#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 30.06.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.06.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
S a
Hitzewelle mit Höhepunkt am Mittwoch. Im Bergland vereinzelte Gewitter. Unwetter
nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… liegen wir unter einem breiten Höhenrücken, der von Süd- über
Mitteleuropa bis Nordskandinavien reicht. Er verlagert sich nur langsam über uns
nach Osten. Das damit korrespondierende Bodenhoch zieht unter beginnender
Abschwächung erst nach Norddeutschland, dann abbiegend ins östliche
Mitteleuropa. In der Südwesthälfte ist dabei heiße Luft wetterbestimmend, die in
850 hPa Werte bis fast 20°C aufweist, in der Nordosthälfte sind die Temperaturen
noch etwas moderater.
Mit der schwachen, auf südliche Richtungen drehenden Strömung gelangt in den
Westen und Südwesten etwas feuchtere Luft, die einen Wassergehalt von 25 bis 35
mm PPW hat und in der sich etwas Labilität (MU CAPE 1000 bis 2000 J/kg) aufbaut,
die aber stark gedeckelt bleibt. Von Seiten der Dynamik ist nicht viel zu
erwarten, so dass allenfalls mit Hilfe der Orografie Konvektion zustande kommt.
Am ehesten im Hochschwarzwald, an der Alb und im Allgäu. Ohne Scherung bilden
sich Einzel- oder Multizellen, die Starkregen, mit geringer Wahrscheinlichkeit
bis in den Unwetterbereich und Hagelansammlungen bringen können.
Abgesehen davon dauert deutschlandweit die nahezu ungehinderte Einstrahlung an.
Am Nachmittag werden 30 bis 34, in Rheinnähe bei zunehmender Schwüle bis 36°C
erreicht. Im Norden und Nordosten Deutschlands wird es mit 24 bis 29 Grad und
Werten um 22 Grad an der Ostsee nicht so heiß. Die Luft ist in der NE-Hälfte
auch wesentlich trockener.
In der Nacht zum Dienstag ändert sich nichts Gravierendes. Wir liegen am Rand
des Hochs, das mit seinem Schwerpunkt nach Polen zieht. Die Konvektion ist nach
Sonnenuntergang meist schnell vorbei. Im Westen und Südwesten ist zumindest in
Ballungsgebieten eine Tropennacht mit Tiefsttemperaturen kaum unter 20 Grad zu
erwarten. Ansonsten breitet sich die trockenere und nicht ganz so heiße Luft
über der Mitte und nach Osten hin vorübergehend etwas südwärts aus und bringt in
einer etwas erweiterten Nordosthälfte eine ganz erträgliche Abkühlung auf 14 bis
9°C.
Dienstag… nähert sich ein Langwellentrog über dem Atlantik langsam dem
europäischen Kontinent. Davor kräftigt sich der Keil sogar weiter, kippt aber
mit seiner Achse über uns langsam hinweg nach Osten. Er behält aber seinen
Einfluss für Mitteleuropa, wobei das Bodenhoch noch etwas Richtung Slowakei und
Ungarn zurückweicht.
Die schwache Strömung bleibt auf Süd bis Südwest und wir damit in der Zufuhr
sehr heißer Luft aus Südwesteuropa. Während im Osten weiter trockene Luft
dominiert, breitet sich die feuchtere Luft nun wieder etwas nach Norden aus,
besonders in der Westhälfte. Es baut sich tagsüber wieder einiges an CAPE auf,
um 1500 J/kg, bei PPW bis 35 mm und weiter ohne jegliche Scherung. Allerdings
fehlen auch auslösende Faktoren für die Labilität. Eine Bodentiefdruckrinne, die
sich über Frankreich und Benelux formiert hat, bleibt mit ihrer Konvergenz
zunächst noch außen vor.
Da sich die feuchtere Luft aber ausbreitet, dürfte Konvektion mit Hilfe der
Orografie auch bis zur Mitte hin und eventuell vereinzelt auch über dem
westdeutschen Bergland ausgelöst werden. Wieder sind es Einzel- oder
Multizellen, die lokal Starkregen und Hagelansammlungen bringen können; Unwetter
durch Starkregen sind bei quasistationären Zellen ebenfalls möglich.
Die Temperatur steigt insgesamt und in stärkerem Maße im Norden und Nordosten
an. Abgesehen vom Küstenbereich sind meist 30 bis 36, im Westen und Süden
örtlich bis 38°C zu erwarten. Gebietsweise wird es schwül und es besteht
verbreitet eine starke bis extreme Hitzebelastung.
In der Nacht zum Mittwoch rückt das Zirkulationsmuster wenig nach Osten. Wir
befinden uns nach wie vor unter dem Höhenrücken, so dass die Konvektion alsbald
in sich zusammenfällt. Meist klart es dann auf. Temperaturminima von 15°C oder
etwas darunter sind kühleren Regionen der östlichen und südlichen Landesteile zu
erwarten. Im Westen und Südwesten geht die Temperatur gebietsweise nicht unter
24 bis 20°C zurück.
Mittwoch… breitet sich der Trog vom Atlantik nach Nordeuropa aus und der
breite Höhenrücken zieht sich über Mitteleuropa nach Südosten zurück. Somit
kommt nun langsam eine südwestliche Strömung in Gang, in der schwache Tröge im
Westen und Norden etwas Hebung auslösen können.
Zudem schiebt sich die Bodenrinne langsam nach West- und Nordwestdeutschland
rein. Davor breitet sich die sehr heiße (T850 bis 23°C) und immer instabilere
Luft bis zur Ostsee aus, sodass die Hitzewelle ihren Höhenpunkt erreicht. Bei
nahezu ungehinderter Einstrahlung sind fast landesweit Maxima um 35 oder darüber
zu erwarten. Auch über Norddeutschland sind lokal 38 bis 39°C möglich. Und
selbst die 40°C scheinen vereinzelt nicht ganz ausgeschlossen.
Die Labilität kommt dabei aber kaum zur Entfaltung, weil die genannten Antriebe
schwach ausfallen und die Luft wieder abtrocknet, sodass es letztlich auch die
CAPE Werte nicht mit denen der Vortage aufnehmen können. Vor allem im Westen und
Süden kann es über dem Bergland aber zu einzelnen Gewittern reichen, die ähnlich
ausfallen wie an den Vortagen, weil Scherung weiter Fehlanzeige ist. Nur im
Bereich der Rinne über dem Nordwesten sieht es anders aus. Hier reichert sich
verstärkt Feuchte an und es baut sich MU CAPE bis 2000 J/kg auf. Am Nachmittag
und Abend kann es dort einzelne starke Gewitter mit Unwetterpotential vor allem
durch Hagel und Starkregen geben. Dabei dreht der Wind auf Nordwest bis Nord und
frischt zeitweise stark böig auf mit einzelnen steife Böen auch abseits der
Gewitter. Die damit verbundene Stabilisierung beschränkt sich auf die untersten
Schichten.
In der Nacht zum Donnerstag breitet sich die Tiefdruckrinne und damit auch die
Schauer und Gewitter nach Osten und zur Landesmitte hin aus. Das Ganze
unterliegt Abschwächungstendenzen, sodass wohl vor allem anfangs vereinzelt
Unwetter möglich sind und die Gewitteraktivität auch insgesamt weniger wird. Die
lokalen Gewitter über dem Süden klingen meist ab. Dazwischen bleibt es in
größeren Bereichen über der Mitte und nach Osten hin trocken und teilweise klar.
Es bleibt warm mit Nachttemperaturen oft um oder etwas über 20°C. Der Wind
frischt vor allem an der Nordsee zeitweise stark auf und weht dort aus Nordwest
bis Nord.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren ähnlich. Die Gewitteraktivität bleibt im Bereich des
Höhenrückens insgesamt sehr verhalten. Die Hitzewelle erreicht ihren Höhenpunkt
am Mittwoch und geht dann auch zu Ende.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner