SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.07.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M

GEWITTER/STARKREGEN:
Heute ab Mittag häufigere und teils kräftige Gewitter. Dann lokal eng begrenzt
Starkregen zwischen 15 und 25 l/qm, kleinkörniger Hagel und stürmische Böen bzw.
Sturmböen (Bft 8 bis 9). Unwetter mit Starkregen um 30 l/qm in kurzer Zeit und
Hagel nicht ausgeschlossen. Auch im Nordosten im Tagesverlauf einzelne Gewitter
mit Starkregen um 20 l/qm pro Stunde.

In der Nacht zum Dienstag Wetterberuhigung und allenfalls im Südosten Bayerns
noch einzelne Gewitter mit Starkregen möglich. Ausgangs der Nacht von Westen
aufkommende neue Schauer und Gewitter, rasch bis in die Mitte vorankommend.
Dabei stürmische Böen (Bft 8) möglich.

Am Dienstag in der Mitte einzelne, nach Osten und Südosten hin im Tagesverlauf
vermehrt Gewitter mit Unwettergefahr durch heftigen Starkregen um 30 l/qm, Hagel
und (schwere) Sturmböen. Am Mittwoch abgesehen vom Südwesten zum Teil wiederholt
kurze Gewitter, an der See und im Bergland Starkregen nicht ganz auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC

Montag… liegt Deutschland an der Südflanke einer Rinne tiefen Geopotentials.
Die Frontalzone weist für diesen Sommer eine relativ südliche Lage auf und
erstreckt sich vom Seegebiet um die Azoren über Frankreich und den Alpenraum
hinweg ostwärts. Diese Konstellation ist durch ein blockierendes Hoch über der
Norwegischen See bedingt, das aber seine Wirkung für Mitteleuropa nicht
entfalten kann.
In der Frontalzone laufen kurzwellige Keil-Trog-Strukturen nach Osten ab, die
bei leicht labiler Schichtung für einen wechselhaften Wettercharakter sorgen. An
deren Vorderseite wird in den Westen und Süden Deutschlands feuchtlabile Luft
geführt. CAPE (MU, KK) erreicht mehr als 1000 J/kg, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser 30 bis über 35 mm. Da reicht wenig Hebung, um
konvektive Umlagerungen bis hin zu Gewittern auszulösen. Der Fokus liegt auf
Starkregen, wodurch bei zunehmender Verclusterung auch Unwettergefahr besteht;
für größeren Hagel ist mangels Scherung zu wenig Organisation vorhanden. Auch
Sturmböen sind nicht ganz auszuschließen.
Darüber hinaus können sich, tagesgangsbedingt gestützt, im Randbereich eines
Höhentiefs über dem Ostseeraum im Nordosten einzelne kurze Gewitter entwickeln,
wobei dort Starkregen weniger wahrscheinlich ist als im Westen und Süden.
Längere sonnige Abschnitte sind in einem breiten Streifen von Ems und Nordsee
bis nach Sachsen und zur Neiße zu erwarten. Ansonsten dominiert wechselnde
Bewölkung. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen in teils schwülwarmer Luft 23
bis 28 Grad.

In der Nacht zum Dienstag fällt die Konvektion weitgehend in sich zusammen.
Größtenteils erfolgt unter einem flachen Höhenkeil Wetterberuhigung. Dort, wo es
zuvor viel geregnet hatte, können sich flache Nebelfelder bilden.
Allerdings macht sich ausgangs der Nacht ein Trog bemerkbar, der auf
Ostfrankreich übergreift. Dieser Trog umläuft ein Höhentief über den Britischen
Inseln, das Bestandteil der o.g. Rinne tiefen Geopotentials ist. Vorderseitige
Hebung lässt daher im Westen schauerartigen Regen aufkommen.

Dienstag… schwenkt der von dem Höhentief über den Britischen Inseln ausgehende
Trog über den Nordwesten Deutschlands hinweg nordostwärts. Diesem Trog ist eine
Kaltfront vorgelagert, die rasch vom Emsland bis in die Mittagsstunden auf die
mittleren Regionen Deutschlands übergreift. Vorderseitig wird die labil
geschichtete Warmluft mit den Parametern von Vortag aus dem Süden Deutschlands
in die Mitte und den Osten geführt, so dass dank Einstrahlung erneut über 1000
J/kg CAPE generiert werden können. Erste schwächere Gewitter, die durchaus
Starkregen zustande bringen können, entwickeln sich bis Mittag bereits über den
mittleren Regionen. Mit dem Übergreifen der Gewitter nach Osten kann der
Tagesgang seine Wirkung entfalten, wodurch dort und auch im Südosten sowie aus
den Alpen heraus stärkere Gewitter zu erwarten sind. Aufgrund der ausgeprägteren
Scherung sind dann auch organisiertere Strukturen hoch reichender Konvektion
vorstellbar, d.h. Unwetter, auch durch Hagel um 3 cm, sind etwas
wahrscheinlicher als dass dies heute der Fall ist – wenngleich auch keine
ausgewachsene Schwergewitterlage bevorsteht, die eine Unwettervorabinfo
rechtfertigen würde.
Postfrontal erfolgt bereits am Vormittag im Nordwesten und Westen und ab Mittag
auch in den mittleren Regionen eine Entspannung der Lage. In diesen Gebieten
fließt trockenere und stabilere Luft ein; Kaltluftadvektion und das hieraus
resultierende Absinken ersticken die Konvektion und lassen die Bewölkung
zusehends auflockern, so dass, abgesehen von ein paar leichten Schauern in
Nordseenähe, in diesen Gebieten konvektiv nicht mehr viel passieren sollte.
Während im Norden und in der Mitte Deutschlands 20 bis 24 Grad zu erwarten sind,
können südlich der Mittelgebirgsschwelle noch einmal bis 27 Grad erreicht
werden.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das von den Britischen Inseln kommende
Höhentief mit seinem Kern zur Emsmündung. Der hiervon ausgehende breite Trog
greift dann auf Deutschland über. Hierdurch stellt sich Nordwesten auf die Mitte
übergreifend Schauerwetter ein. In den anderen Gebieten dauert das aus
Kaltluftadvektion resultierende Absinken an, wodurch es dort noch trocken
bleibt.
Das mit dem Höhentief korrespondierende Bodentief gelangt in die Nordsee. An
dessen Südflanke zieht der Gradient etwas an; für warnrelevante Böen reicht es
wahrscheinlich noch nicht, aber die Bildung von Nebel sollte dann unterbunden
werden.

Mittwoch… liegt Deutschland im Bereich eines umfangreichen Höhentiefs, dessen
Zentrum sich allmählich in den Nordosten, etwa in den Berliner Raum, verlagert.
Vorstellbar ist auch, dass dieses Höhentief in mehrere Kerne zerfällt. Ohnehin
sind die Geopotentialgegensätze im Norden und in der Mitte Deutschlands gering.
Dagegen legt der Gradient im Bodendruckfeld zu. Im Süden sind bis in tiefe Lagen
Windböen Bft 7 möglich, in der Mitte sind warnrelevante Böen auf die Höhenlagen
der zentralen Mittelgebirge beschränkt. Auf exponierten Berggipfeln der
zentralen, vielmehr noch der süddeutschen Mittelgebirge sind Sturmböen Bft 8/9
nicht auszuschließen.
Im Bereich des Höhentiefs ist die Schichtung labil, so dass sich wiederholt
Schauer und kurze Gewitter entwickeln können. Dabei handelt es sich um typische
Kaltluftgewitter und mangels Scherung meist Einzelzellen, die rasch wieder in
sich zusammenfallen. Starkregen kann nur zustande kommen, wenn mehrere Zellen
einen Ort treffen. Etwas mehr Organisation ist lediglich über dem zentralen
Mittelgebirgsraum bis zum Bayerischen Wald zu erwarten; dort zeichnet sich vor
allem niedertroposphärisch signifikante Scherung ab. In diesen Gebieten
verlagern sich die Konvektionszellen rascher, so dass Starkregen dort nur noch
wenig wahrscheinlich ist, aber Wind- und stürmische Böen auftreten können.
Ausgenommen von diesen Entwicklungen sind nur der Westen (hauptsächlich die
Gebiete westlich des Rheins) und der Südwesten, wobei hier noch Unsicherheiten
bestehen.
Gegenüber den Vortagen wird es mit 18 bis 23 Grad allenfalls noch mäßig warm.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das wetterbestimmende Höhentief mit
seinem Kern über die Lausitz hinweg zum Riesengebirge. Die Konvektion (mit nur
sehr geringer Wahrscheinlichkeit für Starkregen) konzentriert sich daher auf den
östlichen Mittelgebirgsraum und den Südosten Deutschlands. Von Norden und Westen
her erfolgt zusehends Stabilisierung. Ein weiterer Kurzwellentrog, der das
Höhentief umläuft und von Norden her auf den Nordwesten Deutschlands übergreift,
bringt maximal noch ein paar schwächere Schauer zustande. Gebietsweise klart es
auf. Allerdings bleibt aufgrund des noch vorhandenen Gradienten die Nebelneigung
gering.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebe Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann