#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 13.07.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.07.2025 um 10.30 UTC
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 20.07.2025
Der Mittelfristzeitraum wird durch eine leicht nach Norden verschobene
High-Over-Low-Lage bestimmt.
Am Mittwoch erstreckt sich ein abgeschlossenes, kräftiges Höhenhoch über
Skandinavien bis ins Nordmeer. An seiner Südflanke liegt ein Höhentief über dem
Atlantik, ein weiteres mit Zentrum über Norddeutschland, das auch Deutschland
und große Teile Mitteleuropas beeinflusst. Weiter südlich schließt sich eine
Hitzeglocke über Westafrika an, die mit 850 hPa-Temperaturen über 25 °C bis zur
Iberischen Halbinsel reicht.
Der Kaltlufttropfen sorgt am Mittwoch bei meist nur schwachen CAPE-Werten
wiederholt für Schauer und Gewitter. Die Hauptgefahr geht dabei bei nur mäßiger
Verlagerungsgeschwindigkeit von lokalem Starkregen aus. Dabei ist eine mäßig
warme Luftmasse mit 850-hPa-Temperaturen von etwa 8 °C wirksam.
Am Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt des Kaltlufttropfens nach
Tschechien, wodurch besonders die Osthälfte von weiteren Schauern und Gewittern
betroffen ist. Im Westen setzt durch einen nachrückenden Bodenhochkeil leichte
Stabilisierung ein.
Am Freitag verlagert sich der Kaltlufttropfen nach Polen. An seiner
Nordostflanke wird im IFS eine Zyklogenese ausgelöst, an deren Ostflanke
Norddeutschland von Norden her unter WLA gelangt. Dadurch greifen weitere
Niederschläge, teils gewittrig durchsetzt, auf den Norden und Nordosten über.
Während der Südwesten unter einem schwachen Bodenhoch liegt.
Zum Wochenende schiebt sich ein flacher Höhenkiel zwischen einem ostwärts
vorankommenden Atlantiktrog und dem sich auffüllenden Cut-Off-Tief mit Zentrum
über Nordpolen über Deutschland. Dabei setzt im Süden Deutschland deutliche
Erwärmung ein, wodurch die 850-hPa-Temperatur rasch über 15 °C ansteigt. Die
Labilität bleibt im Nordosten erhalten, sodass dort mit weiteren Schauern und
Gewittern gerechnet werden muss.
Der Keil wird aber im neuen IFS-Lauf bereits am Sonntag wieder nivelliert, da
sich das Höhentief über Nordpolen beginnt, retrograd zu verlagern und Kontakt
mit dem atlantischen Trog aufnimmt. Mitteleuropa gelangt dadurch unter eine
südwestliche Höhenströmung, in der sich in einem „sumpfigen“ Bodendruckfeld
wiederholt Schauer und Gewitter bilden.
Im weiteren Verlauf nähert sich der Atlantiktrog, sodass auf seiner Vorderseite
vorübergehend die Luft der Hitzeglocke angezapft wird, sodass die
850-hPa-Temperatur im Süden über 20 °C ansteigt. Aber auch diese wird durch eine
rasch nachfolgende Kaltfront ausgeräumt, während der nächste Trog auf
Deutschland übergreift.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Wesentlichen wird die Lage bis zum Freitag, ähnlich zu den Vorläufen
simuliert. Unsicherheiten bestehen noch bezüglich der genauen Lage des
Kaltlufttropfens. Im neuen IFS-Lauf wird die Zyklogenese über Polen stärker
berechnet. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf uns, solange sie nicht weiter
westlich gerechnet wird.
Ab dem Wochenende ergeben sich größere Unterschiede. Die retrograde Verlagerung
des Höhentiefs wurde in den Vorläufen so nicht berechnet. Stattdessen sollte das
Cut-Off-Tief nach Osten abziehen und es zeigte sich immer wieder ein größerer
Keilvorstoß vorderseitig des Atlantiktroges über Mitteleuropa, wobei Luft aus
der nordwestafrikanischen Hitzeglocke angezapft wurde. Stabil war aber dieser
Keil ebenfalls nicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Laut GFS bleibt der Kaltlufttropfen langgestreckt von der Nordsee über
Norddeutschland bis nach Polen liegen. Die ICON-Rechnung ähnelt hingegen IFS,
wobei hier nur eine schwache Zyklognese über Polen stattfindet.
In der erweiterten Mittelfrist war GFS in den vergangenen Tagen immer ein
Verfechter einer Hitzewelle zum nächsten Wochenende, teils mit Rechnungen über
25 °C auf 850-hPa. Der neue Lauf ähnelt diesbezüglich jedoch sehr der neuen
IFS-Variante. ICON berechnet jedoch einen stärkeren Keil, aber ohne, dass dabei
die heiße Luft angezapft wird.
Die KI-Modelle lassen den KLT nach Osteuropa abziehen und berechnen ab dem
Wochenende einen Übergang zu Trog Westeuropa, wohingegen keines der KI-Modelle
eine Hitzewelle für den Süden zeigt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bis einschließlich Samstag sind die Rauchfahnen stark gebündelt. Ein deutlicher
Aufwärtstrend lässt sich am Samstag beim Geopotenzial und der 850-hPa-Temperatur
finden. Ab Sonntag nimmt besonders im Süden die Streuung deutlich zu, wohingegen
die ganz warmen Mitglieder mit 850-hPa-Temperaturen im Vergleich zu den
Vorläufen weniger geworden sind. Bei sehr hoher Streuung lässt sich jedoch zum
Anfang der nächsten Woche schon wieder ein Abwärtstrend erkennen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die wechselhafte und eher mäßig warme
Witterung bis Freitag relativ sicher ist. Dabei bleiben allerdings die genaue
Position des KLT und die damit verbundenen Niederschlagsschwerpunkte unsicher.
Die Trogvorderseite am nächsten Wochenende mit abnehmender Gewitterneigung und
Erwärmung gilt als sehr wahrscheinlich. Unsicher bleibt jedoch, ob die heiße
Luft der Hitzeglocke angezapft wird und den Süden eine erneute Hitzewelle
erwartet. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch mit den neuen Läufen wieder
gesunken. Danach deutet ein grober Trend in Richtung eines erneuten
Trogdurchgangs. Schaut man in die Clusternalysen der erweiterten Mittelfrist, so
könnte sich dieses Zirkulationsmuster weiter fortsetzen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im gesamten Mittelfristzeitraum kann es immer wieder zu Gewittern kommen, vor
allem im Nordosten. Diese sind größtenteils markant. Bei nur geringen CAPE- und
Scherungswerten geht wegen der oft nur mäßigen Zuggeschwindigkeit die
Hauptgefahr von Starkregen aus. Dieser kann lokal in den unwetterartigen Bereich
gehen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX, ICON, ab Samstag ENS-Mittel
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold