Ausschläge aus,
wobei der Median etwa bei 10 °C liegt (im Norden eher leicht drunter, im Süden
drüber).
Ab Samstag nimmt der Spread dann deutlich zu. Dabei sacken im Norden die
Mehrheit der Member sowohl bei Temperatur als auch bei Geopotenzial mehr oder
weniger stark ab (wieder zunehmender Trogeinfluss). Immerhin etwa ein Viertel
der Member rechnen aber einen Geopotenzialgewinn bei eher gleichbleibenden
Temperaturen. Im Süden schlägt das Pendel Richtung Geopotenzialgewinn aus
(verstärkender Azorenhochkeil), teils auch in Verbindung mit einer Erwärmung).
Der deterministische Lauf findet sich in beiden Fällen eher am unteren Rand der
Range (zyklonaler, kühler).

CLUSTER:
Im Zeitraum +72-96 h (Di/Mi) schlägt das Clustering fehl. Es wird nur ein
Szenario gezeigt: Negativ NAO, aufgrund der von Skandinavien bis zum Raum Island
reichenden positiven Geopotenzialanomalie und der südlich davon wirksamen
Höhentiefs.
Im Zeitraum 120-168 h (Do-Sa) werden zwei Cluster gebildet, wobei beide zunächst
auf Blocking springen und am Ende den Übergang zu Positive NAO vollziehen. Dies
ist bedingt durch den gleichzeitigen Geopotenzialabbau im Raum Island und den
-aufbau über dem nahen Ostatlantik (Zonalisierung). Nennenswerte Unterschiede
mit Fokus auf Mitteleuropa gibt es (noch) nicht.
Im Zeitraum 192-240 h (So-Di) stehen drei Cluster zur Auswahl, die aufgrund des
nachhaltigen und zunehmend meridionalen Geopotenzialaufbau über dem Ostatlantik
alle nach und nach den Übergang zu Atlantic Ridge vollziehen. Vor allem Cluster
3 (16/51 Member, inkl. det. Lauf und Kontrolllauf) zeigt eine ausgewachsene
Troglage für Mitteleuropa. In Cluster 2 (16/51) wird die Troglage bereits etwas
abgemildert, in Cluster 1 (19/51) findet sie eigentlich nur noch über
Norddeutschland statt, während im Süden der Azorenhochkeil wirksam bleibt.

FAZIT:
Sehr unbeständiges und allenfalls mäßig warmes Wetter erwartet uns in der
kommenden Woche. Die Rudimente der vorangegangenen Unwetterlage könnten sich am
Dienstag noch in Form teils ergiebiger Starkregenfälle im Norden und Nordosten
bemerkbar machen. Für die Ostsee steht sogar eine kleinräumige, kurze Sturmlage
im Raum. Ansonsten bergen Schauer und kurze Gewitter zumindest lokal die Gefahr
markanter, bezüglich Starkregens auch unwetterartiger Begleiterscheinungen,
wenngleich eine überregionale Unwetterlage nicht mehr bevorstehen dürfte.
Inwieweit ein Azorenhochkeil zum Wochenende zumindest im Süden eine nennenswerte
Wetterberuhigung und Erwärmung bringt, steht noch in den Sternen, denn der
nächste Trog meldet bereits Anspruch an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STARKREGEN/DAUERREGEN:
Am Dienstag bevorzugt im äußersten Norden und Nordosten noch länger anhaltende,
schauerartig verstärkte Regenfälle, dabei regional Starkregen (um 30 l/qm in
6-12 h), Unwetter (um 45 l/qm) nicht ausgeschlossen.
Ab Mittwochabend bis Donnerstagvormittag am Alpenrand und in Südostbayern länger
anhaltender Regen mit Mengen von 25-40 l/qm in 12-18 h gering wahrscheinlich.

STURM:
Am Dienstag an der Ostsee stark auffrischender westlicher Wind, dabei stürmische
Böen und Sturmböen 70-80 km/h (Bft 8-9) möglich, exponiert schwere Sturmböen um
90 km/h (Bft 10) nicht ausgeschlossen.
Am Mittwoch dort langsam abnehmender Wind.

GEWITTER:
Über weite Strecken der Mittelfrist wiederholt Schauer und Gewitter, teils mit
markanten Begleiterscheinungen, vor allem bezüglich Starkregens lokal auch
Unwetter. Erst zum Ende der Woche vorübergehend abnehmendes Gewitterrisiko.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm