#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 09.07.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 090800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.07.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM (bzw. eher Trograndlage)
Heute in einigen Gipfellagen stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen nicht
ausgeschlossen, sonst keine markanten Wettererscheinungen.
Am Donnerstag und Freitag einzelne Gewitter möglich, vor allem am Donnerstag
dabei auch markante Begleiterscheinungen (Starkregen, kleiner Hagel, Böen Bft 8)
nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… befindet sich das Vorhersagegebiet zwischen einem mit mehreren
Drehzentren ausgestatteten Höhentrog, der von der mittleren Ostsee über Polen
bis zu den Balkanstaaten reicht und einem zunächst noch flachen Höhenrücken über
Südwest- und Westeuropa unterhalb einer leicht antizyklonal konturierten
nordwestlichen Höhenströmung. Schwache NVA und Absinken stützen ein Bodenhoch
westsüdwestlich der Britischen Inseln, von dem aus ein Keil über Frankreich bis
nach Südwestdeutschland reicht, der sich noch ein wenig verstärken kann.
Der Höhentrogkomplex weiter östlich wird durch ein Höhenhoch über dem Süden
Russlands blockiert und kommt somit kaum mehr nach Osten voran. Dabei etablieren
sich bis zur kommenden Nacht grob zwei Hauptdrehzentren: Eines befindet sich am
Donnerstag, 00 UTC über der mittleren Ostsee und interagiert mit dem Bodentief
„GABRIEL“, das von Weißrussland allmählich Richtung Baltikum zieht und unter
Einbeziehung feuchtwarmer Luftmassen aus Südosteuropa nicht nur dort, sondern
auch in Teilen Polens für ordentlich „Bambule“ in Form teils kräftiger Gewitter
bzw. Starkregen sorgt.
Ein weiteres Höhentief kann sich in etwa über Ungarn verstärken und verlagert
sich allmählich nach Rumänien. Es setzt eine weitere Zyklogenese über
Südosteuropa in Gang, das daraus resultierende Tief zieht in der Nacht zum
Donnerstag zur Westukraine. Auch in dessen Peripherie ist mit unwetterartigen,
konvektiv durchsetzten Niederschlägen zu rechnen.
Hierzulande verläuft der Tag dagegen wettertechnisch vergleichsweise entspannt,
wenngleich nicht störungsfrei. Die zwischen dem Hochkeil und den Tiefs über
Osteuropa von Nordwesten einströmende erwärmte maritime Subpolarluft ist recht
feucht und kann mit etwas Einstrahlung im Tagesverlauf labilisiert werden.
Bedingt durch das Absinken befindet sich allerdings in etwa 700 hPa über der
Westhälfte bzw. 600 hPa über der Osthälfte allerdings eine schwache
Sperrschicht, die „überbordende“ Schauertätigkeit verhindert.
Dennoch reicht es innerhalb der feuchten Luftmasse (PPWs oft 20 bis 25 mm,
lediglich im Südwesten unter 20 mm) gebietsweise für schwache Schauer, am
ehesten wohl in der Osthälfte bzw. in einem Streifen vom südlichen
Niedersachsen/Ostwestfalen bis nach Franken/Vogtland/Westerzgebirge (dort lässt
sich ein schwach konvergentes Windfeld ausmachen) sowie später auch in
Südostbayern. Für Gewitter sollte es mangels vertikaler Erstreckung aber kaum
reichen, bei gebietsweise simulierten 50 bis 150 J/kg ML-Cape kann man sie
jedoch nicht komplett ausschließen.
Vom Absinken und zunehmenden Hochdruckeinfluss profitiert vor allem der
Südwesten, wo die Wolken mehr und mehr auflockern und sich länger die Sonne
durchsetzt. Auch im Nordwesten und im „wahren“ Norden scheint die Sonne
häufiger, diese Region profitiert vom „Skandenföhn“.
Ansonsten bleibt es aber eher bewölkt, Richtung Erzgebirge und an den Alpen auch
stark bewölkt. Die Luftmasse kann sich gegenüber gestern etwas erwärmen, die 850
hPa-Temperatur steigt auf etwa 8 Grad. Je nach Sonne reicht das für Höchstwerte
zwischen 18 und 23, am Rhein örtlich 24 Grad, an den Alpen werden die 15 Grad
dagegen kaum überschritten.
Noch kurz zum Wind: Der Gradient kann sich im Tagesverlauf maximal nur
geringfügig verschärfen, dennoch frischt der Wind vor allem in der Osthälfte mit
dem Tagesgang auf. In freien Lagen sowie in Schauernähe sind einzelne steife
Böen (Bft 7) aus Nordwest nicht ausgeschlossen, in den Kammlagen einiger
Mittelgebirge kann es auch stürmische Böen (Bft 8) geben. Für eine Warnung
dürfte das aber kaum reichen.
In der Nacht zum Donnerstag kann sich der Höhenrücken über Westeuropa durch WLA
vorderseitig eines breiten Langwellentrogkomplexes über dem nördlichen
Nordatlantik (Drehzentrum vor Südgrönland) verstärken und weitet sich über die
nördliche Nordsee Richtung Skandinavien aus. Der Höhentrog wird somit über dem
östlichen Mitteleuropa „abgeschnürt“ und kommt weiterhin nicht nach Osten voran.
Dessen Drehzentren befinden sich Donnerstagfrüh in 500 hPa vor Gotland bzw. über
der Westukraine.
Die beiden korrespondierenden Bodentiefs bleiben fast quasistationär, vor allem
das nördlichere („Gabriel“) füllt sich dabei ein wenig auf. Das Bodenhoch
wandert mit seinem Schwerpunkt langsam Richtung GB, der von ihm ausgehende Keil
weitet sich über dem Vorhersagegebiet noch etwas nach Osten aus. Somit fächert
der Gradient etwas auf und der Wind nimmt tendenziell ab.
Die Schauertätigkeit kommt mit dem Tagesgang zwar allmählich zum Erliegen,
dennoch fällt im Laufe der Nacht mit Passage eines flachen kurzwelligen
Randtroges am ehesten im Nordosten und Osten von Nordwest nach Südost noch etwas
Regen, von Ostbrandenburg bis zur Lausitz kann es nach Lesart des ICON-D2 auch
mal ein paar kräftigere Schauer geben.
Ansonsten verläuft die Nacht aufgelockert, im Südwesten bis zur Mitte teils auch
gering bewölkt. Je nach Bewölkung kühlt es auf angenehme 14 bis 7 Grad ab, in
den südwestdeutschen Mittelgebirgen auch darunter. Lediglich an den Küsten
bleibt es milder.
Donnerstag… schwächt sich der nördlichere Dipol des Höhentiefs ab, während der
südlichere sich über der Westukraine bzw. dem Südosten Polens einnistet.
Insgesamt weitet sich dessen Einflussbereich tendenziell etwas nach Westen aus,
während sich der von den Britischen Inseln über die Nordsee bis nach Mittel-
bzw. Nordskandinavien reichende Höhenrücken bzw. -keil sich noch etwas
verstärken kann, aber ebenfalls quasistationär bleibt. Somit verbleibt das
Vorhersagegebiet an der Westflanke des Troges unterhalb einer nordnordwestlichen
Höhenströmung, die vor allem über der Osthälfte mit Durchschwenken eines
weiteren kurzwelligen Troganteils leicht zyklonal konturiert ist.
An der Lage des Bodenhochs (GB, westliche Nordsee) ändert sich ebenfalls nur
wenig, ein Keil bleibt weiterhin nach west- und Südwestdeutschland gerichtet.
Somit gelangen von Nordwesten her weiterhin relativ feuchte Luftmassen ins
Vorhersagegebiet. Lediglich im Südwesten und Westen bis in die mittleren
Landesteile kann die Luftmasse durch Absinken weiter abtrocknen, so dass dort
vielerorts bei nur wenigen Wolken die Sonne scheint. Im Südosten sorgt dagegen
der langsam abziehende Randtrog aus der Nacht bereits am Vormittag für ein
Aufleben der Schauertätigkeit. Recht frühzeitig leben auch in der Osthälfte,
insbesondere von Ost- und Südbrandenburg bis nach Ostsachsen, die Schauer wieder
auf, vorderseitig des sich annähernden Kurzwellentroges intensivieren sich diese
vor allem ab mittags und am Nachmittag und es treten auch einzelne Gewitter auf.
Die Labilitätsfläche reicht nun teilweise über die 600 hPa hinaus und es können
gebietsweise mehrere 100 J/kg ML-Cape generiert werden. Bei PPWs um 25 mm und
Mehrfachtreffern können durchaus auch mal Starkregen, bei frischen Entwicklungen
kleinkörniger Hagel sowie steife bis stürmische Böen mit von der Partie sein.
Nachmittags und abends steigt dann auch in Ost- und Südostbayern das
Gewitterpotenzial etwas an.
Ansonsten hält sich die Schauertätigkeit aber in Grenzen und es bleibt
überwiegend trocken. In den Nordwesten gelangt allerdings mit einer ehemaligen
Warmfront ebenfalls feuchtere Luftmassen, so dass dort dichtere Wolken
aufziehen, aus denen es örtlich auch ein paar Tropfen Regen geben kann.
Längere sonnige Abschnitte gibt es dagegen durch den Skandenföhn dieses Mal im
Ostseeumfeld bis nach Vorpommern. Dort bleibt es auch trocken.
Die Luftmasse erwärmt sich vor allem im Westen und Süden langsam, in 850 hPa
steigt die Temperatur in Südbaden bereits auf 12 Grad, während sie im Nordosten
und Osten bei etwa 8 Grad verharrt. Entsprechend kann es vor allem an Rhein,
Untermain und Neckar mit 24 bis 27 Grad schon wieder sommerlich warm werden,
ansonsten liegen die Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der Kurzwellentrog über Tschechien und
Ostbayern hinweg südwärts, wobei er sich noch ein wenig nach Westen ausweitet
und über den mittleren Landesteilen mit der nach Südosten vorankommenden, etwas
feuchteren Luftmasse der ehemaligen Warmfront interagieren kann. Dort werden die
Wolken dichter und vor allem vom südöstlichen Niedersachsen bis nach Thüringen
und Sachsen-Anhalt simulieren die Modelle auch etwas Regen bzw. einzelne
Schauer, ebenso in Sachsen und im Osten/Südosten Bayerns. Die Mengen bleiben
aber gering und Gewitter sind auch keine mehr zu erwarten.
Im Südwesten, aber auch im Nordosten verläuft die Nacht dagegen vielerorts
gering bewölkt. Die Minima liegen meist zwischen 15 und 9 Grad, in einigen
südwestdeutschen Mittelgebirgstälern auch darunter.
Freitag… kommt unser Höhentief langsam Richtung Zentralpolen voran, während
der Höhenrücken über Mittelskandinavien Verbindung mit dem Rücken über dem Süden
und Westen Russlands aufnimmt. Dabei kapselt sich eine eigenständige
Höhenantizyklone über England ab.
Das Bodentief nimmt zunehmend eine Dipolform an mit Kernen (um 18 UTC) über dem
Westen Russlands, vor allem aber über der Danziger Bucht. Letzterer wird von den
Modellen noch mit gewissen Differenzen, was genaue Lage und Intensität angeht,
was durchaus Einfluss auf die Niederschlagsprognosen auch hierzulande hat.
Das Bodenhoch zieht sich langsam nach Westen zurück bzw. weitet sich Richtung
Skandinavien aus, letztlich etabliert sich ein weiterer Schwerpunkt im Bereich
der Kola-Halbinsel. Somit setzt im Vorhersagegebiet von Osten her Druckfall ein
und im Nordosten verschärft sich der Gradient. Für warnrelevante Böen dürfte das
aber nicht reichen.
Nach Abzug des Kurzwellentroges bleibt die Schauertätigkeit zunächst erstmal
gering. Dennoch dürften vor allem die östlichen und mittleren Landesteile und
später auch der Südosten Bayerns mit Annäherung des Höhentiefs nicht ganz leer
ausgehen, vereinzelt sind auch Gewitter möglich, die Wahrscheinlichkeit für
markante Begleiterscheinungen ist aber wohl etwas geringer als an den Vortagen.
Auffällig ist dabei das defensive Agieren des ICON-EU bzgl. Niederschläge seit
einigen Läufen. GFS simuliert sogar über NRW vereinzelte Schauer, allerdings
keine nennenswerten Mengen, IFS (noch der 12 UTC-Lauf) hat dagegen – außer
vielleicht im Nordwesten und Norden sowie ganz im Westen – verbreitet schwache
Schauer auf der Agenda, im Südosten sowie im Alpenvorland werden gebietsweise
sogar mehr als 10 l/qm simuliert. Insgesamt dürfte es wohl auf die „goldene
Mitte“ hinauslaufen.
Längere sonnige Abschnitte gibt es vor allem noch im Südwesten, aber auch durch
den Skandenföhn in Schleswig-Holstein und in Vorpommern. Allerdings setzt im
Nordosten vorderseitig des sich annähernden Höhentiefs im Tagesverlauf WLA ein,
so dass dort die Wolken wieder dichter werden. Bei T850 hPa zwischen 8 Grad auf
Rügen und 13 Grad in Südbaden ändert sich an den Höchstwerten insgesamt nur
wenig.
In der Nacht zum Samstag zieht das Bodentief allmählich weiter nach
Nordwestpolen, und an dessen Westflanke setzen über der Osthälfte verbreitet,
meist aber nur leichte WLA-Regenfälle ein. Wie weit diese nach westen
vorankommen, ist nach wie vor unklar. IFS bleibt am progressivsten aufgestellt
mit Mengen örtlich über 10 l/qm in 12 Stunden in Brandenburg und Ostvorpommern.
ICON-EU simuliert in einigen Regionen dort 5 bis 10 l/qm und GFS meist weniger
als 5 l/qm.
Im Westen und Südwesten bleibt es meist trocken, in der Mitte und im Südosten
klingen die Schauer alsbald ab, dann sind auch dort kaum mehr Niederschläge zu
erwarten.
Ob der Gradient an der Westflanke des Tiefs vor allem entlang der vorpommerschen
Küste für einzelne steife Böen aus Nord bis Nordwest reicht, ist noch unklar.
An den Tiefstwerten ändert sich gegenüber der Vornacht nur wenig.
Modellvergleich und -einschätzung
Der grobe Fahrplan steht, allerdings gibt es vor allem ab der Nacht zum Freitag
Differenzen bzgl. der Zugbahn und Intensität des Höhentiefs, was in erster Linie
Einfluss auf die Niederschlagsprognosen hat. Allerdings sind die Mengen nicht
warnrelevant.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff