#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 29.06.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.06.2025 um 10.30 UTC
Hohe bis sehr hohe Wärmebelastung, Höhepunkt am Mittwoch. Überwiegend
unbeständig mit örtlichen Gewitter, lokal Unwetter durch Starkregen.
Donnerstag/Freitag im Süden gebietsweise Regen, Starkregen über mehrere Stunden
nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 06.07.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch nähert sich der Westeuropatrog, die
Tiefdruckrinne am Boden greift von Westen auf Deutschland über, die Keilachse
verlagert sich ostwärts. Nach häufig sonnigem Tagesbeginn Bildung von
Quellbewölkung, später Schauer und Gewitter. Die Modellprognosen zeigen sich
diesbezüglich aktuell recht zurückhaltend, nach Osten/Nordosten ist die
Luftmasse auch noch relativ trocken, vor allem in der Südwesthälfte muss aber
schon mit einigen, lokal auch kräftigen Gewittern gerechnet werden. Aufgrund
geringer Verlagerungstendenzen und hoher Feuchte ist in Bezug auf Starkregen
auch die Unwetterschwelle von 25 l/m² in kurzer Zeit wahrscheinlich lokal
schnell überschritten. Organisierte Strukturen sind aufgrund mangelnder Scherung
eher unwahrscheinlich. In der noch leicht aufsteilenden Strömung wird der
Hitzehöhepunkt erwartet, die Temperaturen in 850 hPa liegen bis weit in den
Norden bei 20 bis 22 Grad, je nach Sonneneinstrahlung sind demnach Höchstwerte
bis 38/39 Grad zu erwarten. Lediglich direkt im Küstenumfeld und im höheren
Bergland unter 30 Grad. In der Nacht zum Donnerstag greift eine Kaltfront auf
den Nordwesten über und ein kurzwelliger Troganteil läuft über den Norden
ostwärts ab. Zum einen sickert rückseitig weniger heiße Luft ein, die
Temperaturen in 850 hPa gehen auf Werte um 10 Grad zurück. Zum anderen gibt es
im Bereich der Kaltfront schauerartig verstärkten Regen, lokal sind Gewitter
dabei und lokal kann es auch kräftiger regnen. Der Wind dreht auf Nord und
frischt besonders im Küstenumfeld stark böig auf. Im Südwesten und Süden klingen
nachts die Schauer- und Gewitter bald ab, es ist meist gering bewölkt bis klar.
Am Donnerstag zeigt die Strömung eine leichte Zonalisierung. Die Kaltfront von
Norden verlagert sich nur langsam gen Mitte des Landes. Im Süden liegt noch die
Tiefdruckrinne. Von daher baut sich ein Temperaturgradient auf: im
Norden/Nordwesten 850 hPa-Temperaturen zwischen 7 und 10 Grad, im Süden und
Südosten nach wie vor 15 bis 20 Grad. Daher Entspannung in punkto Hitze im
Norden, vom Süden bis in den Osten mit Höchstwerten zwischen 33 und 37 noch
nicht. Im Frontbereich teils schauerartige Niederschläge, vor allem aber südlich
davon im Tagesverlauf wieder Bildung von Schauern und teils kräftigen Gewittern.
Im Frontbereich etwas erhöhte Scherungswert, von daher auf der Südflanke zur
feucht-labilen, heißen Luft potenziell etwas höherer Organisationsgrad möglich
und neben Starkregen dann auch mal etwas mehr Hagel. Im Süden eher wieder lokale
Entwicklungen, allerdings in Bezug auf Starkregen wieder bis in den
Unwetterbereich.
Im Norden rückseitig der Front Stabilisierung und Luftdruckanstieg, an der Küste
frischer Nordwind.
In der Nacht zum Freitag gewisse Trogannäherung, die Luftmassengrenze kommt noch
etwas in den Süden voran. Wahrscheinlich nicht so rasch abklingende
Schauer/Gewitter, sondern über dem Süden eher gebietsweise weitere
Schauer/Gewitter oder schauerartig verstärkter Regen durch Verclusterung.
Am Freitag im Norden relativ zonal Strömung, ggf. sind leichte Kurzwellenanteile
eingelagert, sowie leichter Hochdruckeinfluss. In der stabileren, nur
mäßig-warmen Luftmasse (850 hPa-Temperaturen meist zwischen 5 und 10 Grad)
störungsfrei. Wechselnd, teils gering bewölkt. Im Süden liegt nach wie vor die
Tiefdruckrinne mit feucht-labiler Luft (850 hPa-Temperaturen um 15 Grad). Von
Westen rückt zudem die Trogvorderseite näher. Aus der Nacht heraus gibt es noch
Niederschläge, die erstmal etwas abklingen bzw. abziehen. Im Tagesverlauf kommen
von Westen neue schauerartig verstärkte, teils gewittrige Regenfälle auf.
Strichweise deutet sich dabei Starkregen über eine oder mehrere Stunden an.
Insgesamt muss man aber auch festhalten, dass die Wetterentwicklung noch einigen
Unsicherheiten unterliegt. In der Nacht zum Samstag deutet sich mit
Trogübergreifen und einer trogvorderseitigen Tiefentwicklung im Alpenvorland
konvergente Strukturen und eine teils kräftige Winddrehung mit der Höhe an
(Gegenstrom), so dass die Niederschläge über dem Süden wahrscheinlich anhalten
und teils auch kräftig ausfallen können. Gebietsweise ist Starkregen über
mehrere Stunden möglich – zumindest nach aktuellem Stand der Prognosen…
Am Samstag schwenkt der Südteil des Langwellentrog allmählich ostwärts, die
Niederschläge aus der Nacht heraus ziehen allmählich im Südosten ab. Über den
nördlichen Landesteilen verbleibt ein kurzwelliger Anteil und der Bodendruck
fällt etwas, es deutet sich eine Tiefdruckrinne über dem Westen des Landes an.
Bei den Britischen Inseln zeigt sich eine neuerliche Austrogung samt
Tiefentwicklung. Im Nordwesten im Tagesverlauf zunehmende Bewölkung, abends bzw.
in der Nacht zum Sonntag etwas Regen. Im Südwesten und Süden im Tagesverlauf vor
allem über dem Bergland erneut einige Schauer/Gewitter. Dazwischen
kompensatorisches Absinken und gebietsweise auch wechselnd bis gering bewölkt,
weitgehend trocken.
Am Sonntag greifen Trog und korrespondierendes Bodentief samt Frontensystem von
Nordwesten/Westen auf Deutschland über. Daher von Westen zunehmend bewölkt,
zeitweise Regen. Im Südosten und Osten zunächst heiter bis sonnig, im
Tagesverlauf meist zunehmende Bewölkung, über dem Bergland im Süden örtlich
Schauer/einzelne Gewitter.
Insgesamt ist die Wetterentwicklung zum Ende der Woche mit deutlichen
Unsicherheiten behaftet. In der erweiterten Mittelfrist werden insgesamt
zyklonale Strömungsmuster gezeigt, die aber eine recht großen Spannbreite an
Lösungen zeigen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch ist die Konsistenz noch gut.
Bereits am Donnerstag nehmen die Unterschiede in den IFS-Modellläufen zu. Der
gestrige 00 UTC-Lauf des IFS ließ die Tiefdruckrinne schneller durchschwenken
als die beiden aktuelleren Läufe. Es deutet sich daher vor allem für den
Südwesten ein verzögertes Ausräumen der feucht-labilen, heißen Luftmasse an. Die
Hitze setzt sich also wahrscheinlich vom Süden bis in den Südosten/Osten fort.
Nachfolgend bleibt es tendenziell leicht wechselhaft auf etwas geringerem
Temperaturniveau. Die Trog-Keil-Strukturen in den vorliegenden Modellläufen
weisen dabei durchaus größere Unterschiede auf. Die neueren Modellläufe (gestern
12 UTC und heute 00 UTC) sind dabei insbesondere zum kommenden Wochenende
deutlich zyklonaler aufgestellt und simulieren teils sogar eine markante
Tiefentwicklung bei den Britischen Inseln/über der Nordsee, während der gestrige
00 UTC-Modelllauf die Frontalzone weiter nördlich zeigte und über unserem
Vorhersagegebiet eher auf einen Hochdruckkeil setzte.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Mit Blick auf andere Globalmodellen zeigen sich einige Unterschiede. GFS
simuliert insgesamt recht ähnlich zum aktuellen IFS-Modelllauf, ICON hingegen
ist bereits ab Donnerstag zyklonaler aufgestellt, trogt im Laufe des
Donnerstages über Westeuropa deutlicher aus und lässt dabei die Tiefdruckrinne
im Süden erst zum Samstag komplett „durchziehen“. Damit würde sich auf der
markanteren Vorderseite des Langwellentroges westlich von uns für den Süden (und
der Mitte) auch ein insgesamt höheres Temperaturniveau ergeben mit erneutem
Anstieg im Laufe des Freitages.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den erste Zeitraum von Mittwoch 00 UTC
bis Donnerstag 00 UTC (+72 bis + 96 h) zwei Cluster mit 34 bzw. 17 Membern,
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1. Die Unterschiede sind
gering, eventuell kann man in Cluster 2 ein minimal schnelleres Übergreifen der
Tiefdruckrinne bzw. eine leicht zügigere Trogannäherung von Nordwesten erkennen.
Leichte Timingunterschiede sind also möglich, grundlegend simulieren die beiden
Cluster aber eine sehr ähnliche Struktur. Im Folgezeitraum von Freitag 00 UTC
bis Sonntag 00 UTC (+120 bis +168 h) gibt es fünf Cluster mit 14, 11, 11, 9 und
6 Membern, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1. Der Grundtenor einer
kurzzeitigen Stabilisierung (Hochkeil) im Norden und einer dann prinzipiell
wieder zunehmend zyklonalen Strömung zeigt sich in allen Clustern, die
Ausprägung der Trog-Keil-Struktur wird unterschiedlich simuliert. Das bestätigt
also die noch recht großen Unsicherheiten zum Ende der Woche.
Auch die Rauchfahnen zeigen die gewisse Unsicherheit in Form eines sich recht
bald aufweitenden Lösungsspektrums der Einzelmember. Bereits ab Donnerstag
weitet sich die Kurvenschar in Bezug auf die Temperatur in 850 hPa und
Geopotenzial in 500 hPa. Relativ klar scheint dabei nur, dass die Temperaturen
dann im Laufe des Donnerstages deutlich zurückgehen (im Süden langsamer) und
dann auf einem geringeren Niveau verweilen. Auch das Geopotenzial geht
tendenziell zurück. Niederschlagssignale sind im Mittelfristverlauf
kontinuierlich vorhanden, mit einem Minimum am Freitag im Norden und tendenziell
einem erhöhten Niederschlagspotenzial im Süden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Hitze:
Hohe bis sehr hohe Wärmebelastung, Höhepunkt deutschlandweit am Mittwoch.
Donnerstag von Nordwesten Entspannung, in der Südosthälfte allerdings nochmals
hohe Wärmebelastung.
Gewitter/Starkregen:
Am Mittwoch in der Südwesthälfte und in der Nacht zum Donnerstag örtlich
kräftige Gewitter, im Süden dabei Starkregen sehr wahrscheinlich, lokal Gefahr
von Starkregen bis in den Unwetterbereich. Am Donnerstag und Freitag vor allem
im Süden lokal Gewitter, teils aber auch schauerartig verstärkter, teils
gewittriger Regen lokalem Starkregen bis in den Unwetterbereich. In der Nacht
zum Freitag und nach aktuellem Stand der Vorhersagen vor allem auch in der Nacht
zum Samstag im Südwesten strichweise erhöhte Regenmengen über mehrere Stunden.
EFI- und EPS-Signale diesbezüglich aktuell aber (noch?) ziemlich gering bis
nicht vorhanden. Hagel und Sturmböen spielen eine eher untergeordnete Rolle.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger