SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.06.2025 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a, Übergang zu H M

Am Montag und Dienstag vor allem über dem südwestdeutschen Bergland und an den
Alpen einzelne Gewitter mit Starkregen und Hagel bzw. Hagelansammlungen; lokale
Unwetter durch heftige Regengüsse nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… liegt Deutschland unter einem breiten Höhenrücken, der von einem Trog
überlaufen wird. Dieser in der relativ weit nördlich liegenden Frontalzone
eingelagerte Trog wird rasch über Skandinavien und die Baltischen Staaten hinweg
südostwärts geführt. Das mit diesem Trog korrespondierende Tief verlagert sich
unter leichter Intensivierung nach Karelien. Dessen stabile aktive Kaltfront
erfasst den Norden und Nordosten Deutschlands. Stromaufwärts, etwa über den
Britischen Inseln, wölbt sich der Rücken umso stärker auf. Dies lässt die
nordwestliche Strömung noch ein wenig aufsteilen, wodurch die Kaltfront bis zu
einer Linie Emsland-Frankfurt/Oder gedrückt wird. Nennenswerte Niederschläge
sind mit Frontpassage nicht zu erwarten, lediglich EZMW und UK10 spendieren 1
bis 3 mm innerhalb von 12 Stunden, was jedoch als die weniger wahrscheinliche
Variante anzusehen ist. Meist beschränkt sich die Wetterwirksamkeit dieser Front
auf mehrschichtige Wolkenfelder. Danach gelangt diese Front vollends unter
antizyklonalen Einfluss. Ganz im Nordosten kann zudem der Wind mit Böen Bft 7
auffrischen. Sonst sind, abgesehen von einer zunehmenden Wärmebelastung im
Westen und Süden Deutschlands, keine warnrelevanten Wettergefahren zu erwarten.
Weitgehend ungehinderte Einstrahlung lässt im Süden und zum Teil auch in der
Mitte die Temperatur auf 29 bis 34 Grad steigen, wogegen weiter nach Norden hin
23 bis 28, im Küstenumfeld Werte um 21 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Montag arbeitet sich der Rücken bis in die Nordsee vor. Der
Schwerpunkt des korrespondierenden Bodenhochs ist dann über dem Norden
Deutschlands zu finden. Während sich im Norden und Nordosten Deutschlands noch
die postfrontal eingeflossene kühlere und trockenere Luft mit Tiefsttemperaturen
zwischen 14 und 8 Grad bemerkbar macht, bleibt es sonst mit Tiefstwerten
zwischen 19 und 15 Grad drückend warm. In größeren Städten Südwestdeutschlands
wird die 20 Grad-Marke wahrscheinlich nicht mehr unterschritten.

Montag… wandelt sich der Höhenrücken in einen Keil um, der auf Deutschland
übergreift und sich bis zu den Lofoten erstreckt. Das korrespondierende
Bodenhoch verlagert sich dann unter beginnender Abschwächung in den Nordosten
Deutschlands. Mit einer, wenn auch schwachen, südwestlichen Strömung kann dann
in den Westen und Südwesten feuchtere Luft gelangen. In diesen Gebieten steigt
der Gehalt an niederschlagbarem Wasser auf 25 bis über 35 mm, CAPE (MU, KK)
erreicht 1000 bis 2000 J/kg, ist aber noch gedeckelt. Zudem ist von Seiten der
Dynamik kaum Antrieb zu erwarten, so dass allenfalls dank orografischer
Unterstützung konvektive Umlagerungen zustande kommen können. Sies wäre am
ehesten im Hochschwarzwald, an der Albkante und im Allgäu der Fall. Da kaum
Scherung vorhanden ist, dürfte es sich dabei um Einzel- oder Multizellen
handeln, die Starkregen, mit geringer Wahrscheinlichkeit auch bis in den
Unwetterbereich hinein und Hagelansammlungen zustande bringen können.
Abgesehen hiervon dauert deutschlandweit nahezu ungehinderte Einstrahlung an. Am
Nachmittag werden 30 bis 34, in Rheinnähe bei zunehmender Schwüle bis 36 Grad
erreicht. Im Norden und Nordosten Deutschlands wird es mit 24 bis 29 Grad und
Werten um 22 Grad an der Ostsee nicht so heiß.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Zirkulationsmuster weiter nach
Osten. Der nachfolgende Trog nähert sich bereits den Britischen Inseln und
greift mit seinem Südteil auf die Azoren über und kommt somit langsamer voran,
als dass dies bei weiter zurückliegenden Modellläufen zu sehen war. Das
wetterbestimmende Bodenhoch verlagert sich dann mit seinem Schwerpunkt nach
Polen, wobei der in den Alpenraum gerichtete Keil bestehen bleibt. In Bodennähe
stellt sich daher zu einer flachen, von der Nordsee bis nach Südfrankreich
reichenden Tiefdruckrinne eine schwache südöstliche Windkomponente ein. Da aber
diese Rinne noch zu sehr in der Nähe der Keilachse liegt, beginnt sie sich
aufzufüllen.
Konvektion, sollte welche zustande gekommen sein, dürfte durch Entrainment
alsbald in sich zusammenfallen.
Im Westen und Südwesten ist zumindest in Ballungsgebieten eine weitere
Tropennacht mit Tiefsttemperaturen nicht unter 20 Grad zu erwarten. Im norden
und Osten gehen die Temperaturen noch einmal auf Werte unter 15 Grad zurück.

Dienstag… kräftigt sich der mit seiner Achse den Osten Deutschlands
erreichende Keil noch etwas, ohne wesentlich ostwärts voranzukommen. Auch der
nachfolgende Trog zeigt nur eine geringe Bewegung. Von Westeuropa her läuft in
diesen Keil ein schwaches Höhentief herein, das nur schwache Hebung zustande
bringt uns alsbald aufgefüllt wird. Daher sind von dieser Struktur keine
nennenswerten Antriebe zu erwarten. Somit wird sich auch die über Frankreich
liegende, ohnehin nur flache Tiefdruckrinne weiter auffüllen.
Entrainmentprozesse entschärfen die zuvor eingeflossene feuchtlabile Luftmasse,
so dass vom Westen bis in die Mitte hinein der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser und auch die bodennahe spezifische Feuchte zurückgehen. Ein
Flüssigwassergehalt um 35 mm ist dann nur noch im Nordwesten und Südwesten bis
nach Franken herein zu erwarten. Mangels Dynamik ist hoch reichende Konvektion
erneut auf orografische Unterstützung angewiesen. Die Auslösung konvektiver
Umlagerungen ist daher über dem südwestdeutschen Bergland, an den Alpen und
(nach ICON) auch bis nach Mittelfranken hinein am wahrscheinlichsten. Da
faktisch keine Scherung vorhanden ist, dürfte es sich dabei um Einzel- oder
Multizellen handeln, die Starkregen und Hagelansammlungen zustande bringen
können; Unwetter durch heftige Regengüsse sind bei quasistationären Zellen nicht
auszuschließen.
Nahezu ungehinderte Einstrahlung lässt die Temperaturen weiter ansteigen.
Abgesehen vom unmittelbaren Küstenbereich sind sonst überall 30 bis 36, im
Westen und Süden in tieferen Lagen bis 38 Grad zu erwarten. Aufgrund der
ausgeprägten Schwüle besteht in diesen Gebieten zudem eine teils extreme
Wärmebelastung.

In der Nacht zum Mittwoch rückt das Zirkulationsmuster nur unwesentlich nach
Osten vor. In höheren Troposphärenschichten setzt bis nach Osten hin zusehends
eine südwestliche Strömung durch, allerdings ist diese antizyklonal gekrümmt, so
dass die Konvektion alsbald in sich zusammenfällt. Meist klart es dann auf.
Temperaturminima von 15 Grad oder etwas darunter sind dann nur noch in den
östlichen und südlichen Landesteilen weitab von Ballungsgebieten zu erwarten. Im
Westen und Südwesten geht die Temperatur verbreitet nicht unter 24 bis 20 Grad
zurück.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann